Dieses Jahr feiert das Radio sein hundertjähriges Bestehen. Nach Ansicht von Expertinnen und Radio-Machern hat der Hörfunk sich immer wieder neu erfunden und auch eine erfolgreiche Zukunft vor sich. Unter dem Titel „Staying alive? Radio hört nie auf! Wie Radio auch in Zukunft populär bleibt.“ diskutierten in München Nina Gerhardt (CEO RTL Radio), Thomas Jung (Programmchef SWR3 Pop-Unit) und Thorsten Schmiege (Präsident Bayerische Landeszentrale für neue Medien) unter Moderation von Daniela Arnu (BR).
Radio ist mit täglich 52 Millionen Hörerinnen und Hörern weiter ein wichtiger Alltags-Begleiter. Trotz veränderter Mediennutzung und neuen Ausspielwegen ist die Nachfrage nach Audioangeboten ungebrochen groß. Aktuell stehen öffentlich-rechtlicher wie privater Rundfunk vor großen Herausforderungen. Der Audio-Markt in Deutschland verändert sich rasant. Dabei geht es um programmliche, technische und regulatorische Fragen.
Thomas Jung (Programmchef SWR3 Pop-Unit): „Der Audiobereich braucht ein neues Selbstbewusstsein. Denn unsere Radiowellen sind als 360-Grad-Marken schon längst erfolgreich im Digitalen angekommen. Manchmal sind wir sogar vor der Zeit. Die digitale Welt ist derart diversifiziert, dass es unsere wichtigste Aufgabe bleibt, die Markenbindung zu stärken und Love-Brands zu erhalten.“
91 Prozent der Haushalte in Deutschland haben noch mindestens ein Radiogerät – ein stabiler Wert. Zunehmend sind diese Geräte aber für digitalen Empfang ausgelegt. Die zu den Münchner Medientagen vorgestellte Studie „Audio Trends 2023“ zeigt, dass der analoge Marktanteil stetig kleiner wird. Aktuell präferieren 53 Prozent der Hörerinnen und Hörer ihr Radioprogramm über das analoge UKW-Sendernetz. Vor zehn Jahren waren es noch 79 Prozent. Die Verbreitungswege der Zukunft sind mit DAB+ und IP digital. 67 Prozent der Deutschen haben Zugang zu mindestens einem digitalen Radioempfangsweg.
Die Anzahl an DAB+ Radiogeräten in Wohnungen und Autos ist binnen Jahresfrist kräftig um 4,4 Millionen auf 28,3 Millionen Geräte gewachsen. Das entspricht einem Plus von 19 Prozent. DAB+ hat nicht nur Vorteile bei der Audioqualität, es lässt sich auch ein deutlich größeres Programmangebot umsetzen.
Thomas Jung: „Die digitale Transformation der linearen Radios zu erlebbaren, nutzerzentrierten Audiomarken mit vielfältigen Ausspielwegen ist eines der wichtigsten Erfolgskriterien für die Relevanz unserer Audioprodukte in der Zukunft. Im komplexen Angebotskosmos mit vielen Playern und noch unbekannten Herausforderungen, wird das Radio nicht untergehen. Der Erfolg von DAB+ im Markt zeigt, dass diese Strategie perfekt funktioniert. „
Die Zahlen des „Audio Trends 2023“ sprechen eine klare Sprache. Im Fernsehen hat sich HD als TV-Standard im Wohnzimmer faktisch durchgesetzt. Beim Radio sieht es aus, als könne mit DAB+ das „HD für die Ohren“ langfristig den UKW-Empfang ersetzen. Diesen Weg in die nächsten 100 Jahre Radio müssen allerdings alle Anbieter von Audio-Inhalten zusammen gehen, so Thomas Jung: „Nur ein abgestimmtes Vorgehen mit anderen Marktteilnehmern ist aus Sicht der ARD sinnvoll und umsetzbar.
Quelle: ARD