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Jürgen Kolb: Bei Rotlicht bitte kein Wasser zapfen!

Juergen Kolb Rotlicht big (Bezahlter Link) Vor kurzem ist ein für Radiomacher essenzielles Werk veröffentlicht worden, das in keinem Bücherschrank fehlen darf. Es stammt von Jürgen Kolb, der von 1979 bis 2017 als Sprecher, Moderator und Redakteur beim Hessischen Rundfunk (hr) in Frankfurt am Main arbeitete. Als Sprechtrainer und Coach führte er viele heutige Medienschaffende ans Mikrofon und vor die Kamera. Kolb war danach unter anderem bei den Eifeler Radiotagen als Nachrichtensprecher zu hören.

Jürgen Kolb, hr info (Foto: facebook/hr info)
Jürgen Kolb, hr info (Foto: facebook/hr info)

Die Rezension des Buches „Bei Rotlicht bitte kein Wasser zapfen! Meine vierzig Jahre Radio“ von Jürgen Kolb hätte niemand besser schreiben können als sein hr-Kollege Norbert Schreiber, der dies zuerst bei Facebook tat und uns die freundliche Genehmigung für eine Wiederveröffentlichung erteilte:


Norbert Schneider (Bild: privat)„Zwei Bedingungen muss ich zuerst nennen, es könnte sein, dass ich die Dinge nicht ganz objektiv betrachten kann. Ich liebe das Radio und habe selbst Jahrzehnte dafür gearbeitet, ich kenne den Autor Jürgen Kolb, der das Buch „Bei Rotlicht bitte kein Wasser zapfen – meine vierzig Jahre Radio“ geschrieben und als Books on demand selbst veröffentlicht hat. Auch ich war hr-Mitarbeiter, also Vorsicht, es geht um Lob, und es geht in diesem vergnüglichen Buch über Kolbs Zeit als Radiosprecher, Moderator und Redakteur beim Hessischen Rundfunk, um Sprache und Sprechen im Radio. Schließlich war Kolb auch Sprechtrainer und Coach, weiß also, wovon er redet, besser spricht als Sprecher.

Stimmen im Radio, das hat mich schon von früher Jugend an fasziniert, die Sportreporter, die Korrespondenten aus fernen Ländern, die Hitparaden-Matadore. Aber die vielfältige Stimmenwelt der Nachrichtensprecher und Sprecher im Radio überhaupt, sie waren immer irgendwie im Hintergrund damals geblieben, und doch sind sie die tragenden Elemente des Sound-Designs eines Senders.

Kommen wir zum Buch. In einem Rutsch habe ich es gelesen, weil es gut, spannend und zugleich unterhaltsam geschrieben ist, so dass man als Rezensent versucht ist zu sagen, Beruf verfehlt, Du hättest gleich Journalist oder Autor werden sollen, und hättest nicht den Umweg suchen müssen über die Sprecherrolle.

Ob theatralische altmodische Sprecherziehung, Business-Gequake von Radioberatern, die gleichmacherisch in Deutschland die Radiowellen geföhnt und frisiert haben, Funkhausgeflunkere, Senderinterna, erlebte Dialoge, Pannen, Pech und Pleiten, altväterliche „bunte Melodienreigen“, das alles sammelt Kolb akribisch – immer schmunzelnd – auf und lässt uns teilhaben an einer Zeit, als es noch Beruf war und kein Job, den wir oder die wir ausfüllten.

Bescheuerte Dienstanweisungen von Chefs, Radiolegenden wie Hanns Verres, Mysterien der deutschen Sprache, Aussprachedetails, korrektes Deutsch, Zungenbrecher wie Köttbullar oder isländische Gletschernamen und Versprecher, das alles kommt uns sprudelnd entgegen, nicht wie ein billiges Mineralwasser, eher lebhaft aufschäumend wie Champagner in der Flöte.

Ob Katastrophenereignisse, Börse, Pressestimmen oder Nachrichten, Rezensionen, Anmoderationen von Klassikkonzerten, Nachrichtengong, Nachrichtensprache und Sprechmoden, Sendetechnisches oder „der beste Mix aus X“ oder bloßer Wetterbericht, wir sitzen als Leser mit am Sprecherpult, wenn das Rotlicht aufleuchtet und Jürgen Kolb „on air“ ist, wie es heute anglizistisch ausgedrückt heißt. Das alte „auf Sendung sein“ taugt halt heutzutage nicht mehr.

Jürgen Kolb (Foto: facebook/privat)
Jürgen Kolb (Foto: facebook/privat)

Das Berufsbild Sprecher ist ähnlich verschwommen wie das des Journalisten: „Jeder darf sich Sprecher nennen“, merkt Kolb an.

Wir lachen mit, wir weinen mit über die Trends beim Radio, alles irgendwie gleich klingen zu lassen, die Überraschungen zu tilgen die Originale und das Originelle aus dem Radio zu verbannen.

In einem Glossar am Ende des Buches werden wir mit Fachbegriffen der Radiolandschaft erklärend vertraut gemacht.

Es ist zwar ein Buch, aber irgendwie müsste man eine Radioserie daraus fertigen, aber das ist wieder ein ganz und gar anderes Thema. Wer hinter die Kulissen eines Senders schauen möchte, dem sei dieser Radioschmöker empfohlen.“


Das Buch von Jürgen Kolb „Bei Rotlicht bitte kein Wasser zapfen. Meine vierzig Jahre Radio“ ist ab sofort unter anderem hier erhältlich: (Bezahlter Link)

Jürgen Kolb "Bei Rotlicht bitte kein Wasser zapfen. Meine vierzig Jahre Radio" (Bezahlter Link) „Was ist ein Berufssprecher? Immer wieder wird Jürgen Kolb mit dieser Frage konfrontiert – in den Jahrzehnten seiner Arbeit für das Radio. An der Beantwortung lässt er die Leser teilhaben, in Form von ebenso unterhaltsamen wie informativen Erinnerungsgeschichten aus seinem Sender, dem Hessischen Rundfunk (hr), aber auch in kritischen Gedanken zum aussterbenden Berufsbild. Sein Ton ist humorvoll, ironisch, nachdenklich, manchmal etwas böse. Als Roter Faden zieht sich durch die Geschichten und Überlegungen die Leidenschaft für das Sprechen und das klare Plädoyer für Professionalität am Mikrofon. Geradezu greifbar ist sein unbedingter Anspruch, Dienst am Hörer zu leisten – und an niemandem sonst.“ (Offizieller Klappentext)

XPLR: MEDIA Radio-Report