Musiktrends 2023: „Auf neue Trends warten wir vergeblich“

Große Umfrage zu aktuellen Musiktrends im Radio

Große Umfrage zu den aktuellen Musiktrends im Radio 2023

Teil 1

The Trend is your Friend! Wie entwickelt sich die Musik im Radio? RADIOSZENE stellte hierzu Musikverantwortlichen deutscher Hörfunkstationen folgende Fragen:

  1. Welches waren im Radio in 2022 die angesagten Musiktrends in Ihrem Sendegebiet?
  2. Werden sich diese Richtungen fortsetzen oder sind bereits neue Trends in Sicht?
  3. Deutschsprachige Musik hat im Radio zuletzt deutlich an Gewicht verloren. Kennen Sie die Gründe? Ist Besserung der Lage in Sicht?
  4. Radio feiert in 2023 seinen 100sten Geburtstag. Mit welchen Gedanken begleiten Sie als Musikexperte dieses besondere Jubiläum?

MusicMaster – "Music the Queen"

Die Antworten der Entscheider aus den Musikredaktionen lieferten eine Vielzahl interessanter Hinweise auf die aktuellen und kommenden Musikströmungen. Wegen der hohen Beteiligung durch zahlreiche Entscheidungsträger veröffentlichen wir die Antworten in mehreren Etappen.


 

„Hörer:innen, die vor drei oder vier Jahren Deutschpop noch goutiert haben, geben uns das Feedback, dass das derzeit nicht der Fall ist“

 

Gregor Friedel, SWR3 + DASDING, Musikchef

Gregor Friedel (Bild: @SWR3/Kirsten Klumpp)

01) Eigentlich hat sich in den vergangenen drei Jahren kaum etwas verändert. Auf NEUE Trends warten wir vergeblich. Die Sample/Remakes sind immer noch „en vogue“, aber neu ist das halt nicht. Dann gibt es gibt immer so EIN Role-Model (wie zum Beispiel Olivia Rodrigo), das funktioniert und dann versuchen alle, etwas ähnliches auf den Markt zu bringen. Das klappt aber in der Regel nicht und somit kommt es auch zu keinem musikalisch neuen Trend. Ein Trend ist sicherlich, dass es immer mehr Songs aus TikTok auch in die Radio-Welt schaffen. Aber das hat ja nix mit „musikalischem Trend“ zu tun.

02) Hoffentlich nicht und hoffentlich ja.

03) Zu den Gründen habe ich mich ja mehrfach geäußert. Verkürzt: die Hörer:innen, die vor drei oder vier Jahren Deutschpop noch goutiert haben, geben uns das Feedback, dass das derzeit nicht der Fall ist. Schlager funktioniert ja unverändert oder immer besser, englischsprachige Produktionen aus Deutschland auch. Ob und wann es für den Deutschpop die Kehrtwende gibt, vermag ich nicht einzuschätzen. Auch hier wiederhole ich mich: am Ende wird sich Qualität durchsetzen.

04) Um ehrlich zu sein: ich finde das als Medienmensch immer noch phantastisch, weil Radio so viel kann, so schnell ist, live ist. Als Musikmensch nehme ich das wahr, mehr nicht. Ich glaube auch nicht, dass der Slogan „Die größten Hits aus den letzten 100 Jahren“ eine gute Marketingidee wäre. Falls doch, schenke ich sie hiermit jemandem, der sie möchte.


 

„Im Musikbusiness gilt das Gleiche wie in der Börsenwelt: Rechts vom Chart sind wir alle blind“

 

Niklas Gruse, radio ffn, Leiter Musikredaktion

Niklas Gruse (Bild: © radio ffn)01) Im Jahr 2022 waren deutsche Künstler und Produktionen die großen Überraschungen in der Musikbranche. Namen wie Purple Disco Machine, Leony, Kamrad, ClockClock und Glockenbach erzielten in Niedersachsen und bundesweit überdurchschnittliche Erfolge und führten am Ende die Airplay-Jahrescharts an.

02) Im Musikbusiness gilt das Gleiche wie in der Börsenwelt: Rechts vom Chart sind wir alle blind.

