Radio Osnabrück macht Radio nach alter Machart. Funktioniert das?

Radio Osnabrück-Logo: Wir lieben unsere Region„Keine Berater, kein Geclaime, kein Gejingle“ – Radio Osnabrück macht Radio nach alter Machart. Funktioniert das? Die Antworten gibt Moderator Jürgen Frahne im RADIOSZENE-Interview.

Radio Osnabrück ging 2013 als erster lokaler Privatsender in Niedersachsen ‚on air‘. Anfang 2019 hat Geschäftsführer Andreas Kannenberg den Sender inhaltlich neu aufgestellt – und das mit Erfolg. Wir sprachen mit Jürgen Frahne, Moderator der Frühsendung „Guten Morgen Osnabrück“, über die Gründe.


RADIOSZENE: Warum geht Radio Osnabrück einen etwas anderen Weg?

Jürgen FrahneJürgen Frahne: Andreas Kannenberg war – wie vielen anderen Menschen – aufgefallen, dass die Radiosender in Deutschland alle nahezu gleich klingen. Überall die, bis auf Nuancen, gleichen Claims, die gleiche getestete Musik und die gleiche stereotype Moderation. Alles Dinge, die er für seinen Sender nicht wollte. Was damit natürlich auch von vornherein entfiel, war die Wahl eines Beraters. Ideen und Wege, wie diese Ziele umzusetzen wären, hatte Kannenberg genug. Es einfach ‚Old School Radio‘ zu nennen, wäre nicht richtig, aber was wäre falsch dran? Dazu verfügt Radio Osnabrück über eines der modernsten, digitalen Sendestudios in ganz Deutschland. Ich denke, die Mischung macht’s, und die ist uns offensichtlich gut gelungen.

RADIOSZENE: Was unterscheidet euch von anderen Sendern?

Jürgen Frahne:Andreas Kannenberg hatte mittlerweile ein Musikarchiv aufgebaut, das über die – ebenfalls enthaltene – getestete Musik weit hinaus ging. Eine Vielfalt, die seiner sich gesetzten, Zielgruppe auch gerecht werden würde. Dazu suchte er sich ‚Verkäufer‘, also Moderatoren, die dies auch glaubhaft ‚rüberbringen können. Nichts von der Stange sollte es sein und frei von Altersbeschränkungen jeglicher Art. 

Alles im Leben benötigt ein paar kleine Regeln, auch ein Radioprogramm. Ein Punkt, der für kreative, persönlichkeitsstarke Moderatoren nicht gerade der beliebteste ist. Erfreulicherweise halten sich die Regeln aber in starken Grenzen und ermöglichen so allen am Programm arbeitenden Menschen große Handlungsfreiheiten in der Moderation als auch bei den Inhalten der einzelnen Sendungen. So werden die Musik und die Inhalte in den Vordergrund gestellt, wobei der Moderator dies mit seiner Stimme und Persönlichkeit verbindet, zu der auch seine eigene Meinung zu einem Thema zählen darf.

Radio Osnabrück Studio 1
Radio Osnabrück Studio 1

Es werden nicht die einzelnen Moderatoren in den Vordergrund geschoben, sondern das Programm Radio Osnabrück, und doch trägt so jede einzelne Persönlichkeit zur Vielfalt und Farbigkeit des Programms bei. Auch gehört dazu, dass die Moderatoren einfach mal die Klappe halten und auch ohne „Gejingle“ mal zwei Titel hintereinander spielen dürfen, was den Hörern offensichtlich sehr gefällt.

Radio Osnabrück verzichtet völlig auf sinnloses „Geclaime“ bezüglich „des Besten der 70er, 80er, 90er… usw.“. Wir spielen einfach die „Musik Deines Lebens“ und die ist für die Hörer nachvollziehbar und nicht nur ein dummer Spruch aus der „Radio-Fibel für Berater“.

RADIOSZENE: Wie kamst Du als Radio-Urgestein der Privatradioszene in Baden-Württemberg [u.a. Radio Regional (heute Radio Ton), Stadtradio Heilbronn] zu Radio Osnabrück?

Jürgen Frahne: Andreas Kannenberg kam auf mich zu, als ich gerade die Morningshow bei einem anderen Sender aufgebaut hatte. Eine Woche nach Start dieser Morningshow bat mich Kannenberg bereits um Mitarbeit in seinem Programm. Wir verbrachten Stunden am Telefon, um uns gegenseitig auszufragen und Gemeinsamkeiten zu erkennen. Ab 2. Januar 2019 übernahm ich dann die Frühsendung „Guten Morgen Osnabrück“, die täglich von 5 bis 10 Uhr läuft.

