Radio-Köpfe: Dieter Kassel (DLF Kultur) – Sein Weg zum Radio

Einigen Leuten gelingt tatsächlich der Sprung vom Radiohobby ins Radio: Zu ihnen gehört Dieter Kassel (55), Moderator der Frühsendung „Studio 9“ von Deutschlandfunk Kultur in Berlin.

Dieter Kassel 2019 beim Tag der offenen Tür im Funkhaus Berlin im Rahmen von "25 Jahre Deutschlandradio"im Gespräch mit dem Blechbläserensemble des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin (Bild: © Deutschlandradio / Anke Beims)
Dieter Kassel 2019 beim Tag der offenen Tür im Funkhaus Berlin (Bild: © Deutschlandradio / Anke Beims)

In den 80er Jahren arbeitete er in seiner Freizeit beim „Kurier“, einer Rundfunkfachzeitschrift für Fernempfang, mit, und ging mit einem Yaesu FRG-7700 und einem Grundig Satellit 1400 als junger DXer (Kurzwellenhörer) auf Sender-Jagd: Vom Hören von Radio Luxemburg auf UKW im heimischen Duisburg, Sendungen auf Englisch auf Kurzwelle bis zur Wellenjagd nachts im Tropenband nach Sendern aus Südamerika. Zuvor experimentierte er in seinem Jugendzimmer mit eigenen „Radiosendungen“ mittels eines Plattenspielers und einer der ersten CD-Player.

Unser Mitarbeiter Hendrik Leuker bat ihm zum Interview in der Betriebskantine von Deutschlandfunk Kultur, die derzeit ein eher stiller Ort ist, da sie gerade außer Betrieb ist und vor einem Betreiberwechsel steht.

Mitarbeit beim „Kurier“

Das Hobby zum Beruf zu machen ist der Wunsch vieler, auf ihn trifft es zu: Dieter Kassel gehörte in den 80er Jahren, von 1983-1987, zu den Mitarbeitern des „Kurier“, damals noch im ehemaligen Redaktionsgebäude in der Ritastr. 4 in Düsseldorf-Holthausen. Chefredakteur war zu dieser Zeit Friedhelm Devers. Zu Kassels Aufgaben gehörte die Erstellung des vielbeachteten Hörfahrplans Englisch – um den Hörfahrplan Deutsch kümmerte sich seinerzeit Karl-Heinz Leuther – und die Erledigung von Verwaltungsaufgaben für die ADDX wie z.B. Mahnschreiben an zahlungssäumige Mitglieder zu verfassen. Noch gut in Erinnerung ist ihm auch sein Testbericht über ein Kurzwellengerät aus der Sowjetunion, mit dem man auch Taxi- und Polizeifunk abhören konnte. Zum Auslandsrundfunk gekommen ist Kassel übrigens durch einen Besuch mit seiner Schulklasse bei der Deutschen Welle, damals noch am Raderberggürtel in Köln beheimatet.  

Dieter Kassel: Sein Weg zum Radio

Nach Mittlerer Reife und schließlich Abitur am August-Seeling-Gymnasium in Duisburg studierte Dieter Kassel in München Philosophie (ohne Abschluss). „Da ich das Grundstudium nicht beendete, kann ich bis heute kein Latein“, bekennt Kassel freimütig. Kassel verlor bald das Interesse am Studium, der Wunsch bei einem Radiosender unterzukommen nahm hingegen zu: „Ich habe mich bei vielen Sendern beworben.“, fährt Kassel fort.

