Musiktrends im Radio Teil 3: „Strong Ladies“

Radio Bremen-Moderationspult (Bild ©Radio Bremen/Frank Pusch)
Radio Bremen-Moderationspult (Bild ©Radio Bremen/Frank Pusch)

The Trend is your Friend! Wie entwickelt sich die Musik im Radio? RADIOSZENE stellte hierzu Musikverantwortlichen deutscher Hörfunkstationen folgende Fragen:

  1. Welches waren in 2021 die angesagten Musiktrends im Radio in Ihrem Sendegebiet?
  2. Werden sich diese Richtungen fortsetzen oder sind bereits neue Trend in Sicht?
  3. Welche Bedeutung hat in Ihren Planungen deutsche/deutschsprachige Musik?
  4. Welche(s) war(en) für Sie im letzten Jahr der/die hoffnungsvollste(n) Newcomer/in?

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Die Antworten der Macher aus den Musikredaktionen lieferten eine Vielzahl interessanter Hinweise auf die aktuellen und kommenden Musikströmungen. Heute setzen wir die Serie mit den Antworten weiterer Entscheidungsträger fort:


 

„Die große Dominanz von Deutschrap hat etwas nachgelassen, ein wirkliches Ende ist da dennoch nicht in Sicht“

 

Matthias Zähler (Bild: ©Radio Bremen/Christian Wasenmüller)Matthias Zähler, BREMEN NEXT, Musikchef

1) Aktueller R’n’B und Hip Hop zum Beispiel von Lil Nas X, der bewiesen hat, kein One Hit Wonder zu sein, und clubbige Tracks, wie die von Acraze und Shouse.

2) Ja, vor allem dass weiterhin auch Tracks, die schon älter sind, plötzlich durch Tik Tok an die Oberfläche gespült werden. Schön auch, dass Afrobeats ein bisschen Aufmerksamkeit bekommen. Burna Boy hat große Hallen gefüllt, CKay war mit Love Nwatitti gut dabei und Fireboy DML steht mit dem Ed Sheeran-Remix von Peru in den Startlöchern.

3) In unseren Planungen hat deutschsprachige Musik nach wie vor einen sehr hohen Stellenwert .Die große Dominanz von Deutschrap hat etwas nachgelassen, ein wirkliches Ende ist da dennoch nicht in Sicht.  Durch die immer mehr verschwimmenden Grenzen bleibt es da auch weiterhin spannend und ein großes Thema bei der jungen Zielgruppe.

4) Pajel, Paula Hartmann und der aus Bremen stammende Kid Kapri sind hier unter anderem zu nennen. Die sollte man auf dem Schirm haben, da wird vermutlich in diesem Jahr was gehen!


 

„Leider ist zu erkennen, dass die Akzeptanz von deutschsprachiger Musik bei unseren Hörern zurück geht. Das ist wohl auch ein nationaler Trend. Musik aus Deutschland ist aber voll im Trend“

 

Claus-Peter Freiherr von Hafenbrödl, Radio Regenbogen, Leitung Musik

Claus-Peter Freiherr von Hafenbrödl (Bild: ©RADIO REGENBOGEN)

1) Dominierend im Airplay waren im letzten Jahr Rhythmic Pop Songs, die Samples aus alten Dancenummern der 90er und 2000er hatten. Die meistgespielten Künstler waren da Leony, Topic und Purple Disco Machine. Wie auch schon im Vorjahr waren auch Eighty-Sounds sehr angesagt, und The Weeknd überragte natürlich alle.

2) Ich denke diese Trends werden sich fortsetzen. Zu diesem Modern Pop-Genre gesellt sich allerdings auch gerne mal wieder eine Gitarre, wie man etwa bei Olivia Rodrigo sehen konnte.

3) Leider ist zu erkennen, dass die Akzeptanz von deutschsprachiger Musik bei unseren Hörern zurück geht. Das ist wohl auch ein nationaler Trend. Musik aus Deutschland ist aber voll im Trend, wenn sie in englischer Sprache gesungen sind. Das zeigt sich an den vielen erfolgreichen DJs, wie Robin Schulz, Felix Jaehn, Alle Farben und natürlich Purple Disco Machine und den Sängern Michael Schulte und Nico Santos.

4) Ich denke das waren Nathan Evans, der uns den Sommerhit bescherte und The Kid Laroi, der zusammen mit Justin Bieber, mit „Stay“ einen Welthit hatte. Ein weiterer hoffnungsvoller Künstler heißt Ed Sheeran, aus dem könnte was werden.


