Noch vor ihrem Abitur wurde Yvonne Malak als Schülerin 1985 radioaktiv und begann beim seinerzeitigen Kabelsender Radio F in ihrer Heimatstadt Nürnberg erste Erfahrungen vor dem Mikrofon zu sammeln. Nach bestandenem Abitur schloss sich ein Volontariat beim Konkurrenten Radio Gong (1987/88) an: „Dort kam ich mit Arno Müller zusammen, der meinen weiteren beruflichen Lebensweg maßgeblich prägte.“, erinnert sich Malak gerne zurück.
Der Start von 104.6 RTL
Mit einer Radiotruppe, die Müller um sich scharte, zog sie ins Großherzogtum Luxemburg. Müller, der zudem ein Jahr Programmdirektor von Radio Luxemburg war, bereitete von dort aus den Start von 104.6 RTL in Berlin vor. Zunächst in der Villa Louvigny im Luxemburger Stadtpark, später auf dem Kirchberg, wurde das Berliner Programm von 104.6 RTL aufgebaut. Der Sendestart wurde auf den 09.09.1991 vorgezogen, nachdem ENERGY Berlin ein ähnliches Projekt im August 1991 lancierte. Wegen eines von der Telekom zu verantwortenden Leitungsproblems verzögerte sich der Sendestart aus Luxemburg zeitlich an jenem 09.09.91: „Wir hatten unsere erste Morgensendung sensationell durchgestylt-sogar vorher zweimal komplett geprobt, konnten dann wegen eines Leitungsproblems erst um 9 Uhr statt wie geplant um 6 Uhr loslegen.“, lässt Malak die ersten Sendestunden Revue passieren.
Nach einigen Wochen waren in Berlin die Studios fertig und man zog an den eigentlichen Bestimmungsort. Malak, die ihre Moderationstechnik das Jahr zuvor bei Radio Luxemburg verfeinert hatte- sie moderierte abwechselnd mit Helga Guitton das Lifestyle-Magazin „Viva“ und die abendliche Erotiksendung „Je t´aime“- wurde Ko-Moderatorin, damals Sidekick genannt, neben Arno Müller in „Arno und die Morgencrew“.
Die Morningshow war allerdings nicht Malaks Berufung: „Ich hatte Probleme mit dem Aufstehen. Habe insgesamt zwar nur zweimal verschlafen, aber diese beiden Male direkt hintereinander.“, räumt Malak ein. Sie wich auf den Platz der Vormittagssendung aus, die sich um 10 Uhr an „Arno und die Morgencrew“ anschließt. Bis 1998 blieb sie 104.6 RTL erhalten, welches in dieser Zeit zum Marktführer in Berlin aufstieg.
Weitere Stationen
Danach erfolgte ihr Wechsel zu BB Radio, bei der Malak Unterhaltungschefin und Nachmittagsmoderatorin war. Von 2000 bis 2003 war Malak Programmdirektorin vom baden-württembergischen Regionalsender Radio Ton in Heilbronn und von 2004 bis 2006 in gleicher Funktion bei BB Radio tätig.- Das Jahr 2006 war ein Wendepunkt in der Karriere von Yvonne Malak: Sie wechselte die Seiten im Radio-Business und ist seither mit ihrer eigenen Firma „MY Radio“ als selbständige Radioberaterin tätig.
Vorbild Arno Müller
Die Zusammenarbeit mit Arno Müller in Nürnberg, Luxemburg und Berlin war eine prägende Zeit: „Von Arno habe ich unfassbar viel gelernt. Er hatte eine ganz bestimmte Vision eines Senders und einer Morgensendung und genau so klang es dann auch bei 104.6 RTL.“, schwärmt Malak. So habe sie z.B. von ihm gelernt, wie man erfolgreich Radio-Promotion betreibe, wie man eine echte und glaubwürdige Radio-Personality entwickele und dabei das Format einhalte und worauf es beim Moderatoren-Air-Check ankomme.
