Radio-Köpfe | Andreas Dorfmann

Radio Koepfe bigMit 13 Jahren stand für Andreas Dorfmann (60) bereits fest: „Ich werde Journalist!“.  In diesem Alter bekam er seine erste Schreibmaschine geschenkt. Sein Schulweg in seinem Berliner Kiez Charlottenburg- Westend führte ihn am SFB – Fernsehzentrum in der Masurenallee vorbei. In erster Linie dachte Dorfmann ans Fernsehen, so dass er heute als Chefmoderator und -redakteur bei Hauptstadt.TV in Potsdam gewissermaßen am Ziel angekommen ist.

Andreas Dorfmann im Studio 1 des SFB (Bild: SFB)
Andreas Dorfmann im Studio 1 des SFB (Bild: SFB)

Seine journalistische Karriere begann indes bei der Zeitung und führte durch verschiedene Radiostationen, angefangen beim bereits erwähnten SFB. Gleichzeitig ist die Schilderung seiner Karriere ein Streifzug durch die jüngere Mediengeschichte. Unser Mitarbeiter Hendrik Leuker hat Dorfmann nach seinem Arbeitstag bei Hauptstadt.TV in einem Café in der angrenzenden Wilhelmgalerie in Potsdam getroffen und interviewt.

Jüngster Moderator der ARD

Dorfmann verließ im Jahr 1980 die Oberschule, um ein Volontariat bei der Zeitung und dem Verlag von „Der Abend“ in Berlin machen zu können. „Der Abend“ war eine boulevardartig aufgemachte, jedoch vom mächtigen Springer-Verlag unabhängige Berliner Tageszeitung, die am 23. Januar 1981 eingestellt wurde. Erste journalistische Schritte unternahm Dorfmann zuvor, noch zu Schülerzeiten, als Praktikant in der Zeitfunk-Redaktion „Echo am Morgen“ (SFB) und bei „Bild“ Berlin (heute: Berlin-Brandenburg) im Springer-Verlag. Bei letzterer Station sollte er eigentlich nur Nachrichten, die aus dem Fernschreiber kamen, nach Wichtigkeit ordnen, wurde dann aber aufgefordert, selbst Artikel zu schreiben…

Andreas Dorfmanns SFB-Hausausweis von 1983
Andreas Dorfmanns SFB-Hausausweis von 1983

Beim SFB hatte Dorfmann durch sein Praktikum in der Zeitfunk-Redaktion einen Fuß in der Tür, auch erinnerte man sich daran, dass er in „S-F-Beat“, einem populären Jugendmagazin auf SFB 2, bereits als Fünfzehnjähriger lebhaft an einer Diskussionsrunde zum Thema, wie politisch Rockmusik sein dürfe, teilgenommen hatte. Somit bewarb er sich erfolgreich beim SFB, indes für den Hörfunk, und konnte dort sein Volontariat fortsetzen: „Ich sah fürs Fernsehen viel zu jung aus. So hatte ich damals Mühe in Discos ohne Ausweis hereinzukommen“, erinnert sich Dorfmann an seine Jugendzeit. – Im Januar 1981 hatte Dorfmann mit 18 Jahren als Reporter im „Kaleidoskop am Mittag“ (SFB 2) seinen ersten Einsatz als Ü-Wagen-Reporter vom Winterschlussverkauf in der West-Berliner Innenstadt.

Andreas Dorfmann beim SFB (Bild: privat)
Andreas Dorfmann beim SFB (Bild: privat)

Als damals jüngster Moderator der ARD übernahm er sodann ab dem 14.05.1981 die Moderationen von Werbefunksendungen auf SFB 1 namens „Radioshop“ und „Hitkiste“, die von der SFB-Werbetochter Berliner Werbefunk GmbH, später SFB Werbung GmbH, veranstaltet wurde. Im Jahr 1981 war es auch, als er ein zweites Mal entdeckt wurde: „Auf der IFA 1981 wurde ich vom Chef von Radio Bremen angesprochen, ob ich nicht Lust hätte, auch auf der Hansawelle zu moderieren“, schildert Dorfmann.