 

Unangenehm aufgestoßen ist uns die Verknappung der Songlängen. Immer mehr Künstler*innen richten sich nach den Erfolgsalgorithmen der Streamingdienste und veröffentlichen nur noch Songs, die unter 3 Minuten lang sind

 

Anja Caspary, Radioeins, Musikchefin

Anja Caspary (Bild: radioeins)

1) Es war das Jahr der STRONG LADIES. Ob internationale Namen wie Adele, Lady Wray, My Baby, Billie Eilish, Lorde und Amy Shark oder auch deutsche Künstlerinnen wie Dota, Mine, Masha Qrella, Mieke Miami und Sofia Portanet – wir hatten bei radioeins keine Mühen, unsere Playlisten 50:50 zu besetzen. Stilistisch war das Jahr bei uns geprägt von Pop (63%). Auf den Plätzen 2,3 und 4 dann Elektro (12%)  Rock (9%) und Soul (6%) –  ausgewertet nach den Soundcodierungen der Songs im Planungstool Musicmaster. Ganz auffällig auch der Trend zu anspruchsvollen deutschen Texten, je politischer, desto beliebter. Besonders erwähnenswert sind in diesem Genre Künstler*innen  wie Dota, Faber, Tocotronic und Danger Dan. Bei den Jahrescharts „Die 100 besten Songs des Jahres“, die von den radioeins Hörer*innen gewählt wurden, stand DANGER DAN dreimal in den Top 10.  Der Rapper der Antilopengang, der im letzten Jahr ein Pianoballadenalbum veröffentlichte, landete mit seinem ironischen Agit-Popsong  „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“ auf Platz 1.

2) Wir sind uns sicher, dass die anspruchsvollen deutschen Singer/Songwriter weiterhin Aufschwung haben werden. Ein anderer auffälliger Trend, der sich in der Corona-Ära etabliert hat, wird sich auch fortsetzen: die spannenden Coverversionen. Zuletzt erfreuten sich die radioeins-Hörer*innen an „Don’t go‘ (Yazoo) von den britischen Sleaford Mods, aber auch an Coverversionen wie „Cosmic Dancer“ (T.Rex) von Nick Cave oder King Hannah mit „State Trooper“ (Springsteen). Unangenehm aufgestoßen ist uns die Verknappung der Songlängen. Immer mehr Künstler*innen richten sich nach den Erfolgsalgorithmen der Streamingdienste und veröffentlichen nur noch Songs, die unter 3 Minuten lang sind. Wie einst zu Tin Pan Alley Zeiten pastedGraphic.png Somit „knallt“ jedes Lied in den ersten 20 Sekunden schon mit einem Refrain los und uns fehlt die Möglichkeit, auch mal einen Songaufbau mitzuerleben oder als Moderator einen l a n g e n Ramptalk aufs Originalintro (keinen Loop) zu machen.

3) Die steigende Beliebtheit deutschsprachiger Musik ist sehr auffällig. Allein in den Top 10 der oben genannten Hörercharts  waren 7 deutschsprachige Lieder vertreten, unter anderem auch „Mein Herz“ von Mine, „Bademeister*in“ von Dota, „Jugend ohne Gott gegen Faschismus“ von Tocotronic  und natürlich unser Star des Jahres Danger Dan mit „Lauf davon“, „Eine gute Nachricht“ und „Kunstfreiheit“. Selbstverständlich werden wir uns mit dieser steigenden Hörernachfrage befassen und die Perlen heraussuchen, die zu unserer musikalischen Ausrichtung passen.

4) Synthie-Pop rules! Die amerikanischen Depeche-Mode-Nacheiferer „Nation of Language“ waren die Band, die am meisten Hörernachfragen generierte, ihr Synthiesound kam exorbitant gut an, wir hatten mehrere Songs aus ihrem Album „A way forward“ (auch „radioeins-Album der Woche“ im November 2021) auf der Playlist. Die beiden österreichischen Bands WALLNERS (Geschwister aus Wien) und HVOB (Her Voice over Boys) sind hoffnungsvolle Newcomer, von denen wir uns viel versprechen, genau wie von den beiden Künstlerinnen Cäthe und Joy Crookes. So unterschiedlich sie auch sind –  die eine deutschsprachige Singer/Songwriterin, die andere britische Popsoulsängerin mit großer Stimme, so überzeugend sind doch beide in ihrem Potential, noch lange zu bleiben.


