Rainer Holbe: „Das Radio Luxemburg von damals hätte heute keine Chance“

Personality-Porträt über Rainer Holbe (15 Jahre bei Radio Luxemburg)

Von Hendrik Leuker

Rainer Holbe (71) in seinem Büro in Frankfurt am Main. (Bild: Hendrik Leuker)
Rainer Holbe (71) in seinem Büro in Frankfurt am Main. (Bild: Hendrik Leuker)

Nach der Mittleren Reife und einer dreijährigen Ausbildung zum Verlagskaufmann kam Rainer Holbe, der am 10. Februar 1940 als Sohn eines Architekten im böhmischen Komotau geboren wurde und in Frankfurt am Main aufwuchs, als Volontär  zur „Frankfurter Rundschau“ (FR). Dort blieb  er Redakteur bis 1965.

Unser Mitarbeiter Hendrik Leuker bekam Gelegenheit zum Gespräch mit dem Rundfunk- und Fernsehjournalisten Rainer Holbe über seinen weiteren Lebensweg in dessen Büro in Frankfurt am Main.

Undercover zum Rundfunk

Als der Hessische Rundfunk (hr) für die Radiosendung „Bunter Abend“, die bundesweit unter Federführung von hr und NDR ausgestrahlt wurde, einen Quizmasterwettbewerb startete, sollte sich Redakteur Rainer Holbe undercover bewerben, um später darüber in der FR– so realistisch wie möglich- zu  berichten. Gesucht wurde dort  ein Nachfolger für keinen Geringeren als Hans-Joachim Kulenkampff („Kuli“), den es zum Fernsehen zog. Nach Durchführung des Quizmasterwettbewerbs, der aus 12 öffentlichen Veranstaltungen bestand, stand zur eigenen Überraschung Rainer Holbe als Sieger fest, der sich somit gegen 1600 Mitbewerber durchgesetzt hatte.

Sieger im Quizmasterwettbewerb bei Hans-Joachim Kulenkampff: Rainer Holbe
Sieger im Quizmasterwettbewerb bei Hans-Joachim Kulenkampff: Rainer Holbe

Zunächst moderierte Rainer Holbe die Radiosendungen parallel zu seiner Tätigkeit als Zeitungsredakteur. Schließlich musste  er  auf Drängen der FR wählen: Holbe  entschied sich für den Rundfunk.

Starparade im ZDF

Auch nach dem Ausscheiden aus der FR  fuhr Holbe mehrgleisig und war anschließend bis 1972 Redakteur und Leiter des Frankfurter Büros des Burda-Verlags („Bild und Funk“). Ende der Sechziger Jahre kam aufgrund seiner Radiosendungen im hr ein Angebot des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF) auf Holbe zu. Er wurde  Moderator der Sendung „Show-Chance“.

Gegenstand einer weiteren  Anfrage war, ob Holbe es sich vorstellen könne, einmal  eine  Musikshow mit James Last zu moderieren. „Daraus wurden in der Folge 50 Sendungen ,Starparade´“ , ergänzt Holbe schmunzelnd. Die  Ausgaben der „Starparade“, die viermal im Jahr im ZDF liefen, wurden von 1968 bis 1980 ausgestrahlt. Darin präsentierte  Holbe  aus Veranstaltungshallen quer durch die Republik Interpreten aller Schlagergenres, von Barry Manilow,  Johnny Cash, Neil Diamond über Roy Black und Anita, Mary Roos, Hildegard Knef  bis hin zu Frank Sinatra. „Frank Sinatra („My way“) wurde uns in einer Sendung live aus Los Angeles zugeschaltet.“, erinnert sich Holbe an einen unbestrittenen Höhepunkt der „Starparade“.

Rainer Holbe moderiert die Starparade
Rainer Holbe moderiert die Starparade

Die Sendung war 60 bis 90 Minuten lang, kam immer donnerstags abends und erfreute sich großen Zuspruchs. Das lag an der Symbiose der musikalischen Begleitung des Orchesters von James Last, das auch allein aufspielen durfte, den Einlagen des ZDF-Fernsehballetts unter der Leitung von Herbert F. Schubert mit der launigen und unterhaltsamen Moderation von Rainer Holbe.

