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Musiktrends im Radio Teil 2: „Künstler sind viel übergreifender in ihrer Musik geworden“

Musiktrends moderatorin cds 123rf 28245744 s bigThe Trend is your Friend! Wie entwickelt sich die Musik im Radio? RADIOSZENE stellte hierzu Musikverantwortlichen deutscher Hörfunkstationen folgende Fragen:

  1. Welches waren in 2021 die angesagten Musiktrends im Radio in Ihrem Sendegebiet?
  2. Werden sich diese Richtungen fortsetzen oder sind bereits neue Trend in Sicht?
  3. Welche Bedeutung hat in Ihren Planungen deutsche/deutschsprachige Musik?
  4. Welche(s) war(en) für Sie im letzten Jahr der/die hoffnungsvollste(n) Newcomer/in?

MusicMaster

Die Antworten der Macher aus den Musikredaktionen lieferten eine Vielzahl interessanter Hinweise auf die aktuellen und kommenden Musikströmungen.  Heute setzen wir die Einstiegsübersicht mit den Antworten weiterer Entscheidungsträger fort.


 

Auffällig ist, dass der Deutschpop für die Bremer Vier-Hörerinnen und -Hörer immer mehr an Bedeutung verliert

 

Kai Tölke, Bremen Vier, Musikchef

Kai Tölke (Bild © Radio Bremen/Christian Wasenmüller)

1) Im Grunde genommen lief doch einiges so weiter wie schon im Vorjahr: 80er Sounds in allen möglichen Bereichen der Popmusik, EDM lief ähnlich stark wie in den Jahren zuvor, dazu kamen dann auch mal vermehrt clubbigere Tracks wie zum Beispiel von Shouse, Tinlicker oder zum Ende des Jahres Acraze. Auch leicht Indie-angehauchte Sounds haben an etwas Bedeutung gewonnen (zum Beispiel The Kid Laroi, Glass Animals). Und zumindest bei Teilen der Bremen Vier-Hörerschaft meine ich wieder eine etwas größere Affinität zur Rockmusik wahrzunehmen. Da bin ich gespannt, wie und ob überhaupt sich das weiterentwickelt. Auffällig ist auch, dass der Deutschpop für die Bremer Vier-Hörerinnen und -Hörer immer mehr an Bedeutung verliert.

2) Ich denke schon, dass sich in diesem Jahr nicht so viel daran ändern wird. Die etwas ungewöhnlicheren Songs werden sicherlich auch weiterhin zum Beispiel über Social Media oder Serien/Filme bekannt werden, gerne auch Jahre nach ihrer Veröffentlichung. EDM ist auch noch nicht ausgereizt und wird weiter ein Faktor sein. Genauso wie uns wahrscheinlich auch Coverversionen in 2022 noch begleiten werden. Gibt ja noch genug Songs aus den 90ern, die auf die Produzentenwerkbank gelegt werden könnten.

3) Natürlich werden auch weiterhin aktuelle Songs von deutschen Künstlerinnen und Künstlern bei uns im Programm stattfinden. Allerdings nicht mehr in dem Maße, wie zum Beispiel noch vor 2 bis drei Jahren. Wir haben da mittlerweile schon eine strengere Tür und spielen die meisten Songs nur noch, wenn sie aktuell sind. In den Recurrentbereich nehmen wir kaum noch was mit.

4) Auf Strecke hat mich Purple Disco Machine richtig überzeugt. Was sich 2020 mit „Hypnotized“ ja schon angedeutet hat, wurde 2021 deutlich bestätigt. The Kid Laroi und auch Sickick fand ich richtig erfrischend und hoffe, dass da was stabil Gutes erwächst. Und von Frederico erwarte ich in diesem Jahr auch noch einiges.


 

Auffällig ist, dass die beliebtesten Songs aus dem erweiterten Popbereich kommen und der Deutschhype etwas nachlässt

 

Simone Freund-Bergholz, ON AIR PLAY*, Director Of Music

(*Musikkompetenzzentrum für nationale Radiomarken wie Radio BOB! und 80s80s sowie regionale Player wie R.SH oder RADIO PSR.)