 

Auch im zweiten Corona-Jahr, konnte man eine gewisse Beständigkeit, was die Hits betrifft, feststellen. Vertraute Musik war und ist ein wichtiger Bestandteil geblieben und so war, wie auch im Jahr zuvor schon zu erkennen, dass die großen Hits viel länger sogenannte Besttester bleiben

 

Daniel Simarro, UNSERDING, Leiter der Programmgruppe Musik und Unterhaltung Programmbereich Pop-Unit

Daniel Simarro (Bild: SR1)1) Der Trend der 80er und 90er Sounds, Remakes und Samples hat sich auch im letzten Jahr fortgesetzt und da ist erst mal auch noch  kein Ende in Sicht. Die bekannten Dancepop/EDM- Künstler wie Felix Jaehn, Robin Schulz, Joel Corry etc. gepaart mit starken Popsongs von zum Beispiel Coldplay, OneRepublic und vor allem Ed Sheeran und Adele beherrschen die Playlist – wirklich neue Sounds haben sich auch 2021 nicht herauskristallisiert.

Gerade Künstler wie Ed Sheeran und Adele stoßen auch bei der jungen Zielgruppe auf sehr große Akzeptanz und wer hätte gedacht (ich jedenfalls nicht), dass Elton John (OK… zusammen mit Dua Lipa) mal auf den Playlisten der jungen Programme landen wird?

Auch im zweiten Corona-Jahr, konnte man eine gewisse Beständigkeit, was die Hits betrifft, feststellen. Vertraute Musik war und ist ein wichtiger Bestandteil geblieben und so war, wie auch im Jahr zuvor schon zu erkennen, dass die großen Hits viel länger sogenannte Besttester bleiben und heutzutage kaum noch „verbrennen“, siehe „Blinding Lights“ von The Weeknd, der immer noch ganz oben mitspielt.

Neben diesen beiden Hauptgenres konnten sich auch wieder mehr gitarrenlastige Songs, wenn auch von etablierten Künstlern, behaupten. Beispiele wären hier der  Brite Rag `n` Bone Man oder die Imagine Dragons.

Ein Überraschungshit kam für mich ganz klar von Glass Animals mit „Heat waves“. Obwohl der Song schon im Sommer 2020 erschienen ist, hat er sich im letzten Jahr Stück für Stück hoch in die Charts und auf die Playlisten gekämpft.

2) Ich vermute mal, die Musikindustrie selbst ist überrascht, wie gut die Achtziger-Trickkiste (immer noch) funktioniert. Nachdem sich jetzt aber schon die meisten Stars daran bedient haben, könnte ich mir vorstellen, dass dieses Jahr noch „größer“ gedacht wird. Die meisten Musikschaffenden haben ein gutes Gespür dafür, den Bogen nicht zu überspannen.

Umso mehr könnte unter Umständen eine neue Experimentierfreude an den Tag gelegt werden: Andere Jahrzehnte werden vielleicht verarbeitet, neue Stile und Genres vermischt. Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass ausgerechnet ein Shanty dieses Jahr so viele Menschen in seinen Bann zieht, sogar Hit des Jahres wird? Welches Label, welche Redaktion hätte sich da ran getraut, wenn die Netz-Community, wie so oft, nicht schon zuvor Tatsachen geschaffen hätte? Daraus kann ein neuer Mut entstehen.

Vielleicht wird es auch das ein oder andere Comeback geben. Seit dem ABBA-Paukenschlag scheint ja alles im Bereich des Möglichen zu liegen. Nach meinem Dafürhalten, kann mit Nostalgie viel Nachfrage generiert werden – nicht nur im Hinblick auf die Musik. Wir beobachten das auch bei vielen anderen popkulturellen Phänomen: Fernsehshows, Mode et cetera. Exemplarisch dafür sind auch die vielen Achtziger-, Neunziger-, ja, inzwischen sogar Siebziger-Remakes, -Samples und -Coverversionen, wovor selbst die CHR-Formate nicht gefeit sind. Letztere werden meines Erachtens auch dieses Jahr noch zuhauf aufploppen.

3) Trotz einiger Skandale im vergangenen Jahr, ist bei den jungen Programmen deutschsprachige Musik immer noch stark durch HipHop/Deutschrap geprägt. Auch wenn da viel Neues aus dem Boden geschossen ist, was mitunter schwer zu unterscheiden ist, bleiben Künstler wie Sido, Apache und Co. die großen Player.

