Ein besonders turbulentes Radiojahr liegt hinter dem flämischen Teil von Belgien – das Jahr der Neuzulassungen auf UKW
Viele Lokalradios in Belgien hätten zu DAB+ gewechselt – aber nur, wenn ihnen automatisch eine erneute Lizenz erteilt worden wäre. Sie hätten dafür sogar riskiert, die Kosten auf lange Sicht nicht bewältigen zu können.
Der zuständige Medienminister Sven Gatz aber blieb streng: Wollte er doch schließlich die Vielzahl der Stationen verringern, separate lokale Frequenzen zu Paketen schnüren und größere Stationen auf eine Handvoll Netze verteilen. Das offizielle Ziel: Neu geordnete Frequenzen sollten den Stationen mehr Hörer und optimierte Reichweite einbringen. Das von Kritikern unterstellte Ziel: UKW solle zugunsten der Digitalisierung und DAB+ sterben.
Bis zum Sommer 2016 war der Medienminister für die Pläne verantwortlich – danach eine hinter verschlossenen Türen tagende Jury. Das löste allgemein wachsendes Misstrauen aus. Zwar wurden lokale Cluster für Regionalstationen geschaffen, doch deren Anzahl drastisch vermindert. Auch ein geänderter Frequenzplan konnte im Frühjahr 2017 nichts daran ändern: viele Radionetzwerke sollten verschwinden, für Lokalradios harte Zeiten anbrechen.
Am 21. April 2017 verabschiedete die flämische Regierung schließlich den Frequenzplan. Über den Großteil eingegangener Anträge schwieg die Jury sich auch in der Folgezeit aus. Allerdings hatten sich viele Stationen gar nicht erst beworben – andere bewarben sich nicht verfahrensgemäß.
Die Partystationen TopRadio und Club FM müssen zum Jahresende ihren Betrieb auf UKW einstellen. Insbesondere TopRadio lehnt sich dagegen auf: Ein Verfahren vor dem Staatsrat läuft bereits. Und diese Station ist nicht die einzige: Auch Radio Maria, Family Radio, Club FM und 5 weitere Parteien beschweren sich über Unregelmäßigkeiten. Sogar der Vorsitzende des Medienkomitees sagte, die „Erteilung der Lizenzen war sehr zweifelhaft“. TopRadio spricht von Vetternwirtschaft.
Mittels Crowdfunding wollte TopRadio 75.000 Euro einsammeln. Es wurden zu Neujahr sogar 100.000 Euro. Damit kann die Station wenigstens ein Jahr lang via Internet und DAB+ weitersenden. Das Crowdfunding wird von einer Petition auf www.TOPradiomoetblijven.be begleitet – auch dort nähert man sich der Zahl von 75.000 Teilnehmern.
Zum Jahreswechsel zeichnet sich ab: Mehr als ein Dutzend Lokalradios verschwinden auf UKW in Belgien. Medienminister Sven Gatz verspricht für 2018 zusätzliche Kapazitäten für DAB +. Zumindest die nationalen Radiosender sollen spätestens ab Herbst 2018 in Flandern digital über DAB+ senden.
Weiterführende Links:
Übersicht der neu lizenzierten Stationen
2018 wordt echte start van digitale radio