„Live-Ereignisse sind große Stärke des Radios“

BR Klassik Digitalradio fbKlassische Musik hat innerhalb der deutschen Bevölkerung weiter einen hohen Stellenwert. Diesen belegen regelmäßige Publikumsbefragen von Musikorganisationen und Sendern. Wobei sich die Präferenzen innerhalb des Genres über die Jahre verschoben haben. Statt wuchtigen, langatmigen und vollständigen Stücken, setzen Klassik-Freunde vermehrt auf unterhaltenden Charakter mit Facetten wie orchestrale Filmmusik und Abfolgen ausgewählter Sätze aus Werken (die unmittelbar eingängig sind). Ein Konzept mit dem der bundesweite Privatsender Klassik Radio beständige Reichweiten erzielt.

MusicMaster – "Music the Queen"

Neben Liveerlebnissen nennen Klassikfreunde die Radioprogramme der öffentlich-rechtlichen Sender als wichtigste Quellen ihres Musikkonsums. Erst mit Abstand folgen Tonträger, Streaming und Fernsehen. Und in der Tat bedienen die Kultur- und Klassiksender von ARD und Deutschlandfunk die Ansprüche der Hörer – mit unterschiedlich großen Anteilen – in nahezu allen Schattierungen der klassischen Musik. 

Als die Klassikwelle des Bayerischen Rundfunks (BR) am 4. Oktober 1980 auf Sendung ging, war es die erste reine Klassik-Hörfunkwelle in Deutschland. Seit 2009 sind sämtliche Klassik-Angebote des BR unter der neu geschaffenen Dachmarke “BR-Klassik“ als eigenständiges BR-KLASSIK Label zusammengefasst. Das gleichnamige Radioprogramm wird täglich zwischen 6 und 24 Uhr präsentiert. 

BR Klassik

Tagsüber versteht sich BR-KLASSIK als Musikprogramm, das „sowohl in Begleitfunktion als auch in konzentrierter Form genutzt werden kann“. Das Abendprogramm setzt täglich andere Schwerpunkte: Kammerkonzert, Opernabend, Geistliche Musik, Chormusik, Alte Musik, Zeitgenössische Musik und Jazz haben ihre festen Stammplätze.  

In den 2010er-Jahren plante der Bayerische Rundfunk, die UKW-Ausstrahlung des Klassikprogramms zu Gunsten des Jugendradios Puls  Anfang 2016 einzustellen (RADIOSZENE berichtete). BR-KLASSIK sollte dann nur noch über DAB+ zu hören sein. Nach langem Hin und Her mit Petitionen von Musikorganisationen und Klagen seitens privater Sender beließen es die Verantwortlichen der bayerischen ARD-Anstalt beim Status Quo (vgl. Frequenztausch zwischen PULS und BR-Klassik abgeblasen).


RADIOSZENE Mitarbeiter Michael Schmich sprach mit BR-KLASSIK Programmbereichsleiter Oswald Beaujean, der Redaktionsleiterin Musik und Konzert Meret Forster und Bernhard Neuhoff, Redaktionsleiter Klassik aktuell und Magazine, über die Musik des Senders, Programmausrichtung, Hörerschaft sowie die digitalen Strategie von BR-KLASSIK. 

 

„Die Begeisterung für Musik trägt ja die Arbeit unseres Teams, und das sollen unsere Hörer und Userinnen bei jeder Begegnung mit unserem Programm spüren“

 

RADIOSZENE: BR-KLASSIK behauptet sich im Sendegebiet seit Jahren mit respektablen Reichweiten. Wie erklären Sie sich diesen Erfolg?

Oswald Beaujean: Als einziges öffentlich-rechtliches Klassik-Vollprogramm auf UKW hat BR-KLASSIK ein klares Alleinstellungsmerkmal. Vor allem die Zahl der Menschen, die uns regelmäßig im Radio einschalten (der „Weiteste Hörerkreis“), ist angesichts der eher überschaubaren Zielgruppe wirklich sehr ermutigend.