Schwerpunkt der Sendung „Arno und die Morgencrew“ ist bis heute eine Morgencrew, die aus einem Anchorman – eben Arno Müller – besteht und aus einen oder mehreren Sidekicks, die mit der Zeit zu Ko-Moderatoren avancierten, wobei der Anchorman die unbestrittene Nr.1 ist. Der Inhalt der Sendung besteht aus aktuellem Wortwitz, der kreativen Einbindung von Stars, hauseigener Comedy (z.B.: „Der kleine Nils“, „Ungefragt-Nachgefragt“), aktuellen Hits aus den Charts, den „RTL-Greatest Hits“ (Bestseller; derzeit 80er und 90er) und dem 104.6 RTL-Verkehrsflieger, dem Commander Frank, der erst später dazu kam und in der maßgeblichen Regionalausgabe einen Blick auf die Straßenverhältnisse in Berlin und Brandenburg von oben wirft. „Ich war damals umgeben von tollen Leuten und hatte eine schöne Zeit“, resümiert Malak für sich.
Vorbild für die Sendung „Arno und die Morgencrew“ war übrigens nicht Radio Luxemburg, das sich damals,1990, gerade selbst neu finden musste, sondern das amerikanische Formatradio in Gestalt von 102.7 KIIS FM Los Angeles, einer Station, die zu den Top 3 in der kalifornischen Metropole gehört, und genauer deren Morningshow „Rick Dees In The Morning“. Der Producer dieser Sendung, Dennis Clark, hat zudem ein Jahr bei 104.6 RTL gearbeitet; eine Zeit von der Malak nach eigenen Aussagen heute noch profitiert.
Formatradio – Radio mit Format?
Formatradio ist anders als in den Anfangstagen von 104.6 RTL nicht nur im deutschsprachigen Raum die Regel. Die Kritik am Formatradio ist nicht zu überhören: zu seicht, zu glatt und ohne Ecken und Kanten! Malak kontert: „Formatradio ist vor allem ein häufig falsch verstandener Begriff. Format heißt ja nur, dass ich das bekomme, was ich erwarte. Man braucht für das Formatradio keine Lanze zu brechen. Alle privaten und öffentlich-rechtlichen Hitradios sind Formatradios. Aber auch z.B. der Deutschlandfunk und Radio Eins (rbb).95 % der Hörer entscheiden sich Tag für Tag für Formatradios. Wenn man „Format“ sagt, meint man eine Grobstrategie, die eine bestimmte Zielgruppe erreichen soll. So definiert hat so gut wie jeder Sender ein Format.“- Formatradio solle eine Struktur vorgeben.- „Wie ich in meinem Buch „Erfolgreich Radio machen“ bereits schrieb, bedeutet Formatradio Verlässlichkeit. Diejenigen, die immerzu Radio mit Ecken und Kanten fordern, sollen erst einmal Verantwortung für Arbeitsplätze übernehmen. Ein Privatradio zu betreiben, geschieht mit der Absicht, Gewinne zu erzielen bzw. mindestens eine schwarze Null zu erwirtschaften. Ich sehe die Vorgabe „Radio mit Ecken und Kanten zu machen“ als die eigentliche Aufgabe für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der jährlich 7 Milliarden Euro Gebühren durch die Haushaltsabgabe erhält.“, führt Malak weiter aus.- Vereinzelt wären Privatsender zu solchen Experimenten fern des Mainstreams aufgebrochen aber letztlich an zu geringen Hörerzahlen gescheitert. So habe z.B. Flux FM in Berlin in der letzten MA nur 19 000 Hörer in der Stunde eingefahren.
