In dieser Woche wurden wir anlässlich des Ariana Grande-Konzerts in Manchester – ob nötig oder nicht – an den Nutzen des Radios im Notfall und an die Vorzüge seines regionalen Bezugs erinnert.
Während eines Terroraktes können Mobilfunknetze schnell überlastet werden. Schlimmer noch: Als unmittelbare Folge eines Zwischenfalls machen falsche Tatsachen die Runde. In diesem Fall kursierte schnell ein Gerücht über einen Bewaffneten in einem örtlichen Krankenhaus. Es erwies sich als gefälscht, wurde aber immer noch von einigen Nachrichtenredaktionen veröffentlicht, die es eigentlich hätten besser wissen müssen.
Belegte, wahrheitsgemäße, nicht sensationsheischende und präzise Berichterstattung ist das, was Ihr Publikum sucht. Die Verantwortung für die ZuhörerInnen ist es, ihnen genau das zu präsentieren – und, ja, das sogar um 22.30 Uhr an einem Montagabend.
Ich bin kein Radio-Programmverantwortlicher. Ich bin doch eher Zuhörer. Also zähle ich hier mal einige Dinge auf, über die Sie vielleicht nachdenken möchten.
Betreiben Sie mehr als eine Station im Sendegebiet? Arbeiten Sie doch einmal aus, wie Sie zunächst Ihre Sendung über all Ihre Stationen simultan übertragen könnten. Es wäre gar nicht gut, auf Ihrer Flaggschiff-Station Aktualität zu zeigen, während Ihre Oldie-Station automatisiert weiterläuft.
Hinterlassen Sie Details in Ihrem Notfallplan. Das gleiche gilt für Ihre HD- oder DAB-Subkanäle – viele davon könnten nicht einmal direkt aus Ihrem Studio kommen.
Fertigen Sie eine einfache Ansage an: „Dies ist ein Sonderbericht aus den Studios der Hits 106.3 und Gold 1530“.
Finden Sie einige eindeutige Nachrichtenbetten (um die Aufmerksamkeit der Zuhörer für fünfzehn Sekunden aufrecht zu erhalten, während Ihre Moderatoren oder Produzenten sich untereinander absprechen können). Geben Sie Ihrem Team passende Werkzeuge an die Hand.
Erarbeiten Sie, wie Sie sich schnellstmöglich aus der Automatisierung oder dem Senderverbund ausklinken könnten, wenn nötig. Machen Sie alle mit diesem Prozess vertraut, nicht nur Ihre Techniker. Und das unverzüglich!
Machen Sie den HörerInnen klar, dass Sie sich der Ereignisse bewusst und auf dem Laufenden sind. Platzieren Sie Reportagen von entfernten Standorten passend, während weitere Reportageteams ins Studio eilen: „Hier sind die Tatsachen, wie wir sie kennen. Wir erfahren mehr – und bringen bald den umfassenden Bericht. Bleiben Sie also bei uns.“
Lernen Sie, wie Sie alles von einem entfernten Standort aus senden, wenn Sie nicht wirklich ins Studio kommen können. Bei Radiostationen an gut sichtbaren Orten ist es nicht immer einfach, hereinzukommen.
Und – natürlich: Achten Sie auf soziale Medien! Es wird Ihnen helfen, Nachrichten zu sammeln (denken Sie daran, alles zu überprüfen), aber helfen Sie auch Ihrem Publikum, zu kommunizieren. Denken Sie daran, dass viele Ihren Sender als Suchergebnis zum ersten Mal gefunden haben könnten – also erinnern Sie sie ans Einschalten.
Die Akzeptanz des Radios während eines Notfalls ist eine unserer Stärken, denn im Gegensatz zum Fernsehen können wir schnell das Sendegebiet abdecken. Funkverbindungen sorgen für grenzenlose Erreichbarkeit jeder Menge Korrespondenten. Aber nur, wenn wir die Leute und die Technik entsprechend vorbereiten.
Teilen Sie weitere Tipps in der Kommentarspalte unten – und kommen Sie sicher durch die Woche.
Der “Radio-Futurologe” James Cridland beschäftigt sich mit neuen Plattformen und Technologien und ihre Wirkung auf die weltweite Radiobranche. Er spricht auf Radio-Kongressen über die Zukunft des Radios, schreibt regelmäßig für Fachmagazine und berät eine Vielzahl von Radiosendern immer mit dem Ziel, dass Radio auch in Zukunft noch relevant bleibt. Sein wöchentlicher Newsletter (in Englisch) beinhaltet wertvolle Links, News und Meinungen für Radiomacher und kann hier kostenlos bestellt werden: james.cridland.net.