Radiomachen ist für manche Moderatoren mehr als ein Beruf, es kann geradezu eine Berufung darstellen. Zu diesen gehört auch Stephan Kaiser (58): „Ich war in der glücklichen Lage, aus einem Berufstraum einen Traumberuf machen zu können. Und das fühlt sich auch nach so vielen Jahren noch verdammt gut an.“
Zum Interview war er mit einigen Notizen erschienen und hat dabei die Frage nach besonderen Erlebnissen ausgelassen. „Ich bin kein guter Erzähler“, bekennt er freimütig. Im Gespräch mit unserem Mitarbeiter Hendrik Leuker spinnt sich dann jedoch rasch ein Faden von der Faszination Radio in seiner Jugend, von ersten Radioaktivitäten in Ostbelgien, einer schicksalshaften Begegnung, die ihn zur Deutschen Welle und zum WDR brachte, bis hin zu aktuellen Sendungen bei Radio NRW. Die Zeit, auf der die verspäteten ersten Frühlingsstrahlen aufnehmenden Terrasse des „Café Ludwig im Museum“ nahe des Hauptbahnhofs in Köln, vergeht dadurch wie im Flug.
Faszination Radio
Schon weit vor dem Abitur stand für Kaiser fest, dass er zum Radio wollte. Zwar schrieb er sich nach Abitur in Duisburg und Bundeswehrzeit in Hamburg (1985/86) anschließend an der Universität Köln noch für Anglistik und Niederländisch ein, jedoch hatte er zum Studieren keine rechte Lust: „Radiomachen, Radiomachen, das wollte ich und damit ging es dann als 16-jähriger für mich auch los. Wegweisend für mich waren viele Familienurlaube in Knokke-Heist an der belgischen Küste, wo ich durch die damaligen Seesender Radio Mi Amigo und Radio Caroline als völlig begeisterter Hörer mit dem Radiovirus infiziert wurde.“
Die Jingles und der Spaß am Radio, die diese Sender ausstrahlten, waren 1978 noch etwas Besonderes und schlugen Kaiser sofort in ihren Bann, der schließlich im WDR-Sendegebiet aufwuchs mit den Alternativen BFBS und Radio Luxemburg: „Beide Sender waren mir aber zu brav!“, stellt Kaiser fest. In seiner Freizeit brachte er sich aus Liebe zum Radio Niederländisch durch Kassetten und aktives Sprechen im Urlaub selber bei. Bei zwei frisch gegründeten Lokalsendern in Knokke durfte Kaiser dann auf Deutsch und Niederländisch moderieren. Bei einem der Sender, Radio Dynamo, später Radio Paradijs, lernte er einen für ihn wichtigen Wegbegleiter, AJ Beirens, kennen. Er vermittelte Kaiser zum ersten Mal die Kunst des professionellen Radiomachens. „Seine Tipps des amerikanisch geprägten Formatradios befolge ich bis heute.“, fügt Kaiser hinzu.
Stephan Kaiser begann bei „Piratensendern“ in Belgien
Mit seiner zur Konfirmation zusammengesparten Loewe-Kompaktanlage und drehbarer UKW-Außenantenne stieß Kaiser im Frühjahr 1981 plötzlich auf ein starkes Signal auf 102,9 MHz, die Testsendungen des legendären Radio Benelux (BNL). Er schrieb prompt einen Brief an die im Programm angegebene Adresse und bekam dann einen Anruf, indem er gefragt wurde, ob er denn nicht einmal am zweithöchsten Punkt Belgiens im Hohen Venn vorbeikommen wolle. Sein Vater fuhr ihn hin. Er konnte das Leuchten in den Augen seines Sohnes sehen.