Dieter Kassel (Bild: © Deutschlandradio / Bettina Straub)
Dieter Kassel (Bild: © Deutschlandradio / Bettina Straub)

Von WDR 2 habe er eine Standardabsage bekommen, der man angesehen habe, dass es sich um eine Kopie gehandelt habe. Bei Radio Gong (Nürnberg) und SWF 3 habe er schließlich Termine zu einem Vorstellungsgespräch bekommen: „Bei Radio Gong in Nürnberg habe ich ein Vorstellungsgespräch mit dem damaligen Programmchef Arno Müller gehabt.“ Bei dem Vorstellungsgespräch riet Müller Kassel („Ich war damals ein Schnellsprecher!“) dazu, erst einmal Sprechunterricht zu nehmen: Diesen nahm Kassel dann auch in Düsseldorf bei Helena Krüger von der Schauspielschule Bochum.

Entscheidend für Kassels weitere Karriere war, dass er in der Folge die Adresse einer Betreibergesellschaft von Südwest-Presse und Schwäbischem Verlag, die in Baden-Württemberg demnächst Privatfunk veranstalten wollte, anschrieb, welche er von der dortigen Landesmedienanstalt, der LfK Stuttgart, bekommen hatte. Diese Betreibergesellschaft hatte inzwischen den Namen Radio 7 angenommen mit Sitz in Ulm und war als sog. Bereichssender für den Osten von Baden-Württemberg vorgesehen. Eines Tages meldete sich am Telefon ein Herr Karl-Heinz Asenbaum und stellte sich als Programmdirektor des neuen Senders Radio 7 vor. Dieser bot Kassel ein Volontariat an; ab dem zweiten Jahr seiner Ausbildung, so willigte dieser schließlich ein, nachdem Kassel darauf bestanden hatte, sollte er auch moderieren dürfen. Kassel gehörte somit ab Frühjahr 1988 als Auszubildender dem illustren Team von Radio 7 an, das bei den Moderatoren von Günter Freund bis Mike Schneider reichte. In Bayerisch-Schwaben (Region von Augsburg und Neu-Ulm), wo Radio 7 einstrahlte, ließ man die „Bayern 3-Radioshow“ mit Thomas Gottschalk und Günther Jauch und den privaten Mitbewerber Antenne Bayern in der Hörergunst Ende der 80er Jahre hinter sich.              

Zwischen den Systemen 

Kassel war nun beim Radio angekommen, beim Privatfunk um genau zu sein. Zur Moderation kam der umtriebige Volontär bereits am 02. November 1988 als der eigentlich diensthabende Moderator ausfiel und wegen des vorangegangenen Feiertags gerade Not am Mann war. In der Nacht von Heiligabend auf den ersten Weihnachtsfeiertag 1988 durfte er dann von zwei bis fünf Uhr nachts die „Radio 7-Nachtschicht“ übernehmen.

Die Studiotechnik befand sich gerade im Umbruch von analoger zur digitaler Technik: „Im Studio befanden sich damals drei Plattenspieler, zwei CD-Spieler, eine Bandmaschine und vier Cartmaschinen“, erinnert sich Kassel. Auch daran, dass er bei diesem Einsatz ein Cartband mit Rick Astleys „Never gonna give you up“ in der Sendung erst eine Minute habe vorspulen müssen, die ihm als Moderator noch länger vorgekommen sei. „Das hatte zur Folge, dass ich eine Minute über Rick Astley reden musste. Seitdem gelte ich als einer, der viel redet“, ist sich Kassel bewusst.

Dieter Kassel durfte fortan trotz seines laufenden Volontariats schon moderieren, während man in der Regel zweieinhalb Jahre darauf hin fiebert. Schon bald darauf bekam Kassel eine vierstündige Sendung in der Tagesstrecke zugeteilt, in der er regelmäßig eingesetzt wurde: Den „Buntfunk“, werktags von 12-16 Uhr : In der ersten Stunde war die Sendung ein aktuelles Mittagsmagazin, die zweite Stunde war eine Porträtstunde mit einem Studiogast, teilweise waren die Interviews zuvor aufgezeichnet worden, in der dritten Stunde stand die Hörerbeteiligung zu einem aktuellen Thema im Vordergrund und in der vierten Stunde war Musikjournalismus angesagt, das Vorstellen von regionalen Bands und Musikern.

