Bei Radio Alive, der neuen Radiokonferenz in Australien, habe ich letzte Woche einige gute Diskussionen im Konferenzraum verfolgt. Einige hochkarätige Referenten berichteten über viele Bereiche des australischen Radios und riefen viele Diskussionen über Werbung, Markengebung und kommerzielle Inhalte hervor.
Solche Diskussionen sind was Feines: Sie bringen Werbeagenturen mit Anderen zusammen und gestalten eindeutig einen Teil der Zukunft des kommerziellen Radios mit. Bei Überprüfung des Zeitplans entdeckte ich, dass in einem Nebenraum der Radiokonferenz ein Gespräch über DAB+ und Hybridradio stattfinden sollte. Ich machte mich auf den Weg und konnte so eine Menge nützlicher Statistiken entdecken.
„Weniger als 10% hören Radio über das Internet“, sagte die Geschäftsführerin von Commercial Radio Australia, Joan Warner, und lieferte einige weitere DAB+ Statistiken der Aussies. DAB+ wird in Australien ausgebaut, auch wenn mit dem Projekt vertraute Personen von einer Verlangsamung sprechen, die wohl mit schmerzlich träger Regulierung und Gesetzgebung zu tun hat.
Ford Ennals von Digital Radio UK war ebenfalls mit von der Partie. Er ist – scheinbar wie viele andere – begeistert davon, dass Einzelhändler aufhören, analoge Radioempfänger zu verkaufen. Wie ich hier bereits erwähnte, finde ich es merkwürdig, dass Einzelhändler bereitwillig etwas verkaufen, was in naher Zukunft vielleicht nicht mehr funktioniert; aber da niemand außer den Norwegern und Schweizern tatsächlich analoge Geräte ausschaltet, brauchen sie vielleicht einen triftigeren Grund.
DAB+ ist in fast jedem neuen Auto in Großbritannien zu finden: aber schauen wir doch mal auf die Zahlen für alle Autos auf der Straße: 30% aller Autos in Großbritannien haben ein Digitalradio installiert. Hierzu passt scheinbar Norwegens erstes Eintauchen in das neue Hören – wir haben herausgefunden, dass Norwegen (als kein wirklich großes Land) mehr DAB-Adapter für Autos verkauft als der Rest der Welt zusammen. Digital Radio UK versucht auch, einen besseren Nutzen hin zu bekommen. „Zwei Drittel der Menschen haben nicht verstanden, wie man den gewünschten Sender im digitalen Autoradio findet“, sagte Ford Ennals zu den Forschungsergebnissen; also arbeiten sie mit Autoherstellern zusammen, um bessere Ergebnisse zu erzielen.
Chris Johnson von der gemeinsamen australischen Radio-Applikation hatte einige nette Zahlen der ersten zwölf Monaten der App und viele andere Daten zu bieten, die ich für einen Radio World-Artikel übernommen habe.
Joe D‘ Angelo von Xperi berichtete über die für eine morgendliche Radiostunde typischen komplexen Metadaten. Wenn man diese richtig auswertet, bleibt mehr als nur ein Logo, denn viele übersehen dabei, dass ein Radio-Erlebnis mehr ausmacht als das Hinklatschen eines Senderlogos auf einem Bildschirm.
Nick Piggott von RadioDNS zeigte unterdessen schöne Aufnahmen des neuen Hybridradios im Audi A8. In Sachen Hybrid-Radio beginnt gerade ein richtiger Schwung – eine schöne Sache!
Clive Dickens (ex Absolute, noch bei Jack Oxford und beim 7 Network) sagte schließlich, dass die „Radio-Aufholjagd keine große Sache“ sei, wenn es um die Zukunft des Radios ginge. Er hat recht – wenn ich an die Musikgestaltung der meisten Radioprogramme denke.
Das alles zeigt, dass es immer wieder Kleinode auf einer Radiokonferenz zu finden gilt – manchmal muss man dafür halt auch die kleineren Gesprächsrunden aufsuchen.
So durfte ich einen durch und durch aufsehenerregenden Morgen miterleben!
Der “Radio-Futurologe” James Cridland beschäftigt sich mit neuen Plattformen und Technologien und ihre Wirkung auf die weltweite Radiobranche. Er spricht auf Radio-Kongressen über die Zukunft des Radios, schreibt regelmäßig für Fachmagazine und berät eine Vielzahl von Radiosendern immer mit dem Ziel, dass Radio auch in Zukunft noch relevant bleibt. Sein wöchentlicher Newsletter (in Englisch) beinhaltet wertvolle Links, News und Meinungen für Radiomacher und kann hier kostenlos bestellt werden: james.cridland.net.