„Meine Eltern haben mich seitdem und immer in meinem verrückten Hobby und späterem Berufswunsch unterstützt“, merkt Kaiser dankbar an. Bis zum eigenen Führerschein wurde man zudem immer von den BNL-Machern, die meisten kamen aus dem Großraum Düsseldorf, mitgenommen. Kaiser verbrachte somit sehr viele Wochenenden seiner Jugend mit Radiomachen auf dem angemieteten Dachboden eines Hotels, der Baraque Michel (Michaelshütte), im Hohen Venn in Belgien.
Die Betreiber von BNL nutzten zunächst eine Gesetzeslücke. Sendungen, die keine technischen Störungen verursachten, wurden toleriert. Erst später musste man eine Lizenz beantragen. Der exponierte hohe Senderstandort mit entsprechender UKW-Reichweite war natürlich einkalkuliert und Teil des späteren Erfolgmodells, Musikradio für Teile von NRW zu machen. Jeder sendende Moderator zahlte 20.- DM im Monat als Teilnahmegebühr. Es gab anfangs keine Werbung. Gesendet wurden überwiegend Musiksendungen, aber auch Neuerungen wie z.B. der„Radio Benelux Hit Tip“ und der „Komet der Woche“ (Anm.: Hitsingle, die jede Stunde gespielt wurde).
Es handelte sich um alternatives Radio. Es gab Spezialsendungen wie zu Rock, Heavy Metal, Reggae, die aktuellen Charts oder ein Medienmagazin. Besonders beliebt waren Sendungen mit aktiver Hörerbeteiligung von Gefängnisinsassen oder samstags die legendäre BNL-Party, die live aus dem Hohen Venn gesendet wurde und nicht immer ganz jugendfrei daherkam…
Ein Hauptaugenmerk im Programm lag auf den Wochenenden: „Bevorzugt wurde am Sonntagnachmittag oder Sonntagabend mit zwei bis drei Leuten Programm gemacht. Wir haben unsere aufgezeichneten Programme abgefahren oder auch Livesendungen gemacht. Das war von 1981 bis Anfang 1984.“, erinnert sich Stephan Kaiser.
„Der Sender hat Wellen geschlagen. Ein Geschäftsmann aus Düsseldorf wollte den Sender aufkaufen und uns zu Superstars machen.“ Er machte sowohl dem Hotelinhaber als auch dem Team unrealistische Versprechungen. Kaiser wurde misstrauisch und verließ BNL. Der Sender lief noch ein halbes Jahr und wurde dann aus finanziellen Gründen eingestellt. Anschließend gründete Kaiser mit dem ausgeschiedenem BNL-Kernteam Radio Fantasy.
Vom Standort Raeren-Petergenfeld sendete man mit strengen Auflagen, einer 100 Watt-Sendelizenz und vertikaler Antennenausrichtung, ein eher rockorientiertes Programm. „Wir wollten den BNL-Spirit weiterführen. Radio Fantasy wurde jedoch mehr und mehr zu einem belgischen Kaffeetafelsender, einem Gemischtwarenhandel. Da fühlten sich die ehemaligen BNL-Macher nicht mehr wohl. Eine Stunde kam Rock, in der nächsten Stunde Schlager und in der dritten Stunde Operettenmusik. Das führte zu Querelen.“ Radio Fantasy blieb noch lange, bis zur Neuordnung der UKW-Frequenzen in Ostbelgien im Februar 2020, on air.
Stephan Kaiser wechselte bereits im Jahr 1987 zu Radio Telstar International (RTI). Vormittags wurde dort auf Niederländisch und nachmittags und abends auf Deutsch gesendet. Auf 104,2 MHz war man gut im Raum Aachen zu hören und weit darüber hinaus. Gesendet wurde vom Dreiländereck Deutschland, Belgien und Niederlande mit sowohl vertikaler als auch horizontaler Polarisation. Als Werbekunden hatte man z.B. den Fast-Food-Anbieter McDonalds und Kaufhof. Radio Telstar International (RTI) war nur ein kurzes Dasein beschert. Nach einem halben Jahr wurde der Sender im Sommer 1987 von den belgischen Behörden stillgelegt, nachdem eine anonyme Anzeige wegen technischer Störungen vorlag. Das bedeutete für die einstigen BNL-Macher das Ende ihrer Sendungen vom belgischen Boden aus.