Radio machen und beraten
An ihre Zeit als Programmdirektorin bei BB Radio in den Jahren 2004-2006 erinnert sich Malak gerne zurück: „Zu der Zeit hatte 104.6 RTL gerade geschwächelt. Wir hatten doppelt so viele Hörer wie 104.6 RTL! Es waren 247.000 Hörer in der Durchschnittsstunde im Raum Berlin-Brandenburg. Wir konnten uns damals als Hitradio für Brandenburg vor Antenne Brandenburg vom rbb und im Gesamtmarkt auch vor 104.6 RTL positionieren. Wir hatten eine funktionierende Morgenshow und eine gute Tageskurve.“, erinnert sich Malak gerne zurück. Bei der Morgenshow habe man Wert darauf gelegt, dass unterschiedliche Charaktere darin vorkommen, die einen möglichst großen Teil der Bevölkerung abbilden, z.B. ein Familienvater als Anchorman und ein „verrückter“ Single als Sidekick. Damals wie heute ist der Sender die Hit-Station für Brandenburg.
Im Gegensatz zu früher sei heute alles viel professioneller geworden: „Früher war es eindeutig mehr Trial and Error. Man wurde aus Versuch klug. Vieles war damals wahnsinnig unprofessionell, ob man nun an Promotionsaktionen, Positionierungen oder an On-Air-Marketing denkt. Möglicherweise kann der ein oder andere Hörer dem mehr Charme abgewinnen, fand es stellenweise unterhaltsamer. Das Unprofessionelle von früher wird als mehr Vielfalt darstellend gelegentlich verklärt. Heute in hartumkämpften Märkten wie in Hamburg, Berlin oder in Baden-Württemberg wäre es fast unmöglich auf diese Weise gegen große Flaggschiffe zu bestehen. Ich mache seit 30 Jahren Radio. Die Leute sind heute genauso kreativ wie früher. Mir macht meine Arbeit mit mehr Wissen und Erfahrung genauso viel Spaß wie früher.“, ist sich Malak sicher. „Abgesehen vielleicht, dass wir früher mehr gefeiert haben.“, ergänzt Malak schmunzelnd.
Im Jahr 2006 wechselte sie die Seiten und arbeitet seither als selbständige Radioberaterin und als Coach. Ihr Unternehmen „MY Radio“ mit Sitz in Leipzig-vormals Berlin- setzt sich im ersten Teil aus den umgekehrten Initialen der Gründerin zusammen. Malak gibt als ihre Tätigkeitsschwerpunkte Strategieberatung, On-Air-Marketing, Promotion, Morgenshow-Coaching, Moderatorencoaching und Morgenshowsettings an. Sie entwickelt Konzepte für gutes Unterhaltungsradio, On Air Promotionsstrategien und erfolgreiche Morgensendungen. Etwa 15 Sender zählen zu ihren Kunden, darunter BB Radio (Potsdam), Hitradio RT1 (Augsburg), Radio Bern 1, ffn (Hannover), Funkhaus Nürnberg, Life Radio (Linz), radio SAW (Magdeburg), Ostseewelle (Rostock) und Radio Hamburg. Sie war z.B. mit dem Sender-Relaunch der Neuen Welle Karlsruhe im Jahr 2006 betraut. Zusammen mit der Geschäftsführerin Alexa Kuszak managte sie den Übergang von Hit 1 (zuvor: die welle) zur Neuen Welle Karlsruhe.
Des Weiteren gibt Malak Seminare und Workshops in Deutschland und Österreich, hält Vorträge an der ARD- und ZDF- Medienakademie, für die BayMS, in der Akademie für Publizistik in Hamburg und der Privatsenderpraxis in Wien. Für On-Air-Promotion hat Malak einen Lehrauftrag der Hochschule für Musik in Karlsruhe inne. Auch wurde Malak in die Grimme-Jury berufen, die den „Deutschen Radiopreis“ vergibt.