Oswald Beaujean (BIld: © BR)
Oswald Beaujean (BIld: © BR)

Was wir uns wünschen und woran wir arbeiten: Dass wir dieses Potenzial noch besser in der Tagesreichweite ausschöpfen. Das heißt, wir wollen die Menschen, die uns regelmäßig, aber nicht täglich einschalten, stärker dazu bewegen, unser Programm wirklich in ihren Alltag einzubinden. Die Marke BR-KLASSIK genießt, das zeigt uns die Marktforschung, großes Vertrauen bei den Werten Qualität und Kompetenz. Doch unser Inhalt, die klassische Musik, ist zugleich etwas höchst Emotionales. Das soll sich verstärkt auch in der Ansprache spiegeln. Die Begeisterung für Musik trägt ja die Arbeit unseres Teams, und das sollen unsere Hörer und Userinnen bei jeder Begegnung mit unserem Programm spüren.

RADIOSZENE: Nach welchen Kriterien besetzen Sie das Musikprogramm? Beim Blick auf die Playlisten vertrauen Sie bei der Auswahl doch eher den vertrauten Klängen bekannter Komponisten …

Meret Forster: Jedes gute Radioprogramm bietet einen Mix aus Vertrautem und Entdeckungen. Bei uns gibt es die bekannten und die unbekannten Namen gleichermaßen. Nicht zu vergessen die unbekannten Werke relativ bekannter Komponisten und Komponistinnen …

Meret Forster (Bild: © BR)
Meret Forster (Bild: © BR)

Gerade den Anteil der Musik von Frauen haben wir in den vergangenen Jahren signifikant erhöht – zum Glück liegt diese lange völlig vernachlässigte, aber sehr oft fantastische Musik von Komponistinnen wie etwa Fanny Hensel, Louise Farrenc, Emilie Mayer oder Florence Price endlich in hervorragenden Einspielungen vor. Und wir haben große Freude daran, unsere Programme damit zu bereichern.

RADIOSZENE: Ihr privater Mitbewerber Klassik Radio hat einen hörbaren Anteil an orchestraler Filmmusik und so genannte New Classics im Programm. Sind diese Facetten bei Ihren Hörern ebenfalls gefragt?

Bernhard Neuhoff: Symphonische Filmmusik ist eine wichtige Musikfarbe bei BR-KLASSIK. Wir haben dazu eine eigene thematische Sendung (Cinema, immer sonntags um 18.05 Uhr), spielen aber auch in unseren Primetimes pro Stunde mindestens einen Filmmusik-Titel, der in kompositorischer und klanglicher Qualität zum übrigen Programm passt. In Zeiten, in denen Filmkomponistinnen und -Komponisten wie John Williams oder Rachel Portman von den berühmtesten Orchestern der Welt gespielt werden, ist das nicht schwierig, und unser Publikum schätzt das sehr.

Bernhard Neuhoff (Bild: © BR)
Bernhard Neuhoff (Bild: © BR)

Etwas anders sieht es mit den New Classics aus. Im Augenblick spielen sie bei uns noch keine so große Rolle. Es gibt aber auch in dieser Richtung ein zunehmend reicheres Repertoire, das, salopp gesagt, über „gechilltes“ Hintergrundklimpern weit hinausgeht. Das werden wir anhand unserer Qualitätskriterien sichten und in den kommenden Monaten verstärkt, wenn auch dosiert, ins Programm einbauen.

RADIOSZENE: Wie hoch ist der Anteil an redaktionellen Inhalten? Welche Schwerpunkte setzen Sie hier?

Bernhard Neuhoff: In den Magazinformaten morgens und nachmittags gibt es bei uns ein bis zwei Kurzbeiträge pro Stunde. Dabei steht die Berichterstattung über aktuelle und gesprächswerte Themen aus der Musikszene im Zentrum. Typische, auch im Netz sehr gefragte Themen sind für uns etwa Premieren an der Bayerischen Staatsoper, Personaldebatten bei den Bayreuther Festspielen oder die Diskussion um Anna Netrebko und ihr Verhältnis zum russischen Regime. Auf großes Interesse stoßen auch Wissensthemen, wenn sie unterhaltsam aufbereitet sind, etwa unser Musikkalender „Was heute geschah“ oder „Das starke Stück“. 

Bernhard Neuhoff (Bild: © BR)
Bernhard Neuhoff (Bild: © BR)

RADIOSZENE: In welchem Umfang spiegelt sich die regionale Klassik, heimische Musiker und Kultur im Programm wider?

Bernhard Neuhoff: Ergänzt wird erwähntes Themenspektrum durch einen Blick in die Region: Wir berichten selbstverständlich auch über Opernpremieren in Augsburg, Passau und Würzburg oder bayerische Klassikfestivals wie die „Tage Alter Musik“ in Regensburg. Hinzu kommen kulturelle Themen wie Buch- und Filmempfehlungen, soweit sie zum Interessenbereich unserer Zielgruppen passen. Am Abend und am Wochenende vertiefen Stundensendungen mit höherem Wortanteil unsere Musikthemen.