Der Wechsel zur Deutschen Welle und zum WDR
Nach dem Ende der Belgien-Ära zog Kaiser von Duisburg nach Köln, traf dort zufällig in der Fußgängerzone die seinerzeitige ZDF-Ansagerin Birgit Schrowange, die damals, wie Kaiser aus dem „Goldenen Blatt“ erfahren hatte, das er immer bei seiner Tante las, mit einem WDR-Sprecher liiert war. Er sprach sie daraufhin an, ob sie denn einen Kontakt zum WDR-Nachrichtensprecher Werner Schüssler herstellen könnte. Sie konnte es. Schüssler lud Kaiser ein und riet ihm, erst einmal bei ihm eine Sprechausbildung zu nehmen. Dies teilte Kaiser sofort seinen damaligen Radiokollegen Patrick Lynen mit und sie gingen gemeinsam zur Sprechausbildung. Schüssler meinte zu beiden Auszubildenden nach dem ersten Vorsprechen: „Katastrophe. Aber Sie beide kriege ich hin.“
Es folgten einige Monate harten Sprechunterrichts, bevor Schüssler Lynen vorschlug, sich bei Radio Luxemburg oder SWF 3 zu bewerben (Anm.: Lynens Bewerbung bei Radio Luxemburg hatte Erfolg. SWF 3 folgte bei ihm danach.) „Ich selbst sollte zur Deutschen Welle (DW) oder zum WDR gehen. Ich war von uns beiden offenbar der seriösere Sprecher.“, merkt Kaiser hierzu an.
Beim deutschen Auslandsdienst Deutsche Welle (DW), damals noch am Raderberggürtel in Köln neben dem Deutschlandfunk beheimatet, bestand Kaiser sodann im Jahr 1988 die Mikro-Probe und war zunächst freier, später fester Nachrichtensprecher im deutschen Programm der DW. Seine bei Werner Schüssler begonnene Sprechausbildung setzte er beim damaligen Chefsprecher des Deutschlandfunks (DLF), Hendrik Koy, fort. Anschließend war er Nachrichtensprecher in einer Acht-Stunden-Schicht und Moderator von Musiksendungen, wie zum Beispiel dem Wunschkonzert, bei DW bis zur Programmeinstellung des Deutschen Dienstes von DW-Audio im Jahr 2011. Er wirkte zudem in Features und Hörspielen mit.
Die Nachrichten der Deutschen Welle zur vollen Stunde waren damals 10 Minuten lang und wurden von Redakteurinnen und Redakteuren zusammengestellt und vom Sprecher verlesen. Blieben bestimmte Nachrichten im Gedächtnis? „Im Gedächtnis bleiben natürlich der Mauerfall (1989) oder der 11. September (2001). Die Tragweite kann man im Moment des Verlesens noch nicht erkennen. Hier begreift man wirklich erst später, was da gerade geschieht.“, schildert Kaiser. Von 1988 bis 1992 war Kaiser im Übrigen parallel freier Nachrichtensprecher und Programmansager beim Deutschlandfunk (DLF).
Zur Deutschen Welle war Kaiser über den WDR gekommen: Werner Schüssler, selbst ein beliebter WDR-Moderator, gab ihm einen Tipp, in welcher Redaktion gerade Leute gesucht würden. Kaiser war somit auch beim WDR zu hören: Hauptsächlich moderierte Kaiser von 1989 bis 1992 auf WDR 1 die „US-Tophits“, die amerikanische Hitparade, und Musiksendungen wie „Hit-Chips“ oder „Hier funkts“, in Vertretung für Dave Coleman. Auf WDR 2 war Kaiser kurz im Jahr 1990 bei „Freie Fahrt ins Wochenend´“ im Einsatz.