Der Titel der Sendung  „Starparade“ war anfangs im ZDF wegen einer möglichen Verwechslungsgefahr mit Dieter Thomas Hecks „Hitparade“ umstritten. Am 06. März 1969 lief sie -allerdings einmalig- unter dem Namen „Schlag auf Schlag“, ehe man zur ursprünglichen  Bezeichnung „Starparade“ zurückkehrte.

Auch seine Tätigkeit als Moderator von Radio Luxemburg  ab 1973 half Holbe mit den Stars jener Zeit auf Tuchfühlung zu bleiben und sie  in die „Starparade“ zu holen.

Starparade: Rainer Holbe und James Last
Starparade: Rainer Holbe und James Last

Gibt es heute noch Stars und Sternchen? „Also Sternchen hatten wir in der „Starparade“ nie.  Stars wie Karel Gott, Jürgen Marcus, Udo Jürgens und James Last halten sich doch bis heute.  Allein wie James Last mit bald 83 auf der Bühne seinen Mann steht ist bewundernswert.“, stellt Holbe fest.

Als das ZDF in einer „Kultnacht“ Anfang November 2008 die „Starparade“ zeigte, kam das Revival der Sendung mit Kultstatus zu nachtschlafender Zeit auf 2 Millionen Zuschauer. Ein unglaublich guter Wert!

Mr. Morning und Unglaubliche Geschichten

1973 moderierte Rainer Holbe seine ersten Sendungen auf Radio Luxemburg (RTL) – als Urlaubsvertretung. Alles war noch auf ein  Provisorium ausgelegt: „Ich schlief damals in einem Wohnwagen auf einem Campingplatz in Luxemburg“, blickt Holbe zurück. Zu dieser Zeit richtete sich Holbe mit seiner Familie Frau Rosi und seine beiden Töchter Julia Carolin und Miriam noch auf ein Leben in Deutschland ein. Er war gerade Bauherr eines Fachwerkhauses im Taunus geworden.

Der damalige Programmchef Frank Elstner benötigte  jedoch  erfahrene  Moderatoren , die auch aus Deutschland stammten, für das deutsche Programm von Radio Luxemburg. Er richtete an Holbe einen Satz, den  dieser seinen Lebtag nicht mehr vergessen sollte: „Frank sagte zu mir: Eine  Immobilie darf nicht immobil machen.“, weiß es Holbe noch wie heute. Rainer Holbe nahm sich den Satz zu Herzen. Das Angebot von Radio Luxemburg wollte er nicht ausschlagen. Er übernachtete nur einmal auf Drängen seiner damals kleinen Kinder mit Schlafsäcken in seinem gerade erstellten Fachwerkhaus – und verkaufte es anschließend.

Rainer Holbe im Radio Luxemburg Studio (Bild: ©RadioLuxemburgNostalgieArchiv)
Rainer Holbe im Radio Luxemburg Studio (Bild: ©RadioLuxemburgNostalgieArchiv)

1974 wurde er Moderator von Radio Luxemburg und gehörte bis zum  Frühjahr 1989 dem Sprecherteam fest an. Dort avancierte Rainer Holbe bald zum „Mr. Morning“ in seiner gleichnamigen Sendung , die montags bis freitags von 8.30 Uhr bis 10.30 Uhr auf den „Fröhlichen Wellen“ von Radio Luxemburg ausgestrahlt wurde.

„In dieser Sendung ging es im Wesentlichen um Rezepte von und für Hausfrauen sowie um Interviews mit Prominenten“ , skizziert Holbe „Mr. Morning“. Es wurde in der Sendung viel telefoniert, sei es mit Prominenten, die Geburtstag hatten, oder mit der „Hausfrau des Tages“. Auch gaben sich  prominente Studiogäste, wie z.B. die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer und der Fernsehkoch Max Inzinger  die Studioklinke in die Hand. Angenehmer Nebeneffekt der Sendung war, dass das RTL-Team etwa vor Weihnachten von der Hörerschaft in kulinarischer Hinsicht reichlich versorgt wurde.

Als Initialzündung der von Rainer Holbe moderierten „Unglaublichen Geschichten“ stand ein aktueller Beitrag im laufenden RTL-Programm: es wurde darin  über eine Gerichtsverhandlung berichtet, deren Streitgegenstand die Kündigung einer Mieterin war. Sie sollte aus der Wohnung ausziehen, weil sie darin Experimente mit Tonbändern veranstaltete, bei der sie nach ihren Angaben mit Toten sprach. Programmdirektor Frank Elstner regte an, über diese Thematik  eine  Sendereihe  zu starten. Es handelte sich um ein Feld, das bis dahin noch keiner medial beackerte.