Simone Freund-Bergholz (Bild: ©On Air Play)1) Bei den AC Programmen R.SH und Radio PSR sind weiterhin Acts wie The Weeknd, die ihre Songs mit dem Sound aus den 80er „flavourn“ beliebt, sowie Songs mit bekannten Samples und Cover. Und natürlich Ed Sheeran, mit allen seinen neuen Songs, sogar der Weihnachtshit mit Elton John. Aber auch der Dancesound aus Deutschland von Purple Disco Machine, Alle Farben und Robin Schulz. Bemerkenswert ist, dass 2021 das Veröffentlichungsjahr der großen Acts war: Adele, Ed Sheeran, Coldplay… Auffällig ist auch, dass die beliebtesten Songs aus dem erweiterten Popbereich kommen und der Deutschhype etwas nachlässt. Bei jungen Radioformaten wie delta radio ist die Nachfrage und Beliebtheit nach deutschem Hip Hop ungebrochen stark und bestätigt den Trend aus 2020 und Newcomer können sich schneller neben bekannten Acts in der Rotation behaupten.

2) Bei  R.SH und Radio PSR  ist  Pop-Dance und  der  80s Sound weiterhin stark  nachgefragt, außerdem Titel, die von TikTok „rüber schwappen“. Bei delta radio wird die Nachfrage an Deutsch-Rap definitiv Bestand haben und auch hier bestimmt zunehmend Musik aus TikTok die Auswahl der Musik. Songs kommen schneller ins Programm, verschwinden manchmal aber auch schneller wieder. Außerdem fällt auf, dass sowohl im CHR als auch im AC Bereich, die Künstler:innen jünger werden, die neue Songs in den Programmen platzieren können.

3) Bei R.SH und Radio PSR  ist das Genre Deutschpop weiterhin noch sehr wichtig, aber ist nicht mehr so beliebt, wie noch im vergangenen Jahr. Trotzdem bekommen die deutschen Künstler und Songs immer noch sehr gute Bewertungen. Bei delta radio spielt Deutsch-Pop gar keine Rolle, hier sind es eher Songs und Acts aus dem Deutsch Rap und Hip Hop Bereich.

4) Bei R.SH und Radio PSR auf jeden Fall Olivia Rodrigo, The Kid Laroi, Laurell und Lil Nas X, dieser ist zwar kein echter Newcomer mehr, behauptet sich aber jetzt im AC. Regionale Acts wie Jan Marten Block sind speziell bei R.SH sehr beliebt und bei delta radio sind es zum Beispiel The Kid Laroi und GAYLE, die gerade noch am Ende des Jahres mit abcdefu einen sehr starken Song veröffentlicht hat.


 

„2021 waren etablierte Künstler:innen wie zum Beispiel Ed Sheeran, The Weeknd, Dua Lipa, Ava Max oder Coldplay in unseren Programmen angesagt“

 

Vivian Pickelmann, RTL Radio Center Berlin, Leiter der ACB Musikredaktion

Vivian Pickelmann (Bild: ©RTL Radio Center Berlin)1) 2021 waren etablierte Künstler:innen wie zum Beispiel Ed Sheeran, The Weeknd, Dua Lipa, Ava Max oder Coldplay in unseren Programmen angesagt. Dazu haben es frische Artists wie Olivia Rodrigo oder Pascal Letoublon auf unsere Playlists geschafft. Bei den Sounds waren – wie schon 2020 – vor allem Pop und Pop-Dance bei unseren Hörern gefragt. Es gab auch wieder Anleihen bei „alten“ Songs, zum Beispiel mit Justin Wellingtons „Iko Iko“ oder ATBs „Your Love“. Nicht nur komplette Cover-Songs, sondern auch das Samplen einzelner Songteile war erfolgreich. Beispiele sind Leony „Faded Love“ oder „Cold Heart“ von Dua Lipa und Elton John, der praktischerweise gleich Samples von drei seiner eigenen Songs in einem Song verarbeitet hat! Nicht unerwähnt lassen möchte ich natürlich das Album von ABBA. Mit ihrem vertrauten ABBA-Sound konnten sie in einigen unserer Formate laufen.

2) Gerade bei unseren jungen Formaten wie JAM FM spüren wir nach wie vor den Einfluss von TikTok auf Musiktrends. Das zeichnete sich schon 2020 ab und verstärkt sich weiter. Frische Sounds von Künstler:innen wie Tate McRae und Olivia Rodrigo, die nicht dem Mainstream Pop oder Pop-Dance-Genre angehören, konnten sich 2021 über TikTok eine Fanbase aufbauen und spielten eine wichtige Rolle für unsere Programme. Um nahe an den Trends und den Fans der neuen Musik zu sein, ist JAM FM zum Beispiel schon lange bei TikTok vertreten und hat dort gerade die meisten Follower aller deutschen Radiostationen.

3) In unseren Formaten hat das Interesse an deutschsprachiger Musik 2021 nachgelassen. Jedoch ist in Deutschland produzierte Musik über alle Formate hinweg sehr beliebt. Dazu zählen frische Künstler:innen wie Zoe Wees, Leony oder Purple Disco Machine und Stars wie Robin Schulz oder Nico Santos.

