ARD-Reform: Der SWR-Verwaltungsrat hat sich in seiner Sitzung am 23. Juni 2023 mit den auf ARD-Ebene beschlossenen Reformprozessen befasst.
Verwaltungsratsvorsitzender Hans-Albert Stechl: „Der Verwaltungsrat war in den Reformprozess von Anfang an eingebunden und hat die Überlegungen der Intendant:innen der ARD in seinen Sitzungen lebhaft diskutiert. Ich begrüße die nun beschlossenen Prozesse ausdrücklich.“ Er lobt die transparente Kommunikationspolitik des ARD-Vorsitzenden, auch in den SWR-Aufsichtsgremien.
„Mit diesem Schritt stellt sich die gesamte ARD und damit auch der SWR zukunftsfähig auf. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk muss sich modernisieren. Das wurde mit diesen Entscheidungen auf den Weg gebracht.“
Veränderten Nutzungsgewohnheiten wird Rechnung getragen
In der Aussprache stellte das Gremium fest, dass gerade die Umschichtung ins Digitale eine Strategie darstellt, die auch der SWR konsequent verfolgt. Nur so könne den geänderten Nutzungsgewohnheiten Rechnung getragen werden. Damit werde der gesetzliche Auftrag erfüllt, für alle in der Gesellschaft Angebote bereitzustellen.
SWR-Intendant und ARD-Vorsitzender Gniffke: Weichenstellung für die Zukunft
Der SWR-Intendant und ARD-Vorsitzende Kai Gniffke berichtete dem Gremium von der wenige Tage zuvor stattgefundenen ARD-Intendant:innen-Sitzung. Neben dem Aufbau von drei Kompetenzcentern zu den Themen Verbraucher, Gesundheit und Klima wurde eine gemeinsame Redaktion für das Hörspiel beschlossen. Auch Poollösungen im Hörfunk würden dazu beitragen, die digitale Erneuerung der ARD voranzubringen. Regionalität sei dabei weiter wesentlicher Bestandteil der Angebote.
„Die ARD stellt die Weichen für die Zukunft und rückt enger zusammen. Durch die Unterstützung des Verwaltungsrates hat der SWR den notwendigen Spielraum innerhalb der ARD-Familie an der Neugestaltung kraftvoll mitzuwirken und zu gestalten“, sagt Kai Gniffke, und weiter: „Ich danke dem Verwaltungsrat und den Gremien für Ihr Vertrauen und die Unterstützung. Dies gibt uns im konkreten Umbauprozess Rückenwind und Rückhalt.“
Quelle: SWR Gremien
ARD stellt Weichen für den Reformweg: jetzt wird es konkret
Die ARD der Zukunft nimmt Gestalt an. Die Intendantinnen und Intendanten des öffentlich-rechtlichen Senderverbundes haben bei ihrer zweitägigen Sitzung in Stuttgart Grundsatz-Entscheidungen gefällt, wie der Umbau der ARD konkret aussehen wird. Die ARD verändert sich mit dem Nutzungsverhalten des Publikums. Dafür rückt sie in der täglichen Arbeit enger zusammen, teilt noch mehr Aufgaben und orientiert ihre Programmangebote konsequent und zeitgemäß an den Medien-Bedürfnissen einer zunehmend digitalen Welt: mit hochwertigem Journalismus, bester Unterhaltung und regional verankerter Informationen aus der Heimat der Menschen in Deutschland.
„Die Chefinnen und Chefs von neun starken und eigenständigen ARD Medienhäusern haben sich entschlossen hinter einer gemeinsamen Idee versammelt: Wir rücken enger zusammen und stärken das A in ARD – die Arbeitsgemeinschaft. Wir formen die ARD der Zukunft – für alle Menschen in Deutschland, die von uns zu Recht exzellente und effiziente Arbeit erwarten. Das ist ein entscheidender Schritt,“ so der ARD-Vorsitzende Kai Gniffke.
Die Heimat und die Stärke der ARD liegen in den Regionen, in den Städten und Dörfern Deutschlands und in den Ländern, die gemeinsam den Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks formulieren. Die ARD ist vor Ort bei den Menschen und erzählt die Geschichten aus ihrer Lebenswelt. Die regionale Verwurzelung gehört zur DNA der ARD und sie wird konsequent zu einem regional verankerten Inhalte-Netzwerk weiterentwickelt. Dafür sind verstärkt gemeinsame Programmstrecken oder Kooperationen sinnvoll und möglich.
Kompetenzcenter: vereinte Kraft für Klima, Verbraucher und Gesundheit
Es gibt viel Kompetenz in der ARD – gebündelt wird sie noch stärker. Die Intendantinnen und Intendanten haben beschlossen, bei den drei Themenfeldern Klima, Verbraucher und Gesundheit die Ressourcen in jeweils einem Kompetenzcenter zu fokussieren. Das Kompetenzcenter produziert künftig zentralisiert lineare und digitale Angebote, die von den Landesrundfunkanstalten übernommen werden können. Bei Kompetenzcentern liegt der Schwerpunkt auf überregionaler Berichterstattung. Damit entstehen mehr publizistische Exzellenz und mediale Wirksamkeit. Welche Medienhäuser in der ARD sich wie stark in den Kompetenzcentern einbringen, entscheidet die ARD noch in diesem Jahr, so dass die Kompetenzcenter bereits 2024 starten können.
