Rückblende auf Ende des vorvergangenen Jahres, als die Top 100 der “Offiziellen Deutschen Airplay-Charts“ in der Endabrechnung für das Jahr 2022 keinen einzigen deutschsprachigen Titel* aufwies (RADIOSZENE berichtete). Ein Ergebnis, das für Aufsehen sorgte und nicht nur den Textdichtern deutscher Werke bitter aufstieß.
Und 2023? Nach einem Zwischenhoch in der ersten Jahreshälfte, zeigt der Blick auf die kumulierten Airplay-Charts für 2023 keine wirkliche Besserung. Fakt ist: unter den Top 100 der punktebesten Songs im Radio finden sich im Vorjahr immerhin 4 deutschsprachige Titel. Konkret sind dies die prominenten Chartbreaker von Udo Lindenberg x Apache 207 („Komet“, Platz 15), Nina Chuba („Mangos mit Chili, Platz 69), Peter Fox feat. Inéz („Zukunft Pink“, Platz 80) und Apache 207 („Breaking Your Heart“, Platz 89) – Selbstgänger also, die in den “Offiziellen GfK-Charts“ (nahezu) ganzjährig platziert waren. Newcomer? Fehlanzeige!
Die erweiterten Top 200 sind mit 13 Stücken in deutscher Sprache belegt – darunter kein einziger Schlagertitel. Während einer kleinen Boomphase in Mitte 2023 waren es noch bis zu 40 Stücke! Anschließend folgte der drastische Absturz zahlreicher Titel, was auch für eine deutlich kürzere Haltbarkeit deutschsprachiger Musik auf den aktuellen Playlisten der Radiosender spricht. Möglicherweise aber auch für weniger passenden Nachschub seitens der Musikschaffenden und Labels.
Dagegen schaffte der Anteil der fremdsprachigen Stücke aus nationaler Produktion unter dem Strich eine sehr respektable Jahresbilanz: hier erreichten 37 einschlägige Titel die Top 100 der „Offiziellen Deutschen Airplay-Charts“. Inklusive der deutschsprachigen Hits stellten die nationalen Musikschaffenden mit 41 Produktionen damit ein deutlich gestiegenes Gegengewicht zur ausländischen Konkurrenz (2022 = 32 Produktionen). Wobei dieser Trend vor allem durch die Genres „Pop“ und „Dance Pop“ (EDM) befeuert wird – die bei den Playlist-Entscheidern innerhalb der deutschen Senderwelt weiter eine dominante Rolle spielen.
Airplay-Charts vs. Offizielle Deutschen Charts
Erfreulich: auch in 2023 unterstützten die Radiosender nationale Newcomerproduktionen wie Ásdiś oder Loi mit nachhaltigem Powerplay. Bedenkenswert: für so manchen nationalen Radiohit stellen (trotz massivem Airplay) zu geringe Streamingzahlen meist eine schier unüberwindliche Hürde für den Eintritt in die Top 100 der „Offiziellen Deutschen Charts“ dar. Offensichtlich spielt hier der Faktor „Airplay“, der seit 2020 wieder als Beimischung für diese Bestenliste herangezogen wird, nur eine sehr untergeordnete Rolle.
Über die Erkenntnisse des vergangenen Jahres darf nun wieder kontrovers diskutiert werden. Beeinflusst wird diese Entwicklung sicherlich auch durch die Praxis zahlreicher Sender, Popmusik aus Deutschland nicht mehr sprachlich zu differenzieren. Die neue globale Formel wird nun als „German Pop“ verbrämt und beinhaltet alle Musikproduktionen made in Germany – ob in deutscher, englischer oder spanischer Sprache. Hauptsache in Deutschland hergestellt. Eine Kategorisierung, die bei den Musiklabels bereits seit langer Zeit etabliert ist. Ob diese Praxis den deutschsprachigen Musiktextern auf lange Sicht hilft, bleibt abzuwarten.
*Basis: Offizielle Deutsche Airplay-Charts, Gewichtung nach BVMI-Regularien.