Wer soll das bezahlen?
„Vor allem kommerzielle Radioveranstalter zögern, sich auf DAB+ einzulassen. Sie scheuen das wirtschaftliche Risiko. Sie müssen jetzt zwei Vertriebswege finanzieren. Doch gegenwärtig ist kaum absehbar, ob sich Hörer und Werbekunden in die digitale Zukunft so überführen lassen, dass keine Verluste entstehen. Die Prognosen auf Werbeeinnahmen beim Digitalradio sind vage.“ (Stefan Fischer: „Digitalradio: DAB+. Hörer gesucht“, in: Süddeutsche Zeitung vom 02.08.2011, abrufbar unter http://www.sueddeutsche.de/ medien/digitalradio-dab-hoerer-gesucht-1.1126962)
„Doch was ist mit dem Vorteil einer bundesweiten Vermarktung von Funkwerbung? Der wirtschaftliche Vorteil dieser nationalen Werbezeiten kann bisher wohl noch keine besondere Relevanz entfalten, da bislang noch keine nachweisbare Verbreitung von DAB+-Empfängern fest steht. DAB+ konkurriert zudem weiterhin mit UKW-Radios und Web-Streams. Zudem galt bislang die Radio-Weisheit: Von Natur ist Radio lokal – zumindest bislang.“ (Benjamin Horbelt: „Das neue DAB+ – ein Ladenhüter mit vielen Vorteilen“, in: Quotenmeter.de vom 09.09.2011, abrufbar unter http:// www.quotenmeter.de/cms/?p1=n&p2=51932&p3=)
„Die Ausgaben der Sender dürften nur ein Taschengeld sein gegenüber der Summe, die die deutschen Rundfunkhörer aufzubringen haben, wenn sie Ultrakurz hören wollen, also ihren Ortssender. Nehmen wir einmal an, solch ein Vorsatzgerät würde DM 120,- kosten und 1 Million Hörer würden es kaufen, dann wäre das eine Gesamtsumme von 120 Millionen. 10 Millionen Hörer müßten 1,2 Milliarden DM bezahlen. Wenn sich zehn leistungsfähige Fabriken in den Westzonen mit dem Bau dieser Vorsatzgeräte befassen, von denen jede pro Arbeitstag 200 herstellt, dann müßten diese Fabriken zusammen fast zwei Jahre produzieren, ehe 1 Million Hörer versorgt wären.“ („Probesendungen auf Ultrakurzwellen in München und Hannover“, in: Radio-Almanach, H. 12, 20.03.1949, S. 3, zit. nach Wilhelm Herbst: UKW-Entwicklung in Deutschland 1947-1950. Dessau: Funk Verlag Bernhard Hein e.K. 2007, S. 37)
„Trotz der hohen Kosten, die der Aufbau eines UKW-Sendernetzes in Hessen verursachen wird, ca. 9 Millionen DM, liegen die Schwierigkeiten der Umstellung der Sendeart auf die UKW nach unserer Ansicht nicht so sehr auf der Sender- als auf der Hörerseite. Wenn auch die Industrie zugesagt hat, bis zur Herbstmesse Zusatzgeräte für den Empfang der frequenzmodulierten Ultrakurzwelle anzubieten, so darf doch nicht vergessen werden, daß weite Kreise nicht in der Lage sein werden ein Zusatzgerät zu erstehen, das mehr als 50,- DM kosten wird. (Die heutigen Angebote schwanken freibleibend zwischen 120 und 150 DM.)“ („Radio Frankfurt baut 15 UKW-Sender“, in: Radio-Almanach, H. 18, 01.05.1949, S. 4, zit. nach Wilhelm Herbst: UKW-Entwicklung in Deutschland 1947-1950. Dessau: Funk Verlag Bernhard Hein e.K. 2007, S. 43)
„Falls die Gerätehersteller [bei der IFA 2011] mit einer in Auswahl und Preis attraktiven Digitalradio-Palette aufwarten können, besteht die akute Gefahr einer Kundennachfrage.“ (Mario Gongolsky: „Digitalradio DAB: Hörgenuss oder Elektroschrott?“, in: Der Spiegel vom 15.08.2011, abrufbar unter http://www.spiegel. de/netzwelt/tech/0,1518,150153,00.html)
„Und wie es oft die Armen sind, die die Kosten bezahlen müssen, so wäre es auch hier: Bundespostminister Schuberth hat mitgeteilt, daß die deutschen Rundfunkhörer rund drei Milliarden D-Mark würden ausgeben müssen, wenn sie nach der Demontage der Mittelwellen Empfangsgeräte haben wollten, denen die uns zugeteilten Ultra-Kurzwellen bekömmlich wären.“
(„Chaos im Äther“, in: Die Zeit vom 09.03.1950, abrufbar unter http://www.zeit.de/1950/10/chaos-im-aether)