Doch gute Musik aus den Bereichen Pop, Popdance und Poprock findet immer ihren Weg in die Playlisten der Radiosender. Als Musikredaktion ist es unsere Aufgabe, die besten Songs zu erkennen und zu spielen. Wir freuen uns natürlich, wenn auch in Zukunft viele heimische Produktionen dabei sind …

03) Deutsche Musik hat weiterhin einen hohen Stellenwert bei uns, sofern die Voraussetzungen dafür passen: Ein guter Song hat gute Chancen in unserer Playlist zu landen, wenn er in unser Format passt, interessant und abwechslungsreich ist und von unseren Hörern angenommen wird. Dafür ist es jedoch erforderlich, dass wir mutig bleiben und die Hörer mit neuen und aufregenden deutschen Songs überraschen.

04) Obwohl es heutzutage viele Wege gibt, Musik zu konsumieren, hat das Radio nach wie vor seine einzigartigen Stärken. Radio hören ist wie gemeinsam an einem Lagerfeuer zu sitzen, Musik zu genießen, neue Lieder zu entdecken und dabei gut unterhalten und informiert zu werden. Es ist eine persönliche und emotional ansprechende Erfahrung, die das Radio selbst nach seinem 100. Geburtstag zu einem unverzichtbaren Medium macht.


 

„In Berlin tanzt die Pop-Musik schon immer im Radio“

 

Liliana Kissimov, 94,3 rs2, Musikredakteruin &  Music Manager Digital

Liliana Kissimov (Musikredakteruin &  Music Manager Digital bei 94,3 rs2)

01) PopDance und ClubDance sind in Berlin angesagt. Der Club-Sound zieht ins Radio mit Hits wie zum Beispiel Twocolors „Heavy Metal Love“ oder Tiësto x Ava Max „The Motto“ ein. Auf der anderen Seite hatten wir eine Art Brit-Pop-Comeback initiiert von Harry Styles „As It Was“!

02) In Berlin tanzt die Pop-Musik schon immer im Radio. DJ + coole Stimme kommt in jedem Fall gut an, das heißt die Berliner mögen den Club-Sound auch im Radio. Er wird sich immer mehr bei den Berliner Mainstream-Hörern etablieren. 

03) Ja, es ist Besserung in Sicht! Das neue Jahr startet mit einem unglaublichen Genre-Duett, das positiv überrascht: Udo Lindenberg x Apache 207 liefern jetzt schon den kometenhaften 😉 HIT 2023! Ich freue mich auf mehr davon.

04) Das Radio wurde im selben Jahr geboren wie meine Omi … Hits von damals werden heute gesampelt, gecovert oder laufen als sped up version von Tik Tok im Radio. Aus Hot Butter „Popcorn“ wird Tove Lo „2 Die 4“. Eiffel 65 „Blue (Da Ba Dee)“ ist heute David Guetta & Bebe Rexha „I’m Good (Blue)“. Lady Gaga’s Album-Titel „Bloody Mary“ von 2011 wird erst jetzt als sped up version zum Hit. Ich bin auf die Radio-Hits der nächsten 100 Jahre gespannt. Jeder Trend kommt wieder …


 

„Rhythmische Popmusik, die sich Inspiration aus früheren Dekaden holt, oder Songs covert oder sampelt wird weiterhin sehr erfolgreich sein“

 

David Banks, RPR1., Musikredaktion

David Banks (Bild: ©RPR1)

01) Rhythmische Popsounds und Songs mit 80er Jahre typischem Sounddesign standen weiterhin hoch im Kurs. Auch Sample basierte Musik und Cover waren sehr erfolgreich. Handgemachte Musik junger Singer/Songwriter kam ebenfalls gut beim Hörer an und bildete einen guten Soundkontrast zum elektronischen Sound. Weniger stark ausgeprägt waren Latino und Ethnosounds mit Ausnahme einzelner Künstler. Immer noch schwer tat sich deutschsprachige Popmusik. Hier war bis auf wenige Titel kaum ein Durchkommen für die Künstler. In den älteren Dekaden stehen insbesondere 80er Jahre Pop und Pop-Rock Titel beim Hörer an erster Stelle.

02) Rhythmische Popmusik, die sich Inspiration aus früheren Dekaden holt, oder Songs covert oder sampelt wird weiterhin sehr erfolgreich sein. Es könnte zu einer leichten Verschiebung kommen und der Sound der frühen 00er Jahre Einzug halten in der samplebasierten Popmusik. Die elektronischen und urbanen Genres machen dies jetzt schon vor, bis der Popmusik Sektor nachzieht sollte nur eine Frage der Zeit sein.