Hierzu fiel Elstner der Titel „Unglaubliche Geschichten“ ein. Dieser  Titel wurde  bewusst zweideutig gewählt. „Unglaublich kann positiv verstanden werden etwa im Sinne ´toll, dass es das gibt` oder eben negativ als ´Hokuspokus`“, merkt Holbe hierzu an. Kalt ließ die Sendung, die ab 1982 jeden Samstag von 9 bis 11 Uhr im Programm von Radio Luxemburg lief, jedenfalls keinen, wie der „Stern“ damals schrieb.

Bei der „preiswertesten Sendung, die wir je gemacht haben“ (Holbe) ging es um anscheinend paranormale Phänomene wie Stimmen aus dem Jenseits, Glauben an Engel, Marienerscheinungen und UFO-Sichtungen auf dem Luxemburger Flughafen Findel und anderswo, die in der Sendung  einer naturwissenschaftlichen Erklärung zugeführt wurden. Die Resonanz  war überwältigend: „Das hatten wir so nicht erwartet.“, zeigt sich Holbe nach wie vor beeindruckt. Die Sendung wurde von Experten begleitet, um sie wissenschaftlich abzusichern.

Für den  Parapsychologen Prof. Dr. Hans Bender mit Lehrstuhl in Freiburg/Breisgau, der aber seinerzeit schon an die 80 Jahre alt war, sprang sein Assistent Dr. Elmar Gruber, damals gut 30 Jahre jung, ein. Gruber wurde somit zum festen Bestandteil der Sendung, die später auch im Fernsehen von RTL plus von 1984-1988 zu sehen war (mit TV: 1000 Folgen) sowie von 1992 und 1993 als Mysterymagazin unter dem Titel „Phantastische Phänomene“ auf Sat.1 (24 Folgen).

Mit der Zeit wuchs auch der Etat bei RTLplus für die einzelnen Sendungen: Bei den „Unglaublichen Geschichten“ war 1987 sogar eine aufwendige Italien-Reise von Rainer Holbe und Dr. Elmar Gruber zu „Magie, Madonnen und Mirakel“ möglich.

Weitere von Rainer Holbe moderierte Sendungen bei Radio Luxemburg waren – auch vertretungshalber- Der fröhliche Wecker, Hier Frank-wer da?, Ein Tag wie kein anderer, Hörergrußlotterie, Radio Telex, Take Five-Luxemburg Live und Von Haus zu Haus (mit Monika Georges). Holbe war zudem als gelernter Journalist Redakteur für besondere Aufgaben.

Im RTL-Fernsehen moderierte er neben den „Unglaublichen Geschichten“, ausgezeichnet mit der „Goldenen Kamera“,  die wöchentliche Talkshow „Die Woche“, für die er den Grimme-Preis bekam, und das RTLplus-Frühstücksfernsehen.

Jochen Pützenbacher, Rainer Holbe, Bernt von zur Mühlen, verkleideter Studiogast und Helga Guitton
Jochen Pützenbacher, Rainer Holbe, ?, verkleideter Studiogast und Helga Guitton

Anarchie in der Villa Kunterbunt

Bei Radio Luxemburg wurde eigentlich immer nur gelacht: 19,5  Stunden lang im täglichen Sendebetrieb. „Es herrschte totale Anarchie. Wir mussten nur unterhalten.“, erinnert sich Holbe. An ein spezielles Ereignis denkt Holbe aber besonders gern zurück: an jenen  Tag, an dem er seinen Programmchef Frank Elstner reinlegte.