„Der Haken an der Sache: In Deutschland hat bis dato so gut wie niemand ein geeignetes Radiogerät. Das ist auch kein Wunder, denn die Auswahl einschlägiger Produkte in den vielen Elektro- und Medienmärkten ist erbärmlich und die zumeist an ihrem hässlichen Design erkennbare Hardware gnadenlos überteuert.“ (Ulf J. Froitzheim: „Das Gute ist der Feind des Besseren“, in: Brand Eins 12/2011, S. 70-74)
„Aber die Rundfunkstationen haben die UKW-Rechnung ohne die Hörer gemacht. Die normalen Empfangsgeräte sind nicht auf UKW-Empfang eingerichtet. Wer UKW hören will, muß sich ein ‚Vorsatzgerät‘ kaufen. […] Preis: 70 DM für Zwei-Röhren-Geräte, 140 DM für Vier-Röhren-Geräte. Andere Firmen haben UKW-Geräte zum nachträglichen Einbau in ihre Empfänger konstruiert. Preis: Zwischen 76 und 225 DM. In den nächsten Wochen sollen neue Gerätetypen mit eingebautem UKW-Teil auf den Markt kommen. Dazu gehört eine Spezialantenne (ein sogenanntes Schleifen-Dipol) für die nicht in nächster Umgebung des Senders wohnenden Hörer. Preis: 26,90 DM. Die Rundfunkhändler reiben sich die Hände. Die Post addierte die UKW-Unkosten für sieben Millionen westdeutsche Radiobesitzer: Es sind 490 Millionen DM. Dazu kommen weitere 28 Millionen DM für die Errichtung neuer Sendeanlagen.“ („Das große Heulen“, in: Der Spiegel 11/1950 (16.03.1950), S. 33-34, abrufbar unter http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-44447633.html)
„Aber: Welche Geräte können DAB+ empfangen? Klare Antwort: Wer Radio via DAB+ hören will, muss ein neues Gerät kaufen. Die Preise liegen laut Privatfunkverband VPRT zwischen 50 und 120 Euro – für Tischgeräte. Gibt es digitales Auto-Radio? Die Antwort lautet in bester Radio-Eriwan-Manier: im Prinzip ja. Denn: ‚Für die mobile Nutzung sind derzeit nur wenige Geräte verfügbar‘, wie der VPRT mitteilt. Geräte, die obendrein kaum mehr als zwei Textzeilen im Display darstellen und auch die Zusatz-Funktionen von DAB+ nicht nutzen können.“ (Jürgen Overkott: „DAB+ – Ära der Digitalradios startet leise“, in: Der Westen vom 01.08.2011, abrufbar unter http://www.derwesten.de/ panorama/dab-aera-der-digitalradios-startet-leise-id4925882.html)
„DAB+ löst den zehn Jahre alten Standard DAB ab. Das Plus symbolisiert die Neuerung, dass alle alten Digitalradios nicht mehr funktionieren und man sich ein neues kaufen muss – dies entspricht dem Unterschied zwischen HD und HD+ bei modernen Flachbildfernsehern.“ (Falk Heunemann: „Neues Radio DAB+. Musik endlich digital erhältlich“, in: Der Stern vom 02.08.2011, abrufbar unter http://www.stern.de/ digital/homeentertainment/neues-radio-dab-musik-endlich-digital-erhaeltlich-1712427.html)
„Zu dem vorstehenden Material [für eine technisch einwandfreie UKW-Antenne zum Preis von 65,40 DM] rechnen Sie, bitte, noch die Montagekosten, falls Sie es nicht vorziehen, sich selbst aufs Dach zu steigen. Wenn Sie am UKW-Rundfunk teilnehmen wollen, müssen Sie also mit rund DM 80,- Kosten allein für die Antennenanlage rechnen.“ (Karl Tetzner: „UKW-Antennenmaterial von Kathrein“, in: Funk-Technik, H. 3, 01.02.1950, S. 77, zit. nach Wilhelm Herbst: UKW-Entwick-lung in Deutschland 1947-1950. Dessau: Funk Verlag Bernhard Hein e.K. 2007, S. 84)
„Schon seit Mitte der 1990er ist DAB auf Sendung – weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit. Grund für den Reinfall: Die Bundeswehr befürchtete Störungen ihrer Funktechnik und setzte durch, dass DAB-Masten mit maximal einem Kilowatt Leistung senden durften. Für den Empfang via Zimmerantenne war das zu wenig.“ (Karl-Gerhard Haas: „Rundfunk ohne Rauschen“, in: Der Stern 50/2011, S. 76)
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