Großbritannien hat die Umstellung auf Digitalradio sehr weit vorangetrieben. Doch nun werden die analogen Lizenzen um weitere 10 Jahre verlängert. Ist das das Ende von DAB?
England ist in Sachen Radio sehr traditionell: Auch heute wird auf der Insel immer noch viel Rundfunk auf Mittelwelle gehört. Das Digitalradio DAB und nun DAB+ konnte sich aber sehr früh und sehr gut durchsetzen, da viele Programme geboten sind – wenn auch mitunter leider nur in Mittelwellenqualität. Der Hörer kennt es halt nicht anders und lässt es mit sich machen. Doch etwa 60% der Radiosendungen werden in UK inzwischen digital empfangen.
2019 war angedacht, die aktuell 2022 zuerst auslaufenden Analog-Lizenzen von der Ofcom nicht mehr verlängern zu lassen. Damit wäre die UKW- und Mittelwellen-Besiedlung nach und nach immer weiter bis zur kompletten Abschaltung abgesunken. Das gab natürlich Widerspruch, nicht nur von den zuerst betroffenen kommerziellen Anbietern, die es als unfair ansahen, wenn sie nicht mehr analog senden dürfen, andere, deren Lizenzen später auslaufen, aber schon noch. Sondern auch von Sendern, die neben DAB+ auch noch auf Mittelwelle analog senden wollen, wie Radio Caroline und viele andere nichtkommerzielle Stationen.
Die Regierung startete schließlich zum Jahresende 2019 eine Befragung, ob die Lizenzen auslaufen, um fünf oder um acht Jahre verlängert werden sollten. Von diesen drei Möglichkeiten wurde nun die vierte gewählt: Die 2022 auslaufenden Lizenzen können sogar um 10 Jahre verlängert werden, bis 2032! Dies ist allerdings beschränkt auf kommerzielle Stationen, die auch digital senden. Die BBC-Sender sind ebenfalls nicht betroffen.
Dies mag als Rückschlag für DAB+ gesehen werden. Doch nur außerhalb des Vereinigten Königreichs, wo eine UKW-Abschaltung in UK ein Signal setzen würde. Im Land selbst ist dies völlig irrelevant – mit 60% Digital-Hörern muss DAB+ sich und den Programmanbietern nichts mehr beweisen: Es ist längst bei den Hörern angekommen und wird nicht mehr in Frage gestellt.