03) Über die Gründe lässt sich nur spekulieren. Nach den sehr erfolgreichen Jahren deutschsprachiger Musik Mitte der 2010er Jahre, kann es zu einem „overkill“ beim Hörer gekommen sein. Dieser empfand den Anteil (an zu ähnlich klingender Musik) möglicherweise als zu hoch. Der gleichzeitige Aufstieg der deutschsprachigen Genres Schlager und Deutschrap mag diesen Effekt verstärkt haben. Nicht zuletzt wird auch der Druck der internationalen Divisionen verschiedener Label auf den deutschen Markt seinen Teil beigetragen haben. Wir sehen im Markt aktuell noch keine flächendeckende Besserung der Lage.

04) Als wichtigstes kurzkettiges Informations- und Unterhaltungsmedium hat sich Radio etabliert und hält diese Position auch heute noch. Immer eng am Bedarf der Hörer ausgerichtet und am Puls der Zeit hat Radio als Medium hohen Stellenwert – das macht uns als Radiomacher stolz.

Natürlich müssen wir uns heute mehr denn je mit Konkurrenz der digitalen Musikplattformen auseinandersetzen. Die Front der Streaming Anbieter wird immer massiver und setzt uns als Gesamtmarkt weiter enorm unter Druck. Umso wichtiger ist eine gute, eng am Hörer ausgerichtete Kuration der Playlisten – hier sehen wir noch einen Vorteil gegenüber algorithmisch geplanter Playlisten. Das haben natürlich auch die Streamingplattformen verstanden, die mittlerweile auch auf redaktionell geplanten Content setzen. In der Kombination aus guten (regionalen) Informationen, kurzweiliger Unterhaltung und gut geplanter Musikstrecken wird Radio auch in den nächsten Jahren/Jahrzehnten dennoch eine wichtige Position innerhalb der deutschen Medienlandschaft einnehmen. In diesem Sinne: Auf die nächsten 100!


 

„Das Schöne dabei ist gerade, es gibt da keinen einzelnen musikalischen Trend. Was am Ende herauskommt, ist eine bunte Mischung“

 

Robert Morawa, BAYERN 3, Musikchef 

Robert Morawa, BAYERN 3, Musikchef 01) + 2) BAYERN 3 steht vor allem für aktuelle Hits. Das Schöne dabei ist gerade, es gibt da keinen einzelnen musikalischen Trend. Was am Ende herauskommt, ist eine bunte Mischung.

Social Media spielt aber sicher weiterhin eine große Rolle – einige unserer erfolgreichsten Hits 2022 haben ihre Reise zum Hit bei TikTok, Instagram und Co. begonnen: Zum Beispiel Glass Animals „Heat Waves“ (obwohl aus dem Jahr 2020, war es am Ende des Jahres die erfolgreichste Nummer in den Offiziellen Bayerischen Charts (GfK), Gayle „abcdefu“, Dean Lewis „How Do I Say Goodbye“, und Nicky Youre „Sunroof“. Oder auch „Mockingbird“ von Eminem, der natürlich gar kein „aktueller Hit“ ist, sondern ursprünglich 2004 veröffentlicht wurde. Inzwischen spielen wir „Mockingbird“ aber ähnlich wie einen aktuellen Hit, weil unsere Radio-Community den Song im Netz (?) richtig abfeiert.

Wir sind da sehr offen, beobachten genau, probieren aus und testen, welche Songs aus der digitalen Welt auch in der Radiowelt funktionieren. Und so trifft moderner Pop auf Dance, trifft auf Pop-Rock, trifft auf Ballade, trifft auf Sommerhit, trifft auf Rap-Klassiker.

Cover-Versionen kommen immer noch gut: siehe die großen Dance-Hits von Topic & A7S „Kernkraft 400 (A Better Day)“, Imanbek „Belly Dancer“ und natürlich David Guetta mit Bebe Rexha „I’m Good (Blue)“. Überhaupt bleibt Dance bei uns ein sehr beliebtes Genre. Zum Beispiel mit Glockenbach, Ofenbach, TwoColors, Alle Farben. Sido, Mark Forster, Nina Chuba, Peter Fox und AnnenMayKantereit haben dem deutschsprachigen Pop wieder Anschub gegeben.

