Zahl nationaler Webradio-Submarken in 2020 deutlich gestiegen

House of Research Webradiostudie bigDie deutschen Radiosender haben in 2020 die Zahl ihrer „Online-Submarken“ im Internet erneut ausgebaut. Laut einer exklusiven Zählung durch AIR SUPPLY im Dezember 2020 waren es bereits 1.168 Angebote. Im Vergleich zum Dezember 2019 ein Plus von rund 35 Prozent (866 Angebote). Wobei es sich hier um eine Nettoausweisung handelt, die identische Kanäle bei verschiedenen Stationen innerhalb einer Sendergruppe (wie Radio Energy oder den Radio NRW-Lokalsendern) nur einmal berücksichtigt. Weiter sind nur Angebote der deutschen Programme erfasst, die über UKW oder DAB+ verbreitet werden. Auch sogenannte Loop Streams wurden nicht in die Erfassung aufgenommen. Ebenfalls nicht in der Zählung eingeflossen sind die nicht frei verfügbaren Kanäle des Klassik Radio Pay-Angebots „Select“ (mit über 200 Spartenstreams!).

FluxFM ChannelsIn der Tat hat die nationale Radiobranche also auch im vergangenen Jahr intensiv am Ausbau von Spartenangeboten im Internet gewerkelt. Nahezu täglich wurde die Vielfalt durch neue kuratierte Streams bereichert. Wobei die Impulse naturgemäß von den Privatsendern ausgehen, den öffentlich-rechtlichen Anstalten sind bei der Einrichtung zusätzliche Angebote weitgehend die Hände gebunden. 

Zu den besonders aktiven Verbreitern von Subchannels zählen Radio Energy, RPR1., Radio BOB!, Radio Regenbogen, Sunshine Live oder FluxFM. Auch Senderfamilien wie RTL Radio Deutschland, Antenne Bayern oder REGIOCAST haben in 2020 ihre Portfolios ausgeweitet. So bietet REGIOCAST ihren angeschlossenen Sendern beispielsweise die Übernahme der Motto-Streams von Barbara Schönebergers „Barba Radio“ – also spitz zugeschnittene Themenkanäle wie „Ich hasse Sport“, „Mädelsabend“ oder „Putzfimmel“. Rechtzeitig zur Vorweihnachtszeit wurde, ebenfalls aus dem Hause REGIOCAST, der Markt um gleich 17 Weihnachts-Streams bereichert – die in ihrer stilistischen Bandbreite die Erwartungshaltung der Hörer nahezu komplett bedienen: Von „Alternative Weihnachten“, über „Lounge Weihnachten“ oder „Schlager Weihnachten“ bis zu den „Best Of Weihnachts-Hits“. 

Die musikalische Vielfalt der Kanäle wächst, reduziert sich jedoch beim Gros der großen Mainstream-Dampfer auf eine noch immer weitgehend identische Fragmentierung – also Dekaden-Streams, Dance/Party, Deutsch-Pop, aktuelle Hits und so weiter. Oder auf jahreszeitliche Angebote wie Sommerhits und Weihnachten. 

Spartenprogramme setzen auf fein zugeschnittene Sub-Genres, die beispielsweise eine sehr große Zahl unterschiedlicher Facetten der elektronischen Musik anbieten (Sunshine Live). Oder auf ein ganzes Bündel an Spielarten von Rock (wie Radio BOB!) und progressive Formen der Pop- und Rockmusik jenseits des Mainstream (wie bei FluxFM oder EgoFM). Gleiches gilt für die Schlagerprogramme, bei denen (prominente) Künstlerstreams („100% Helene“) mehr und mehr ein Thema werden. Moderierte Streaming-Angebote bleiben dagegen weiter eher die Ausnahme!

Bernhard Bahners (Bild: ©Tim Schaarschmidt)
Bernhard Bahners (Bild: ©Tim Schaarschmidt)

Der Trend zu einem deutlich gewachsenen Webradio-Angebot signalisiert wohin die Reise geht. Der boomende Streaming-Markt soll nicht alleine Spotify und Konsorten überlassen werden. Bernhard Bahners, Geschäftsführer beim Hamburger Webradio-Aggregator radio.de: „Auch wenn Musikstreaming den Nutzern den Zugriff auf einen scheinbar unendlichen Musikkatalog an Einzeltiteln bietet, ist das beliebteste Nutzungsszenario weiterhin eine Lean-Back Nutzung. Die Playlisten sind die wichtigste Anlaufstelle für die meisten Dienste. Die Menschen wollen die passende Musik zu ihrer Stimmung genießen und nicht nach jedem Song entscheiden müssen, was als nächstes laufen soll. Und Radiomacher sind Profis im erstellen von Playlisten. Daher ist es nur logisch, dass die Sender ihre Kernkompetenzen auch jenseits der UKW-Wellen in Szene setzen und mit Subchannels das Angebot der Sendermarken im Netz weiter ausbauen.“