Eine vernetzte Gemeinschaftsredaktion stärkt künftig die Wahrnehmbarkeit des traditionellen öffentlich-rechtlichen Genres „Hörspiel“. Auch die neue Hörspiel-Gemeinschaftsredaktion soll bereits im ersten Halbjahr 2024 die Arbeit aufnehmen.
Konsequent im Netz: digitale Erneuerung der ARD
Jahrzehntelang waren lineares Fernsehen und Radio die Hauptverbreitungswege für Information, Bildung, Kultur, Sport und Unterhaltung aus den ARD-Medienhäusern. Inzwischen nutzen die Menschen in Deutschland immer mehr digitale Medien, vor allem die jüngeren. Die ARD erwirtschaftet deshalb rund 250 Millionen Euro in der kommenden Beitragsperiode 2025 bis 2028 zusätzlich für journalistische Angebote im Digitalen. Ziel ist, auch im Sinne der Generationengerechtigkeit, vor allem jüngere Menschen, die lineare Verbreitungswege wenig oder gar nicht nutzen, mit den vielfältigen Inhalten der ARD zu erreichen. So wird der gesetzliche Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks weiter in der linearen und künftig noch stärker in der digitalen Welt erfüllt.
Die sog. digitale Erneuerung der ARD erfordert umfangreiche Entwicklungsarbeit bei der digitalen Infrastruktur, zum Beispiel beim Aufbau von Empfehlungs- und Personalisierungsdiensten oder dem Management der unterschiedlichen Inhalte. Das Projekt besteht aus 18 Bausteinen (Modulen) und ist auf mehrere Jahre angelegt. In Stuttgart haben die Intendantinnen und Intendanten der ARD festgelegt, welche ARD Medienhäuser bei den jeweiligen Modulen die Verantwortung übernehmen. Auch hier gilt das Prinzip intensiver Zusammenarbeit, Arbeitsteilung und gemeinsamer Standards. Im Rahmen der digitalen Erneuerung der ARD wird eine gemeinsame technische Infrastruktur für alle Landesrundfunkanstalten geschaffen, die auch auf die Zusammenarbeit mit dem ZDF bei dem gemeinsamen Streaming-Netzwerk einzahlt. So werden die Angebote und damit das Nutzungserlebnis verbessert. Bis Ende des Jahres sollen im nächsten Schritt die Details des Projekts ausgearbeitet werden.
Mehr gemeinsame Programmangebote: auf jeden Fall immer regional
Im Hörfunk ist intensive Kooperation schon heute geübte Praxis. Insbesondere bei den Infowellen wird über die ARD-Auslandsstudios, das ARD-Hauptstadtstudio, die ARD-Sportberichterstattung oder den gemeinsamen Programmaustausch eng zusammengearbeitet: Teams aus verschiedenen ARD Medienhäusern stellen Inhalte für die gesamte ARD her. Es gibt Programmstrecken, die mehrere ARD Medienhäuser übernehmen, wie die ARD Infonacht, das ARD Nachtkonzert oder die ARD Popnacht. Künftig soll es zunächst bei den Kultur- und Infowellen eine noch engere Zusammenarbeit geben. In einen neuen Inhalte-Pool bringen die ARD Medienhäuser Beiträge, Reportagen und Sendungen ein, die dann allen zur Nutzung zur Verfügung stehen. Nach der Grundsatzentscheidung werden die Modelle nun weiter ausgearbeitet und praktisch umgesetzt.
In den Dritten Programmen, den eigenen TV-Programmen der ARD Medienhäuser, wird es ebenfalls definierte inhaltliche Kooperationen und Pool-Lösungen geben. So werden im ersten Schritt Beiträge für Gesundheits- und Verbraucher-Magazine künftig vorrangig im jeweiligen Kompetenzcenter produziert und den ARD Medienhäusern zur Verfügung gestellt. Nach den Grundsatzbeschlüssen von Stuttgart wird nun die konkrete Umsetzung gemeinsam erarbeitet.
Mehr Programmkraft für digitale Angebote, mehr Qualität und Tiefe, mehr Zusammenarbeit und Effizienz – das wird die regional verankerte ARD der Zukunft als Angebot für alle Menschen in Deutschland.
