Radio-Köpfe: Reiner Meutsch – (RPR1.) Moderator und Globetrotter

Reiner Meutsch (68) ist weit mehr als ein gewöhnlicher Radiomoderator: Er hat auf RPR1. seit 1986 seine eigene Reisesendung, „Mein Abenteuer“, arbeitete erst im Busunternehmen seines Vaters und leitete danach mit einem Geschäftspartner sein eigenes Reiseunternehmen.

Reiner Meutsch-Autogrammkarte (Bild: © Fly & Help)
Reiner Meutsch-Autogrammkarte (Bild: © Fly & Help)

Nach dessen Verkauf unternahm er mit einem Freund im Jahr 2010 in einem Kleinflugzeug eine Weltumrundung und gründete dafür seine eigene Stiftung „Fly & Help“. Heute tourt er mit Vorträgen durch deutschsprachige Lande, um von seinen Reisen zu berichten, seine Stiftung vorzustellen und nicht zuletzt, um Spendengelder für den Schulbau in Entwicklungsländern einzutreiben.

Unser Mitarbeiter Hendrik Leuker hatte Gelegenheit, ihn vor einem solchen Vortrag in Bayreuth zu interviewen.


Der Weg zum Radio

Meutsch machte nach Mittlerer Reife eine Lehre als Verwaltungsangestellter beim Landratsamt Westerburg. Da ihn Fliegen schon seit jeher fasziniert hat, versuchte er bei der Bundeswehr Hubschrauberpilot zu werden: „Das habe ich leider nicht geschafft. Die Chancen standen 1:150.“, blickt Meutsch zurück. Sein Vater hatte ein Busunternehmen im Westerwald. Zusammen mit seinem älteren Bruder stieg er in dessen Unternehmen ein und baute es zu einem Reisetouristikunternehmen aus. Es wurden Busfernfahrten nach Spanien, ins damalige Jugoslawien und nach Schottland organisiert.

Reiner Meutsch (Bild: © Privatarchiv)
Reiner Meutsch (Bild: © Privatarchiv)

Mitte der 1980er Jahre stellte Meutsch einen Kontakt zu Radio Luxemburg her. Dort gab es damals am Vormittag eine Reisesendung namens „Ein Tag wie kein anderer“ mit Jochen Pützenbacher, bei der einmal im Monat eine Busreise verlost wurde. Von daher war Meutsch für zwei Stunden Gast in dieser Sendung, um eine Reise seines Unternehmens vorzustellen. Pützenbacher musste während eines Musiktitels auf die Toilette und kam nicht rechtzeitig zum dann vorgesehenen Spiel mit einem Hörer zurück. „Dann blinkte das Rotlicht (Anm.: Meutsch war somit auf Sendung). Ich habe in Abwesenheit von Jochen Pützenbacher mit dem Hörer gesprochen. Ich war Reden gewohnt. War damals auch DJ bei uns im Westerwald. Was Radio angeht, hatte ich Lunte bei Radio Luxemburg gerochen.“, erinnert sich Meutsch lebhaft an seinen ersten (unvorhersehbar ausgedehnten) Auftritt On Air. Bereits auf dem Rückweg von Luxemburg in den Westerwald kam es Meutsch in den Sinn, dass er eine eigene Reisesendung machen könnte. 

Seine Reisesendung bei Radio RPR

Damals kam in Rheinland-Pfalz gerade das Privatradio auf. Er nahm Tuchfühlung mit dem Studio Rheinland und dessen Marketingchef Walter Thul, der später bei RPR Geschäftsführer wurde, auf. Dieser schlug vor, dass er eine fiktive Ausgabe seiner geplanten Reisesendung aufzeichnen sollte. Dabei war ein Interview mit der Sekretärin, die (fiktiv) „gerade aus Stockholm zurückgekehrt war“ (Meutsch), Gewinnspiele, Plauderei und Musik, Wetter und Verkehr. „Das war die (gleichsam) erste Ausgabe der Reisesendung , Mein Abenteuer´, die nie gesendet wurde.“, so Meutsch. Thul war übrigens mit dem Ergebnis zufrieden. Meutsch sollte jedoch noch an seinem Akzent, dem rollenden R aus dem Westerwald, arbeiten. Heute ist er sein Markenzeichen geworden.

Im November 1986 bekam Reiner Meutsch seine Chance und das Reisemagazin „Mein Abenteuer“ ging bei Studio Rheinland, das zu RPR  gehörte, in einem Teil-Sendegebiet des heutigen RPR1., auf den UKW-Frequenzen 103,6 MHz,101,5 MHz und 102,9 MHz auf Sendung. Die Sendung lief erst eine Stunde am Samstag von 12:00-13:00 Uhr und wurde im Jahr 1989 auf zwei Stunden ausgedehnt und kam dann von 10:00-12:00 Uhr.