4) Überraschung des letzten Jahres war für mich die 2012 gegründete Band Glas Animals mit Heat Waves. Weitere hoffnungsvolle Newcomer sind für mich: Olivia Rodrigo oder Tate McRae.

Es gibt immer mehr richtig gute Produktionen aus Deutschland, die Erfolg haben

 

Christian Brost, hr3, Musikchef

Christian Brost (Bild: ©Andreas Frommknecht)

1) 2021 war bei hr3 von fröhlicher Musik geprägt. Zu den beliebtesten Songs gehörten zum Beispiel „Habit“ von Laurell, „Magia“ von Alvaro Soler oder „One More Time“ von Robin Schulz, Felix Jaehn und Alida. Ebenfalls sehr gut angekommen sind aktuelle Singles von internationalen All-Stars wie Pink und Coldplay.

2) Es gibt immer mehr richtig gute Produktionen aus Deutschland, die Erfolg haben. Dieser Trend wird sich sicher auch in 2022 fortsetzen und die Songs können sich ohne Probleme mit internationalen Hits messen lassen. Als Hessischer Rundfunk sind wir natürlich besonders stolz auf Milky Chance aus Kassel, die im vergangenen Jahr mit „Colorado“ einen weiteren Erfolg landen konnten. Aber auch die aktuellen Hits von Zoe Wees, Alice Merton und Nico Santos haben den hr3-Hörer*innen mindestens genauso gut gefallen wie die von Dua Lipa, OneRepublic und The Weeknd.

3) Wir versuchen immer wieder, Musik aus Deutschland ins Programm zu holen. Durch die positive Entwicklung der vergangenen Jahre ist das einfacher geworden. Die Hits von Künstler*innen wie Alice Merton und Michael Schulte haben ein wirklich hohes Niveau erreicht.

4) Wir freuen uns immer über Newcomer*innen. Im vergangenen Jahr haben die hr3-Hörer*innen unter anderem wie Griff, Tom Grennan und Leony aus Cham im Bayerischen Wald kennen und lieben gelernt.


 

 Der Trend, nachweisliche Hits aus den Back-Katalogen der Labels und Verlage wiederzubeleben, wird sich vermutlich auch dieses Jahr fortsetzen

 

Meike Nett, NDR 2, Musikchefin

Meike Nett NDR2 q1) Wie schon im Vorjahr hat auch das Musikjahr 2021 viele erfolgreiche Coverversionen, Remakes und Bearbeitungen hervorgebracht: „Wellerman“ von Nathan Evans, „Faded Love“ von Leony, „Iko Iko“ von Justin Wellington, „If You Really Love Me (How Will I Know)“ von David Guetta und John Newman, „Cold Heart“ von Elton John und Dua Lipa usw. Ein echter neuer Trend ist für mich nicht erkennbar gewesen.

2) Der Trend, nachweisliche Hits aus den Back-Katalogen der Labels und Verlage wiederzubeleben, wird sich vermutlich auch dieses Jahr fortsetzen. Zudem werden dieses Jahr hoffentlich überdurchschnittlich viele Newcommerinnen auftrumpfen können. Künstlerinnen wie Gayle, Emily Roberts, Esther Graf, et cetera lassen hoffen.

3) Deutschsprachige Musik hat für unsere Hörerinnen und Hörer immer noch einen hohen Stellenwert. Auch deshalb spielen wir nach wie vor viele deutschsprachige Titel im Tagesprogramm von NDR 2. Anfang 2021 haben wir unsere einst wöchentliche Sendung „Musikszene Deutschland“ zu einem festen abendlichen Bestandteil des „NDR 2 Soundcheck Neue Musik“ gemacht. Seitdem haben wir noch mehr Fläche, um deutschsprachige, deutsche und in Deutschland produzierte Musik in ihrer ganzen Vielfalt abzubilden. Neue Talente der deutschen Musikszene zu fördern, bleibt sehr wichtig für uns.

