Privatradios zeigen bei Hochwasser, was sie können

Von Daniel Große

Sie sind als Dudelfunker verschrien. Auch ich kritisiere immer mal wieder die sächsischen Privatradios. Wenn es aber drauf ankommt, können sie durchaus auch etwas leisten. Mit eigenen Redaktionen, ohne von der Zeitung abzuschreiben, was die Print-Kollegen gern mal den Radiojournalisten vorwerfen.

Beispiel: Die Flut im Osten Sachsens. Von Freitag zu Sonnabend verschärfte sich die Situation in Görlitz. Auch Chemnitz in Zittau waren betroffen. „Wir haben dann sofort den Automatismus rausgenommen und auf unseren Lokalstationen über die Katastrophe berichtet“, sagt Matthias Montag, Programmchef der BCS Sachsen, zu der die Lokalradios wie Radio Leipzig, Radio Dresden etc. und Hitradio RTL gehören. „Wir hatten bis Sonntag und auch zu Wochenbeginn locker zehn Reporter unterwegs, die sowohl die Lokalradios als auch RTL mit Informationen versorgten“, berichtet Montag weiter. Reporter Gunnar Tichi von Radio Zwickau hätte sogar die Schulanfangsfeier seiner eigenen Tochter unterbrochen, um in den Sender zu eilen.

Bei Radio Lausitz wurde am Sonntag das Programm komplett umgestellt. „Die Station wurde vom Mantel abgekoppelt und bekam ein eigenes Sonderprogramm. Wir fanden das angebracht und wichtig. Wenn Leute evakuiert werden müssen, woher sollen sie dann aktuelle Infos bekommen, wenn nicht von uns“, so Montag, der die Leistung seiner Redaktion als „großartig“ bezeichnet. „Das war Radio, wie es sein sollte. Schnell und aktuell, aber trotzdem zurückhaltend seriös“, meint er. Auch online sei das Thema begleitet worden, vor allem auf der Website von Radio Lausitz hätte es zudem viele Hörerkommentare gegeben.

Auch bei Radio PSR und R.SA habe man schnell reagiert, sagt Sprecher Nico Nickel. „Ab Sonnabend hatten wir es in den Nachrichten, gleichzeitig machte sich Falk Lange, unser Landeshauptstadtreporter von Dresden nach Niesky auf, um für beide Sender zu berichten“, sagt er. Hörer hätten sich gemeldet und Augenzeugenberichte geliefert. „Das war weit mehr Wortanteil als wir normalerweise an einem Sonntag haben“, so Nickel. PSR-Programmchef Ulrich Müller sei ab 7 Uhr im Sender gewesen, um die Berichterstattung zu koordinieren. Bei R.SA konzentrierte man sich neben der On-Air- auch auf die Online-Begleitung der Flut. „Auf unserer Facebook-Seite haben wir das Thema begleitet, es fand auch hier Interaktion mit dem Hörer statt“, erzählt Nickel. Nur die Spielshow um 12 Uhr am Sonntag bei R.SA wurde nicht gekippt. „Das sind langfristige Verträge, die wir einhalten müssen. Zudem geht die Sendung nur 15 Minuten, weshalb wir uns entschieden haben, sie zu senden“, so der Sprecher.

Daniel Große  (Freier Journalist)
Daniel Große

Daniel Große ist freier Journalist in Leipzig.

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