Was im Mainstream angekommen ist, spielt natürlich auch für UNSERDING eine Rolle. Alles andere stößt bei unseren Hörern nur auf wenig Akzeptanz und wird deshalb bei uns eher in Spezialsendungen abgedeckt, die sich genau an die entsprechenden Zielgruppen richten.

4) Ganz vorne mit dabei war da sicher Leony, die sich zwar zuvor schon zusammen mit dem DJ-Duo VIZE einen Namen gemacht hat, aber mit „Faded love“ dann solo durchgestartet ist. Zurecht wurde sie deshalb, wie auch Luna, „Durchstarterin des Jahres“ beim New Music Award 2021.

Generell haben Frauen im letzten Jahr wieder ganz oben mitgespielt. So wurde Rote Mütze Raphi mit der Auszeichnung als beste Newcomerin 2021 beim New Music Award belohnt, einer der wichtigsten Preise für junge Bands, Musikerinnen und Musiker in Deutschland, verliehen von den neun jungen Programmen der ARD und von Deutschlandfunk Nova.

Gegen Ende des Jahres erschien der Singer Songwriter Kyle Pierce dann auf der Bildfläche und hat schnell die Playlisten erobert. Ich bin der Meinung, in ihm steckt großes Potenzial und bin gleichermaßen gespannt was da noch so kommt.

Der große Durchbruch des Jahres war aber ganz klar Nathan Evans mit seinem Shanty „Wellerman“. Zurecht hat sich damit den „Song des Jahres“ verdient!


 

„Generell ist die Macht von TikTok, YouTube und anderen Plattformen, Songs in die Charts zu pushen, ungebrochen groß“

 

Sue Deckwerth, planet radio, Leiterin der Musikredaktion

Sue Deckwerth (Bild: planet radio/Daniel Camino)

1) Auch 2021 lag der musikalische Schwerpunkt von planet radio weiterhin auf EDM von DJs und Produzententeams mit ständig wechselnden Features. Auffällig war, dass vermehrt auch männliche Stimmen aus dem Indie & Alternative Pop zum Einsatz kamen (Calum Scott, Tom Grennan, Hozier), was zum Glück für ein wenig Abwechslung gesorgt hat. Doja Cat hat mit „Kiss Me More“ und „Woman“ gezeigt, dass R’n’B im deutschen Radio doch noch funktionieren kann. Der 80ies Sound hatte dank The Weeknd, Ed Sheeran und Purple Disco Machine auch wieder einen festen Platz auf unserer Playlist. Und wer hätte gedacht, dass Elton John mal im Jugendradio auf Powerplay laufen würde …

2) Den Trend weg vom Plastikpop, hin zu rockigeren und organischeren Klängen, hatten junge Künstlerinnen wie Olivia Rodrigo und Tate McRae ja bereits im Jahr davor losgetreten. Das hat nicht nur Avril Lavigne ein Comeback beschert, sondern bestimmt auch zum aktuellen Erfolg von Gayle mit „abcdefu“ beigetragen. Das wird sich mit Hilfe der sozialen Medien bestimmt auch 2022 fortsetzen. Generell ist die Macht von TikTok, YouTube und anderen Plattformen, Songs in die Charts zu pushen, ungebrochen groß. Selbst Titel, die bereits mehrere Jahre alt sind, landeten dadurch 2021 erstmalig auf den Radioplaylisten, wie zum Beispiel „Iko Iko“ von Justin Wellington feat. Small Jam oder „Love Tonight“ von Shouse.

3) Obwohl in den Streamingcharts weiterhin ganz oben mit dabei, polarisiert deutschsprachige Musik im Radio leider immer mehr. Und dabei ist es scheinbar egal, ob es sich um Popsounds oder Rapmusik handelt, sobald es Deutsch ist, gibt es einen erhöhten Abschaltimpuls. 

4) Leony hat mit „Faded Love“ bewiesen, dass sie auch als Soloartist erfolgreich sein kann. Die neue Single „Remedy“ klingt wieder vielversprechend. Die Britin Griff lieferte einen schönen Popsong nach dem anderen ab, am erfolgreichsten davon war „Black Hole“. Und jenseits des Mainstreams sind PinkPantheress, Teddy Swims, Jenevieve und Fousheé spannend.


