Stefan Waggershausen: „Mainstream oder musikalischer Zeitgeist ist nicht ganz so mein Ding“

Der vom Bodensee stammende Stefan Waggershausen ist seit vielen Jahren in der Musikszene als Singer und Songwriter, aber auch als Produzent für zahlreiche Studio- und TV-Soundtracks tätig, kennt die Musik- und Medienwelt aus dem Effeff. Seinen ersten Plattenvertrag unterschrieb er 1974. Neben „Goldenen Schallplatten“, vielen hohen Chartplatzierungen für seine Singles und Alben, erhielt der Künstler Auszeichnungen wie „RSH Gold“, den „Deutschen Schallplattenpreis“ oder die „Goldene Europa“.

Stefan Waggershausen (Bild: © Miau Musikverlag)
Stefan Waggershausen (Bild: © Miau Musikverlag)

Im Radio liefen und laufen seine Songs recht passabel, wenn auch seine jüngeren Werke bisweilen öfter mal in der „Formatfalle“ landeten – für die Popwellen mutmaßlich nicht dem gerade angesagten Zeitgeist angepasst genug, den traditionellen Radios wiederum fehlt manchen seiner Stücke das „Schlager-hafte“. Es ist für Musiker (und speziell für deutschsprachige Künstlerinnen und Künstler), die nicht den Stromwellen der gängigen Formate folgen, heute nicht eben einfach ihren Platz auf deutschen Radioplaylisten zu finden. Schade eigentlich. Denn Künstler wie Waggershausen und viele andere veröffentlichen Songs mit Leidenschaft und einem hohen Maß an authentischem Songwriting und Texten.

Fast schon in Vergessenheit geraten ist Stefan Waggershausens Tätigkeit als erfolgreicher Radiodiscjockey und Storyteller bei SFB und RIAS in den 1970ern. Über mehrere Jahre moderierte er eine in West- und Ostberlin höchst beliebt „Nachtfalken“-Show. Der Titel „Rock’n’Roll Radio“ von Lu Lafayettes Wolfsmond war festes Ritual und wurde über diese Sendung zum regionalen Hit. Seine Shows müssen sehr gut gewesen sein, denn Frank Elstner wollte das hoffnungsvolle Radiotalent seinerzeit sogar zu Radio Luxemburg lotsen. Letzten Endes entschied sich Waggershausen für die Musik – und feierte besonders in den 1980er- und 1990er Jahre großer Erfolge als erfolgreicher Singer und Songwriter.

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Im Gespräch mit RADIOSZENE-Mitarbeiter Michael Schmich berichtet der Musiker über seine Jahre beim Radio, die Musikkarriere und sein neues Album, das am 8. Februar 2019 erscheint.

RADIOSZENE: 1971 kamen Sie aus der beschaulichen Heimat, der Bodenseeregion, ins wuselige Berlin. Ziel war eigentlich ein Psychologiestudium. Doch irgendwie kam alles ganz anders … wie sind Sie damals vom Studium in die Musikszene gerutscht? Geplant oder Zufall?

Stefan Waggershausen: Ich habe in den 70er Jahren in Berlin Psychologie studiert, parallel beim SFB (heute RBB) als Regieassistent/Realisator für das dritte TV-Programm gearbeitet. Letztendlich auch, um meine Musikleidenschaft (Bandprojekte/Songwriting) irgendwie zu finanzieren. Damals entstanden neben diverser Musik für TV-Projekte meine ersten eigenen Songs. Nach und nach wurde dann aus dem Zufall ein latenter „Masterplan“ in Sachen Musik.

Aber – to be honest – hauptsächlich standen der richtige Moment und Glück Spalier ☺ … Um es mit dem aktuellen Song “Blues“ von mir zu sagen: Da gab es doch ziemliche Achterbahnfahrten in meinem Leben („…auch ich war mal ganz tief da unten, auch ich hab den Boden geküsst“) bis der Erfolg dann irgendwann mal „Hallo“ gesagt hat. Und irgendwann wurde aus dem Hobby, der Leidenschaft dann ein richtiger Beruf …schöner geht nicht!