Zusammen mit den Pophits des Jahres unter anderem von Ed Sheeran, Leony, Harry Styles, Taylor Swift, Rosa Linn, Nico Santos, Michael Patrick Kelly hat das ein sehr abwechslungsreiches Musikjahr ergeben. Außerdem bauen wir kontinuierlich die Förderung von Musiker*innen aus Bayern aus. Und da gibt es viel zu entdecken: Ennio, Felicia Lu, Devado, Damona, Dilla, Levent Geiger, Lienne und viele mehr.

3) Wahrscheinlich gibt es in der Popmusik immer Wellenbewegungen. Das Dance-Genre war auch eine ganze Zeit lang nicht Mainstream, und Rock wird auch immer wieder mal für tot erklärt. Und dann gibt es doch immer wieder Ausnahmenummern, die eine Trendwende einleiten können, oder einem Genre zumindest wieder neue Impulse geben.

Es ist ja nicht so, dass es keine erfolgreiche deutschsprachige Musik gibt. Nur nicht in allen musikalischen Bereichen.

4) Wir freuen uns einfach. Darüber, dass Radio über diesen langen Zeitraum nach wie vor jeden Tag Millionen Menschen informiert, unterhält, bewegt und inspiriert. Auch in Zeiten, in denen es viele andere, meist digitale Angebote gibt, liefert Radio ein komplettes Entertainment-Paket, genau dorthin, wo sich unsere Zielgruppe befindet: sowohl im wörtlichen Sinn als auch im übertragenen. Radio ist einfach immer dabei. Zu Hause, im Auto und bei der Arbeit. Am Smartphone und auf den Social-Media-Plattformen.

Radio schafft auch Gemeinschaft und lokale Identität. Und Radio ist für viele immer noch eine der ersten Adressen, um neue Musik kennenzulernen.


 

„Beliebt sind nach wie vor die 80er Sounds, egal ob Cover, Sample oder Sound“

 

Tanja Ötvös, Radio Hamburg, Musikverantwortliche 

Tanja Ötvös (Bild: ©Radio Hamburg)

01) Bei den Radio Hamburg-Hörern stehen immer noch die DJ-Sounds à la Felix Jaehn, Alle Farben, Robin Schulz & Co. im Ranking auf den vorderen Plätzen, dies hat sich auch im Vergleich zum Vorjahr nicht geändert. Auffällig ist, dass auch reine Popsongs wie von George Ezra oder  Rosa Linn immer besser bei unseren Hörern abschneiden. Beliebt sind aber auch nach wie vor die 80er Sounds, egal ob Cover, Sample oder Sound.

02) Sowohl der Trend, alte Songs zu „reanimieren“, sei es durch Sample oder Cover, also auch der Trend in Richtung reine Popmusik wird sich in diesem Jahr fortsetzen.

03) Deutschsprachige Musik polarisiert bei den Radio Hamburg-Hörern immer noch ungemein. Toll ist aber, wie viele deutsche Künstler sich mittlerweile auf den Radio-Playlisten tummeln. Leony zum Beispiel liefert mittlerweile einen Radio-Hit nach dem nächsten ab, aber auch Künstler wie Kamrad oder Michael Patrick Kelly, Zoe Wees, Nico Santos, Glockenbach, ClockClock und Michael Schulte zeigen, dass sie mit  ihren internationalen Kollegen wie Dua Lipa oder Ed Sheeran um die Plätze auf den Playlisten der Radiosender konkurrieren können.

04) Der Mix aus Musik, Unterhaltung und Informationen wird von den Unsern weiter geschätzt und genutzt, davon bin ich überzeugt. Wie und über welche Plattform die User dieses Produkt in der Zukunft nutzen werden, ist allerdings spannend.


 

„Ob ein Jahr, das „Layla“ als größten Hit ausweist, in der Nachbetrachtung wirklich relevant erscheint, mag jeder für sich selbst entscheiden …“

 

Thorsten Sutter, RADIO NRW, Musikredaktion

Thorsten Sutter (Bild: ©RadioNRW)

01 Der NRW-Hörer hat traditionell eine hohe EDM-Präferenz, die ihn seit den frühen Eurodance-geprägten 90er Jahren nicht mehr verlassen hat, auch 2022 nicht. 

Ansonsten war purer Pop – in recht klassischer Ausprägung – stilbestimmend im vergangenen Jahr. HARRY STYLES oder ED SHEERAN, TAYLOR SWIFT oder AVA MAX bestimmen Sound, Charts und Airplay.

