Bayerischer Rundfunk am PULS der Jugend – Die Macher im Interview

Mikrofon im PULS-Studio (Foto: BR / Julia Müller)
Mikrofon im PULS-Studio (Foto: BR / Julia Müller)

Am Puls der Jugend: Aus on3, der bisherigen Jugendmarke des Bayerischen Rundfunks, wird am 15. Mai PULS (RADIOSZENE berichtete).

Ein Woche vor dem Sendestart hat der BR das neue Programm in München vorgestellt, bei RADIOSZENE gibt es Interviews mit den Machern im O-Ton zu hören.

Radio muss nach Radio klingen.

Während on3radio sich auf eine Magazinsendung am Nachmittag sowie einige Spezialsendungen am Abend beschränkte, sendet PULS rund um die Uhr ein Vollprogramm, inklusiv Nachrichten und Morningshow. „Es war Zeit“, sagt Thomas Müller im Interview mit RADIOSZENE. Als Leiter Jugend beim Bayerischen Rundfunk verantwortet er das neue Programm. Radio funktioniere nur, „wenn es auch nach Radio klingt und sich davon abhebt etwas Bessere zu sein als automatisiertes Internetradio oder ein Stream von Spotify“. Für Müller ist Radio „der Kumpel, der einem sagt ‚Hast Du schon gehört?’, ‚Wäre das nichts für Dich?’“ PULS ist nach Müllers Verständnis „all das, was im Leben Spaß macht und wichtig ist“.

PULS-Programmchef Thomas Müller im Interview mit RADIOSZENE (Foto: Björn Czieslik)
PULS-Programmchef Thomas Müller im Interview mit RADIOSZENE (Foto: Björn Czieslik)

Angesprochen auf die Namensgleichheit mit dem Dance-Webradio „Puls FM“ oder der Verwechslungsgefahr mit dem privaten, österreichischen TV-Sender „Puls 4“ sagt Müller: „Ich glaube, wir kommen uns da nicht in die Quere, zumal keines dieser Angebote auch nur annähernd in diese Richtung gehen wird.“

Los geht es bei PULS vom BR morgens um 7.00 Uhr mit der neuen Morningshow „Hochfahren“. In der Nachmittags-Primetime von 15.00 bis 19.00 Uhr dreht sich bei „Filter“ alles um Games, Filme und Serien, Konzerte, Lesungen und Events sowie die wichtigsten Themen aus dem Netz. Im Anschluss bei 22.00 Uhr stellt PULS im „Plattenbau“ musikjournalistische Kompetenz unter Beweis. Thomas Müller spart nicht an Vorschusslorbeeren und spricht von „einer der besten Musiksendungen, die ich bisher im deutschen Radio gehört habe“.

Auf Augenhöhe mit den Hörern.

PULS-Moderatoren Matthias Kammel und Jenni Gärtner
PULS-Morgen-Moderatoren Matthias Kammel und Jenni Gärtner (Foto: Björn Czieslik)

Ein Novum im Programm der BR-Jugendwelle die Morningshow „Hochfahren“, in der die Hörer analog zu Facebooks Timeline erfahren sollen, was für sie relevant ist und wichtig wird. Zwei Moderatorenpaare wechseln sich mit der Frühsendung ab. Matthias Kammel, einer der Moderatoren, verspricht „eine bunte Mischung“ und auch „ein bisschen Anarchie“ am Morgen. Morgenmoderatorin Jenni Gärtner will eine „sehr natürliche Ansprechhaltung haben“ und mit den Hörern „auf Augenhöhe sein“. Im Gegensatz zu den Morningshows manch anderer Sender gehe es PULS nicht darum, „verschwurbelt und schleimig aus dem Radio zu kommen“, sondern will „klar zu sagen, wie die Sache ist“ und „authentisch“ sein.

App statt UKW und Präsenz vor Ort zeigen.

Ein Problem, das auch on3radio schon hatte, wird der Neustart von PULS nicht beheben können: Die fehlende UKW-Verbreitung. Von Freitagabend 22.00 Uhr bis Samstagmorgen um 5.00 Uhr ist PULS zwar auch auf den Wellen von Bayern 3 zu hören, in der restlichen Zeit aber nur über Digitalradio, Kabel, Satellit und übers Internet. Große Hoffnungen setzt Programmchef Thomas Müller, der bis Herbst 2012 bei Apple für iTunes gearbeitet hat, daher auf die eigene App. Neben der Möglichkeit, das Programm am Smartphone zu hören, bietet diese auch die Möglichkeit zu direktem Feedback.