4) International: Olivia Rodrigo, Sam Ryder, Blake Rose, Holly Humberstone. National: Leony, Myle, Edwin Rosen


 

Generell gab es letztes Jahr viele tolle junge Künstlerinnen, die von sich reden machen konnten

 

Henning Pyritz, Radio Fritz, Musikredakteur

Henning Pyritz (Bild: ©rbb/Ben Wolf)

1) Alles zwischen Dance und Pop hat 2021 bessere Chancen auf Rotation gehabt. Deutschrap ist fast völlig aus dem Radio verschwunden und auch der internationale Rap konnte bis auf wenige Ausnahmen keine Hits mehr liefern. Vielleicht als Gegenbewegung gab es einige erfolgreiche Künstlerinnen, die mit Rock wieder Hits auf Fritz lieferten. Allen voran Olivia Rodrigo, Gayle, Holly Humberstone oder unsere Berliner NMA-Kandidatin Leepa. Apropos New Music Award: 2021 wurden hierbei ausschließlich Künstlerinnen ausgezeichnet. Generell gab es letztes Jahr viele tolle junge Künstlerinnen, die von sich reden machen konnten. Der 80er- und Disco-Hype ist auch 2021 nicht abgeebbt. Erfreulicherweise ist mit Purple Disco Machine ein Dresdner ganz vorne mit dabei und hat neben Airplay-Erfolgen auch in den DDC-Jahrescharts die ersten vier Plätze belegt. TikTok hat seine Bedeutung auch fürs Radio weiter gefestigt. Songs wie Wellerman oder Love Nwantiti hätten ohne die globale Vernetzung der Musikfans wohl nicht ihren Weg in die deutschen Airplaycharts geschafft.

2) Afrikanische Hits scheinen auch 2022 weiter Aussicht auf internationalen Erfolg zu haben. So konnte für Fireboy DML bereits Ed Sheeran als Feature gewonnen werden und setzt gleich zu Beginn des Jahres diesen Trend fort. Acraze hat Ende 2021 endgültig Techhouse in den Mainstream katapultiert. Da könnten sich 2022 auch weitere Club-Hits einreihen. Spannend bleibt, was die jungen Songwriter, die in den USA mit Trap aufwuchsen, dieses Jahr heraus bringen werden. Arden Jones, 347Aidan und natürlich The Kid Laroy haben 2021 bereits gezeigt, welch kreatives Potential da schlummert.

3) Deutschsprachige Musik ist allein schon durch die Nachwuchsförderung auf Fritz fester Bestandteil der Planung. Allerdings schaffen es nur wenige, sich im Gesamtmarkt durchzusetzen. Umso erfreulicher ist es, dass unser Fritz-Podcast-Host Kummer mit „Der letzte Song (Alles wird gut)“ die letzte deutschsprachige Chart-Nummer 1 des Jahres verbuchen konnte. Künstler*innen und Bands wie Majan, Nina Chuba, Schmyt, Jeremias, Clueso und viele mehr sind fester Bestandteil der Fritz-Playlist.

4) Fred again.. hat 2021 seinen großen Durchbruch gehabt: Sowohl in der Club-Szene hat er mit „Marea (We’ve Lost Dancing)“ den Hit des Jahres abgeliefert und es sogar bis ins Radio geschafft, als auch hinter den Kulissen mit „Bad Habits“ einen der größten Airplay-Hits des Jahres produziert. National haben die jungen Wellen der ARD sich auf diese Künstler*innen und Bands einigen können.


 

„Deutschrap ist zurückgegangen, es wird sich immer mehr am aktuellen Pop-Sound orientiert anstatt harten Rap zu machen“

 

Bojan Milojevic, 98.8 KISS FM, Musikverantwortlicher

Bojan Milojevic kissfm rund1) Der internationale Electro-Sound zum Beispiel von Tinlicker & Helsloot oder Shouse hat KISS FM dominiert. Der 80er Jahre Synthie-Sampler-Sound steckt heute in jedem Hit. The Weeknd ist der Nummer 1 Künstler bei KISS, er führt jede Playlist an. Deutschrap ist zurückgegangen, es wird sich immer mehr am aktuellen Pop-Sound orientiert anstatt harten Rap zu machen. Unsere Hörer wollen jetzt mehr „Durstlöscher“ und weniger BraTee.

2) Künstler tun sich immer mehr mit Künstlern zusammen, die eigentlich gar nichts miteinander zu tun haben. Früher hat Jay Z was mit Linkin Park gemacht und dann war das ein absolutes Novum. 2021 gab es so viele Kombis, die Genres vermischen, wie Ed Sheeran x Fireboy DML, Justin Bieber x The Kid LAROI oder Dua Lipa x Elton John. Künstler sind viel übergreifender in ihrer Musik geworden. Dadurch bekommen sie Aufmerksamkeit, die sie sonst nicht hätten und wenn ein guter Song dabei rauskommt, können sich alle freuen.

3) Ob ein Song auf Deutsch oder sonst irgendeiner Sprach ist, ist generell egal für das Programm von KISS FM. Nico Santos zum Beispiel liefert ja als deutscher Künstler englischsprachige Hits. 2021 sind Katja Krasavice, Bausa und Apache 207 aber natürlich rauf und runter gelaufen. Sie gehören auf jeden Fall zu den Künstlern aus dem Deutschrap, die es geschafft haben, den aktuellen Pop-Sound in ihre Musik einzubinden.

