Medienkrise: Jetzt trifft’s auch das Radio

schleuderndes-radioAuch wenn am „World Radio Day“ der Hörfunk gefeiert werden sollte, ist vielen Radiomachern und Vermarktern nicht zum Feiern zumute. Glaubt man einem Pressebericht, befindet sich RMS in einer Krisensituation. Das Problem: Viele Radiosender entwickeln sich nicht weiter. Nicht, weil sie es nicht wollen, sondern weil sie es nicht können. Einfach weiterdudeln reicht jetzt nicht mehr.

Was das Fachblatt „Werben und Verkaufen“ schreibt, klingt alarmierend: „Die fetten Jahre sind vorbei“ heißt es, von einer „dramatischen Geschäftsentwicklung“ beim Vermarkter RMS ist die Rede. Für die Radiowerbung und damit viele Radiosender offenbar keine leichte Zeit. Geschäftsführer Florian Ruckert sieht als Grundlage dieses Problems die Sender selbst – oder besser gesagt die, die hinter den Sendern stehen.

Mehr Investitionen? Fehlanzeige.

Die Hörerzahlen sinken, im vergangenen Jahr schalteten 7,2 % der Zielgruppe (14-49 Jahre) nicht mehr ein. Keine neue Entwicklung sei das, heißt es. Für Florian Ruckert ist der Grund dafür klar: Höhere Investitionen in die Radiosender von den Gesellschaftern bleiben aus.

Florian Ruckert (Bild: RMS)
Florian Ruckert (Bild: RMS)

Es gäbe in den Sendern, für die die RMS arbeitet, überhaupt nur wenige Mehrheitsbeteiligungen. Und die übrigen Beteiligten wollten momentan kaum zusätzliche Gelder bereitstellen. Dort, wo Verlagshäuser hinter den Radiomarken stehen, spielt nämlich ein ganz anderes Problem mit in die Radiowelt ein: die Zeitungskrise. „Die regionalen Tageszeitungen sind nicht von Fortune geküsst, was die Renditeorientierung der Verleger bei ihren Radiobeteiligungen eher beflügelt“, so Ruckert in „w&v“. Damit steige der Druck auf die Vermarkter. Denn hinter sehr vielen Sendern in Deutschland stehen regionale Zeitungshäuser, bei denen sich teilweise Finanzlöcher bilden, die gestopft werden müssen. Ein kleines Dilemma, denkt man Ruckerts Äußerungen weiter. Die Sender, die durch regionale Verleger unterstützt werden sollten, stecken nun genau deswegen in ihrer Entwicklung fest.

Gleichzeitig beginnt für viele Unternehmen regionale Werbung im Fernsehen, in Kinos und im Internet immer interessanter zu werden. Die Hörfunkwerbung hat sich den Regional-Vorteil mit anderen Medien teilen müssen, von dem sie laut dem Magazinbericht einst am meisten profitierte. Doch nun hat sich die Werbewelt gewandelt. Kampagnen, die im TV starten, werden häufig auch nicht mehr zuerst im Radio „verlängert“, sondern eben online. Gleichzeitig würden auch andere Werbeformen wie die klassische Außenwerbung immer regionaler.

Radio tritt auf der Stelle

Die Radiosender und ihre Gesellschafter müssen handeln. Denn als wäre die Lage noch nicht prekär genug, lässt „w&v“ Medienberater Thomas Koch zu Wort kommen, der auf der Homepage des Magazins zusammenfasste, Radio trete „irgendwie auf der Stelle“. Und er schießt nach. „Es befindet sich derzeit irgendwo im Nirwana zwischen Dudelfunk, Spotify und Webradio. Wo es genau steht, weiß es selbst nicht. Einfach weiter dudeln wie bisher? Sich Spotify und den Playlists ergeben? Auf Webradio setzen, obwohl die Agenturen es nicht einzuordnen wissen? Geht alles nicht. Keine beneidenswerte Situation.”

 (Teaserbild-Credits: © jojoo64 und anthonycz / 123RF.COM)