Linksrheinischer Rundfunk (LR)Bei RPR waren es übrigens zunächst vier Anbietergemeinschaften, jeweils mit eigenem Programmprofil, die am 30. April 1986 in Rheinland-Pfalz auf derselben Frequenz (anfangs nur auf 103,6 MHz) zu verschiedenen Zeiten auf Sendung gingen (sog. Frequenzsplitting): RPR (Zeitanteil 71,855 %), PRO Radio 4 (Private Rundfunk-Organisation; 15,155 %), LR (Linksrheinischer Rundfunk; 6,625 %) und Radio 85 (6,365 %). Angefangen mit Radio 85 gingen bis zum Jahr 1991 alle Sender aus wirtschaftlichen Gründen in RPR auf.

Am 9. Dezember 1991 startete RPR ein zweites Programm: RPR Zwei, ein Schlagerradio, das eine ältere Zielgruppe hatte. Die Reisesendung von Reiner Meutsch wechselte von RPR1. zu RPR 2 und kam nun am Sonntag von 9 bis 12 Uhr.

RPR Zwei-Aufköeber (Bild: RPR 2)

Am 4. August 2003 wurde RPR 2 trotz großen Erfolges – das Programm lag immer vor dem öffentlich-rechtlichen Konkurrenten SWR 4 – eingestellt, da ein größtenteils über 50 Jahre altes Hörerpublikum für die werbetreibende Wirtschaft letztlich unattraktiv war. „Ich bin als einziger Moderator nach dem Aus für RPR 2 von RPR1. übernommen wurde.“, merkt Meutsch nicht ohne Stolz an. Dort behielt die Reisesendung „Mein Abenteuer“ vorerst den alten Sendeplatz, am Sonntagvormittag von 09:00-12:00 Uhr und später dann 10:00-13:00 Uhr, von August 2003 bis Anfang 2023. „Dazu kamen noch Sondersendungen an Weihnachten, Ostern, Pfingsten, am Tag der Deutschen Einheit usw. mit dem Titel ,Reiner Meutsch – Mein Abenteuer´.“, fügt Meutsch hinzu.

Reiner Meutsch (Bild © Hendrik Leuker)
Reiner Meutsch (Bild © Hendrik Leuker)

Anfang 2023 wechselte seine Sendung auf den neuen Sendeplatz am Sonntag von 19:00-21:00 Uhr. Im inzwischen 37. Jahr wurden 1910 Sendungen produziert und 1550 Protagonisten, die von ihren Reisen berichteten, waren zu Gast. In diesen Sendungen erzählen reisefreudige Zeitgenossen und Abenteurer von ihren Reisen. Musik und ein Gewinnspiel runden die Sendung ab. Auch waren schon prominente Abenteurer wie Survival-Experte Rüdiger Nehberg, Polarforscher Arved Fuchs, das Zauberkünstler-und Dompteur-Paar Siegfried und Roy und der umtriebige frühere Außenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) als prominente Gesprächspartner in dieser Sendung.

Eine Reisesendung im Radio – kann das funktionieren, wenn visuelle Einblicke fehlen? „Das kann nur dann funktionieren, wenn Du es schaffst, Bilder zu produzieren.“, erklärt sich Meutsch den langanhaltenden Erfolg seiner Sendung. Bilder in den Köpfen der Hörerinnen und Hörer. Was zeichnet seiner Ansicht nach einen guten Moderator aus? „Ein guter Moderator zeichnet sich durch eine wohlklingende Stimme aus und dass er die Empathie (Mitgefühl) in seiner Sprache rüberbringt. Das sollte dazu führen, dass man sich fallenlassen kann in die Geschichte, die er erzählt. In einer Talksendung (Anm.: Um eine solche handelt es sich bei „Mein Abenteuer“) sollte man dem Gast die Bühne geben, ganz wie er sich profilieren möchte.“, macht Meutsch verständlich. Durch eine gute Vorbereitung der Sendung strebe er zudem eine komplexe Struktur der Sendung an. Die Sendungen sind übrigens aufgezeichnet.

Gern gehört

Reiner Meutsch kommt aus dem Westerwald (Rheinland-Pfalz) und wuchs dort im Südwesten der Bundesrepublik auf, der vor dem Privatfunkzeitalter das eigentliche Zentrum der Radiovielfalt und -kreativität hierzulande darstellte. (Anm.: Heute dürfte es eher in großen Städten wie Berlin zu taxieren sein.) Radio Luxemburg (RTL), SWF 3 und SR 1 Europawelle Saar ließen sich ohne großen Aufwand empfangen.

