MEDIENTAGE MÜNCHEN Audio-Gipfel: Formel „KI“ – gut für die Planung

Auch in der Audio-Branche schreitet die Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) voran. Im Rahmen der MEDIENTAGE MÜNCHEN diskutierten Expert:innen beim Audio-Gipfel innovative Ansätze und die Frage, welche Funktion Audio-Inhalte in einer demokratischen Gesellschaft haben. Die Veranstaltung wurde von der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) organisiert.

MTM23-Audiogipfel (Bild: © MEDIENTAGE MÜNCHEN)
MTM23-Audiogipfel (Bild: © MEDIENTAGE MÜNCHEN)

In einer Keynote zu Beginn der Veranstaltung hob James Cridland, „Radio-Futurologist“ und Herausgeber des täglichen englischsprachigen Newsletters „Podnews“ die „einzigartige Kraft von Radio“ hervor. „Radio kann helfen, Menschen zu verbinden, Menschen zusammenzubringen“, sagte Cridland. Im Hörfunk sei die Zuhörerschaft, die „von realen Menschen mit relevanten Informationen und Geschichten versorgt“ werden würde, der Star, erklärte Cridland.

James Cridland (Bild: MEDIENTAGE MÜNCHEN)
James Cridland (Bild: © MEDIENTAGE MÜNCHEN)

In der anschließenden Diskussion schilderte Mirko Drenger, wie Deutschlands erster ausschließlich durch KI-Intelligenz moderierter Radio-Stream Absolut Radio AI entstanden ist. Drenger ist Geschäftsführer von Antenne Deutschland, einem Joint-Venture von Absolut GmbH & Co. KG und Media Broadcast, das mit Absolut-Radio-Sendern bundesweite Radiostationen betreibt.

Mirko Drenger (Bild: ©Antenne Deutschland)
Mirko Drenger (Bild: © Antenne Deutschland)

Die Macher des Streams hätten zunächst mit „Prompts“ gearbeitet. „Prompts“ sind kurze Textanweisungen, die an KI-Tools wie Chat GPT gesendet werden, um eine bestimmte Antwort oder Aktion als Grundlage für die Kommunikation mit der Künstlichen Intelligenz zu erhalten. Sie dienen dazu, die Arbeit mit KI-Tools zu erleichtern und zu beschleunigen. Sie sorgen dafür, dass die Künstliche Intelligenz Absichten hinter den Textanweisungen besser „versteht“ und gezieltere, relevantere Antworten liefert. Auf diese Weise seien Inhalte entstanden, die angenommen worden seien und die Hördauer hätten steigen lassen.

Andrea Schafarczyk ist crossmediale Programmdirektorin des WDR für die Bereiche Nordrhein-Westfalen, Wissen und Kultur. Sie sagte, dass der WDR diesen Weg hin zu einer „künstlichen Moderation“ verworfen habe, gerade weil zwischen der mit KI synthetisierten und der menschlichen Stimme der bekannten Radiomoderatorin Steffi Neu nicht sofort ein Unterschied erkennbar gewesen sei.

Katrin Helmschrott (Bild: BB RADIO / Radio TEDDY)
Katrin Helmschrott (Bild: BB RADIO / Radio TEDDY)

„Hörer erkennen im Unterbewussten, dass KI-Stimmen nicht echt sind und lehnen diese ab“, erklärte Katrin Helmschrott, Geschäftsführerin von BB Radio und von Radio Teddy. KI spiele in ihrem Unternehmen in Planungsfragen eine Rolle, aber nicht für das Kreieren von Radiostimmen. Drenger wandte ein, dass sich der Moderator des Absolut-Radio-AI-Streams „kAI“ selbst als künstliche Intelligenz ankündige. Durch diese Klarstellung kämen Irritationen bei den Hörern gar nicht erst auf.

Yves Brunschwiler, Head of Sales Central Europe des Audiostreamers Spotify, ging auf das Planerische beim Radiomachen ein. „KI kuratiert bei Spotify neue Playlisten für die Hörer und erweitert dadurch deren Musikgefühl“, sagte er. Der Podcast-Vermarkter Seven.One Audio hingegen nutze KI, um den Markt zu „screenen“, erklärte Senior Vice President Alexander Krawczyk das Konzept: „Welche Podcasts gibt es draußen, welche Trends sind erkennbar?“ In dieser Funktion sei KI eine Unterstützung fürs Marketing.

KI kann Audio-Inhalte an vielen Stellen besser machen. Gibt es auch demokratiefördernde Effekte der Gattung Audio? BB-Radio-Geschäftsführerin Helmschrott erklärte, dass Hörfunk „im Gegensatz zu den Blasen in den Social Media, die die Gesellschaft spalten, als Kitt für die Gesellschaft diene“. WDR- Programmdirektorin Schafarczyk verwies darauf, dass ihre Anstalt viel Zeit in die Analyse beispielsweise der Zielgruppe von WDR 4 investiert habe und der Hörerschaft das Gefühl geben könne, „dass wir für sie da sind“. Krawczyk von Seven.One Audio erklärte, dass eigentlich jeder Podcasts machen könne: „Wir geben jedem eine Stimme, sich auszudrücken, achten aber auf den Content, den wir unterstützen. „So fördern wir Meinungsvielfalt im demokratischen Rahmen“, sagte Krawczyk.

Quelle: MEDIENTAGE MÜNCHEN

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