Hansawelle BremenDorfmann wollte und erwies sich somit als flexibel: Immer am Donnerstag moderierte er zusätzlich von 6-9 Uhr von September 1981 bis Juli 1984 auf Hansawelle Bremen (heute: Bremen 1) die Frühsendung der Norddeutschen Funkwerbung „Wir empfehlen, Sie wählen“, dem Vorgänger des inzwischen auch legendären „Bremer Kaffeepotts“. Als Erkennungsmelodie dort ging dem Moderatoreneinsatz von Dorfmann die „Garden Party“ von Mezzoforte voraus (Anm.: Hansawelle Bremen und der SFB teilten sich seinerzeit auch die Kurzwelle 6190 KHz im 49-m-Band). Seine letzte Sendung beim SFB war „Hits für Fans“, die werktags von 13.30 Uhr bis 15 Uhr auf SFB 1 lief. Beim SFB blieb Dorfmann bis zum 31.12.1986. Dort lernte er auch die Berliner Radiolegende Alexander Kulpok kennen (RADIO KURIER 08/22). Später studierte Dorfmann, aufbauend auf das Volontariat und seiner journalistischen Praxis, berufsbegleitend Journalistik und Kommunikationswissenschaft am Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaft an der FU Berlin (abgebrochen). 

Seine Zeit beim RIAS

RIAS BerlinIm Januar 1987 wechselte Dorfmann zum RIAS. Wird der alte Frontstadtsender RIAS Berlin (1946-1993; anfangs DIAS) nun besser als Sender unter amerikanischem Besatzungsstatut (bzw. ab 1954 Vorbehaltsrecht) oder als assoziiertes ARD-Mitglied bezeichnet?  – Diese Frage hat schon so manche fachliche Diskussion erhitzt. In dieser Streitfrage schrieb ich vor zwei Jahren die Historische Kommission der ARD an, die mir wie folgt antwortete: „Von 1950 bis 1993 war der Rundfunk im amerikanischen Sektor von Berlin (RIAS) mit beratender Stimme Mitglied der ARD. Zum 1.1.1994 wurde der Sender Teil des DeutschlandRadio. Ein assoziiertes Mitglied eines Vereins ist eines, das Teilnahme-, Rede- und Informationsrechte hat, aber kein Stimmrecht. Und genau so war das mit dem RIAS, bis er Ende 1993 aufgelöst wurde und im DLR aufging. Man kann den RIAS als ,assoziiertes Mitglied der ARD ohne Stimmrecht´ bezeichnen, das ist korrekt.“ (Herr Glässgen/Herr Betz- Historische Kommission der ARD). Somit blieb Dorfmann der ARD erhalten, da der RIAS ein assoziiertes Mitglied der ARD war. Zudem war der RIAS, bis auf seine frühe Anfangszeit, werbefrei.

rias2 Am 30. September 1985 hatte sich bei eben jenem RIAS unter Intendant Peter Schiwy eine regelrechte Radiorevolution ereignet: RIAS 2, das bislang ein Ableger für Spezialsendungen und Debatten z.B. aus dem Berliner Abgeordnetenhaus war, wurde zu einem 24-Stunden-Jugend-Programm (Jingle: RIAS 2 – typisch Berlin) ausgebaut. Auf Anhieb war RIAS 2 in Berlin die Nr.1 mit 300 000 Hörern in der Durchschnittsstunde, viele darunter in Ost-Berlin und weiteren Hörern in der DDR. Der SFB brach hingegen ein. Für Dorfmann gab es damals kein Halten mehr: „Ich wollte bei der Nr.1 dabei sein!“ Dort war bereits eine hochkarätige Besetzung am Start.

Andreas Dorfmann mit Nena (Bild: rias2)
Andreas Dorfmann mit Nena (Bild: rias2)

Rik de Lisle, der „alte Ami“ von AFN Berlin, oder auch Dennis King , der frühere Stationsmanager des britischen Seesenders Radio Caroline, zählten dazu. Somit wurde Dorfmann von 1987-1992 Redakteur und Moderator bei RIAS 2 und genoss dort den Status eines festangestellten Beamten. Er moderierte dort die Sendungen „Treffpunkt“ (werktags, 15-18 Uhr), ein populäres Jugendmagazin mit kritischer Information und Musik, das es schon vor dem Relaunch gab, „Wunschhits“ (14-15 Uhr und 18-19 Uhr, von Dorfmann jeweils in einer Sendewoche moderiert) und „Diskothek“ (22-1 Uhr). Dorfmann war zudem in dieser Zeit Co-Moderator der WDR 2 Sendung American Top 40 von Dennis King (1985 – 1989).