Er gab vor, den österreichischen Schauspieler O.W. Fischer zu Gast zu haben, einen der ganz großen deutschsprachigen Schauspieler der Wirtschaftswunderzeit, indem er unablässig gekonnt die Stimme des Burgschauspielers, der in Hollywood jedoch scheiterte, imitierte. Frank Elstner hörte das laufende Programm in seinem Büro und war empört darüber, dass er von der Anwesenheit eines solch großen  Schauspielers in den Gemäuern der Villa Louvigny, dem Funkhaus von Radio Luxemburg, im Intimjargon Villa Kunterbunt genannt, nichts wusste. Frank stand plötzlich mit einem Blumenstrauß im Studio und wunderte sich , keinen O.W. Fischer und zudem überhaupt keinen Studiogast bei Moderator Rainer Holbe anzutreffen. Dieser schaute nur unter sein Moderationspult und sagte: „ Herr Fischer – Sie können ´rauskommen!“…

Gab es bei Radio Luxemburg auch sentimentale  Momente? „Für mich war es ein sentimentaler Moment, als Frank Elstner uns verlassen hat. Er war als Ideengeber für uns unschlagbar. 1982 wollte er sich auf die von ihm erfundene Sendung „Wetten, dass…!?“  im ZDF konzentrieren. Wir haben ihn mit einem Rolls Royce abholen lassen, fuhren zu unserer großen, geschmückten Garage und feierten dort seinen Abschied von Radio Luxemburg.“, schildert  Holbe nicht ohne Wehmut.

Wäre der Erfolg von Radio Luxemburg  heute noch wiederholbar? „Der Erfolg von Radio Luxemburg ist an die damalige Zeit gebunden. Das Radio Luxemburg von damals hätte heute keine Chance“, ist sich Holbe sicher.

Radio Holbe verließ Radio Luxemburg im Frühjahr 1989 kurz vor Ende des „alten“ Radio Luxemburg, das sich seit November 1990 RTL RADIO nennt und von da an einige Umformatierungen durchgemacht hat. Ganz freiwillig war sein Abgang  jedoch nicht: In einem seiner Begleitbücher zu den „Unglaublichen Geschichten“ hatte er Passagen eines Autorenteams zitiert, die vom Magazin „Stern“ als antisemitisch gebrandmarkt wurden. Holbe war zwar nur Herausgeber des Buches, akzeptierte aber die Verantwortung für die Veröffentlichung. Holbe trat als Moderator des RTL-Frühstücksfernsehens zurück. In einer Presseerklärung hatte zuvor Programmdirektor Dr. Helmut Thoma erklärt, dass er niemals antisemitische Äußerungen von Holbe wahrgenommen hätte und davon ausgehe, dass ihm solches Gedankengut fremd sei.

Das war aber noch nicht alles in Sachen Radio für Rainer Holbe: Anfang der Neunziger Jahre  gewann der damalige Programmchef von  Antenne  Bayern, Viktor Worms, der als Jungspund seinerseits bei Radio Luxemburg anfing, Rainer Holbe als Experten für die Sendung Forum, an der dieser einmal im Monat am Montagabend teilnahm. Wenn Rainer Holbe im Studio saß, konnten Hörer anrufen und mitteilen, dass sie schon Engel gesehen bzw. UFOs gesichtet oder sonstige paranormale Erfahrungen gemacht hätten.

Radiosendungen mit Bildern

RTL plus 200Den Fernsehableger von Radio Luxemburg, RTL plus, hob Rainer Holbe bildlich als männliche Hebamme im imaginären Kreißsaal mit aus der Taufe. Das war beim Programmstart von RTL plus  im Kanal 7  am 02. Januar 1984. RTL plus wurde bald als „Garagenfernsehen aus Luxemburg“ von der Presse betitelt.

„RTL plus durfte ja  am Anfang nichts kosten. Es waren Radiosendungen mit Bildern zu sehen. Unser Programmchef Dr. Helmut Thoma bat mich zur Geburtshilfe, weil ich schon Kameraerfahrung gesammelt hatte.“, lässt Holbe die Anfänge des Privatfernsehens aus Luxemburg Revue passieren. Jener Dr. Thoma also, der vom Privatfernsehen verlangte, dass es bunt sein sollte und sich bewegen müsse. Die Protagonisten der ersten Sendestunde von RTL plus hatten übrigens erst 3 Monate vorher vom anstehenden Programmstart erfahren – aus einem Artikel im  Luxemburger Wort.

Mit dem Umzug nach Köln Ende der Achtziger Jahre und der Umbenennung von RTL plus zu RTL Television avancierte das einstige Garagenfernsehen bekanntlich  zum Marktführer in der werberelevanten Zielgruppe (14-49 Jahre).