RADIOSZENE: Ein umfangreicher Bestandteil von BR-KLASSIK ist die Ausstrahlung von Konzerten. Aber auch die eigene Ausrichtung von Veranstaltungen ist eines Ihrer Markenzeichen. Wie wichtig sind diese Angebote für den Programmerfolg?

Meret Forster: Die Sendung von Konzerten verschiedenster Veranstalter aus ganz Bayern ist ein Markenzeichen von BR-KLASSIK, wichtig für erfolgreiche Netzwerkbildung wie für das Publikumsinteresse.

Meret Forster Oswald Beaujean (Bild: © BR)
Meret Forster Oswald Beaujean (Bild: © BR)

Außerdem haben wir ja das Glück, mit dem Symphonieorchester und dem Chor des Bayerischen Rundfunks sowie dem Münchner Rundfunkorchester gleich drei herausragende Klangkörper im Haus zu haben, deren Aufführungen mit vielen Gaststars wir übertragen – in der Regel live und oft auch mit Videostream. Das ist ein fester Programmpunkt im Abendangebot von BR-KLASSIK, immer mit hohem Eventcharakter. Live-Ereignisse sind eben eine große Stärke des Radios, und BR-KLASSIK ist damit ganz nah dran an den Stars der Klassik. 

 

„Vielleicht sind Konzertbesuche nicht mehr so selbstverständlich und damit kein Selbstläufer mehr“

 

RADIOSZENE: Haben Sie bereits Erkenntnis über die Reaktion des Publikums nach der langen Corona-Pause? Kollegen vieler Sender klagen über ein reservierter gewordenes Verhalten beim Besuch von Kulturveranstaltungen …

Oswald Beaujean: Natürlich waren auch wir mit einer gewissen Zurückhaltung des Publikums konfrontiert. Umso glücklicher sind wir darüber, dass das Publikum langsam wieder zurückkehrt und wir auch wieder restlos ausverkaufte Konzerte erleben. Dennoch beobachten wir, dass sich die Menschen spontaner zum Konzertbesuch entschließen und die Vorverkaufszahlen oft erst kurz vor dem Ereignis hochgehen. Vielleicht sind Konzertbesuche nicht mehr so selbstverständlich und damit kein Selbstläufer mehr.

RADIOSZENE: In welcher Form unterstützen Sie Künstler und Musikschaffende aus dem Nachwuchsbereich?

Oswald Beaujean: Manche unserer Sendungen sind ganz konkret dem musikalischen Nachwuchs gewidmet: „On stage“ am Samstag oder „Sweet Spot“ am Montagabend. Das junge, extrem engagierte Redaktionsteam von Sweet Spot lädt junge Musikerinnen und Musiker ins Studio ein, führt Gespräche mit ihnen und sendet ihre Aufnahmen – Live-Auftritte inbegriffen. Ein wunderbar lebendiges Format! Auch in unsere Reihe mit Kammerkonzerten im Studio 2 des BR-Funkhauses laden wir sehr oft junge Künstlerinnen und Künstle ein, die in Bayern noch nicht so bekannt sind. Außerdem realisieren wir mit vielversprechenden Nachwuchskünstlern Studioaufnahmen, die dann als Koproduktionen auf CD in den Handel gelangen.

ARD Internationaler Musikwettbewerb 2019 (Bild: © BR)
ARD Internationaler Musikwettbewerb 2019 (Bild: © BR)

Und schließlich richtet der Bayerische Rundfunk seit 70 Jahren alljährlich den Internationalen Musikwettbewerb der ARD aus – der größte Musikwettbewerb weltweit und ein extrem wichtiger Baustein in der Förderung des musikalischen Nachwuchses. BR-KLASSIK spielt bei dieser Gemeinschaftsaktion der ARD-Sender eine zentrale Rolle, nicht zuletzt, indem es auf allen Kanälen für enorme mediale Verbreitung dieses Wettbewerbs sorgt. 

RADIOSZENE: Glaubt man der letzten Media-Analyse verfügen Ihre Hörer über ein jüngeres Durchschnittsalter als Klassik Radio. Was tun Sie um junge Hörer an das Programm zu binden?