PULS-Cupcakes
PULS-Cupcakes (Foto: Björn Czieslik)

Zudem will PULS bei Offair-Veranstaltungen wie Festivals Präsenz zeigen, nicht nur als Präsentator, sondern auch in Form von Berichterstattung und Livestreams. Ab dem Spätsommer soll es eigene Clubnächte oder Lesereihen in ganz Bayern geben. Komplett kompensieren könne dies eine UKW-Verbreitung zwar nicht, dennoch gebe es heute auch andere Möglichkeiten, an die Leute ranzukommen. Das Programmfenster bei Bayern 3 bringe neue Kontakte und mit diesen über Twitter, Facebook und Co „in Kontakt zu bleiben, ist wesentlich einfacher als noch vor zehn Jahren“, so Müller.

Offene Türen einrennen.

Neben der Musik will PULS auch mit journalistischer Kompetenz bei den Hörern punkten. „Ich glaube, dass junge Programme nicht doof sein müssen“, sagt Thomas Müller und ist überzeugt, „dass junge Leute durchaus Themen interessant finden“. Schon on3radio habe immer wieder eigene Themen gesetzt, die nicht nur eine Meldung mit Call-ins ergänzen. Es gebe „durchaus andere Ansätze und die versuchen wir, deutlich auszubauen“. In der Bayerischen Radiolandschaft „sollten wir durchaus offene Türen einrennen, wenn Leute Inhalte haben wollen“, ist Thomas Müller überzeugt. Und auch musikalisch sei Bayern „definitiv noch nicht abgegrast“.

Chart-Titel als Ankerpunkte.

Andy Barsekow, Leiter Musikplan und und Bandsupport bei PULS
Andy Barsekow, Leiter Musikplan und und Bandsupport bei PULS (Foto: Björn Czieslik)

Für Musikplanung und Band Support ist bei PULS Andy Barsekow verantwortlich. PULS will weder Nischenradio noch Mainstream-Programm sein und versuchen, „aus allen Bereichen gute Songs“ zu spielen. Im Vergleich zum bisherigen Musikprogramm von on3radio werde PULS „offener“: „Wir hören mehr bei den populären Titeln nach und schauen, was da für uns funktioniert“ – Will.I.am und Britney Spears läuft, Will.I.am mit Justin Bieber hingegen nicht mehr. Von der Praxis anderer alternativer Sender, Titel, die man aufgebaut und bekannt gemacht habe, aus der Rotation zu verbannen, sobald sie in großen Mainstream-Programmen laufen, hält Andy Barsekow nichts. Man müsse zwar „auf die Dosierung achten“, jedoch seien die bekannteren Songs „die guten Ankerpunkte, die man im Programm hat“. Zur Förderung regionaler Musikkultur bleiben Rubriken aus dem Programm von on3radio wie „Die Bayerische Band der Woche“ auch im Programm von PULS bestehen, ebenso die TV-Sendung „Startrampe“.

Gelebte Trimedialität.

Ohnehin ist PULS nicht nur Radio, sondern auch TV und Online. In der Freitagnacht gibt es im Bayerischen Fernsehen das wöchentliche Magazin „PULS – Qualitätsfernsehen deines Vertrauens“, das am späten Sonntagabend bei EinsPlus wiederholt wird.

PULS  Qualitätsfernsehen deines Vertrauens.
Sebastian Meinberg und Vivian Perkovic moderieren das wöchentliche TV-magazin „PULS – Qualitätsfernsehen deines Vertrauens“. (Foto: BR)

„Da wo Trimedialität Sinn macht, wo auch ein Mehrwert geboten wird und eine Verzahnung Sinn macht, da werden wir es auf jeden Fall nutzen“, sagt PULS-Chef Thomas Müller. Eine „junge Tonalität zu finden“ sowie „technisch und inhaltlich neue Konzepte zu erstellen und auszuprobieren, das ist das, was uns nach vorne treibt“.

Innerhalb des Bayerischen Rundfunks ist PULS Vorreiter in Sachen Trimedialität, nicht nur wegen der räumlichen Nähe der Macher von Radio, TV du Online: „Wir haben die Radiomoderatoren, die am nächsten Tag eine Online-Schicht machen. Wir haben die Fernsehleute, die auch im Radio Beiträge machen. Die Verzahnung ist eine komplett normale.“

Endlich aufstehen mit dem eigenen Programm.

Wenige Tage vor dem Sendestart ist PULS-Chef Thomas Müller „überraschend entspannt“, sagt er. Sein Puls steige vor allem dann, wenn er die Testsendungen hört und daran denkt, dass vor zwei Monaten nicht einmal sicher war, ob alles wie geplant laufen würde. Ein Programm aus dem Boden zustampfen sei „ein Riesen-Kraftakt“, bei dem das Team eine „echt unfassbare Arbeit geleistet“ hat. Besonders freut sich Thomas Müller nun darauf, „morgens aufstehen zu können und das eigene Programm hören zu können“.

Weiterführende Links:
Pressedossier des Bayerischen Rundfunks zu PULS
Interview mit PULS-Programmchef Thomas Müller bei jetzt.de
PULS in sozialen Netzwerken (teilweise noch nicht freigeschaltet):
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