Das neu konzipierte RIAS 2-Programm bestehend aus Pop und Rock war „Formatradio für deutsche Ohren“ (Dorfmann). Der Einfluss des sehr populären SWF 3 ließ sich nicht leugnen: „Wir waren inspiriert von SWF 3. Durch Leute bei uns, die bei SWF 3 arbeiteten.“, bekräftigt Dorfmann. Zu diesen Leuten, also Moderatoren, zählten unter anderen Elmar Hörig, Christoph Lanz und Christine Westermann. 

Guenter-Schabowski (Bild: YouTube)Dann kam eingeleitet durch die legendäre Pressekonferenz des Sekretärs des ZK der SED für Informationswesen Günter Schabowski, der eher versehentlich das unverzüglich mögliche Passieren der Bürger aus Ost-Berlin und der DDR in den Westen ankündigte, dem anschließenden Mauerfall am 09.11.1989 und der Wiedervereinigung 1990, am 31.05.1992 auch das logische Ende von RIAS 2, da „der RIAS seinen Auftrag erfüllt hatte“ (Dorfmann), welches daraufhin privatisiert wurde und fortan unter 94,3 rs2 firmierte. RIAS 1 gab es übrigens noch bis zum 31.12.1993 und ging schließlich im Deutschlandradio Berlin (heute: Deutschlandfunk Kultur) auf, nachdem sich Pläne für einen eigenen Hörfunk des ZDF wieder zerschlugen.

Wechsel zum Privatfunk

Da traf es sich gut, dass fast zeitgleich mit dem Ende von RIAS 2 nach der Wende die Privatsender in Berlin und Brandenburg aufkamen. „Ich wurde sofort von RTL angesprochen.“, so Dorfmann, worunter in diesem Zusammenhang Berlins Hitradio 104.6 RTL aus dem Ku´damm- Karree zu verstehen ist.

Andreas Dorfmann im 104.6 RTL-Sendestudio (Bild: 104.6 RTL)
Andreas Dorfmann im 104.6 RTL-Sendestudio (Bild: 104.6 RTL)

Das Programm wurde am 9. September 1991 aus der Taufe gehoben. Als Vorbild für 104.6 RTL diente der Radiosender 102.7 KIIS FM aus Los Angeles, von dem beim Sendestart die Bauweise des Sendestudios ebenso wie zahlreiche Programmelemente der Morningshow „Arno und die Morgencrew“ übernommen worden waren. Der Producer der dortigen Morningshow „Rick Dees in the Morning“, Dennis Clarke, leistete ein Jahr Aufbauhilfe.

Seit 1997 veranstaltet 104.6 RTL zudem einmal jährlich mit „Stars For Free“ eines der größten kostenlosen Open-Air-Festivals in der Parkbühne Wuhlheide in Köpenick. – Dorfmann war 1992 beim privaten Formatradio angekommen und spielte nunmehr nachmittags die besten Hits der 70er, 80er und 90er Jahre bei „Berlins neuem Sender für Musik“ (damaliger 104.6 RTL- Claim).

Eine Fahrt nach Luxemburg von der „RTL- Außenstelle“ Berlin aus fand zu Dorfmanns Zeiten übrigens nicht statt: „Ich war schon 1981 privat in der Villa (Anm.: Villa Louvigny), als ein Ex-Kollege von „Der Abend“, zu dem ich weiterhin Kontakt hatte, als Redakteur zu Radio Luxemburg ging. Das war ein beeindruckendes Erlebnis. In Berlin hatte ich damals auf Kurzwelle Radio Luxemburg gehört.“ Anschließend wechselte er 1993 mit seinem Radio-Buddy Rick de Lisle, dem „alten Ami“, mit dem er schon von RIAS 2 zu 104.6 RTL kam, weiter -und eigentlich zurück- zum privatisierten 94,3 rs2. Dort moderierte er werktags „Morgens Dorfmann“ von 5-10 Uhr und war Leiter der Morningshow und Unterhaltungschef, bis er 1997 dort aufhörte.

Andreas Dorfmann BRF 200Anschließend holte ihn der stellvertretende Programmdirektor Sebastian Fitzek, heute ein erfolgreicher Krimi-Autor, zum Berliner Rundfunk 91!4, der damals noch zur RTL-Group gehörte. Bei dieser Station moderierte er am Nachmittag „Dorfmann und Gerlinde“ (14-18 Uhr). Co- Moderatorin war, wie bereits bei 94,3 rs2, Gerlinde Jänicke. Zudem war er dort Direktor für Aus- und Fortbildung.