Bernhard Neuhoff: Die Marke BR-KLASSIK erreicht Ihre NutzerInnen seit Jahren auf vielen Ausspielwegen, neben dem klassischen Radio auch auf Facebook, Instagram, Youtube, Twitter und über die Mediatheken. Unsere Medienforschung bestätigt uns dabei eine hohe Wiedererkennbarkeit als Gesamtangebot. Wir sind überzeugt, dass diese konsequente Ansprache jüngerer Zielgruppen auf allen Plattformen ein wichtiger Baustein in der Verjüngung der Klassik-Zielgruppen ist. Zweiter Baustein sind moderne junge Programminhalte sowie junge Moderatorinnen und Moderatoren. Beispielhaft dafür sind „Sweet Spot“, das junge Magazin im Radio, auf Instagram und Youtube, „DoReMikro“, unsere Klassiksendung für Kinder, oder „Allegro“ und „Leporello“ – unsere täglichen Magazine, in denen wir auch aktuelle Themen aus der Lebenswelt jüngerer Musikfans behandeln. Und ergänzt werden diese Inhalte durch jüngere Musikgenres wie Filmmusik, Gamesmusic oder Neoklassik.

RADIOSZENE: Musikalische „Brüche“ im Programm sind die Sendungen mit Jazz und Weltmusik am Abend. Wie sehr vertragen sich diese Musikinseln jenseits der Klassik mit dem Gesamtangebot?

Oswald Beaujean: Die Angebote mit Jazz oder Weltmusik erweitern und bereichern das Programm von BR-KLASSIK – speziell für Menschen mit Neugier auf Vielfalt und Neues aus unterschiedlichen musikalischen Bereichen. Die Sendung „Jazztime: Hören wir Gutes und reden darüber“ wurde erst kürzlich mit dem Deutschen Radiopreis ausgezeichnet. Jazz und Weltmusik sind keine echten Brüche, wenn man bedenkt, wie vielfältig Bestandteile dieser Genres in Wechselwirkung zur klassischen Musik stehen. Zum Beispiel, indem sie der klassischen Musik als Inspiration dienen. Volksmusiken aus Osteuropa etwa für Dvořák und Bartók, Volksmusiken aus Nordeuropa für Grieg und Sibelius, Gamelan-Musik aus Indonesien für französische Impressionisten, die polyphonen Gesänge der Pygmäen für György Ligeti.

Oswald Beaujean (Bild: © BR Klassik)
Oswald Beaujean (Bild: © BR Klassik)

Auch zum Jazz hat die klassische Musik viele Berührungspunkte. In der Improvisation, die von der Renaissancemusik mindestens bis zu Beethoven immer eine große Rolle spielte. Im freien Fantasieren, das zeitgenössischer Jazz von Musikern wie Keith Jarrett perfektionierte, das für einen Musiker wie Beethoven selbstverständlich war. Die Walking-Bässe im Jazz sind dem Bassfundament barocker Werke oft ziemlich ähnlich. Die instrumentalen Fertigkeiten guter Jazzmusiker bewegen sich seit Jahrzehnten auf dem Niveau herausragender klassischer Musiker. Und nicht zuletzt ist Jazz vielfach Musik zum aufmerksamen Zuhören – wie die klassische Musik. Der berühmte Saxophonist Archie Shepp sagte einmal, Jazz sei die klassische Musik der Afro-Amerikaner. Man könnte es vielleicht noch allgemeiner fassen: Jazz ist eine Spielart der klassischen Musik. Die Spannbreite bei den Jazz- und Weltmusik-Sendungen auf BR-KLASSIK reicht von historischen Aufnahmen bis zu Neuerscheinungen. Die Sendungen bilden viele Stile und Stilkombinationen der genannten Genres ab, stellen herausragende Künstlerinnen und Künstler vor und widmen sich der jungen Szene – auch in eigenen Konzertmitschnitten. 

 

„Mit unseren Klassikpodcasts sind wir nicht nur in absoluten Zahlen sehr erfolgreich, es gelingt uns damit auch, gezielt ein Publikum zu erreichen, zu dem wir mit unseren Angeboten in Radio und Fernsehen kaum vordringen“

 

RADIOSZENE: Das Radioprogramm BR-KLASSIK ist ja seit vielen Jahren maßgeblicher Teil einer gleichnamigen Dachmarke, unter der sämtliche Klassik-Aktivitäten des Bayerischen Rundfunks trimedial gebündelt werden. In welcher Form profitiert das Hörfunkprogramm von diesem Konstrukt?