„Das war mit die spannendste Zeit“, stellt Kassel im Rückblick fest. Im Vergleich zu heutigen Sendungen im Privatfunk passierte damals noch richtig viel… Kassels weitere Stationen waren dann 1991 Antenne 1 in Stuttgart, dem mittleren Bereichssender in Baden-Württemberg, wo er vier Monate blieb, und ENERGY 103,4 von November 1991 bis Anfang 1993 unter Programmchef Steffen Meyer, dem seinerzeitigem Gegenspieler von Arno Müller, mittlerweile bei 104.6 RTL. Mit letzterer Station ging Kassels Umzug nach Berlin einher.

Im März 1993 wurde Kassel dann öffentlich-rechtlich und war für den damaligen ORB, aus dem dann im Jahr 2003 der rbb wurde, für dessen Jugendsender „Radio Fritz!“ ab Sendestart tätig. Anfangs kamen dort die Sendungen vom Funkhaus in der Nalepastrasse, dem einstigen Sitz des DDR-Rundfunks.

Eingang Funkhaus Deutschlandfunk Kultur in Berlin (Bild: © Hendrik Leuker 04/2023)
Eingang Funkhaus Deutschlandfunk Kultur in Berlin (Bild: © Hendrik Leuker 04/2023)

Eine von ihm moderierte werktägliche Sendung hieß „Bollmann“ und kam von 12-14 Uhr. Die erste Sendestunde bestand aus einem Spiel mit Aufgaben und Lösung, in der zweiten Stunde stand Hörertalk zu aktuellen Themen auf dem Programm. Zusammen mit Sabine Korsukewitz, die später eine Karriere als Buchautorin einschlug, moderierte er zudem werktags die „Radio-Fritzen am Nachmittag“ (Anm.: Mit Radio-Fritzen sind die Hörer von Radio Fritz gemeint) von 16 bis 19 Uhr, eine Art Magazin mit Spielen und redaktionellen Beiträgen.

Im Februar 1999 kam Kassel über ein Casting, bei dem ein männlicher Moderator für die Sendung „HörenSagen im Gespräch“ gesucht wurde, schließlich zu seiner heutigen Station, die damals noch Deutschlandradio Berlin hieß und im Jahr 1994 aus RIAS 1 und DS Kultur hervorgegangen war.  

Seine Sendungen bei Deutschlandfunk Kultur

Deutschlandradio Berlin änderte seither zweimal seinen Namen: Ab April 2005 nannte man sich „Deutschlandradio Kultur“ und seit Mai 2017 wird der heute gültige Name „Deutschlandfunk Kultur“ verwendet. Kassels erste Sendung dort, noch bei Deutschlandradio Berlin also, hieß „HörenSagen“, vormittags von 9 bis 12 Uhr: „Die erste Stunde bestand aus einem Gespräch mit einem Gast, die zweite Stunde war die Kultur- und Literaturstunde und die dritte Stunde ein Wissenschaftsmagazin“, schildert Kassel. Am Samstag moderierte Kassel „HörenSagen im Gespräch“ mit einem Talkgast, darunter u.a. Schauspieler Manfred Krug und der damalige VIVA- Chef Dieter Gorny.  

Zu Beginn von Deutschlandradio Kultur wurde im Jahr 2006 das „Radiofeuilleton“ aus der Taufe gehoben. Die Sendung lief zweimal am Tag, von 9-12 Uhr und von 14-17 Uhr. Kassel gehörte zum Moderatorenteam. Darin ging es um Kultur im weitesten Sinne, über Bücher, Theater, Filme, Musik und Pop-Kultur.