Gibt es Unterschiede zwischen den öffentlich-rechtlichen und den privaten Sendern? Da Dorfmann viele Musik- und Unterhaltungssendungen mit Infotainment in beiden Systemen bestritt, war für ihn die jeweilige Aufgabe als Moderator keine große Umstellung. Bezogen auf die heutige Zeit sieht er die Unterschiede generell als eher marginal an: „Das kommt mittlerweile auf das Format an, da sich die öffentlich-rechtlichen Sender bei ihren Mehrheitsprogrammen längst den privaten Stationen (in fast jeder Hinsicht) angepasst haben. Unterschiede gibt es daher nur noch bei den werbefreien Informations- und Kulturprogrammen (DLF, DLF Kultur, rbb 24 Inforadio, rbb Kultur etc.).“      

Endlich Fernsehmoderator

Wie eingangs erwähnt, wollte Dorfmann unbedingt zum Fernsehen. Während seiner Zeit bei 104.6 RTL knüpfte er daher Kontakt zum Frühstücksfernsehen von RTL Television, das im Jahr 1992 noch aus Berlin kam: „Frühstücksfernsehen fand ich spannend, kannte ich zuvor schon aus dem amerikanischen Fernsehen.“ So fragte er Geschäftsführer Dr. Helmut Thoma, was er bei RTL Television und im Frühstücksfernsehen im Besonderen moderieren könne. Dr. Thoma meinte in seiner unaufgeregten Wiener Art: „Machen´s halt das Wetter!“.

Andreas Dorfmann (Bild: RTL)
Andreas Dorfmann (Bild: RTL)

Somit wurde er „Wetterfrosch“ bei RTL Television am Morgen neben Maxi Biewer, einer Ostberlinerin, die bei RTL Television ganze 30 Jahre durchhielt und erst 2022 vom Bildschirm verschwand: „Damals habe ich Fernsehen in drei Monaten gelernt“. 

Andreas-Dorfmann (Bild: MDR)
Andreas-Dorfmann (Bild: MDR)

Bei Dorfmann ging es weiter: Andere Sender wurden auf ihn im Fernsehen aufmerksam: In den Jahren 1993 und 1994 moderierte er in den ARD- Regionalprogrammen im Ersten (18-20 Uhr, sog. Vorabendschiene) und in den dritten Programmen von MDR und SFB1, pendelte zwischen Dresden und Berlin hin und her. Hat Dorfmann eine eindeutige Präferenz, was Radio oder Fernsehen angeht, ist er eher ein visueller Typ? „Fernsehen ist natürlich zu 100 Prozent mein Ding. Dennoch liebe ich gleichermaßen das Radio.“, bekräftigt Dorfmann.  

Gebündelte Aktivitäten 

Zur Bündelung seiner Radio- und Fernsehaktivitäten in einer GmbH gründete Dorfmann 1994 in Berlin seine eigene Produktions- und Vermarktungsfirma, deren Gesellschafter, Geschäftsführer und Chefredakteur er in einer Person war. Zudem mit eigenem Personal wie eigenen Redakteuren, eigenen Cuttern und eigenen Kameraleuten ausgestattet. In dieser Zeit war er wiederum  „Wetterfrosch“, diesmal beim Berliner Sender IA Fernsehen. Dort blieb er bis 1997. Außerdem produzierte er Lifestyle-Magazine: Zusammen mit Marina Schill präsentierte er von 2004 bis 2011 das TV- Format „Die Paar-Reporter“, das auch von seiner Firma produziert und vermarktet wurde.

Bis Ende 2007 lief die Show bei TD 1, von 2008 bis 2011 auf TV. Berlin unter dem neu kreierten Namen „Dorfmann.TV-Das Lifestyle- Magazin“. Außerdem produzierte seine Firma die Sendung „Fashion-Run“, ausgestrahlt bei TV. Berlin und München TV im Jahr 2008 und das Talk-Format „Schupelius unterwegs!“, moderiert von Gunnar Schupelius aus der Chefredaktion der Boulevardzeitung B.Z., ausgestrahlt bei TV. Berlin im Jahr 2009. Zudem produziert seine Firma für die deutschsprachigen Programme von TD 1 (Deutsch-türkischer Kanal), FAB (Fernsehen aus Berlin) und TV. Berlin.