Die Arbeit für den WDR endete 1992, da die Wellen personell neu aufgestellt wurden. So wurde aus WDR 1 im April 1995 schließlich 1LIVE und Stephan Kaiser orientierte sich Richtung Privatradio.
Beim No-Name-Sender
Noch im selben Jahr wechselte Kaiser zu Radio NRW und durfte dort von Beginn an sämtliche Sendestrecken moderieren. Radio NRW ist das aus Oberhausen ausgestrahlte namenlose Rahmenprogramm für aktuell 45 (damals: 46) Lokalsender vor Ort in ganz NRW. Für ihn sei es zwar anfangs eine Umgewöhnung gewesen, bei einem Rahmenprogramm den Sendernamen nicht nennen zu dürfen, er habe aber schnell aus vielen Reaktionen gemerkt, dass der NRW-Lokalfunk viel intensiver gehört werde und er viel häufiger auf seine Sendungen angesprochen werde als zu WDR-Zeiten.
„Auch habe ich bei Radio NRW viel mehr moderiert als beim WDR“, fügt Kaiser hinzu. Besteht Kontakt zu den Lokalsendern vor Ort, die einzelne Sendungen für ihr Programm und das komplette Musikprogramm übernehmen? „ Zu den Lokalsendern vor Ort gab und gibt es bis heute einige persönliche Kontakte, ansonsten hat man als Macher von Radio NRW mit den ,Locals´ wenig zu tun.“, gibt Kaiser zu bedenken. Der eigentliche Austausch findet dann zwischen dem Geschäftsführer von Radio NRW und den Chefredakteuren vor Ort statt.
Wann Stephan Kaiser heute zu hören ist
Stephan Kaiser ist seit 31 Jahren freier Mitarbeiter von Radio NRW und fährt seine Sendungen im Selbstfahrermodus, d.h. er ist zugleich der Techniker. Redaktionell wird ihm zugearbeitet. Die Tagesstrecken sind 4 Stunden lang, in der Nacht wird 6 Stunden moderiert. Zurzeit ist Kaiser bei Radio NRW, über den jeweiligen Lokalsender, meistens in „Am Wochenende“, samstags und sonntags zu unterschiedlichen Zeiten zu hören und an Feiertagen. In seiner Sendung gibt es klassisches Infotainment, also bunte Meldungen, Wissenswertes aus aller Welt, Ausflugstipps für NRW, Sport vom Wochenende, hauseigene Comedy (Elvis Eifel), Service und viel Musik.
Zum 44. Mal hintereinander führt Radio NRW übrigens die Mediaanalyse (MA) mit derzeit 1,4 Millionen Hörern in der durchschnittlichen Sendestunde (MA Audio 23/I) an. – Außerdem ist Kaiser beim Fernsehen der „Deutschen Welle“ festangestellt. Radio DW-Audio hingegen wurde 2011 eingestellt. Was waren die Gründe? „Die Zeit des sog. Kalten Krieges endete. Internet und Satellitenradio leiteten eine völlig neue Ära ein. Das ,klassische´ Kurzwellenradio verlor zunehmend an Bedeutung. Fußball-Resultate und Wetter standen auch im Internet. Stunden wurden reduziert und es gab mehr Wiederholungen.“, macht Kaiser als Gründe aus. Im Herbst 2011 geschah das eigentlich Unfassbare: Die Deutsche Welle stellte ihr deutsches Radioprogramm ganz ein und ging mit diesem auch nicht ins Internet, wie es als Fortsetzung erst geplant war.