Was hörte davon Meutsch gerne, mit welchen Radiosendungen wuchs er auf? „Mir fällt als erstes der ,Popshop´ mit Frank Laufenberg auf SWF 3 ein. Dieser kam am Anfang nachmittags (Anm.: Von 12.03 Uhr bis 16.30 Uhr, am Dienstag und Donnerstag bis 15.45 Uhr. Ab 1975 kam er im SWF 3-Vollprogramm erst abends ab 19.05 Uhr).

Aufgewachsen bin ich auch mit den ,Großen Acht´, der Hitparadensendung von Radio Luxemburg, mit Frank Elstner. Auf RTL habe ich auch gerne die Spielesendungen gehört. An Rainer Holbe als Moderator dort kann ich mich auch noch gut erinnern. Europawelle Saar habe ich dagegen nicht gehört.“, gibt Meutsch einen Einblick in seine damalige Hörgewohnheiten. Und weiter: „SWF 3 hörte ich auf UKW (Anm.: 94,80 MHz) und Radio Luxemburg auf Mittelwelle (Anm.: Damals noch auf 1439 KHz).“        

Reiner Meutsch als Unternehmer

Mit 33 Jahren wollte Reiner Meutsch vom Bus- ins Fluggeschäft wechseln, beendete die Mitarbeit im Busunternehmen des Vaters und gründete mit seinem Geschäftspartner Klaus Scheyer das Unternehmen  „Berge & Meer“. Dieses avancierte durch seinen unternehmerischen Fleiß mit den Jahren zum deutschen Marktführer im Direktvertrieb von Reisen: „Mein Vater wollte nie Flugreisen anbieten. Mein Geschäftspartner Klaus Scheyer hatte darin mit seinem Unternehmen schon 10 Jahre Erfahrung.“, führt Meutsch aus. Er wurde 40 %-Gesellschafter des Unternehmens.

Auch hier gab es einen Bezug zum Radio: Meutsch´ Unternehmen veranstaltete u.a. auch die Hörerreisen von RPR, z.B. nach Ibiza: „Wir haben vor allem Reisen im Fünf- Sterne-Segment zum Zwei-Sterne-Preis angeboten“, so Meutsch. Darin lag wohl ein Grund des großen Erfolgs: Reisen im Niedrigpreis-Segment in Kooperation mit Tchibo und Aldi als Vertriebspartner.

Reiner Meutsch im Intervew mit Hardy Krueger (Bild: © Privatarchiv)
Reiner Meutsch im Intervew mit Hardy Krueger (Bild: © Privatarchiv)

„In der Spitze arbeiteten bei uns 500 Leute im Callcenter. Wir waren die Nr.1 im Direktvertrieb von Reisen“ schildert Meutsch seinen unternehmerischen Erfolg. Bei einer Aktion mit Aldi am 2. Januar 2007 haben nach seinen Worten allein 250 000 potenzielle Kunden im Callcenter versucht, anzurufen. Es seien bisweilen Millionen am Tag umgesetzt worden. Dennoch entschied sich Meutsch – zusammen mit seinem Geschäftspartner – dazu, aufzuhören und den Betrieb an die TUI zu verkaufen.

„Ich war damals 53 Jahre alt und wollte mir meinen Traum einer Weltreise im Kleinflugzeug erfüllen. Ich habe meinen Nachfolger noch eingearbeitet und bin schließlich 2009 aus dem Betrieb ausgeschieden.“, so Meutsch. Er hatte eher als Mahnung an sich noch die Worte seines Vaters im Ohr, der in Rente die Oper in Sydney besuchen oder barfuß die Golden Gate Bridge in San Francisco entlanglaufen wollte. Er ist dann aber nie gereist, da er mit 58 Jahren starb….

Weltreise und eigene Stiftung

Reiner Meutsch ließ sich im Jahr 2004 zum Piloten von Kleinflugzeugen ausbilden und startete am 10. Januar 2010 um 13 Uhr zu einer zehnmonatigen Weltumrundung in einer Piper Cheyenne, Kennzeichen N191MA, vom Siegerlandflughafen im eisigen Schnee mit Kurs gen Afrika. Diese führte ihn über 108 000 km durch 77 Länder und 5 Kontinente. Er war erst der zehnte Deutsche, dem eine solche Weltumrundung gelang. Dabei war sein Freund Arnim Stief als Co-Pilot.

