Radio Olpe sendet 4 Tage vom Stadtfest Olpe

Ein „Wunder auf UKW“ beschrieb die Süddeutsche Zeitung Christian Millings Ahrtal Radio für die Flutgebiete an der Ahr. Mit seinem neuen Projekt Radio Olpe startet der radioverliebte Eifler ein neues Projekt in einem Gebiet, in das sich große Verlagshäuser nicht hineintrauten.

Über 33 Jahre mussten Hörer in Olpe auf ihr Lokalradio warten, auch wenn in NRW nahezu flächendeckend Lokalradios funken. Die Stadt Olpe gehört zu den weißen Flecken auf der Lokalfunkkarte. Milling will zeigen, dass mit neuer Technologie auch in Olpe Lokalfunk möglich wäre, vielleicht kein kommerzieller aber von vor Ort, sagte der passionierte Radiomacher gegenüber RADIOSZENE.

Biggetalbahn bei Olpe (Bild: <a href="https://commons.wikimedia.org/wiki/File:DB_VT_640_bei_Olpe.JPG">Johannes Martin Conrad</a>, <a href="https://creativecommons.org/licenses/by/3.0">CC BY 3.0</a>, via Wikimedia Commons)
Biggetalbahn bei Olpe (Bild: Johannes Martin Conrad, CC BY 3.0, via Wikimedia Commons)

Mit Radio DU startete am 1. April 1990 das erste Lokalradio in Nordrhein-Westfalen. Flächendeckend sollten Lokalradios entstehen, doch nicht überall waren die Voraussetzungen gegeben, um ein Lokalradio zu betreiben. Während in Ostwestfalen die Kreise Paderborn und Höxter zu einem Verbreitungsgebiet zusammengelegt wurden, um die Rentabilität zu erhöhen, blieb der Kreis Olpe mit derzeit 133.000 Einwohnern ein weißer Fleck. Erst mit dem Start der landesweiten Welle NRW1 widmete die Landesanstalt für Medien NRW (LfM NRW) im Kreis Olpe die Lokalfunkfrequenzen für die landesweite Welle um. Seit 4. Oktober 2022 kann auch dort offiziell Privatradio auf UKW empfangen werden. Vom Mittwochnachmittag (17.05.) bis Sonntag wird es im Kreis Olpe ein Lokalradio veranstaltet.

Christian Milling (Foto: Radio Olpe)
Christian Milling (Foto: Radio Olpe)

Christian Milling kommen Ideen für neue Radioprojekt häufig beim Duschen, beim Ahrtal Radio und den Eifeler Radiotage war es genauso wie bei seinem neusten Projekt „Radio Olpe“. Mit Kollegen diskutierte er die Zukunft des Lokalfunks, der sich aktuell im Strukturprozess befindet und von der LfM NRW begleiteten wird. Bei einer Diskussion mit seinen Kollegen fiel der Satz: „um die Zukunft des Lokalfunks in Olpe müsste man sich ja keine Gedanken machen.“ Dort gibt es keinen Lokalfunk. Milling sagte dann scherzhaft, den kann man zumindest für ein Wochenende starten, mal sehen, wie dieser bei den Hörern ankommt. Er fuhr nach Olpe, überzeugte Bürgermeister Peter Weber und beantragte die Zulassung eines Veranstaltungsradios für das es ein vereinfachtes Verfahren gibt.

Das Argument gegen den Lokalfunk im Kreis Olpe war immer die Finanzierung. Milling hofft, dass sich in Olpe radiobegeisterte Menschen finden, die nicht nur beim Veranstaltungsradio mitmachen, sondern sich auch für einen Dauerbetrieb einsetzen. Unter der Einbeziehung neuer Technologien wäre das möglich. Die letzten Überlegungen, ein Lokalradio zu starten sind zehn bis zwölf Jahre alt, im Jahr 2023 gibt es neue technische Möglichkeiten.

Stadtfest Olpe

Konkrete Ambitionen, Lokalradio oder sublokalen Hörfunk in Olpe selbst zu veranstalten, hat Milling nicht. Es geht ihm nur darum, drei Tage ein bisschen Spaß zu haben. Das Stadtfest Olpe bietet sich dafür an, zu zeigen, wie lokales Radio im Olpe klingen könnte. Durch das Ahrtal Radio hat sein Team Erfahrung gesammelt, wie man in zwei bis drei Wochen alles beantragen kann und die technische Infrastruktur dafür zusammenschraubt. Das Equipment liegt seit anderthalb Jahren brach, kann aber relativ schnell reaktiviert werden. Im Fall eines Falles kann er Sendern schnell aushelfen, deren Technik gerade versagt hat oder die gerade keine Verbindung zur Sendeanlage aufbauen können.

Zum Radio Olpe-Team gehören bereits Hans Neuhaus, Rudi Kauls, Nikals Lünebach und natürlich Christian Milling. Weitere Interessenten können sich aber jetzt noch beim Sender melden. Am kommenden Mittwoch, 17. Mai 2023, startet das Programm mit einer Testschleife. Am Freitag, Samstag und Sonntag geht Radio Olpe dann live auf Sendung. Von 6 bis 24 Uhr wird live moderiert. Am Sonntag, 21. Mai 2023, ist dann um 19 Uhr Schluss, das Fest ist zu Ende, die Geschäfte schließen und der Sender wird zurückgebaut.

