Webradio zwischen Hype und Realität

Attraktiv für die Werbewirtschaft: Webradios wachsen beständig

Zusammenfassug des Panels „Webradio zwischen Hype und Realität“ von den Medientagen München 2010

Medientage München2.700 Webradios in Deutschland, 17,5 Millionen Abrufe täglich, zwölf Prozent regelmäßige Webradio-Hörer, 8,8 Millionen Werbeumsatz: Webradio hat sich als Markt etabliert. So fasste Prof. Dr. Klaus Goldhammer die Ergebnisse des „Webradio-Monitors“ zusammen, eine Studie, die im Auftrag der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien bereits zum zweiten Mal durchgeführt wurde. Damit komme ein Webradio durchschnittlich auf 7.800 Abrufe pro Tag, einige wenige schafften es jedoch, sich in der Rangfolge von IVW-Visits im Umfeld von populären UKW- Radios zu positionieren.

Als einer dieser erfolgreichen Newcomer gilt beispielsweise Technobase.fm, das 2005 als Hobbyradio gegründet wurde und inzwischen seinen Betreiber Stefan Ulber ernährt. Das Geheimnis von Technobase sei seine Authentizität und die Nähe zu den Hörern, so Stefan Ulber. Streng nach dem Motto, „We are one“ sende Technobase für die Fans der Techno- und Trance-Musik, weil dieses Segment von den UKW-Radios nicht bedient werde.

Ebenfalls als Hobbyradio für Freunde entstand QUU.FM, das sich mittlerweile als Social Net Radio versteht, das die Internetgemeinde mit Neuigkeiten aus dem Netz versorgt und dabei sehr viel mit den Hörern kommuniziert. „Radio im Internet funktioniert völlig anders“, so die Erfahrung von QUU.FM-Geschäftsführer Maik Nöcker. Vor allem würden die jungen Internethörer sehr viel mehr mit dem Radio interagieren. Dabei gehe es um Inhalte und Themen und nicht nur um Musikwünsche.

Bei laut.fm dagegen braucht sich der Hörer keine Musik wünschen, er kann selbst einen ganzen Radiokanal zusammenstellen. „User generated radio“ nennt Rainer Henze seine Plattform laut.fm. Über 500 Kanäle seien mittlerweile auf Sendung, wobei die Hörer nahezu alle Musikgenres abdeckten oder auch so exotische Kanäle wie pferd.fm mit Tipps zur Pferdepflege online stellten.

Die Vermarktung der Webradios dagegen stecke noch in den Kinderschuhen, vor allem weil diese noch zu geringe Reichweiten für die Werbeindustrie böten und eine gemeinsame Währung noch nicht etabliert sei, so Matthias Mroczkowski von audimark. Die Stärke der Webradios als Werbemedium liege gerade in der Nische: Mit Webradios könnten sehr spezielle Zielgruppen erreicht werden, die häufig nur noch wenig UKW nutzten. Die Nutzungssituation im Internet erlaube die Entwicklung neuer interaktiver Werbeformen.

Die Nutzungszahlen der Webradios werden weiter steigen, darüber herrschte Einigkeit auf dem Podium. Dafür sorge allein der hohe Anteil der mobilen Nutzung über Smartphones und entsprechende Apps, so Bernhard Bahners von radio.de. Dennoch, die Webradios seien nicht mit der UKW-Welt zu vergleichen.

Webradios würden andere Interessen befriedigen und somit, sowohl was die Nutzung als auch die Vermarktung betrifft, eher die UKW-Radiowelt ergänzen. Mit diesen Worten versuchte Goldhammer die Diskussionsteilnehmer zu bremsen, die im Webradio das eigentliche digitale Radio sehen wollten.

Audioaufzeichnung des Panels „Webradio zwischen Hype und Realität“:
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