Einmal im Monat war der Sonntagstermin 10 Uhr auf der Frequenz 6205 kHz Pflicht für Kurzwellen- und Seesender-Enthusiasten in den frühen 1970er Jahren. Denn dann war Zeit für „AJ on Sunday“ – A.J. Beirens übernahm den „World Service“ beim schwimmenden Popsender „Radio Nordsee International (RNI)“. Er starb am Freitag nach langer Krankheit im Alter von 73 Jahren.
Der in Brügge geborene Belgier Albert J.Beirens bildete eine Ausnahme im ansonsten musik-orientierten RNI-Programm. Für seine Sendung „Northsea goes DX“ wurden extra die beiden Kurzwellensender an Bord des Sendeschiffes Mebo II vom niederländischen Mittelwellenprogramm getrennt. Auf den Frequenzen 6205 und 9935 khz präsentierte AJ in Englisch alles Interessante für Kurzwellenhörer und Seesenderfans – und hatte ein weltweites Publikum bis hin nach Australien. Neben Empfangstipps und Mediennachrichten war der wichtigster Programmpunkt in AJs Show die Geschichte der Piratensender. In monatlichen Einzelfolgen wurde die Historie von Radio Caroline und Co. beleuchtet. Zeitweilig gab es in „NSGDX“auch deutschsprachige Elemente, die von der Free Radio Campaign Germany (FRCG)“ beigesteuert wurden.
Für AJ. Beirens‘ Sendung , die vom Band kam, musste ein DJ des abendlichen englischen RNI-Programms früh raus, um aus dem zweiten Studio auf der Mebo II ein Sendungsumfeld für Northsea goes DX zu schaffen, bis um 11 Uhr wieder das niederländische Programm durchgeschaltet wurde. Öfter auch sorgten die Onboard-Moderatoren selbst für themenbezogenen Beiträge für diesen World Service von RNI. So überraschte ein DJ eines Sonntags mit fesselnden Airchecks von Popstationen auf dem fiünften Kontinent unter dem Motto: It’s all happening in Australia.
Diesen World Service auszubauen und zu vermarkten, gelang den Schweizer RNI-Eignern Edwin Bollier und Erwin Meister nicht. Zeitweilig war auf den beiden Kurzwellenfrequenzen das amerikanische Radiomissionsprogramm „Powerline“ zu hören.
AJ Beirens‘ letzte Northsea goes DX-Show lief am 31. August 1974, dem letzten Sendetag der niederländischen Seesender. Beirens aber blieb dem Radio treu. Er fungierte als Korrespondent für Schiff-und Seefahrtthemen sowie Lokales rund um seine Heimat Zeebrügge, berichtet das öffentlich-rechtliche flämische VRT. AJ betätigte sich als Pionier im flämischen Privatfunk, baute eine Nachrichtenagentur auf und schrieb Bücher.