Die Stadt rechnet mit 80.000 Besuchern aus Olpe und den umliegenden Gemeinden. Im Programm finden sich die üblichen Serviceelemente wie Wetter und Verkehr. Verkehrslenkung und Parkplatzsituation bekommt viel Aufmerksamkeit, denn in Olpe selbst leben nur knapp 25.000 Einwohner, die restlichen Festbesucher reisen an. Nach drei Jahren Corona-Pause rechnet die Stadt mit großem Interesse. Bei Radio Olpe werden auch Vereine vorgestellt, die sich beim Stadtfest engagieren und die Stimmung an den Bühnen soll eingefangen werden.

Radio Olpe Logo

Radio Olpe-Studio in der Fahrschule (BIld: Radio Olpe)
Radio Olpe-Studio in der Fahrschule (BIld: Radio Olpe)

Potentielle Hörer erfuhren über den neuen Sender bereits aus der Tageszeitung. Am Mittwoch entstehen neue pressewirksame Fotos. Bürgermeister Weber wird offiziell dem roten Knopf drücken und das Radio zum Leben erwecken. Der Zuspruch der Hörer über die sozialen Medien überrascht sogar Milling: „Es ist erstaunlich, dass das Medium Radio wieder seinen Zuspruch bekommt. Häufig wird gefragt, wer braucht noch Radio, wir haben Spotify und Co. Selbst 33 Jahre nach dem Start des Lokalfunks in NRW leuchten die Augen der Olperinnen und Olper, wenn sie von Radio Olpe hören.“

Der Empfang der Eifeler Radiomacher in Westfalen war wahnsinnig positiv: „Der städtische Hausmeister hat geholfen, als ein exponierter Standort für den UKW-Sender gesucht wurde und die Fahrschule am Markt stellte ihre Räumlichkeiten zur Verfügung. Durch die große Glasfront des Ladenlokals wird das Studio wie ein gläsernes Radiostudio wirken“, schwärmt Milling.

„Wir machen das aus Spaß an der Freude und um zu zeigen, was man machen kann.“ (Christian Milling)

Milling hat das Ziel, kostendeckend zu arbeiten. Wenn Gewinn erwirtschaftet wird, soll dieser gemeinnützigen Organisation gespendet werden. Auch im Ahrtal schüttete Milling die Gewinne aus. „Wir wollen uns daran nicht bereichern – nicht, dass man das Gefühl hat, da kommen die Eifeler wie die Heuschrecken aus der Eifel und fallen jetzt in Olpe ein und wollen da jetzt den großen Reibach machen. Wir denken, dass man vielleicht lokales Radio, lokalen Journalismus so ein bisschen aus der gemeinnützigen Ecke anschauen muss, um auch mal neue Wege zu gehen, vor allem weil man bedenken muss, dass es Initiativen gibt, die den Journalismus als gemeinnützig anerkennen wollen.“

Radio Olpe-Sendeantenne auf dem Rathausdach (Bild: Christian Milling)
Radio Olpe-Sendeantenne auf dem Rathausdach (Bild: Christian Milling)

Radio Olpe: Modellprojekt abseits des NRW-Lokalradio-Netzwerks?

Wir wollen dieses Wochenende senden und gucken, was es für ein Feedback gibt. Wenn das Feedback überwältigend ist, dann unterstützen wir das Projekt gerne, wie das sublokale Radio in Pulheim. Nicht kommerziell heißt nicht, dass man damit kein Geld verdient. Gerade bei den nichtkommerziellen Lokalradios gibt es auch bezahlte Redakteur*innen-Stellen. Es ist die Frage, was man mit dem Gewinn im Nachhinein macht. Olpe könnte ein Modellprojekt werden, um zu schauen, ob man ein Lokalradio anders aufsetzen kann als im bestehenden NRW-Modell.

Radio Olpe-Mischpult (Bild: Radio Olpe)
Radio Olpe-Mischpult (Bild: Radio Olpe)

In Nordrhein-Westfalen wird die Ausschreibung landesweit regionalisierter DAB+ Übertragungskapazitäten vorbereitet. Milling sieht das Problem, dass bei der ersten Ausbaustufe die Teilnahme einigen Lokalradios nichts bringe, weil ihre Gebiete nicht versorgt werden. Der Rheinland-Mux mit den drei Senderstandorten Köln, Bonn und Aachen könne im Verbreitungsgebiet von Radio Rur, Radio Euskirchen und Radio Berg nur unzufriedenstellend versorgen.

Auch im Kreis Olpe funktioniere der DAB+ Empfang nur unzureichend. Ihm ist es wichtig, dass die lokalen Informationen erhalten bleiben. Lokales Audio bleibe wichtig, damit Themen behandelt werden, die den Menschen in ihrer direkten Umgebung auf den Nägeln brennen. Den Verbreitungsweg würde er von den Inhalten trennen. Er gehe davon aus, dass es noch viele Jahre einen Parallelbetrieb geben wird. Wenn man das technologisch schlau anstelle, sei beides parallel finanzierbar.

„Es käme keiner auf die Idee, UKW abzuschalten, weil man schon seit 10 Jahren Radio-Streaming im Netz macht. Ich finde es problematisch, die Ausspielwege gegeneinander auszuspielen. Auch beim Streaming entstehen höhere Kosten, wenn ich 20.000 Hörer gleichzeitig bedienen muss als wenn ich nur 100 Hörer bediene. Man muss breit aufgestellt sein und bei DAB+ oder UKW technologische Lösungen suchen, die viel günstig sind. Immer zu sagen, alles sei so schlimm und teuer, kann ich nicht geltend lassen“, so Milling abschließend.

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