Somit ist Kaiser, der bei der Deutschen Welle in Teilzeit fest angestellt ist, nunmehr bei DW-Fernsehen tätig. Er ist dort beschäftigt mit der Vertonung von Fernsehbeiträgen und die Station Voice des Senders. Er arbeitet von seinem privaten Studio in Bad Münstereifel (NRW) aus und ist per Leitung mit dem Deutschen Welle TV in Berlin verbunden: „In meinem Studio produziere ich die Trailer (kurze Vorschauen auf noch zu sendende Beiträge) und mache den Over Voice (Übersprechen von anderssprachigen redaktionellen Beiträgen) auf Deutsch. Ich mache den Trailer oder den jeweiligen Beitrag somit für Deutsche Welle TV sendefertig.“, erklärt Kaiser.
Nachdem die Deutsche Welle aus ihrem asbestverseuchten Funkhaus im Jahr 2003 von Köln nach Bonn umgezogen ist, kommt Deutsche Welle TV heute aus Bonn und Berlin. – Außerdem ist Kaiser freischaffender Sprecher und Moderator. Darin liegt sein hauptsächlicher Fokus. Kaiser ist Stationvoice, TV- und Offsprecher. Stationvoice war er z.B. für Radio Brocken, SR1-Europawelle Saar, Radio N1 Nürnberg, Radio Primavera (Aschaffenburg) und später für NDR 1 Radio MV.
Aktuell ist Kaiser die Stationvoice von hr 4 und Schlagerradio. Im TV war er in den 90ern Trailer-Sprecher für RTL2, Super RTL und auch einer der Stimmen bei „Schreinemakers live“ (Sat 1), der „Traumhochzeit“ mit Linda de Mol (RTL) oder der „Ulla-Kock-am-Brink-Show“ (RTL). Im TV hört man Kaiser heute häufig im Teleshopping, z.B. ist er seit Beginn die Hauptstimme beim Teleshopping-Sender Channel 21 (hervorgegangen aus dem RTL Shop). Er spricht zudem Reisefilme für „Sonnenklar TV“ ein und ist z.B. auch die Telefon-Banking Stimme der Targobank wie auch bei schon bei deren Vorgänger, der Citibank.
Radio Telstar Offenburg und Offshore ´98
Radio Telstar Offenburg, einer der ersten privaten Sender in Baden-Württemberg, war die Idee von Frank Leonhardt, eines langjährigen Freundes von Kaiser. Er beantragte eine 4,5 Stunden-Lizenz im Großraum Offenburg, die er auch genehmigt bekam und mit Programm füllen musste. Hier konnte er im Jahr 1987 auf das Team des gerade beendeten Belgien-Projekts RTI Radio Telstar International zurückgreifen. Das nahezu identische RTI-Team zuzüglich neuer Kollegen aus der Region stemmte dann das Programm von Radio Telstar Offenburg. Einige heute noch radiopräsente Leute waren damals neben Stephan Kaiser schon dabei: Jochen Graf, Günther Laubis und Patrick Lynen. Insgesamt war Radio Telstar Offenburg von 1987 bis 1992 auf Sendung.
Für das Jahr 1998 erfüllte man sich nach langer Vorbereitung dann einen Radiotraum, auf hoher See in internationalen Gewässern vor Scheveningen (Niederlande), außerhalb der 3-Meilen-Zone: „Offshore: 98“. Aus „organisatorischen Gründen“ (Kaiser) fand es dann erst an Ostern 1999 vier Tage lang, mithin vom 03. bis 06. April 1999, statt. Vom Sendeschiff „MV Morning Star“ sendete der nach Angaben der Betreiber letzte illegale Sender auf Kurzwelle 6210 KHz und Mittelwelle 1566 KHz. Geplant war auch die Langwellenfrequenz 279 kHz, die aber nicht funktionierte. Die Mittelwelle ging zeitweise nicht. (Das Unternehmen lässt sich in drei Teilen auf YouTube nachverfolgen. Die Darstellung im Film, alle Sender hätten repariert werden können, sei indes nach Darstellung Kaisers ein redaktioneller Fehler).