Ab dem Jahr 2008 moderierte Kassel von 1.05 Uhr-2 Uhr nachts „Deutschlandradio 2254“: Eine Sendung komplett ohne Musik. Das war ein fünfundfünfzigminütiger Talk mit den Hörern, ein aktuelles Tagesgespräch, z.B. über Politik, aktuelle Bücher oder veganes Essen. Bei einer Sendung über David Bowie gab es logischerweise doch Musikeinspielungen. Der Name der Sendung leitet sich von der gebührenfreien Telefonnummer 0800-2254 2254 ab, unter der die Hörer seinerzeit im Studio anrufen konnten.

Von ca. 2000-2015 lief die Sendung „Deutschlandradio im Gespräch (ab 2006: ,Radiofeuilleton im Gespräch´)“ von 9-12 Uhr, bei der ein Experte im Studio saß und Hörer anrufen, ihn Fragen stellen oder Pro und Contra geben konnten, bei der Kassel nicht nur unter anderen moderierte, sondern sogar ausgezeichnet wurde: Die „Neue Osnabrücker Zeitung“ kürte ihn zum „besten Moderator“!

Dieter Kassel (Bild: © Privatarchiv Dieter Kassel)
Dieter Kassel (Bild: © Privatarchiv Dieter Kassel)

Seit dem Jahr 2013, seit gut einem Jahrzehnt also, gehört Dieter Kassel zum Moderatorenteam der Frühsendung „Studio 9“ (werktags von 5-9 Uhr und am Samstag von 6-9 Uhr). Der Untertitel: „Politik und Kultur am Morgen“ wird on Air nicht mehr genannt: Man wolle die Sendung noch breiter aufstellen und auch Hintergründe beleuchten, so Kassel. Es gehe darum, einem modernen, nicht nur historischen Kulturbegriff Raum zu schaffen. Wenn er über „Studio 9“ zu reden gebeten wird, merkt man ihm die Begeisterung in seinen Worten an: „Diese Sendung ist diejenige, die, seitdem ich in diesem Haus tätig bin, mir am allermeisten Spaß macht. Sie ist wie für mich gemacht. Ich bin hier Experte für nichts und kann mit allem etwas anfangen. Ich kann auch wieder über Musik reden. Vor fünf Jahren haben wir umgestellt auf Selbstfahrerstudios. Seitdem fühle ich mich richtig wohl, da in technischer Hinsicht vieles leichter geworden ist. Die Sendung ist mehr als ein Feuilleton im Radio, man kann dort alles machen. Es gibt Themen, die müssen sein, wie gegenwärtig der Ukraine-Krieg. Aber ansonsten gibt es total viele Freiheiten. Thema war auch schon mal ,Germany´s Next Topmodel´.“ Am Tag des Interviews (15.04.2023) wurde in „Studio 9“ unter anderem das Aus für die Kernenergienutzung in Deutschland im Expertengespräch erörtert wie die Auswirkungen des Auslaufens der Energieeinsparverordnung, das Städten die Beleuchtung ihrer Sehenswürdigkeiten wieder freistellt.

Dieter Kassel, der im Radio beide Systeme privat wie öffentlich – rechtlich kennt, macht immer weniger Unterschiede aus: Öffentlich- rechtliche Morgensendungen bei Bayern 3 oder NDR 2 würden sich nicht großartig von den Privaten unterscheiden; „Beide Systeme glauben, dass es nur ein Konzept zum Erfolg gibt: Musik, die unterwegs kaum stört und möglichst kurze Wortbeiträge“, so Kassel. Als er mit dem Radiomachen angefangen habe, sei ein Wortbeitrag von 5 Minuten kurz gewesen, dann durften es nur noch 3 Minuten sein, schließlich nur noch 1:30 Minuten… Kassel meint, dass die öffentlich-rechtlichen Sender ihr Korrespondentennetz besser ausnutzen sollten: „Ich bin nicht der Ansicht, dass ein Korrespondent nur 1:30 Minuten reden sollte. Dann kann er nicht mehr berichten als in einer dpa-Meldung steht“.         

Lustige Erlebnisse

Wer wie Kassel gut 35 Jahre beim Radio dabei ist, hat viele lustige Erlebnisse zu berichten. „Sentimentale Erlebnisse sind mir gar keine eingefallen“, bekennt die rheinische Frohnatur.