 

„Die Entscheidung meine Songs in Deutsch zu interpretieren, war und ist aus meiner Sicht definitiv die richtige Entscheidung gewesen“

 

RADIOSZENE: Sie haben sich von Beginn der Karriere an der deutschsprachigen Popmusik verschrieben. Ihre Plattenfirma etikettierte Sie als „sanften Rebell“. War die Entscheidung pro deutscher Sprache die richtige? Sie waren damals in dieser Sparte ja einer der wenigen Pioniere beim Deutsch-Pop …

Stefan Waggershausen (Bild: © Miau Musikverlag)
Stefan Waggershausen (Bild: © Miau Musikverlag)

Stefan Waggershausen: Für mein allererstes Album „Traumtanzzeit“ habe ich seinerzeit unter anderem auch in London produziert und englischsprachige Versionen eingesungen. Im legendären Musicland Studio von Giorgio Moroder und Pete Bellotte in München habe ich das ebenfalls einmal probiert, aber irgendwie immer ohne die dafür notwendige Überzeugung, ohne Herzblut. Die Entscheidung meine Songs in Deutsch zu interpretieren, war und ist aus meiner Sicht definitiv die richtige Entscheidung gewesen. Ich habe mich immer als eine Art Geschichtenerzähler verstanden, sehe mich als deutschsprachigen Singer-Songwriter und ich kann meine Texte in der Sprache, in der ich täglich rede, in der ich träume (und das tu ich viel) am besten ausdrücken und transportieren.

RADIOSZENE: Welche musikalischen Vorbilder haben Sie damals und später am meisten beeinflusst?

Stefan Waggershausen: Geprägt hat mich sicherlich anfangs das “Beat-Zeitalter“, ich bin als Jugendlicher mit Beatles, Stones, Kinks, Yardbirds, Who etc. aufgewachsen. Daneben habe ich relativ früh Bob Dylan, Leonard Cohen und ab den 70ern dann die amerikanischen Singer-Songwriter wie J.J. Cale, Kris Kristofferson, Jackson Browne, Lowell George, Joni Mitchell entdeckt. Später in den 80ern war ich dann doch sehr mit mir selbst beschäftigt☺ Und irgendwann Anfang der 90er Jahre stand ich dann an meinen persönlichen Cross-Roads. Willy deVille (der gerade nach New Orleans gezogen war) hat mich damals beispielsweise mit Zachary Richard und Freddy Koella bekannt gemacht – und dann bin ich an besagter Kreuzung nach Louisiana abgebogen … In diesen Jahren war auch Daniel Lanois sehr aktiv in New Orleans, hat Bob Dylan, Emmylou Harris dort produziert. Die Atmosphäre in „Big Easy“ hat mich schlichtweg und mächtig aus den Socken gehauen. Man saugt da überall Musik auf wie ein Schwamm, hat eigene Ideen, groovt herum und irgendwann kommt aus so einem Musikschwamm ein neuer Song. Ich habe mich musikalisch eben für die „Road To Lafayette“ entschieden, und das hat Einfluss auf mein Schreiben … bis heute.

RADIOSZENE: Ab Mitte der 1970er-Jahre waren Sie in Berlin auch als beliebter Radio DJ zu hören. Wie kam es zu diesem Engagement?

Stefan Waggershausen: 1975/76 hatte ich mein erstes Studioalbum „Traumtanzzeit“ sehr ambitioniert und leidenschaftlich, aber nichtsdestotrotz relativ erfolglos, produziert – und hatte in dieser Zeit auch mein Psychologiestudium abgeschlossen. Doch die Musik war in mir schon zu dominant. Kohle hatte ich nicht, also habe ich mir die Nächte als Barkeeper in Kreuzberg um die Ohren geschlagen, überleben wollte ich schon … Irgendwann fragten mich Redakteure vom SFB (heute RBB), ob ich nicht Lust hätte, einmal eine Testsendung für „s-f-beat“ – DIE damals angesagte Musiksendung in Berlin – zu moderieren. Für mich wie ein Lotto-Gewinn. Also habe ich 3 bis vier Jahre „s-f-beat“ moderiert. Eine wunderbare Zeit, ich wurde in diesen Jahren mit Vinyl-LPs geradezu zugeschüttet, habe dadurch alle möglichen neuen Musik-Horizonte kennengelernt. Das Highlight war allerdings auch, mit vielen der damaligen musikalischen Heroes, die für Interviews in Sendestudio weilten, ins Gespräch zu kommen. Willy deVille, Allan Clarke von den Hollies, Bryan Ferry, Marianne Faithfull, Peter Sarstedt, Leo Kottke etc. Da gab es lange und legendäre Nächte …☺ Lustig waren auch Konferenzschaltungen mit Kollegen von anderen Wellen – die hießen damals  Georg Kostya, Jürgen Herrmann oder Thomas Gottschalk vom Bayerischen Rundfunk. Die haben mir Ende der 1970er-Jahre beispielsweise auch eine bayerische Band nach Hause und ins Studio geschickt, die damals noch relativ unbekannt war. Später haben diese Jungs dann als Spider Murphy Band die Republik gerockt … Ich bin dann 1981 vom SFB zum RIAS gewechselt, durfte Sendungen wie „Soft-Rock-Cafe“ oder „Nachtcafe“ moderieren. Coole Zeiten! Frank Elstner von Radio Luxemburg hat seinerzeit auch angefragt, ob ich nicht zu RTL nach Luxembourg wechseln mag. Aber wie gesagt, ich war ja schon längst in meiner eigenen Musikwelt gefangen und wollte mich als Songwriter selbst artikulieren.

 

„Ich habe mich musikalisch für die „Road To Lafayette“ entschieden, und das hat Einfluss auf mein Schreiben … bis heute“

 

RADIOSZENE: Ihre Show zur späten Stunde war in Berlin sehr beliebt, warum haben Sie beim Radio aufgehört?

Stefan Waggershausen: Irgendwann begann das Zeitalter des “Formatradios“. Außerdem sollte man als Moderator die Musik eben möglichst nur mit Station-IDs und Verkehrslage und Zeitansage garnieren. Etwas zur Musik erzählen, Hintergründe etc. waren dann nicht mehr unbedingt angesagt. Da habe ich wohl die Lust verloren …

RADIOSZENE: Wie ist es heute um ihren Radiokonsum bestellt? Juckt es Sie nicht gelegentlich in den Fingern, wieder einmal selbst Radio zu machen – wie würden Sie eine solche Sendung gestalten?

Stefan Waggershausen: Ich bin als Hörer noch sehr radioaktiv – wie etwa beim Autofahren toujours! Und natürlich höre ich bevorzugt Sendungen, in denen auch einmal etwas über Musik erzählt wird. Und ebenso klar, ich denke natürlich immer mal „ey, da würde aber jetzt auch der Song xy oder die eine oder andere Hintergrundgeschichte passen …!“ 

RADIOSZENE: Fehlen heute nicht solche live moderierten „Nachtfalken“-Shows im Radio?

Stefan Waggershausen: Das Erfolgsgeheimnis von „Soft-Rock-Cafe“ war sicher die Tatsache, bekannte Songs mit unbekannten Songs und mit den eher intimen Hintergrundstories der Lieder zu mischen und den Hörern zu transportieren. Ich bin mir nicht sicher, ob solche „Nachtfalken“ heute noch unterwegs sind.

Stefan Waggershausen (Bild: © Miau Musikverlag)
Stefan Waggershausen (Bild: © Miau Musikverlag)

RADIOSZENE: Nach einer sehr langen Pause veröffentlichen Sie im Februar ein neues Album, Ihr 15. Warum hat es seit dem letzten Werk so lange gedauert?

Stefan Waggershausen: Ich hatte eigentlich gar nicht konkret geplant ein neues Album zu machen, mein Lieblingsjob ist einfach nur Songwriting☺ Ich habe mich immer als Storyteller verstanden, da habe ich schlicht und einfach Spaß dran. Dabei stehe ich in keinem Abhängigkeitsverhältnis mehr mit einer Schallplattenfirma. Da gibt es niemanden der mich treibt. Ich freue mich natürlich, wenn meine Musik erfolgreich ist, doch ich schiele nicht mehr unbedingt nach einer „Chartseingangstür“. Mainstream oder musikalischer Zeitgeist ist nicht ganz so mein Ding. Ich versuche einfach, das zu machen was ich kann. Das ist mit Titellängen von teilweise 7‘40 Minuten nicht unbedingt chartorientiert. Aber ok, es gibt immer editierte radiokompatible Fassungen der Songs. Wenn ich ein paar Songs geschrieben habe, nehme ich sie mit meinen Musik-Companeros auf, immer mit richtigen Instrumenten, oft in verschiedenen Versionen, verschiedenen Grooves, unterschiedlichen Arrangements – oft auch in verschieden Studios. Das kann dann eben sehr zeitintensiv sein, aber ich mag halt mein eigenes Musik-Kino machen und mir die Zeit dafür nehmen. Am liebsten ist mir, wenn sich bei den Leuten, die Texte und Musik von mir hören, eine Art eigener Film abspielt. Ich versuche auch möglichst verschiedene Musikstile zu verschmelzen. Ich nenne es mal „Louisiana-Country auf Deutsch“☺. Das ist ein einziger musikalischer Schmelztiegel. Du bist dort gleichzeitig umzingelt von Blues, Cajun, Country, Zydeco, Swing, Dixie – was weiß ich von welcher Musik. Das hat sicherlich Spuren hinterlassen in meiner Schreibe. 

Zwischen einzelnen Produktionsphasen mache ich natürlich auch immer wieder andere Musikprojekte, wie beispielsweise das Album „Cool und locker“ von “Sid & seinen Freunden“. Das war ein Album für die Kinofilm-Reihe „Ice Age“ mit den Figuren/Sprechern der verschiedenen Charaktere der Filme, das ich mit Otto Waalkes (er hat im Film die Rolle von „Sid dem Faultier“) konzipiert habe. Hat mächtig Spaß gemacht, aber die Produktion hat auch über ein Jahr beansprucht. Alles Zeitfresser für die eigenen Songs, aber ich möchte diese Projekte nicht missen!

 

„Am liebsten ist mir, wenn sich bei den Leuten, die Texte und Musik von mir hören, eine Art eigener Film abspielt“

 

RADIOSZENE: Welche Art von Musik und Texten dürfen wir auf der neuen Veröffentlichung „Aus der Zeit gefallen“ erwarten?

Stefan Waggershausen: Auf dem Album findet sich ausschließlich handgemachte Musik! Es ist sehr Gitarren-, Dobro-, Slide-, Fiddle- und Akkordeon-orientiert, „Aus der Zeit gefallen“ eben. Ich hoffe, es kommt cool und entspannt rüber. Die Tage marschieren ins Land, Du wirst älter, erwachsener und auch Deine Songs verändern sich – beziehungsweise das Songwriting verändert sich mit Dir. Als Singer und Songwriter bist Du ja glücklicherweise nicht von anderen „Lied-Zulieferern“ abhängig, sondern Deine Lieder wachsen im Lauf der Jahrzehnte mit Dir selbst mit. Thematik, Interpretation … alles. Das heißt, ich erzähle Geschichten, verpacke sie in ein bestimmtes musikalisches Ambiente. Ich weiß noch wann, wo, für wen und wie ich die Songs geschrieben habe. Da gibt es Songs wie „HANK WILLIAMS“, die in Louisiana entstanden sind, dieses Lied kann man vermutlich in der Kategorie Country Rock ansiedeln. Freddy Koella hatte mir seinerzeit in New Orleans viel über Hank Williams erzählt und Freddy spielte jetzt Jahre später die Fiddle auf diesem Song. Cool! Ich glaube, er war über den Song sehr erstaunt! Bei „ZU SCHÖN FÜR MICH“ war ich ebenfalls im tiefen amerikanischen Süden auf der „Hurricane Evacuation Route“ unterwegs und habe auf dem Highway einen J.J. Cale Song im Radio gehört, es war irgendwann im Frühsommer und die Gegend hatte so eine Clint Eastwood-mäßige Westernstimmung. So ist das Lied spontan entstanden. „MÄDCHEN DER BESONDEREN ART“, „SCHWESTERN DER LIEBE“, „NEW ORLEANS WAR GESTERN“ sind sicher auch in der ähnlichen Anmutung unterwegs. Irgendjemand hat die Lieder ja auch als „Highway-Songs“ bezeichnet, weil man sie – entspannt und relaxed – beim Autofahren anhören kann. Ich denke, das stimmt. Wie die Songs „ZU SCHÖN FÜR MICH“ oder „ICH KENN MICH AUS MIT DEM BLUES“. „BACKSTREET GIRL“ oder „BELLADONNA“ sind wiederum Balladen, auch ein „Lieblingsrevier“ von mir. Das Lied „DER ROCK’n’ROLL RUFT SEINE KINDER HEIM“ habe ich seinerzeit spontan geschrieben als sich Amy Winehouse von diesem Planeten verabschiedet hat, um ein neues Mitglied des himmlischen „Club 27“ zu werden. Das hat mich damals irgendwie nachdenklich gestimmt. „SONNTAGSKIND“ oder „SO ISSES NUN MAL“ kommen eher angeswingt daher. Das außergewöhnlichste Lied ist aber sicherlich „DRINKS“. Von diesem Song hatte ich am Ende rund fünf fertige Versionen produziert, immer in anderen musikalischen Arrangements und zum Teil wirklich grundverschieden. Die letzte durcharrangierte Version ist nun quasi das Album-Intro und die allererste intime Demo-Fassung habe für das Deluxe Doppelalbum ausproduziert und dort zum Outro gemacht. Definitiv ein sehr düsterer Song gleich zu Beginn beziehungsweise beim Doppelalbum am Ende. Aber so hat sich der Kreis geschlossen und Sinn gemacht.

RADIOSZENE: Sie hatten ja immer sehr erfolgreich Duette mit attraktiven Damen wie Alice, Viktor Lazlo, Ofra Haza oder Maria Conchita Alonso gesungen. Sind auch auf dem neuen Album wieder Duette zu finden?

Stefan Waggershausen: Das stimmt. Das waren tolle, eher internationale Kollaborationen. So eine Zusammenarbeit basiert aber immer auf einer coolen Idee. Der Song muss Magie haben, die Sprache, die Künstler müssen passen. Ich möchte ja jetzt kein Duett um des Duettes Willen machen oder zum permanenten „Wiederholungstäter“ werden. Auf dieses Stilmittel wollte ich bei dem neuen Album „Aus der Zeit gefallen“ allerdings nicht verzichten und ich habe diesmal zwei wunderbare Stimmen mit im Team, nämlich die von Astrid North und Anna von Raison, die gleich mehreren der Songs – in meinen Augen/Ohren – einen ganz eigenen Zauber geben. Außerdem haben noch ein paar andere Gäste bei mir aufgeschlagen. Bei meinem letzten Album „So ist das Spiel“ habe ich für das Lied „Endloser Sommer“ die fiktive Band „Lily & The Home-Boys“ bestehend aus Henning Wehland, Jan-Josef Liefers, Sasha und mir ins Leben gerufen.  Beim aktuellen Projekt „Aus der Zeit gefallen“ kann ich stolz drei neue „Home-Boys-Bandmitglieder“ begrüßen: Tobias Künzel (von den Prinzen), Peter Freudenthaler (Fools Garden) und auch Otto Waalkes haben mich im Studio besucht und bei einigen Songs für musikalische Travelling-Willburies-Chor-Akzente gesorgt.

 

„Als Singer und Songwriter bist Du ja glücklicherweise nicht von anderen ‚Lied-Zulieferern‘ abhängig, sondern Deine Lieder wachsen im Lauf der Jahrzehnte mit Dir selbst mit“

 

RADIOSZENE: Wie sehr hat sich die Musikszene in den letzten Jahren verändert? Wie viel Anpassung verlangt dieser Wandel einem Künstler ab, der einen großen Teil seines musikalischen Werdegangs mit Vinyl, CD und den analogen Medien verbracht hat?

Stefan Waggershausen: Youtube und Spotify haben die Musikszenerie massiv verändert. Und natürlich kriege ich als „alter Wolf“ mit, dass – nach dem Vinyl-Zeitalter – sich auch die Tage der CD langsam dem Ende zuneigen und vermutlich genauso wie Vinyl irgendwann nur noch „Nischen-Charakter“ einnehmen werden. Für mich ist es trotzdem wichtig, dass ein Album eine gewisse Wertigkeit hat. Es ist für mich eben noch immer etwas Besonderes. Deshalb habe ich diesmal neben dem klassischen CD Album auch ein CD-Doppelalbum mit 19 Songs und eine Doppel-Vinyl von „Aus der Zeit gefallen“ gemacht. Einfach weil ich naiv aber fest daran glaube, dass es da draußen noch mehr Verrückte wie mich gibt, die das cool finden. Die angesprochene digitale Veränderung der letzten Jahre hat aber natürlich Auswirkungen auf alle Facetten der Musikwelt. Die Playlisten-Kultur wird die Radios genauso wie die Musikindustrie generell zwingen, zu reagieren. Irgendwann wird das Radio ja vielleicht seine eigentliche Stärke wiederentdecken, dass nämlich durch Moderation auch wieder Stories und Hintergründe transportiert und vermittelt werden. Das kann die Spotify- Playlist nämlich nicht. Aber da geht in mir schon wieder der alte „Radio-Wolf“ durch ☺ … aus der Zeit gefallen eben!

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