Die NAB 2019 macht es deutlich: Zur Kosteneinsparung und verstärkten Produktions-Effizienz werden Cloud-Lösungen auch für Radiomacher beliebter und wichtiger.
Das IRT unterscheidet die neuesten Trends inzwischen in Smart Production als Einsatz alternativer, kostengünstiger Hardware und Consumer-Equipment sowie Software-Applikationen in der professionellen Medienproduktion und Remote Production als Produktion aus der Regie heraus mit weniger Technik und Technikern vor Ort. Techniker übernehmen lediglich den Aufbau und die Betreuung. (Kamera- und) Ton-Signale werden über das IP-Netz an eine Studio-Regie gesendet.
Die Migration zu Cloud-Plattformen für Produktion, Verwaltung und Verteilung von Rundfunkproduktionen spaltet sich in zwei Wege auf: Nutzung von Host-Servern über IP oder Virtualisierung durch Bereitstellung von Inhalten in der Cloud. Der Nutzen liegt auf der Hand: Benötigte Daten sind bei geringer Latenz von überall abrufbar, nachdem sie kostengünstig produziert und angeliefert wurden. Auf der NAB scharen sich daher die Interessenten um die Stände mit Innovationen, die eigentlich nur Weiterentwicklungen einer bereits 2016 prämierten Idee sind:
VRT
Die belgische öffentlich-rechtliche VRT führte 2016 testweise die weltweit erste IP-Remote-Broadcast-Produktion durch. Zu diesem Zweck war ein lokales IP-Studio erweitert worden. IP und in allen Bereichen der Produktionskette offene Standards halfen bei der Live-Übertragung eines Konzerts. Der Veranstaltungsort im Zentrum von Brüssel war über ein 10 km langes Glasfaserkabel mit dem LiveIP-Kontrollraum bei VRT verbunden. Es dauerte nur 1 Stunde, um die Ausrüstung am Veranstaltungsort einzurichten, und das Feedback des VRT-Produktionsteams war überwältigend positiv. Die positiven Erfahrungen aus dem TV-Projekt des VRT-Sandbox-Technologieprogramms können auch dem Radio zugute kommen, wie das NXG-Projekt im Folgejahr zeigte:
Sveriges Radio
Das gemeinsam vom EBU-Mitglied Sveriges Radio (SR) und dem deutschen Hersteller Lawo entwickelte NXG-Projekt („Next Generation Radio House“) wurde am 8. Juni 2017 auf der EBU Technical Assembly in Stuttgart mit dem Preis ausgezeichnet. Es verwirklichte „Radio mit dem Smartphone“, denn das Smartphone von heute ist ein wichtiges Arbeitsinstrument für Journalisten. Mit Apps wie Report IT Live und Luci Live konnte Beiträge zu allen Arten von Programmen produziert werden. Nun kann im nächsten Schritt dank intelligenter Lösungen für Fernbedienung und Audio-Übertragung in Standardnetzwerken eine ganze Show mit Jingles, Musik usw. von einem tragbaren Gerät wie einem Tablet oder Smartphone aus gestartet werden.
BBC
Die BBC ist bereits im Juli 2014 mit ihrer ersten „virtuellen“ Radiostation BBC Radio Northampton online gegangen. Das ViLoR-Projekt für BBC Radio Northampton, BBC Radio Suffolk, BBC Essex und BBC Three Counties wurde von BBC Technology in Zusammenarbeit mit BBC Local Radio entwickelt. Neueste Funktionen sorgen für Kosteneinsparung und weniger Zeitaufwand. Zunächst erscheinen die Studios wie traditionelle Studios, doch die zugrunde liegende Back-End-Ausrüstung und Infrastruktur ist an einen zentralen, gemeinsam genutzten Standort verlagert.
Die Redaktion hat die volle Kontrolle über das Play-Out-System und die Mischpulte. Die Audiodateien werden in einem Remote-Rechenzentrum gespeichert, gestreamt, gemischt und verarbeitet. Die Vorteile: Verbesserte und gleichbleibende Audioqualität, Social-Media-Management-Tools, Freigabe für Produktionsplattformen und erheblich reduzierter Platzbedarf.
Weiterführende Informationen:
IRT: Smart Production/Remote Production
Deutschlandfunk: Tschüss Ü-Wagen, hallo Cloud