„Seid angstfrei und dreist!“: Interview mit Thomas Koschwitz übers Radiomachen

Schon als Jugendlicher war er als Pirat auf Sendung, bevor er 1975 nach einer Sprechprobe beim Hessischen Rundfunk (hr) als einziger Kandidat ausgewählt wurde: Thomas Koschwitz.

hr1-Moderator Thomas Koschwitz (Bild: @hr/Andreas Frommknecht)
hr1-Moderator Thomas Koschwitz (Bild: @hr/Andreas Frommknecht)

An der Seite von Werner Reinke, Martin Hecht und anderen Moderatoren entwickelte Koschwitz hr3 in den 80er Jahren von der Autofahrer- zur Popwelle, bevor er in den 90er Jahren zunächst zum Fernsehen und dann zum Privatradio wechselte. Im August 2018 kehrte er zum hr zurück.

Im Gespräch mit Zeitzeugen-Autor Andreas Knedlik berichtet Koschwitz über seinen Weg zu hr3, wie das Programm damals klang und was den Sender von anderen Popwellen wie dem von Peter Stockinger „kühl geplanten“, aber „gigantisch genialen“ SWF3 unterschied: „Es gab genau einen, der lustig sein durfte, das war Elmar Hörig.“ Alle anderen „hatten gefälligst ordentliche Beichte zu machen.“ Koschwitz: „Diese Trennung gab es bei uns nicht.“ Wir „waren halt die Diskjockeys“.

Klare Worte findet Koschwitz zu seiner Einstellung zum Formatradio: „Damit könnt ihr mir den Buckel runterrutschen. Ich mach‘ das nicht. Entweder ich darf meine Show machen oder nicht. Wenn ich sie machen darf, dann quatscht mir bitte nicht dazwischen.“ Die strenge Formatierung habe dazu geführt, dass wir eine Radiogeneration beklagen müssten, die mit der Angst groß geworden sei: „Oh Gott, das darfst Du nicht sagen!“ Das sei damals anders gewesen: „Wir durften bei hr3 in den 80er Jahren völlig angstfrei Radio machen, was auch Teil des Erfolgs war.“

Zur Frage, was er jungen Radiomachern heute raten würde, verweist Koschwitz auf YouTube, wo „sehr viel unorthodox und sehr ungeplant“ sei: „Warum sind die alle da und nicht beim Radio?“ Sein Tipp: „Versucht, genau das im Radio zu machen!“

Koschwitz verrät zudem, dass ihn Radio-FFH-Chef Hans-Dieter Hillmoth zum Sendestart des hessischen Privatsenders für die Morningshow abwerben wollte – und warum er ablehnte. Und er sagt klar, was ihm lieber ist: Live Radio oder Voice Tracking.

Das Gespräch führte Andreas Knedlik im September 2020 in Frankfurt am Main – hier abrufbar:
https://www.digiandi.de/zeitzeugen/thomas-koschwitz/ (37 Min.)