Warntag am 14. September: Warnmeldungen kommen auch über DAB+

Digitalradio DAB+ soll Leben retten: Am 14. September, dem nächsten bundesweiten Warntag, wird Digitalradio DAB+ wieder eine wichtige Komponente im sogenannten Warn-Mix sein, neben Cell Broadcast, Sirenen und weiteren Warnmitteln. Basisfunktionen der DAB+ Warndienste sind bereits mehrfach erfolgreich getestet worden.

Warntag (Bild: © Bundesministerium des Innern und für Heimat)


Die Mitglieder des Vereins Digitalradio Deutschland, also ARD, Deutschlandradio, Privatsender, Hersteller, Netzbetreiber und Landesmedienanstalten haben sich zum Ziel gesetzt, ein neues Warnsystem zu definieren, das auf den DAB+ Datendiensten basiert. Dazu hat der Verein weitere Marktpartner eingebunden, darunter Verbände und Behörden (z.B. das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe BBK), um in Deutschland eine breite Akzeptanz zu erreichen. Im Vergleich zum Mobilfunk wird DAB+ über hoch gelegene Sendemasten verbreitet, die auch im Krisenfall verfügbar bleiben, wenn das Mobilfunknetz überlastet ist oder wegen Unwetter ausfällt. Arbeitsgruppen im Digitalradio Deutschland e.V. haben nach über einjähriger, intensiver Zusammenarbeit wichtige Meilensteine erreicht.

Wie wird die Bevölkerung am besten gewarnt? Über Sirenen, über das Handy oder über DAB+? Das sind einige der Fragen, die Marek Schirmer für RADIOSZENE auf den Lokalrundfunktagen Nürnberg 2023 Olaf Korte stellte. Er ist Diplom-Informatiker vom Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen in Erlangen. Zum Warntag am 14. September 2023 veröffentlichte RADIOSZENE das Interview hier als Podcast.

Funktionsumfang von DAB+ Warnungen ab 2025

Künftige DAB+ Radios sollen mindestens diese Funktionen zusätzlich zum klassischen Radioempfang erhalten:

  • Echtzeit-Aktivierung: Das laufende Radioprogramm wird im Krisenfall unterbrochen. Das Radio schaltet automatisch auf den Warnkanal um. Die Warnung wird übermittelt, entweder über die Radiosprecherin oder eine automatisierte Durchsage
  • Aufweckfunktion: z.B. nachts wird der Radiowecker aus dem Standby automatisch ferngesteuert eingeschaltet. In wenigen Sekunden wird der Warnkanal eingestellt und die Warnung übermittelt
  • Regionalisierte Warnmeldungen: Bei der ersten Inbetriebnahme werden Kunden um die Eingabe eines regionalen Zahlencodes gebeten, der sich z.B. leicht über das Internet, basierend auf der eigenen Wohnadresse, herausfinden lässt. Es werden danach nur noch Warnungen ausgegeben, die mit dieser Ortsmarke übereinstimmen, was eine „Überwarnung“ verhindert
  • Textmeldungen: Im Display des Gerätes wird zusätzlich zur Durchsage per Laufschrift gewarnt
    Testfunktion: An Warntagen können Radios eine Meldung für Funktionstests erhalten und deren Empfang bestätigen

Sobald diese Spezifikationen implementiert sind, könnten weitere Zusatzfunktionen nachfolgen, z.B. im Farbdisplay des Radios gezeigte fremdsprachige Warnmeldungen oder spezielle Bildinhalte, die das Warngebiet grafisch darstellen.

Systemkonzept und Management Summary

Für technisch Interessierte hat der Verein ein ausführliches Systemkonzept vorgelegt, das hier abrufbar ist. Ferner steht eine Management Summary für Entscheider zum Download bereit. Alle Dokumente werden regelmäßig ergänzt und Anfang 2024 mit den neuesten Entwicklungen, z.B. zu regionalisierten Warnmeldungen, aktualisiert.

Technisch elegante Lösung

Die neuen Dienste wurden vom Digitalradio Deutschland e.V. vorgeschlagen und dem WorldDAB Technical Committee zur weiteren Normentwicklung und Spezifizierung vorgelegt. Denn nur über internationale ETSI-Richtlinien gelingt die markbreite Einführung in Europa und Asien. Das über 100 Mitglieder umfassende WorldDAB Technical Committe plant die Veröffentlichung von Ergebnissen im ersten Quartal 2024. Anschließend ist der Weg frei für eine internationale Markteinführung, die nach Fertigstellung der ersten Chipsets erfolgen soll. Die Entwickler fokussieren sich derzeit auf eine besonders effiziente Umsetzung der Vorschläge, sodass die neuen Warndienste schnell, verlässlich und mit nur minimaler CPU-Beanspruchung sogar in Basisgeräten für den Massenmarkt implementiert werden können.

Zertifizierte Radios mit Prüfsiegel

Die künftig mit der DAB+ Warnfunktion ausgestatteten Geräte sollen auf Wunsch des Digitalradio Deutschland e.V. vor ihrer Markteinführung von Fachlaboren neutral überprüft und zertifiziert werden. Damit wäre sichergestellt, dass die beworbenen Dienste auch im Krisenfall wirklich funktionieren.