Malak sieht noch Defizite bei den Investitionen der Sender für On-Air-Marketing und Nachwuchsförderung: „Wer in On-Air-Marketing und On-Air-Promotion nicht investiert, wird mittelfristig ein großes Problem bekommen. Es geht darum, den USP (Unique Selling Point) einer Station deutlich herauszuarbeiten und die Station im digitalen Wandel zu DER Marke für Musik, Unterhaltung und regionalem Service zu machen. In vielen Bundesländern sind diese Bereiche bei den Sendern unterbelichtet.“, kritisiert Malak. – Auch sei die Nachwuchsförderung nicht zu vernachlässigen, vor allem müsse erreicht werden, dass der rekrutierte Nachwuchs dem Medium Radio gewogen bleibe. Anfang Februar sieht es so aus, dass Yvonne Malak in einem gemeinsamen Projekt mit ihrer Kollegin Marina Riester mit Unterstützung der SLM, der Radiozentrale und der privaten Radiosender in Sachsen eine Herzensangelegenheit umsetzen kann: ein Nachwuchsprojekt mit dem Ziel, über eine On-und Off-Air-Kampagne junge Menschen für Radioberufe zu begeistern.
Lust und Last des Moderierens
Gefragt nach einem lustigen Erlebnis beim Moderieren, fällt Malak spontan folgendes ein: „1990 bin ich als Moderatorin von Radio Luxemburg über einen Zungenbrecher gestolpert. Der Ausgang war die Titelseite eines „Test“-Heftes der Stiftung Warentest. Ich bin mehrmals an dem Satz „für die Augustausgabe des „Test“-Heftes der Stiftung Warentest“ gescheitert, bevor mein damaliger Kollege Mike Schneider, der meine sprachlichen Verrenkungen durch die offene Studiotür mithörte, ins Studio eilte und die Situation somit rettete.“
Auch peinliche Momente gehören zu einer Moderatorenkarriere: „Das war bei mir ein Interview mit Fritz Egner, Moderationskollege und Musikexperte beim Bayerischen Rundfunk (Bayern 3-„Fritz und Hits“), für 104.6 RTL. Ich wollte Egner beweisen, dass es der Privatfunk mindestens ebenso gut kann wie „sein“ öffentlich-rechtlicher Rundfunk. Entsprechend habe ich mich auf den Studiogast vorbereitet. Das Interview habe ich indes gründlich versemmelt.“- Die stammelnde Moderatorin wusste auch nicht, dass Fritz Egner vor seiner BR- Karriere beim AFN war.
Würde es Yvonne Malak nach über 10 Jahre Abstinenz reizen, noch einmal zu moderieren? – „Eine Morgensendung möchte ich bestimmt nicht mehr moderieren, auch wenn das die spannendste und aufregendste Sendung ist. Ich habe aber leider Schwierigkeiten mit dem frühen Aufstehen, auch wenn ich mir den Wecker stelle. Mich reizt aber Talkradio. Ich würde gerne eine Talksendung im Radio moderieren mit dem Schwerpunkt „Männer und Frauen-warum sie nie zusammen passen werden“. Dieses unendliche Thema würde ich sehr gern moderieren. Ansonsten moderiere ich nach dem Motto „Ich kann es noch!“ meinen Coaches (Teilnehmer der Coachingkurse) in unseren gemeinsamen Airchecks gerne etwas vor.“ , antwortet Malak schmunzelnd.
Hobbys
Was macht Yvonne Malak, wenn Sie sich eine kleine Auszeit vom Radiobusiness nimmt? –„Meinen Freund nerven, Golf spielen, Sport aller Art treiben, Lesen und selber schreiben sind meine Hobbys.“, verrät Malak. „Einmal hatte ich sogar begonnen, einen Roman zu schreiben. Ich kam aber nur etwa bis zur Hälfte.“- Zum Schluss verriet sie dem Verfasser, dass auch ihr Schreibblockaden nicht fremd seien. Insgesamt verspüre sie aber einen Flow (Glücksgefühl) beim Schreiben.
Hendrik Leuker
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Yvonne Malak (MY Radio)
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