 

 

 Ich habe das Gefühl, dass es jungen Künstlerinnen und Künstlern zunehmend wichtig ist, Haltung zu zeigen

 

Christoph Lindemann, PULS, Musikchef

Christoph Lindemann (Bild: PULS)1) Der Pop klingt tendenziell immer interessanter – es sind zum Glück immer weniger Titel nach einem Schema F und mehr Experimente zu hören. Ich habe auch das Gefühl, dass es jungen Künstlerinnen und Künstlern zunehmend wichtig ist, Haltung zu zeigen. Inhaltlich passiert also das, was auch auf den Straßen passiert ist: Es findet eine gewisse Politisierung statt. Und gleichzeitig ist noch etwas anderes zu beobachten: Auch wenn diese Musik für uns bei PULS nie Thema war – mich hat überrascht, dass der glattere Mainstream-Deutschpop, der in den letzten Jahren Erfolgsgarant war, plötzlich nicht mehr so funktioniert hat. Da hat beim Publikum wohl früher als geahnt schon eine Übersättigung eingesetzt. Und all diese Faktoren haben dazu geführt, dass Danger Dan von der Antilopen Gang mit einem inhaltlich durchaus kantigen Klavieralbum in den Jahrescharts tatsächlich weit vor Mark Forster landen konnte.

2) Ich denke, Themen wie #metoo und Chancengleichheit werden noch wichtiger werden – deshalb gehe ich davon aus, dass sich dieser Trend fortsetzt. Künstlerinnen und Künstler mit ungewöhnlichen Biographien werden davon profitieren, dass ihnen mit mehr Offenheit begegnet wird. Wir bieten bei PULS schon seit fast zwei Jahren im Radioprogramm und beim Booking ein ausgewogenes Geschlechter-Verhältnis an – und wir finden dabei immer mehr Verbündete. Wir werden also in den Radioprogrammen und auf den Bühnen mehr Diversity sehen – ich freu mich drauf!

3) Deutschsprachige und auch allgemein Musik aus Deutschland nimmt bei PULS immer mehr Platz im Programm ein. Die Vielfalt ist heute immens und die Qualität oft brillant – das war nicht immer so. Zwischen den düsteren Neo-NDW-Songs von Edwin Rosen über die schlauen Raps von Fatoni und Badmómzjay bis hin zu den neuen Cro-Sachen, die teilweise überraschend deep sind, finden wir vieles, was unser Programm abwechslungsreich und interessant macht. Und dann gibt es ja auch immer mehr Acts wie Li Ning, Ätna und Shelter Boy, die in Deutschland englischsprachige Musik auf absolut internationalem Niveau veröffentlichen. Ich empfehle, sich mal durch die „New Music 2022“-Hotlist der jungen Programme der ARD durchzuklicken – die Originalität der Musikszene hier ist inzwischen wirklich beeindruckend!

4) Schmyt hat auf jeden Fall eine tolle Entwicklung gemacht. WizTheMC, der in Lüneburg aufgewachsen ist, hat sich international einen Namen machen können. Eines meiner Lieblingskonzerte im letzten Jahr war der Auftritt von OSKA aus Österreich beim Nürnberg.Pop-Festival. Und international interessieren mich zum Beispiel Wet Leg, Still Woozy und Arlo Parks. Aber selbst im Mainstream-Pop gibt es richtig gute Sachen – auf dem Olivia-Rodrigo-Album zum Beispiel sind ein paar super Songs!


 

„In Bayern gibt es einen eindeutigen Trend und dieser heißt: Formatradio

 

Peter und Verena Bartsch, RADIO & SUCCESS, Musikverantwortliche

Verena und Peter Bartsch (Bild: RADIO&SUCCESS)

1) In Bayern gibt es einen eindeutigen Trend und dieser heißt: Formatradio. Große Sender schmeißen beispielsweise ihre 80er aus dem Programm, andere spielen kaum noch aktuelle Hits. Arabella Bayern zum Beispiel geht den Weg mit einem glasklaren Format aus 70ern, 80ern und 90ern besonders konsequent. Musiktrend ist somit Formattrend. Außerdem versuchen die Sender über Special- Interest–Streams neue Hörer zu erreichen. Gleichzeitig heißt Format keineswegs langweilig zu sein. Bei Arabella ist der Trend zu einer großen Titelrotation mit Überraschungen und Musikperlen ungebrochen.

2) Die Entwicklung zum individuellen Formatradio wird sich weiter verstärken. Charts und Senderplaylist gehen dabei mehr denn je auseinander.

3) Eine sehr geringe.

4) Olivia Rodrigo und Zoe Wees.


Siehe auch: