2019: Gute Vorsätze für das Radio

James Cridland's Radio FutureMittlerweile steht 2019 auf dem Kalender. Bisher noch alles im Lot mit den guten Vorsätzen? Ich dachte mir, ich steuere mal ein paar davon für die Radiobranche bei.

Weniger Werbung: 12 oder sogar 15 Minuten Werbespots pro Stunde sind für den Hörer von heute eine Zumutung, zumal er inzwischen auch andere Ausweichmöglichkeiten hat. In vielen Fällen wird Werbung zu Spot(t)preisen verkauft, die sich in 30 Jahren nicht geändert haben. Klar, wir leben davon, daher leichter gesagt als getan. Aber hier sollten wir wirklich in den sauren Apfel beißen – bevor es ein anderer tut.

Strategie für Multiplattform-Radio überdenken: Grundsätzlich gilt: Wer keine Zeitansagen macht, kann eine Radiosendung – oder Teile davon – später nach Belieben recyceln. Wenn man den Schwerpunkt bei guten Inhalten in Kurzform setzt, kann man diese auf vielfältige Weise einsetzen: on air und online, in Podcasts oder in weiteren interaktiven Diensten. Gutes Radio ist keine Einwegflasche. Die Frage ist: Was machen wir daraus und wie machen wir es?

Habt ein Herz für eure Hörer: Klar, beim kommerziell betriebenen Radio geht es um Quoten und Umsatz. Keine Quote, kein Umsatz. Aber wer seine Hörer nicht in irgendeiner Weise erfreut, wird auch keine Quote machen. Deshalb: Alles, was wir tun, sollten wir mit Liebe und Leidenschaft für unser Publikum tun. Ein Hörer verdient Respekt.

Innovation statt Tradition: Früher machten wir vieles anders. Aber das liegt hinter uns. Die Stärke des Radios besteht eben darin, dass wir immer wieder andere Arbeitsweisen finden können. „Das haben wir immer so gemacht“ ist in der Radiobranche von 2019 kein Argument mehr. Denn auch die Konkurrenz von heute ist eine ganz andere.

Weg mit den Nostalgie-Mikrofonen: Manche Leute in der Radiobranche meinen immer noch, sich alter nostalgischer Symbole bedienen zu müssen. Vintage-Mikrofone aus der Vorkriegszeit oder Radiogeräte vom Schlage Volksempfänger zum Beispiel. Unsere Berufsverbände schmücken sich manchmal damit, man findet sie in Mitarbeiterrundbriefen und manchmal verirrt sich so ein Teil doch tatsächlich immer noch in ein Logo. Dabei tickt unsere Branche längst nicht mehr so. Also… weg damit!

Tatsache ist: Radio ist als Medium nach wie vor unschlagbar stark. Aber es könnte noch stärker sein, wenn wir die Kraft dazu haben, uns immer wieder neu zu erfinden. Nutzen wir das Jahr 2019 dazu!


James Cridland
James Cridland

Der Radio-Futurologe James Cridland spricht auf Radio-Kongressen über die Zukunft des Radios, schreibt regelmäßig für Fachmagazine und berät eine Vielzahl von Radiosendern immer mit dem Ziel, dass Radio auch in Zukunft noch relevant bleibt. Er betreibt den Medieninformationsdienst media.info und hilft bei der Organisation der jährlichen Next Radio conference in Großbritannien. Er veröffentlicht auch podnews.net mit Kurznews aus der Podcast-Welt. Sein wöchentlicher Newsletter (in Englisch) beinhaltet wertvolle Links, News und Meinungen für Radiomacher und kann hier kostenlos bestellt werden: james.crid.land.

 

(Teaserbild Startseite: ©alexwhite/123RF)