Gleich am Anfang bei Radio Fritz!, dem Jugendsender des ORB, im Jahr 1993, sei er mit zwei Experten am Telefon verbunden gewesen. Der eine sei ein BR-Kollege gewesen, der von der Klimakonferenz in Wien berichten sollte, der andere sollte sich von einer Mülldeponie in der Uckermark (Brandenburg) melden. Kassel sprach den Kollegen in der Uckermark mit falschen Namen, mit dem des Kollegen, der aus Wien berichten sollte, an. Der Kollege aus der Uckermark erwiderte aber, wie er später sagte, das „Hallo“ Kassels aus Höflichkeit. In der Folge bekam er Fragen zum Verlauf der Klimakonferenz in Wien gestellt, die Antworten gipfelten darin, dass der Angesprochene nach eigenem Bekunden nie in seinem ganzen Leben in Wien gewesen sei…. Kassel fand es im Moment selbst nicht so schlimm. Es entstand aber eine komplette Verwirrung beim Hörer und die Menschen hinter der Scheibe verzweifelten regelrecht… Hinterher kann man darüber schmunzeln.

Dieter Kassel (Bild: © Privatarchiv Dieter Kassel)
Dieter Kassel (Bild: © Privatarchiv Dieter Kassel)

Noch in seinem Volontariat, im Jahr 1989, interviewte Kassel für seine Sendung „Buntfunk“ bei Radio 7 den Satiriker Henning Venske, der sich zu dieser Zeit beim Kabarett der Münchner Lach- und Schießgesellschaft aufhielt. Zur Redakteurin sage Venske am Telefon: „Schicken Sie mir keinen Volontär!“. Das Interview verlief gut, obwohl Venske zuweilen als arrogant galt. Über die Dinge, über die Venske nicht gefragt werden wollte, wusste Kassel Bescheid. Venske lästerte auch über Volontäre bei Zeitungen, die er für unfähig hielt. Am Schluss fragte Kassel Venske, ob er Humor habe. Venske meinte darauf nur: „Das müssten Sie in den letzten anderthalb Stunden doch herausgefunden haben!“ Venske sollte darauf hin herausfinden, ob Kassel beim Sender fest angestellt sei oder ein sog. fester Freier sei. Kassel löste auf: „Ich bin automatisch fest angestellt. Das ist man ja als Volontär!“ Daraufhin der düpierte Venske: „Jetzt stellt sich nur noch die Frage, wer von uns beiden das größere A…loch ist.“…

Im Jahr 1990 sorgte Kassel indirekt im letzten Jahr des Bestehens von Radio Luxemburg für eine Sendepause von einer halben Minute. Er hatte damals die Aufgabe für Radio 7, Hugo Egon Balder im RTL-Studio Düsseldorf zu interviewen, der seinerzeit sowohl bei Radio Luxemburg als auch bei RTL Plus („Tutti Frutti“) in Diensten stand. Im Studio fuhr der Techniker die Vinyl-Single „Africa“ von Toto in einer Long-Version ab. Auf der Single stand als Dauer 5:00 Minuten, danach sollten die Nachrichten aus Luxemburg kommen. In der Realität spielte die kleine Scheibe aber nur 4:30 Minuten. Unterdessen hatten Balder und der Techniker das Studio in Düsseldorf aber schon verlassen. Balder, weil er nun Kassel Rede und Antwort im Interview stehen wollte. Die folgende Leere von einer halben Minute wurde von allen Beteiligten zu spät bemerkt. Da der Techniker aus Luxemburg kam und viele RTL-Größen kannte, machte die Geschichte rasch die Runde. Auch Thomas Gottschalk, den Kassel 2019 aufgrund seiner Literatursendung „Gottschalk liest?“ im BR- Fernsehen interviewte, hatte diese Geschichte drauf, obwohl er zu dieser Zeit nicht mehr für Radio Luxemburg tätig gewesen war….                  