Auch was Radio angeht, war er nicht inaktiv: Im Jahr 2001 moderierte Dorfmann bei Hit Radio FFH in Bad Vilbel die Sendung „Flohmarkt“, sonntags von 9-12 Uhr und war Springer vom Dienst. Als Berliner in Hessen? „Zu Hessen habe ich schon einen gewissen Bezug. Mit der Familie war ich in den 70ern oft in Bad Nauheim und Diemelstadt (Wrexen) gewesen.“– Damals wohnte Dorfmann übrigens in Mainz und ging im Jahr 2002 zurück nach Berlin. Im Jahr 2002 tourten Dorfmann und sein Radiofreund Dennis King mit „RIAS Ten Years After (RIAS zehn Jahre danach)“ durch das ehemalige Sendegebiet von RIAS 2 auf Tuchfühlung mit ehemaligen Hörern. 2003 bis 2005 moderierte er bei Spreeradio in Berlin.

Ab 2014 nach einer Pause war Dorfmann wieder im Hörfunk in Berlin-Brandenburg zu hören (vgl. Wie Phönix aus der Asche?), zunächst auf dem Schlagersender Radio B2 (regelmäßig am Samstag und als Vertretung in der Morgenshow und Drive-Time am Nachmittag).

Andreas Dorfmann (Bild: Radio B2)
Andreas Dorfmann (Bild: Radio B2)

Von August 2015 bis Ende Februar 2017 moderierte er die Sendung „Morgens Dorfmann!“ (MO-FR, 5-10 Uhr) beim Potsdamer Radiosender BHeins, zudem war er bis Ende Februar 2017 deren Chefredakteur. BHeins steht für Babelsberg Hitradio Eins. 

Radio-Erlebnisse

Wer eine ganze Weile Radio machte wie Dorfmann, hat mit der Zeit einiges erlebt. Lustige Erlebnisse passieren im doppelten Sinne, sie fliegen auch an einem vorbei. Nach einigem Nachdenken fällt Dorfmann stellvertretend eines ein: „1990, nach der Wende, sind wir mit RIAS 2 durch die DDR getourt. Rik de Lisle und ich haben auf dem Sender die Orte bekanntgegeben, wo wir von RIAS 2 hinkommen werden. Darunter Werder an der Havel. Rik sprach es als Amerikaner als ,Wörder´ aus, ich korrigierte , Werder´. Dann ging es zwischen uns und , Wörder´ bzw. Werder´ hin und her…“, erinnert sich Dorfmann mit einem Schmunzeln. „Auf den Spot werde ich heute noch angesprochen. Wir haben beide lachen müssen.“, fügt Dorfmann hinzu.

Andreas Dorfmann (Bild: Potsdam TV-Homepage)
Andreas Dorfmann (Bild: Potsdam TV-Homepage)

Sentimentale Erlebnisse passieren genauso: „Vieles ergibt sich in meinem Beruf aus der Nachrichtenlage, wenn etwas Unvorhergesehenes passiert. 1987 kam ich mit einer ganz anderen Vorbereitung in den ,RIAS-Treffpunkt´. Wegen des Rücktritts von Willy Brandt als SPD-Vorsitzender musste alles umgeworfen werden. Oder das Attentat auf dem Breitscheidplatz auf dem Berliner Weihnachtsmarkt im Dezember 2016, über das ich bei BHeins und Potsdam TV berichtet habe. Aber auch, wenn ich das ,Haus des Rundfunks´ in der Masurenallee betrete (Anm.: Heute rbb-Funkhaus) und mir der altgewohnte Geruch zu SFB –Zeiten in die Nase steigt…“.

Anchorman bei Hauptstadt.TV  

Beim Potsdamer Fernsehsender Hauptstadt TV (bis August 2019 Potsdam TV) ist Andreas Dorfmann seit März 2017 hauptberuflich als Moderator und Redakteur tätig.