4) Im letzten Jahr haben wir unfassbar viele Songs von DJs gespielt, von denen man noch nie etwas gehört hat, zum Beispiel Tinlicker & Helsloot, ACRAZE, Fred again.. und Shouse. Ich orientiere mich am Hit, nicht am Namen!


 

Das vergangene Jahr war insgesamt klanglich wieder sehr beeinflusst von den 80ern

 

Henrike Frey, Antenne Niedersachsen, Leiterin Musikredaktion

Henrike Frey (Bild: Antenne Niedersachsen)

1) Das Jahr 2021 hat für unser Sendegebiet einen ganz klaren Pop-Fokus, dominiert von Künstler:innen wie Ed Sheeran, Dua Lipa und Coldplay. Aber auch softe Dance Songs wie „Dopamine“ von Purple Disco Machine oder „Friendships“ von Pascal Letoublon feat. Leony waren bei unseren Hörerinnen und Hörern sehr beliebt. Das vergangene Jahr war insgesamt klanglich wieder sehr beeinflusst von den 80ern – allen voran noch immer von The Weeknd, der diesen Sound seit „Blinding Lights“ bis zu seinem neuen Album „Dawn FM“ weiterentwickelt. In diesem Rahmen haben auch Remakes und Mashups bekannter Songs weiterhin die Musik in unserem Sendegebiet geprägt. In der zweiten Jahreshälfte gab es eine spannende Entwicklung: Newcomerin Olivia Rodrigo hat es mit „Good 4 U“ auch in das AC-Format geschafft und somit die Tür geöffnet für weitere starke, rockige Frauenstimmen.

2) Der Pop-Fokus wird auch 2022 anhalten. Allerdings ist es sehr wahrscheinlich, dass neben dem klassischen Pop-Songs auch rockige Songs wieder Einzug in den Mainstream halten. Gerade mit dem aufkommenden Revival der 00er ist es durchaus denkbar, dass (Pop)-Rock Einflüsse wieder mehr an Bedeutung gewinnen. Gerade Künstlerinnen wie Olivia Rodrigo und Gayle machen deutlich, dass sich junger weiblicher Rock zu einem Trend entwickelt. 2022 wird auch das Jahr der Künstler:innen, die nicht nur auf Englisch oder Deutsch singen. BTS und CKay haben 2021 eindrucksvoll bewiesen, dass es nicht auf die Sprache, sondern auf das Gefühl ankommt, das mit der Musik transportiert wird. TikTok spielt 2022 weiterhin eine riesengroße Rolle, wenn es um die Entdeckung neuer Künstler*innen und Hits geht. Wobei „neu“ an dieser Stelle relativ ist. Denn es wird sicherlich noch einige Songs geben, die bereits vor ein paar Jahren veröffentlicht wurden, aber erst jetzt durch die sozialen Netzwerke gepusht werden, wie im letzten Jahr der Hit „Heat Waves“. Lassen wir uns überraschen, wer die „Glass Animals“ von 2022 werden.

3) Leider hat deutschsprachige Musik in den letzten Jahren sukzessive an Bedeutung verloren für das Programm von Antenne Niedersachsen. Wir bemerken in unseren Auswertungen, dass die Songs deutscher Künstlerinnen und Künstler stark polarisieren. Grundsätzlich geht deutscher Pop aber gerade vom Sound in eine alternative Richtung mit Künstlern wie Schmyt und Alli Neumann und bleibt damit für die Musikszene sehr spannend. Künstler wie Jeremias könnten es auch in das AC-Radio schaffen.

4) Vor allem Newcomerinnen wie Holly Humberstone und Olivia Rodrigo aus den USA, Mimi Webb und Griff aus UK, und auch Nina Chuba und Paula Hartmann aus Deutschland haben 2021 bereichert und es ist sehr wahrscheinlich, dass man auch 2022 noch viel von ihnen hören wird. Ich freue mich auf junge, weibliche Künstlerinnen, die mit ihrem Sound neue Wege im Mainstream gehen. Für mich gehören auch die Leoniden zu den großen Newcomern 2021. Nicht zu vergessen sind Maneskin, die den ESC so attraktiv wie schon seit Jahren nicht mehr gemacht haben. Meine persönlichen Highlights waren das Debütalbum „Optimist“ von FINNEAS und der Rock-Newcomer KennyHoopla.

Siehe auch:

 

 

XPLR: MEDIA Radio-Report