Dass der Sendebeginn von RTLplus schon viel früher sein sollte ist übrigens kein Gerücht: „Schon  Frank Elstner eröffnete mir 1973, dass RTL demnächst auch  Fernsehen machen wolle.“, gibt Holbe preis. Die zuständige  Compagnie Luxembourgeoise de Télédiffusion (CLT) wartete dann doch die Einsatzbereitschaft der Fernsehsatelliten ab.

Rainer Holbe, der als multimedial veranlagt gelten darf, findet Radio und Fernsehen gleichermaßen interessant. „Es sind eben ganz verschiedene Medien wie Buch oder Film.“,  fügt Holbe hinzu. Rainer Holbe ist privat kein eifriger Fernsehzuschauer. Vorzugsweise schaltet er erst abends ab 22 Uhr ein: „Für die Nachrichten bevorzuge ich die öffentlich-rechtlichen Anstalten. Desweiteren schaue ich Dokumentationen oder Filme auf ARTE. Bei RTL interessieren mich Sendungen wie „Rach, der Restauranttester“,  nennt Holbe seine derzeit  bevorzugten Programme im Fernsehen.

Das öffentlich-rechtliche Fernsehen schaue ihm zu sehr auf die Quote. Aber: „Gute Dokumentationssendungen kommen nach wie vor“, so Holbe. Was Radio angeht, so hält er sich im Büro oder unterwegs mit hr info auf dem Laufenden.

Großvaterbuch und andere Werke

Lesen ist eine Beschäftigung, die für Rainer Holbe nicht unwesentlich ist. Mit der Frage nach seinem Lieblingsbuch kann er jedoch nichts anfangen: „Man kann kein Lieblingsbuch haben. Schon vor 40 Jahren wurde mir dieses bei einem Interview mit dem Schauspieler Curd Jürgens („Des Teufels General“) bewusst, der gleicher Ansicht war.“, erinnert  er sich. Wie steht es  bei einem Kenner wie Rainer Holbe mit Goethes „Faust – erster Teil“, einem Klassiker der deutschen Literatur, mit dessen „Vorspiel auf dem Theater“ auch das ARD- Fernsehen seinen Sendebetrieb aufnahm?

„Der „Faust-erster Teil“ von Johann Wolfgang von Goethe ist mein wichtigstes Buch, nicht mein Lieblingsbuch. Ich bekam es von meiner Mutter mit 8 Jahren geschenkt. Mit 10 Jahren konnte ich es auswendig.“, entgegnet der Goethe-Kenner, der sein Wissen auch auf Radio Luxemburg in dieser Hinsicht bisweilen aufblitzen ließ. Aber Lesen lässt Holbe nicht mehr los: „Belletristik lese ich langsam. Sonst beraube ich mich ja des Inhalts. Sachbücher lese ich schon einmal quer“, gibt Holbe Einblick in seine Lesetechnik.

Rainer Holbe ist Autor von  etwa  30 Büchern. Einige davon seien im Nachfolgenden kurz genannt:

Bereits 1971 schrieb er das Kinderbuch „Jo rettet eine Fernsehshow“ (Arena-Verlag,).

In den Siebziger Jahren gab er ein vielbeachtetes Rezeptbuch zu „Mr. Morning“, erschienen im Ceres-Verlag,  heraus.

In den Achtziger Jahren erschienen Begleitbücher zu seiner Radio-und Fernsehsendung „Unglaubliche Geschichten“ wie die  Kompendien von „Unglaublichen Geschichten“ und „Neue Unglaubliche Geschichten“, die Rainer Holbe herausgab, sowie die Themenbände „Ein Toter spielt Schach“, „Bilder aus dem Reich der Toten“ und  „Magie, Madonnen und Mirakel“ , einer Schilderung  von paranormalen  Begebenheiten auf einer Italienreise zusammen mit Dr. Elmar Gruber (alle Droemer-Knaur; RTL-Edition).

In den Neunziger Jahren kamen Begleitbücher zur Sat 1- Sendung  „Phantastische Phänomene“ (Herbig-Verlag)  heraus. Gewissermaßen die Zweitverwertungen der oft mühseligen Recherchen für die entsprechenden Fernsehsendungen.

In seinem Buch „Mitgeschöpfe – Die geheimen Kräfte der Tiere und Pflanzen“, erschienen 1998 im Herbig-Verlag,  geht Holbe auf die Symbiose aller Lebewesen ein.