Fernsehen: Kandidat beim Ratespiel 

Dieter Kassel in der Betriebskantine von DLF Kultur in Berlin (Bild: © Hendrik Leuker 04/2023)
Dieter Kassel in der Betriebskantine von DLF Kultur in Berlin (Bild: © Hendrik Leuker 04/2023)

Dieter Kassel gehörte im SWR-Fernsehen (ehedem Drittes Programm Südwest) dem Rateteam von „Ich trage einen großen Namen“ von 2019-2022 an. Es handelt sich dabei um eine Rateshow, zuletzt moderiert von Julia Westlake, mit den Verwandten berühmter Persönlichkeiten, quasi um die Nachfahren berühmter Vorfahren. Letztere galt es zu erraten. „Es war die am längsten ohne Unterbrechung ausgestrahlte Unterhaltungssendung im deutschen Fernsehen.“, erklärt Kassel. Sie lief von 1978 bis Mitte Februar 2023. Bereits im Herbst 2022 wurden die letzten Folgen in Baden-Baden, immer zwei bis drei an einem Tag, aufgezeichnet. „Das war ein Ausflug ins Fernsehen. Das wird es wohl gewesen sein!“, ordnet Kassel die Aktion für sich ein. Zu dieser Ehre war er übrigens gekommen, weil die verantwortliche Redakteurin ihn morgens in Deutschlandfunk Kultur hörte und ihm eine E-Mail schrieb, da sie ihn für prinzipiell geeignet hielt. Zu erraten hatte er unter anderen den Radio-Sportreporter Herbert Zimmermann (NWDR; Kommentator des „Wunders von Bern“ 1954) und den Komponisten Gustav Mahler, deren Nachfahren er sich in dieser Sendung gegenüber sah. Für das Publikum wird der Name vor dem Raten eingeblendet. „Das hat mir sehr viel Spaß gemacht!“, bereut Kassel den Ausflug in ein anderes Medium nicht.       

Die Zukunft des Radios

Wie Radio in zehn Jahren aussehe, sei schwer vorauszusehen, meint Kassel: „Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht!“. So habe es vor zehn Jahren noch kein Spotify gegeben und niemand habe den Erfolg von Podcasts vorhersehen können. Kassel weiter: „Insgesamt wird es, glaube ich, nur noch wenige lineare Programme geben. Anspruchsvolle Inhalte werden in Podcasts abfließen. Wer Musik hören will, da gibt es schon jetzt so viel mehr Quellen als Spotify. Jeder wird dann seine Playlists hören, egal, wo er die herhat.“ Ist das Radio, so wie wir es kennen, chancenlos? „Es kommt nicht nur auf Personality bei den Moderatoren an. Die Abwechslung von Musik und Themen wird entscheidend sein. Der Hörer muss das Gefühl haben: ,Wenn ich es bei Radio XY höre, ist es besser, als wenn ich es bei Spotify oder Youtube höre´“.    

Hobbys und Hör- und Sehgewohnheiten 

Als seine Hobbys gibt Dieter Kassel Reisen, Lesen, Kochen und vor allem Musik hören in möglichst guter Qualität an: „Ich bin und war neben der Radioleidenschaft immer auch ein Hi-Fi-Enthusiast.“, erklärt Kassel. Im Radio höre er vorwiegend im Internet BBC Radio 2, BBC Radio 6 Music, FiP (France Inter Paris) aus Frankreich, auf UKW Radio Eins vom RBB und gar nicht so selten im Internet „aus alter Verbundenheit“ (Kassel) SWR 3. Lineares Fernsehen sehe er kaum noch. Dafür nutze er intensiv die Streaming-Plattformen Netflix, Amazon Prime Video und Apple TV+.

Kassel ist verheiratet und lebt in Berlin.

XPLR: MEDIA Radio-Report