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Rundfunktechniker müssen sich auch mal treffen

James Cridland's Radio Futrure

Es gibt eine Gruppe von Menschen, die die Qualität und Kreativität von Radioprogrammen auf der ganzen Welt überraschend anders beurteilt. Ja, natürlich sind die für den Content zuständigen Chefs wichtig. Ein guter Produzent vielleicht noch mehr. Und natürlich gute Zuhörer. Wir brauchen sie alle.

Aber letztes Wochenende verbrachte ich zwei Tage in einem Zimmer mit Leuten eines ganz anderen Bereichs. Diese Leute arbeiten bei Ihrer Radiostation, obwohl man sie oft oft in abgelegenen Räumen versteckt und man sie nur zu sehen bekommt, wenn man in Panik gerät. Ich spreche natürlich von Rundfunktechnikern. Haben Sie vielleicht schon an der Überschrift gemerkt…

Heute trifft für sie vielleicht besser die Bezeichnung „Rundfunktechnologen“ zu, weil sie inzwischen viel mehr an neuen Technologien tüfteln als je zuvor. Vorbei sind die Tage des Ersatzes eines abgenutzten fummeligen Tonkopfes einer Cartmaschine – Radio-Technologie hat heutzutage mehr mit Audio via IP und Playout-Systemen zu tun.

Und so begab es sich, dass ich in einem australischen Pub einen Großteil des Wochenendes damit verbrachte, alles Mögliche über den heutigen Stand der Rundfunktechnik zu lernen und über Playout-Systeme oder den erfolgreichen Umzug einer kompletten Radiostation zu diskutieren.

Technorama (Bild: ©James Cridland)
Technorama (Bild: ©James Cridland)

Das nannte sich Technorama, eine Konferenz für Techniker australischer Community Radios. Rund 75 Menschen aus ganz Australien – die einen von großen Radiosendern, andere von kleinen Bürgerradios – waren zusammengekommen, um zu lernen und Informationen auszutauschen – aber auch, um diese gemeinsam zu verstehen.

Die Präsentation, die die meisten Leute in den Bann zog, war eine von Mike Tobin von KLFM in Bendigo. Ich durfte lernen, dass nichts mehr Aufmerksamkeit erzeugt als ein Video eines einstürzenden Sendemastes: Mike hatte viel zu zeigen, auch ein Feuer. Es stellte sich heraus, wie wichtig es ist, sich auch um das große rostige Ding auf dem Berggipfel zu kümmern.

Die Zeichen der Zeit zeigte eine Sitzung auf, in der es darum ging, wie man die Begegnung mit Ransomware vermeidet. Es war überraschend, wie viele Stationen schon Erfahrung mit dieser bösen Malware machen mussten: Software, die verspricht, alles zu verschlüsseln oder zu löschen, wenn man nicht sofort eine gewaltige Gebühr zahlt. Die Sorge hätte man bei einer guten alten Cartmaschine nie gehabt!

TechnoramaDiese Konferenzen sind relativ selten, aber ein Besuch ist wirklich wichtig. In Australien findet Technorama jedes Jahr im Juni statt. Und in London gibt es im November wieder die Radio TechCon. Der Nutzen dieses Zusammenkommens und Redens mit Gleichgesinnten ist sehr zu begrüßen – und wenn Ihr Rundfunktechniker – entschuldigung: Technologe – noch nicht dorthin geht, sollte er sich das noch mal überlegen!

Da ich schon mal beim Thema Radio-Konferenzen bin, kann ich auch meine eigene, Next Radio, erwähnen. Gerade haben wir nämlich unsere ersten Redner angekündigt. Das Ganze findet im September in London statt. Auf https://next.radio gibt es Ausschnitte vorheriger Konferenzen zu sehen und Tickets für die aktuelle Konferenz zu erwerben.

James CridlandDer “Radio-Futurologe” James Cridland beschäftigt sich mit neuen Plattformen und Technologien und ihre Wirkung auf die weltweite Radiobranche. Er spricht auf Radio-Kongressen über die Zukunft des Radios, schreibt regelmäßig für Fachmagazine und berät eine Vielzahl von Radiosendern immer mit dem Ziel, dass Radio auch in Zukunft noch relevant bleibt. Sein wöchentlicher Newsletter (in Englisch) beinhaltet wertvolle Links, News und Meinungen für Radiomacher und kann hier kostenlos bestellt werden: james.cridland.net.

 

 

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