Außerdem sind im Luxemburger St. Paul – Verlag Sammelbänder seiner Wochenendkolumnen für die Traditionszeitung Luxemburger Wort erschienen. Auch nach seinem Umzug nach Frankfurt am Main 2003 blieb Holbe Kolumnist dieser Zeitung.

Am aufwendigsten recherchiert hat Holbe für das im Jahr 2009 erschienene Buch „Verborgene Wirklichkeiten – Rätselhaften Phänomenen auf der Spur“ (Kösel-Verlag). „Es geht in diesem Buch unter anderem um Heiler und Klarträume. Seriöse Medien wie DIE  ZEIT und der SPIEGEL haben das Thema heute für sich neu entdeckt.“, merkt Holbe nicht ohne Genugtuung an. Desweiteren geht es darin auch um das ernstzunehmende Thema der Einheit von Körper und Geist, wie sie schon Paracelsus, ein Alternativmediziner des frühen 16.Jahrhunderts, beschrieb.

Beim Schreiben denkt Holbe bisweilen auch über sich selbst nach. „Ich bin eigentlich ein langsamer Mensch, arbeite und recherchiere aber schnell.“, reflektiert er.

Rainer Holbe- ein Mann ohne Präferenzen? Diese Frage ist nach der Lektüre seines im Oktober 2011 erschienenen Buches „Wir neuen Großväter“ (Kösel-Verlag, München) mit Sicherheit zu verneinen. Es ist nämlich seinen geliebten Enkelkindern Leo, Max und Ferdinand gewidmet. Das Großvaterdasein  ist Holbes neuer Lebensabschnitt, dem er sich mit großer Begeisterung  und intensiv widmet: Grundtenor seines neuen Buches ist, dass Großväter heute soviel Zeit wie noch nie gemeinsam mit ihren Enkelkindern verbringen, da sie in der Regel viel aktiver und vitaler sind als vorhergehende Generationen. Sie lernen auch von den Enkelkindern. „Das beste Geschenk für Enkel ist Zeit. Man muss den Kindern nur zuhören. Forschungsergebnisse unserer Zeit belegen, dass ein  Kind  vom ersten Tag an spricht, mit Grundinformationen auf die Welt kommt, weiß, was Schwerkraft ist und schon von Beginn an Sprachen unterscheiden kann.“, schildert Holbe. Holbe plädiert  in seinem Buch, an der Sache orientiert und unideologisch , für einen toleranten, hilfsbereiten, eigenständigen und intensiven Umgang der Großväter mit ihren Enkelkindern. Als Auflockerung dienen Zitate von Prominenten, wie sie ihr Großvaterdasein bzw. ihre Großväter erleben bzw. erlebten.

Holbe tritt für die Förderung und Bildung des jüngsten  Nachwuchses im Informationszeitalter ein: Nicht Computer, Handy, Fernsehen und Fertigkost sollen  den Alltag der Enkel bestimmen , sondern (Vor)lesen, Bewegung in der Natur sowie der Gang ins Museum und ins Restaurant. Er plädiert zudem für einen Mittelweg zwischen konservativen und zeitgemäßen Umgangsformen.

Als weitere Präferenz bekommt der aufmerksame Leser mit – insofern ist dieser ein Kapitel im hinteren Teil des Buches gewidmet-, dass Holbe ein bekennender Donaldist ist. Während einer Journalistenreise durch die USA bekam Holbe im Mai 1965 einen von Walt Disney himself gezeichneten Donald Duck signiert überreicht. Nebenbei sahen die deutschen Journalisten schon Stafetten mit Skizzen für das „Dschungelbuch“, das zwei Jahre später ins Kino kam. Verständlich, dass sein Herz auf dieser Reise  höher schlug.

Kontakt
Redaktionsbüro Rainer Holbe
60594 Frankfurt/Main
Email: buero@rainerholbe.de

 

Hendrik Leuker ist Redakteur des RADIO KURIER. Dieses Porträt erscheint in der Reihe „Radio-Köpfe“ im Laufe des Jahres 2012 im RADIO KURIER. Foto: Hendrik Leuker (Rainer Holbe in seinem Büro-11/2011); ansonsten aus Archiv Holbe.