Meret Forster: Wir erreichen mit unseren digitalen Formaten ein oft jüngeres Publikum, das unser Radioprogramm weniger oder möglicherweise überhaupt nicht nutzt. Diese Menschen hören Podcasts, sind lieber auf Websites, in den sozialen Netzwerken, in Mediatheken unterwegs. Dort kommen sie mit der Marke BR-KLASSIK in Berührung und interessieren sich dann vielleicht auch für unser Radioprogramm. Unsere Konzertübertragungen, sei es im Radio, im Fernsehen oder auf unserer Website, liegen redaktionell konsequent in einer Hand, was ihnen ein sehr einheitliches Gesicht gibt. Wir können Programmschwerpunkte in allen Ausspielwegen setzen, wenn es uns sinnvoll erscheint, Programmaktionen im Radio wie auf der Website planen. Das ist inhaltlich enorm wertvoll, von den zahllosen personellen Synergieeffekten ganz abgesehen. In einer Zeit, in der die mediale Nutzung des Publikums sich nicht mehr auf einen, bestenfalls zwei Ausspielwege konzentriert, ist eine mehrmediale thematische Bündelung extrem wichtig und sinnvoll.

RADIOSZENE: Welche Rolle spielen Podcasts bei BR-KLASSIK, mit welcher Strategie bringen sie diese Mediendienste den Hörern nahe?

Bernhard Neuhoff: Wir unterscheiden zwischen Podcasts, die wir eigens fürs Netz produzieren, und solchen, die im Wesentlichen auf Zweitverwertung des Radioprogramms beruhen. Zu letzteren gehören etwa der Podcast unserer Kindersendung „Do Re Mikro“ oder die Feeds „Klassik aktuell“, „Das Starke Stück“ und „Zoom – Musikgeschichte und was sonst geschah“ – alle auch im Netz erfolgreich. Auch unsere beliebten Komponisten-Hörbiographien mit Udo Wachtveitl, die wir seit 10 Jahren im Radio und auf CD anbieten, verbreiten wir mittlerweile peu à peu und mit großer Resonanz auch als kostenlose Podcasts.

BR-Radio-App (BIld: © BR)
BR-Radio-App (BIld: © BR)

Ganz anders funktionieren speziell fürs Netz produzierte Podcast-Angebote. Zwei davon, „Klassik für Klugscheißer“ und der „Klavierpodcast“ mit Igor Levit, gehören nicht nur zu den meistabgerufenen Klassikpodcasts in Deutschland, sondern zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Musikpodcasts überhaupt. Sie sind genreübergreifend regelmäßig in den TopTen. Mit diesen Produkten sind wir nicht nur in absoluten Zahlen sehr erfolgreich, es gelingt uns damit auch, gezielt ein Publikum zu erreichen, zu dem wir mit unseren Angeboten in Radio und Fernsehen kaum vordringen. Diesen Weg wollen wir weitergehen. Gerade ist unser Wissens-Podcast „Kosmos Musik“ mit der Astronautin und Wissenschaftsjournalistin Suzanna Randall in der zweiten Staffel erschienen, die sich gezielt an die Chor-Community wendet. 

RADIOSZENE: Mit welchen Plänen starten Sie ins nächste Jahr, in dem Radio ja seinen 100sten Geburtstag feiert?

Meret Forster: Wir werden den Radio-Geburtstag bei BR-KLASSIK im nächsten Jahr mit einem Programmschwerpunkt feiern. Schließlich waren die ersten Radiosendungen primär Musik- und Konzertübertragungen. Konkret schauen wir aber nicht nur auf musikalische Ereignisse im Jahr 1923 zurück, sondern weiten den Blick auf Zeit- und Mediengeschichten der 20er Jahre. Während das Zeitalter des Rundfunks beginnt, leiden die Menschen unter politischen Krisen, Inflation, den Folgen der Spanischen Grippe und des Ersten Weltkriegs. Neue Medien und alte Traditionen stehen sich gegenüber, Revolution und Beharrung, Jazz und Kunstmusik. Hundert Jahre später stellen wir fest, wie viel diese Zeit mit uns zu tun hat, wie prägend der Sound dieser Epoche war und ist – und wie viele Anknüpfungspunkte es zur Gegenwart gibt. Diese Phase des Übergangs möchten wir hör- und erfahrbar machen als vielseitige und musikalisch spannende Epoche.