Erfreulicherweise kann die nationale Popszene den Gap zur internationalen Konkurrenz immer weiter schließen. LEONY, KAMRAD, CLOCKCKLOCK oder LOI, um nur einige zu nennen, liefern stabil Hits von höchster Qualität ab und dem Publikum ist es ohnehin zunehmend egal geworden, ob ihre aktuellen Lieblingssongs in Los Angeles, London oder Lüdenscheid entstanden sind.

Aber ob ein Jahr, das „Layla“ als größten Hit ausweist, in der Nachbetrachtung wirklich relevant erscheint, mag jeder für sich selbst entscheiden …

02) Viel wirklich Neues hat das vergangene Jahr nicht gebracht. Nach den 90er-Samples finden jetzt etwas verstärkt die frühen 2000er Jahre Beachtung. Möglichweise sucht das Publikum, gerade in unsicheren Zeiten wie diesen, bewusst oder unbewusst nach dem Vertrauten und Bewährten. Eine größere musikalische (R)evolution scheint jedenfalls nicht gerade an der nächsten Ecke zu warten.

03) Die Erfahrungen und Beobachtungen in unserem Markt zeigen recht deutlich, dass die Begeisterung der Deutsch-Pop-Fans für ihren Sound ungebrochen ist. Die Zahl derjenigen, die dieses Segment vehement ablehnen, nimmt allerdings in den letzten Jahren drastisch zu. Die Gründe dafür sind sicher vielfältig. Die relative Gleichförmigkeit der Songs und Inhalte – unabhängig von den jeweiligen Künstlern – wirkt aber in der Tat etwas ermüdend – auf Redakteure und Publikum gleichermaßen.

04) Alle Studien, alle Erhebungen bis hin zur persönlichen Erfahrung zeigen: Radio bleibt populär in allen Altersklassen und Bevölkerungsschichten – und Musik dabei in der Regel der Einschaltgrund Nr. 1. Daher an alle, die Radio in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder totgesagt haben: Wir sehen uns in 100 Jahren!

Denn obwohl die Konkurrenz groß war und ist, waren und sind wir essenziell beispielsweise für die Versorgung der Hörer mit dem, was sie lieben, die Vorstellung neuer Künstler oder das Entdecken und Etablieren neuer Trends und Stile. Das muss uns Bestätigung und Ansporn sein: Wir lieben Musik und diese Liebe gilt es, weiter zu senden – im wahrsten Sinne.


 

„Spannend bleibt die Frage, ob die Streaming-Erfolge der deutschen Rap und Hip-Hop Künstler*innen den Mainstream verändern werden“

 

Meike Nett, NDR 2, Leiterin Musik 

Meike Nett, NDR 2, Leiterin Musik 01) Wie schon in den Vorjahren, haben Remakes und Coverversionen die Charts stark dominiert. Da ist noch kein Rückgang erkennbar. Ein neuer Trend ist allerdings ebenso wenig sichtbar, auch wenn im vergangenen Jahr einige weibliche Newcomer, wie Leony, Cat Burns, Loi oder Nina Chuba durchstarten konnten. Ich hoffe, dass das ein Trend ist!

02) Alten Hits neues Leben einzuhauchen, wird vermutlich auch in diesem Jahr fester Bestandteil der Charts bleiben. Darüber hinaus ist für mich noch kein echter, neuer Trend erkennbar. Spannend bleibt die Frage, ob die Streaming-Erfolge der deutschen Rap und Hip-Hop Künstler*innen den Mainstream verändern werden.

03) Deutschsprachige Musik hat für die NDR 2 Hörer*innen nach wie vor einen hohen Stellenwert und deutsche Künstler*innen sind so beliebt wie nie. NDR 2 spielt weiterhin deutschsprachige Musik im Tagesprogramm und ganz besonders in unseren Spezialsendungen am Abend, wo wir genug Fläche haben, um deutschsprachige und/oder in Deutschland produzierte Musik in ihrer ganzen Vielfalt abzubilden. Neue Talente der deutschen Musikszene zu fördern, bleibt sehr wichtig für uns.

04) Radio ist das älteste soziale Medium der Welt und Radio hat schon immer gemeinsame Erlebnisse geschafft und tut es auch heute noch. Unser Ziel ist es, Radio auch in den kommenden Jahren weiter hörenswert zu gestalten. Keine leichte Aufgabe, aber das war es nie.

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