20 Leute, allesamt „technikbegeisterte Radiofreunde“ (Kaiser), nahmen insgesamt daran teil: „Der Grundgedanke war, für ein paar Tage Radio von hoher See aus zu machen und den Sendern, britische und niederländische Seesender, die uns inspiriert hatten, ein Danke auszusprechen. Für mich war es ein Jugendtraum und das Abenteuer meines Lebens. Es bleibt aber eine einmalige Sache. Das Projekt war sehr teuer.“ Bei wenigen Leuten unter den Teilnehmern, darunter Kaiser, blieb die Finanzierung des Projekts hängen. Dabei waren unter anderen auch Frank Leonhardt, der oben erwähnte Betreiber von Radio Telstar Offenburg, und Helmut Slawik, ein Wegbereiter des ostbelgischen Privatradios und Gründer von BNL, Radio Fantasy und RTI. Hunderte Empfangsberichte aus ganz Europa gingen an die in den Sendungen genannte deutsche Adresse ein zur Ausstrahlung auf Kurz- und Mittelwelle. Die Langwellen-Antenne riss indes auf hoher See ab. Für Langwelle gab es ohnehin nur eine T-Antenne, die aber nicht funktionierte, was die Radiofreunde auf hoher See aber zum damaligen Zeitpunkt nicht wussten. Für Langwelle wäre eine höhere und längere Antenne nötig gewesen. Die Mittelwelle hatte eine sogenannte L-Antenne, die Kurzwelle eine Dipol-Konstruktion.
Die Programme wurden zum großen Teil in den Studios eines ehemaligen Seepiratensenders vorproduziert. Die MV Communicator, Mitte der 80er für Laser 558 im Einsatz, lag zu dieser Zeit an einem Deich im niederländischen Ijsselmeer. Durch Kontakte in die Szene, war es dem „Offshore 98“-Team möglich, dort vorzuproduzieren. Die Sendesprachen waren Deutsch und Niederländisch.
Hobbys, Hör- und Sehgewohnheiten
Stephan Kaiser ist selbst ein Radiohobbyist. Er betreibt UKW-DX: „Ich habe eine Acht-Element-Antenne auf dem Dach bei mir in der Nordeifel. Dazu ein trennscharfes Radio von Sony.“, lässt Kaiser daran keinen Zweifel. Empfangen habe er damit bereits Radio Hamburg, 89.0 RTL vom Brocken (Harz) und Antenne Bayern (Anm.: Auf 107,7 MHz, vom Standort Hochries/ Wendelstein). Kaiser sammelt indes keine Empfangsbestätigungen. Nach erfolgreicher Senderjagd gönnt sich Kaiser per Alexa „Smooth Jazz Radio“, seinen Lieblingssender.
Fernsehen sehe er nur linear (dann, wenn die Sendung kommt) und greift nicht auf Mediatheken zurück. In erster Linie Nachrichten und Informationsendungen wie Tagesschau (ARD/Dritte) und Sendungen auf n-tv und Welt sowie die „Aktuelle Stunde“ im WDR- Fernsehen. Dazu Krimis und Dokus und Trash-TV à la Oliver Kalkofe in „SchleFaZ“ (Die schlechtesten Filme aller Zeiten) auf Tele 5.
Und im Radio? „Im Auto höre ich WDR 5 oder Deutschlandfunk (DLF). Zuhause , Smooth Jazz Radio´.“, fügt Kaiser hinzu. Kaiser glaubt an das Radio, auch in 10 Jahren: „Die Leute wollen ihren gewohnten Sender mit regionalem Bezug hören. Da bin ich mir sicher.“, gibt sich Kaiser überzeugt. „Auch bei der Nutzung von neuen Verbreitungswegen landen viele bei ihrem gewohnten Lokalsender“, hat Kaiser beobachtet. An die Ablösung des Radios durch Streamingdienste glaubt Kaiser daher nicht.