(Grafik: © MEDIA BROADCAST)

Die Hersteller rechnen mit einer breiten Marktverfügbarkeit ab 2025. Erste Empfänger, die bereits eine Auswahl der genannten Funktionalitäten unterstützen, wurden auf der IFA vorgestellt.

Ablauf am DAB+ Warntag

Während des bundesweiten Warntags am 14. September werden die heute bereits verfügbaren DAB+ Warntechnologien getestet. Die öffentlich-rechtlichen und privaten Radiosender begleiten das Ereignis redaktionell. Der Deutschlandfunk plant am 14. September um 11 Uhr eine Warnmeldung während der Nachrichten zu verlesen. Zuvor wird über das nationale DAB+ Netz ein Test-Alarm ausgelöst, den geeignete Radiogeräte verarbeiten können. Der MDR plant ebenfalls eine Testmeldung in seinen Regionalnetzen. Im Süden beteiligen sich die BLM, der BR und bayerische Privatsender in regionalen Netzen in Franken und Oberbayern, u.a. mit einem sogenannten „scharfen“ Alarm.

FAQ für Hörende, Beitragsangebot für Radiosender

Auf der branchenübergreifenden Webseite www.dabplus.de/faq finden Hörerinnen und Hörer Antworten auf wichtige Fragen zum DAB+ Warntag. Für Radiosender hat der Digitalradio Deutschland e.V. hier ein Audio-Kit mit Beiträgen und O-Tönen zur kostenfreien Nutzung bereitgestellt.

Quelle: Digitalradio Büro Deutschland

Weiterführende Informationen


Warntag am 14. September: Handy vorher einrichten: Auch ältere Handys können möglicherweise Cell Broadcast empfangen

„Am Donnerstag, den 14. September, sollten gegen 11 Uhr möglichst viele Handys, Smartphones, smarte Uhren und weitere Geräte in ganz Deutschland ungewöhnlich laut klingeln. Ursache ist der bundesweite Warntag, an dem die Warnsysteme unter anderem über das System „Cell Broadcast“ getestet werden sollen.“ Darauf macht der Mobilfunkexperte Henning Gajek vom Online-Magazin teltarif.de aufmerksam. „Insgesamt könnten am Donnerstag etwa 50 Millionen Handys klingeln.“

Warnungen können Leben retten

Am Warntag soll getestet werden, ob die Warnungen über Sirenen, Smartphone-Apps, Cell Broadcast, Radio und Fernsehen auch wirklich
die Bevölkerung erreichen. Und diese Warnungen können im Ernstfall durchaus Leben retten – beispielsweise bei extremen Wetterlagen, Chemie-Unfällen oder bei außer Kontrolle geratenen Waldbränden. Jeder Bürger sollte daher sicherstellen, dass ihn solche wichtigen Warnungen auch sicher erreichen.

Welches Handy kann Cell Broadcast empfangen?

Um diese Warnungen, die per Cell Broadcast ausgestrahlt werden, auch empfangen zu können, dürfen die verwendeten Handys oder Smartphones nicht zu alt sein. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) ( https://www.bbk.bund.de/ ) nennt Apple iPhones ab Version 6S/6S Plus (iOS 15.7.9 oder neuer) oder verschiedene Samsung-Modelle als Beispiel. Generell sollten Android-Handys ab Version Android 11 den Alarm empfangen können.

Aber auch relativ alte Handys, die noch über die Funktion Mitteilungen / „SMS-CB“ oder „Nachrichtendienst“ verfügen, können möglicherweise
diese Meldungen empfangen. Dazu muss der „Nachrichtendienst“ aktiviert und ein „Thema“ mit der Nummer 919 (SMS-CB-Kanal 919) eingerichtet und aktiviert sein.

Wo kommen die Meldungen her?

Die Warnmitteilungen werden über die nächstgelegene Basisstation ausgestrahlt. Wo sich der Mobilfunk-Nutzer Kunde aufhält, spielt dabei keine Rolle. Damit sollen auch ausländische Nutzer oder Nutzer eines vor Ort nicht empfangbaren Handynetzes erreicht werden. Idealerweise können die Meldungen auf eine bestimmte Funkzelle begrenzt werden, denn was interessiert es Bürger in München, wenn es in Norddeutschland Gefahren durch eine Sturmflut gibt?

Einstellungen unter Android und iOS

Unter Android sollte in den Einstellungen nach den Begriffen „Broadcast“ oder „Notfall“ gesucht werden und dann die Funktion – soweit möglich – eingeschaltet werden. Eine Kanalnummer braucht es hier nicht. Bei den iPhones (ab Version 6S/6S Plus) kann unter Einstellungen – Mitteilungen am unteren Ende der langen Liste die Funktion „Cell-Broadast-Warnungen“ gefunden und bei Bedarf aktiviert werden.

Wer nicht sicher ist, ob diese Funktion auf dem eigenen Handy auch klappt, kann sich bei modernen Smartphones noch Apps wie „Nina“ oder „Katwarn“ herunterladen und installieren.

„Und am Donnerstag um 11 Uhr nicht erschrecken. Der Warnton kann unangenehm laut sein“, warnt Gajek abschließend.

Generelle Informationen zu Cell Broadcast

Quelle: teltarif.de Onlineverlag GmbH