Polen: Neue Eigentümer für Radio ZET

Die polnische Radiogruppe Eurozet wechselt die Besitzer. Der derzeitige Eigentümer Czech Radio Center a.s. verkauft 60% der Anteile an das tschechische Unternehmen SFS Ventures, die verbleibenden 40% gehen an das polnische Verlagshaus Agora (u. a. Herausgeber der Tageszeitung Gazeta Wyborcza). Czech Radio Center a.s. hatte Eurozet erst ca. ein Jahr zuvor von der französischen Groupe Lagardère übernommen.

Radio ZET
Radio ZET

Vor allem die Rolle des Minderheitsgesellschafters Agora dürfte in Polen nicht ohne politische Brisanz sein. Als Interessent war ebenfalls die polnische Mediengruppe Fratria (Herausgeber der Wochenzeitung Sieci und Betreiber des Internetportals wpolityce) im Gespräch, die mehr oder weniger offen von der polnischen Regierung favorisiert wurde. Der Konzern, der selbst nicht über die erforderliche Finanzstärke verfügt, wollte die Übernahme über einen Kredit der staatlich-polnischen Bank Pekao SA finanzieren. Die Regierung erhoffte sich hiermit eine „Repolonisierung“ der privaten Medien nach ungarischem Vorbild und eine Gleichschaltung der Berichterstattung ähnlich wie dies bereits in den öffentlich-rechtlichen Medien erfolgt ist.

Mit Agora hält ein Gesellschafter Einzug, der für die Mediengruppe kein Unbekannter sein dürfte, zumal der Verlag 1990 zu den Mitgründern des heutigen Eurozet-Flaggschiffs Radio Zet zählte. Es ist davon auszugehen, dass der derzeitige nicht staatsgelenkte journalistische Kurs beibehalten wird.

Zur Eurozet-Gruppe gehören u. a. die landesweite Privatradiokette Radio ZET, der Ballungsraum-Rocksender Antyradio und der teilweise von der katholischen Kirche mitgestaltete Sender Radio Plus.