Reiner Meutsch vor Piper Cheyenne (Bild: © Fly & Help)
Reiner Meutsch vor Piper Cheyenne (Bild: © Fly & Help)

Bereits vor Beginn der Reise gründete Meutsch die nach ihm benannte „Reiner Meutsch Stiftung FLY & HELP“ und förderte und besuchte während der Weltumrundung fünf Bildungsprojekte in Entwicklungsländern. Somit entstanden die ersten 5 Schulen in Ruanda, Ghana, Indien, in Indonesien und in Brasilien.

„Damals wollte ich diese Projekte unterstützen, um mein schlechtes Gewissen zu beruhigen.“, fügt der erfolgreiche Geschäftsmann hinzu, wobei man freilich nicht nur das Beet, sondern auch den Spaten sehen muss. Die Weltumrundung endete schließlich im November 2010. Die glücklichen Kinderaugen während der Schuleröffnungen haben ihn so berührt, dass er die Stiftungsarbeit zu seinem neuen Lebensziel machte. Bis heute entstanden über 750 Schulen in 57 Ländern für 155.000 Kinder über den Globus verteilt.

Es gilt dabei folgendes Prinzip: Fly & Help baut neue Schulgebäude für Schulen in Entwicklungsländern. Eine Schule kostet ca. 40.000-70.000 € und ist für je 200-300 Kinder ausgelegt. Die jeweiligen Staaten müssen für den Betrieb der Schulen sorgen, also für Lehrergehälter und Instandhaltungen etc. aufkommen. „Wir kümmern uns nicht um die Lehrpläne der Schulen. Diese sind staatlich festgelegt und beinhalten auch die Erlernung einer Weltsprache wie Englisch oder Französisch. Außerdem werden Hygienemaßnahmen geschult.“, betont Meutsch. Hygiene sei wichtig, z.B. zur Vermeidung von Krankheiten.

Reiner Meutsch 2021 in Ruanda (Bild: © Fly & Help)
Reiner Meutsch 2021 in Ruanda (Bild: © Fly & Help)

Auch hier sei ein Bezug zum Radio erwähnt: Radio Schlagerparadies sammelte im Jahr 2023 in seinem Programm für eine Schule in Namibia. Und was ist das Ziel aller Bemühungen? „Wir wollen die Kinder, indem sie in unseren Schulen lesen, rechnen und schreiben lernen, zu einer besseren Zukunft durch Bildung verhelfen. Sie sollen mit dieser befähigt werden, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.“, nennt Meutsch das oberste Ziel seiner Stiftung. „Alle Spendengelder fließen dabei 1:1 in unsere Bildungsprojekte, da ich alle Verwaltungskosten privat trage oder diese durch Sponsoren finanziert werden.“

Über seine Weltreise hat Reiner Meutsch ein Buch geschrieben mit dem Titel „Abenteuer Weltumrundung“ (Bezahlter Link), das bislang 30 000-mal verkauft wurde und derzeit in 5. Auflage verlegt wird.
Hobbys, Hör- und Sehgewohnheiten

„Über den Wolken, muss die Freiheit wohl grenzenlos sein.“, sang im Jahr 1974 Reinhard Mey. „Und so ist es auch!“, stimmt Meutsch zu. Er muss es wissen, ist er doch leidenschaftlicher Pilot und Eigentümer eines Helikopters. Auch hat er inzwischen den Helikopterführerschein gemacht.

„Mein Hobby ist das Fliegen. Ich arbeite für meine Stiftung ,Fly & Help´ genauso viel wie zu Zeiten von ,Berge und Meer´. Ich bin ein glücklicher Mensch. Die Arbeit, die ich mache, macht mich glücklich.“, lässt Meutsch daran keinen Zweifel. Kommt er dann noch zum Radio hören? Wann schaltet er den Fernseher ein? „Ich halte 50 Vorträge im Jahr und bin viel unterwegs. Radio höre ich im Auto. Immer die Sender, wo ich mich gerade befinde. In Bayern gerne Bayern 1 und ANTENNE BAYERN. Auch Radio NRW und RSH fallen mir ein. Zuhause im Westerwald im Auto RPR1.“

Das lässt den Schluss zu, dass sich Meutsch unterwegs gerne mit flotter Musik und Infotainment unterhält. Reiner Meutsch macht selbst Fernsehen: Dreimal im Jahr läuft bei Sonnenklar TV die „Fly & Help-Show“ zu verschiedenen Sendezeiten. „Selbst schaue ich mir Dokumentationen auf phoenix, ARTE und 3Sat an. Gerne über geschichtliche Themen.“, ergänzt Meutsch. Reiner Meutsch ist Vater von zwei erwachsenen Töchtern.