Radio Osnabrück-Geschäftsführer Andreas Kannenberg
Radio Osnabrück-Geschäftsführer Andreas Kannenberg

Kurze Zeit darauf kamen weitere Kollegen wie André Hilgers (vormals Radio Mittelweser) und Jörg Lotze zum Team dazu. Auch
Marketing-Chef Carsten Thye übernahm sein Amt und führt das perfekt. Ab Februar 2019 wurde diese Mannschaft von zwei Volontärinnen in der Redaktion unterstützt. Da ich als „Urgestein“ einfach auch die beruflichen Erfahrungen hatte, übernahm ich die Produktion und in enger Zusammenarbeit mit der Geschäftsleitung auch die Programmkoordination, was auch die Vermittlung von „Radio-Basics“ in der Moderation umfasst.

RADIOSZENE: Wie kommt das Programm bei den Hörern an?

Jürgen Frahne:Das Programm von Radio Osnabrück ist – natürlich – ein Lokales. Alles was in und um Stadt und Landkreis Osnabrück passiert, ist ein Teil des Lebens der Hörer. Das deutsche und das Weltgeschehen kommen dazu und vervollständigen das Informationsangebot. Verpackt in die „Musik Deines Lebens“, katapultierten uns die Osnabrücker Hörer innerhalb nur eines Jahres auf Platz Eins der in Stadt und Landkreis gehörten privaten Lokalradios: Weitester Hörerkreis von Radio Osnabrück 174.000 Hörer (laut MA 2019 Audio II), bei einer technischen Reichweite von rund 290.000 Hörern.

Radio Osnabrück Studio 2
Radio Osnabrück Studio 2

Anfangs nur auf der städtischen UKW-Frequenz 98,2 MHz, sind in der Zwischenzeit drei weitere Frequenzen hinzugekommen: 104,2 MHz, 93,6 MHz und seit kurzem die 107,6 MHz im Nordkreis, die das gesamte Osnabrücker Land – über die Grenzen hinaus – in perfektem Sound abdecken.

Zwischenzeitlich ist Radio Osnabrück aus der kulturellen, sportlichen und kreispolitischen Welt nicht mehr wegzudenken: Interessengruppen, Vereine, die Kreispolitik und die Werbetreibenden in Stadt und Landkreis haben dies sehr schnell gemerkt und den Sender in ihre Aktivitäten und seitens der Werbetreibenden in ihre Werbeplanung mit einbezogen.

RADIOSZENE: Wie sehen die weiteren Pläne aus?

Jürgen Frahne
Jürgen Frahne

Jürgen Frahne: Anders als andere, sehen Kannenberg und ich den Werdegang des Senders getreu dem Motto „Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut“. So werden Themen nacheinander angegangen und nicht auf einmal. Der funktionelle und inhaltliche Aufbau des Tagesprogramms standen bei uns natürlich an erster Stelle. Alles musste rund laufen einschließlich des Werbezeitenverkaufs. Dazu wurde die Internetpräsenz neugestaltet und ausgebaut, auch der Social-Media-Bereich wurde angegangen. Für Radio Osnabrück ist es auch eine Herzensangelegenheit, den Sonntag nicht der Automatik zu überlassen, sondern live zu moderieren und weiter auszubauen. 

Hier kamen meine Verbindungen zum Tragen. Ich setzte mich zum Beispiel mit einem meiner ehemaligen, langjährigen Kollegen beim Privatfunk in Verbindung – Frank Dignaß – und konnte ihn für den Sender gewinnen. Wir werden ab April 2020 den Samstagnachmittag in Doppel-Moderation gestalten. Getreu unserer Zielgruppe, werden wir in der Musik nicht nur auf die aktuellen Songs, sondern auch auf die vergangenen 40 Jahre eingehen und dabei Titel präsentieren, die der Großteil der heutigen Sender nicht mal im Archiv hat, geschweige denn spielt. Auch werden wir kulturelle Ereignisse in Stadt und Landkreis Osnabrück mit dabei haben.

Frank Dignaß war von der Idee hellauf begeistert und lässt ausrichten: „Alleine schon die Tatsache, dass Andreas Kannenberg unter anderem auch der Meinung ist, man habe in den Anfangsjahren des Privatradios vieles richtig gemacht, hat mich überzeugt, bei Radio Osnabrück mitzumachen. Es gibt so viele Titel, die inzwischen leider vergessen sind, beim Hörer allerdings Bilder im Kopf erwecken. Diese Songs und die dazugehörigen Erinnerungen, werden samstags bei uns einen großen Platz einnehmen. Ich freue mich riesig auf die Arbeit und die Menschen in Stadt und Landkreis Osnabrück!“

Radio Osnabrueck Studio 3
Radio Osnabrueck Studio 3

Weitere Moderatoren werden folgen, auch in der Redaktion werden zusätzliche Mitarbeiter eingebunden. So stellen wir sicher, dass das Programm mit dem Anspruch unserer Hörer schritthalten und weiter wachsen kann.

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