Quelle: ARD-Pressemeldung
Unions-Fraktionsvorsitzende beschließen Eckpunkte zur ARD-Reform
- Keine Anhebung des Rundfunkbeitrags ab 2025
- Mehr Kooperation und effektivere Arbeitsteilung innerhalb der ARD und auch mit ZDF und Deutschlandradio
- Inhaltliche und strukturelle Reformen mit Fokus auf Kernauftrag mit qualitativ hochwertiger Grundversorgung in den Bereichen Information, Bildung und Kultur
- Orientierungsrahmen für Intendantengehälter
- Keine Gendersprache für mehr gesellschaftliche Akzeptanz
Die 16 Unions-Fraktionschefs der Länder haben sich bei der Fraktionsvorsitzendenkonferenz (FVK) in Rostock heute in einer gemeinsam verabschiedeten Resolution klar zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk bekannt und zahlreiche Reformen eingefordert. Ziel ist ein zukunftsfähiger und schlankerer öffentlich-rechtlicher Rundfunk, der breite gesellschaftliche Akzeptanz genießt und mit dem Geld der Beitragszahler effizient und sparsam umgeht.
Dazu der FVK-Vorsitzende, der CSU-Fraktionschef im Bayerischen Landtag, Thomas Kreuzer:
„Mit unseren Reformvorschlägen wollen wir dafür sorgen, dass die Akzeptanz des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in der Mitte der Gesellschaft wieder wächst und sicherstellen, dass die Beiträge stabil bleiben. Dafür bedarf es grundsätzlicher Änderungen bei Angebot, Inhalt und Struktur. Denn die Zukunftsfähigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks steht und fällt mit den Reformen, die jetzt in Angriff genommen werden müssen. Wir wollen, dass die Alleinstellungsmerkmale der Öffentlich-Rechtlichen wie eine umfassende Information über relevante Themen für die Breite der Gesellschaft sowie die regionale Vielfalt der Berichterstattung erhalten bleiben.“
Quelle: CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag
Die Resolution im Wortlaut (PDF)
VAUNET-Statement zu aktuellen Vorschlägen für ARD-Reform
Der VAUNET-Vorstandsvorsitzende Claus Grewenig bewertet die aktuellen ARD-Vorschläge zur ÖRR-Reform aus Sicht der privaten Medien. Wir freuen uns, wenn dies für Ihre Berichterstattung interessant ist.
Am 1. Juli 2023 tritt der Dritte Medienänderungsstaatsvertrag in Kraft, der im dualen Mediensystem auch die Spielregeln für den Wettbewerb mit den privaten Medien festlegt. Kurz vorher hat die ARD erste Vorschläge zur Umsetzung der dringend notwendigen Reformen vorgelegt. Dazu stellt VAUNET-Vorstandsvorsitzender und Chief Corporate Affairs Officer RTL Deutschland, Claus Grewenig, fest:
„Mit dem Dritten Medienänderungsstaatsvertrag ist ein Reformprozess eingeleitet, der mit Inkrafttreten nicht zu Ende ist, sondern in den kommenden Jahren sowohl hinsichtlich der Finanzierung als auch der Weiterentwicklung des Auftrags kontinuierlich fortgesetzt wird. Wir begrüßen, dass die Rundfunkkommission der Länder schon für den Herbst angekündigt hat, sich mit weiteren Schritten der ARD-Reform zu befassen.
Die Politik hat als klare Kernvorgabe des Staatsvertrages formuliert, dass alle Auftragsbestandteile zu allen Zeiten im Programm und in den Mediatheken abgebildet werden müssen – also nicht vornehmlich Unterhaltung wie Krimis zur Primetime oder Musik in der Drivetime, sondern auch Kultur, Bildung und Information. Zur Umsetzung dieser Vorgabe wurde bislang nichts ausdrücklich angekündigt – obwohl es ein wesentlicher Reformbestandteil ist. Um die Auffächerung des Auftrags in TV und Radio nachhalten zu können, müssten die Voraussetzungen einer Messbarkeit geschaffen werden.
Ohne Zweifel werden in den aktuellen Vorschlägen Reformen aufgezeigt, die wichtig – und zum Teil auch überfällig – sind. Das gilt etwa für die Aufhebung der Doppelung von Themenmagazinen bei den Dritten TV-Programmen (Verbraucher, Gesundheit etc.). Entscheidend ist im nächsten Schritt vor allem aber auch die konkrete Reduzierung der gedoppelten Wellen im Hörfunk (Schlager, Klassik. Jugendradios etc.).
Ebenso gilt es, angesichts der von der ARD angekündigten „regional verankerten Inhalte-Netzwerke“ eine Hyperlokalisierung der öffentlich-rechtlichen Angebote zu verhindern, mit der das Gefüge der lokalen Medienvielfalt beschädigt würde.
Vor dem Hintergrund des großen Drucks auf den Werbemarkt als zentrale Refinanzierungsquelle der Privaten bei gleichzeitig stabilen Beitragseinnahmen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks brauchen wir zudem dringend gangbare Lösungen zur Begrenzung der Werbung und der Kommerzialisierung bei den Rundfunkanstalten bzw. ihrer Tochterunternehmen, die vermehrt als eigenständige Publisher agieren.“
Weitergehende Reformanstrengungen seien auch eine zentrale Voraussetzung für Beitragsstabilität, die in der aktuellen Finanzdebatte gerade von zahlreichen Ländern nochmals angemahnt wurde, so Grewenig.