Wilhelmsgalerie in Potsdam- Sitz von Hauptstadt TV (Bild: © Hendrik Leuker)
Wilhelmsgalerie in Potsdam- Sitz von Hauptstadt TV (Bild: © Hendrik Leuker)

Am 7. Dezember 2020 wurde er dort zum Chefmoderator und Chefredakteur ernannt und präsentiert derzeit die aktuellen Sendungen „Hallo Hauptstadt“ (live; 17.30 Uhr-18 Uhr) sowie am Wochenende die Talkshow „Hauptstadt Leute“ (Erstausstrahlung am Freitag um 21:30 Uhr) aus Brandenburgs Hauptstadt Potsdam, zu empfangen im Kabel von Berlin und Brandenburg, über Magenta TV und die HTV-App.Hauptstadt.TV ist nun der private Fernsehsender für Berlin und Brandenburg, mit den Hauptstädten Potsdam und Berlin.

Andreas Dorfmann (Bild : Hauptstadt.TV)
Andreas Dorfmann (Bild : Hauptstadt.TV)

Es schließt sich der Kreis: Der Jugendliche von einst ist angekommen hört man Dorfmann: „Im Grunde habe ich das Ziel erreicht, welches ich mir vor rund zehn Jahren gesteckt habe, Chefmoderator eines Fernsehsenders zu werden und die aktuellen Formate zu präsentieren. Dass ich zudem Chefredakteur beim Fernsehen sein und Hauptstadt. TV mit gestalten darf, empfinde ich als Bonus.“

Andreas Dorfmann (Bild: © Hauptstadt.TV)
Andreas Dorfmann (Bild: © Hauptstadt.TV)

Seine Stationen bei der Zeitung und beim Radio seien dafür eine gute Grundlage gewesen. – War es das mit dem Radio? Dorfmann ganz Profi entgegnet: „Ich habe in den vier Jahrzehnten in den Medien gelernt, sage niemals nie. Insofern ist Radio für mich nach wie vor eine zusätzliche Option als Journalist.“ 

Ganz Berlin ist eine Wolke

Was mag ein gebürtiger (West-)Berliner wie Andreas Dorfmann an seiner Stadt? „Berlin erfindet sich ständig neu, ist nie langweilig“,  fällt Dorfmann dazu spontan ein. Leider gäbe es auch Schattenseiten wie den Dreck auf den Straßen und Plätzen, „auch schon zu Westberliner Zeiten“ (Dorfmann). Berlin sei an vielen Ecken sehr dreckig. Wenn ein Berliner über die Hauptstadt sinniert, fällt einem der Alt-Berliner Spruch „Janz Berlin ist eene Wolke“ ein, der durchaus der Interpretation zugänglich ist. Dorfmann fasst diesen Satz mit „Berlin ist toll!“ auf. Wer möchte ihm da widersprechen? Oft wird er auch als „In Berlin ist ganz schön was los!“ gedeutet.

Hobbys und Mediengewohnheiten 

Dorfmanns Medienverhalten lässt sich als eher konservativ bezeichnen, als Journalist hält er sich ständig auf dem Laufenden: Gleich nach dem Aufstehen schaltet er den Deutschlandfunk an und hört dessen Frühsendungs-Flaggschiff, die „Informationen am Morgen“. Danach liest er privat jeden Tag die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (F.A.Z.) und „Bild“ (Ausgabe Berlin-Brandenburg), wobei er unterwegs auch schon mal die eine Zeitung in der anderen Zeitung verschwinden lässt. Nach getaner Arbeit schaut er linear (dann, wenn die Sendung läuft) die 20 Uhr- Tagesschau (ARD).

Andreas-Dorfmann (Bild: privat)
Andreas-Dorfmann (Bild: privat)

„Nichts gegen Peter Kloeppel und RTL Aktuell. Ich schaffe die Sendung (Anm.: Diese läuft von 18:45 Uhr bis 19:05 Uhr) aus Zeitgründen nicht, aber immerhin ab und zu am Wochenende.“, fügt Dorfmann hinzu. Außerdem sehe er Dokumentationen auf ZDF Info und Welt (Anm.: vorher N24) an.

Als Hobbys gibt er Literatur („Ich lese vier bis fünf Biografien im Jahr und Sachbücher.“) , Zigarren („Am liebsten kubanische Cohibas, die in letzter Zeit wegen Lieferengpässen schwer zu bekommen sind“) , Autos („Ich interessiere mich generell für Autos, fahre aber mit einem praktischen Smart zur Arbeit“) und Schwimmen an. Er war ehrenamtlich zwischen 2004 und 2015 beim Deutschen Journalisten Verband (DJV) und Lions Club im Vorstand tätig. Dorfmann ist zum zweiten Mal verheiratet und lebt in Berlin-Wannsee.

Autor: Hendrik Leuker