Beats Radio: „Kill your Playlists“

Der Coup der Klassik Radio AG kam überraschend – und ganz ohne das branchenübliche Vorabgetöse: am 15. Juli 2021 startete die Augsburger Sendergruppe mit Beats Radio ein neues, spannendes Sendeformat für „die Generation Nachhaltig“ (RADIOSZENE berichtete). Oder, wie es Klassik Radio-CEO Ulrich R.J. Kubak formulierte, ein Sender, „der für die Generation der ab 30-Jährigen und eine erwachsen gewordene Jugendkultur steht.“

Beats Radio: „Kill your Playlists."

Inhaltlich biete Beats Radio „eine exzellente Auswahl melodischer, organischer Deep House- und elektronischer Dancemusik aus drei Jahrzehnten“. Insgesamt verfüge man nun über ein Audioportfolio von europäischem Rang, „von der Premium Klassik Brand bis zu einem House-Sender für die global denkende Generation LoHa“.

Der neue Sender löste auf dem nationalen DAB+ Sendeplatz das hauseigene Spartenformat Klassik Radio Movie ab, das erst am 1. Februar 2021 über den Mux der Antenne Deutschland bundesweit auf Sendung gegangen war.

Zwar ist die Zahl punktueller oder regionaler Angebote für melodische Dance- und Lounge-Musik in den letzten Jahren massiv gestiegen – mit seinem ganzheitlichen Konzept, der digital-terrestrischen Verbreitung in ganz Deutschland und einem internationalen Anstrich stößt Beats Radio in ein bislang kaum besetztes Marktsegment vor.

 

„Positive Beats für positive Menschen“

 

RADIOSZENE Mitarbeiter Michael Schmich sprach über Sendeinhalte und Ziele mit Richard Goerlich, Beats Radio Chief Content Officer und Geschäftsführer Euro Klassik GmbH.

Richard Goerlich (Bild: ©Klassik Radio)
Richard Goerlich (Bild: ©Klassik Radio)

RADIOSZENE: Beats Radio ist nun einige Monate auf Sendung.  Das Programm hat am 15. Juli 2021 Klassik Radio Movie im bundesweiten DAB+ Multiplex ersetzt. Welches waren die Gründe für diesen raschen Austausch?

Richard Goerlich: Beats Radio so zu kuratieren wie der Sender heute klingt, die Musikstrecken im Tages- und Nachtprogramm fein zu justieren, das Programm inhaltlich und musikalisch auszurichten und das Ganze dann in hoher Qualität on air zu bringen hat schlichtweg länger gebraucht als wir dachten. Deswegen haben wir mit Klassik Radio Movie eines unserer stärksten Streamingangebote temporär ins Rennen geschickt. Jetzt ist mit Beats Radio ein Format im Bundesmux, an das wir zu 100 Prozent glauben und das bereits eine hohe Aufmerksamkeit generiert.

RADIOSZENE: Ist der Sender die digital-terrestrische 24/7-Verlängerung der ehemaligen Loungestrecken bei Klassik Radio?

Richard Goerlich: Ja, das könnte man so sagen. Wir haben uns grundlegend überlegt: wie übertragen wir die Idee die Kultsendung Klassik Lounge der Nuller und Zehnerjahre ins Jahr 2021? Beats Radio mit seinem entspannten Mix aus Deep House, House, Nu Disco und Chillout-Music ist die Antwort.

 

Beats Radio: Deep HouseRADIOSZENE: Das Musikprogramm wendet sich mit „Deep House und Lounge Musik an ein erwachsenes Publikum“. Welche Hörergruppen wollen Sie langfristig erreichen?  Gibt es schon erste Hinweise über die tatsächlichen Nutzerprofile?

Richard Goerlich: Der Sender ist ein Angebot für alle, die mit House und Clubmusik aufgewachsen sind, aber nicht mehr in die Clubs gehen. Er ist für ein erwachsenes, urbanes, diverses Publikum, das im Radio zuletzt keine Heimat mehr gefunden hat. „Kill your Playlists“ ist unser Motto. Denn einen so fein kuratierten Musikstream, der zeitgleich Ausdruck eines Lebensgefühls ist, das kann kein Algorithmus.

RADIOSZENE: Wie genau definieren Sie das Musikprofil des Senders?

Richard Goerlich: Positive Beats für positive Menschen. Zwischen dieser Klammer ist viel Platz für gute, sauber produzierte elektronische Musik.

 

„Einen so fein kuratierten Musikstream, der zeitgleich Ausdruck eines Lebensgefühls ist, das kann kein Algorithmus“

 

RADIOSZENE: Als Klammer bieten Sie zur Musik englischsprachige Nachrichten. Ein Hinweis auf eine internationale Ausrichtung des Senders?

Richard Goerlich: Das ist kein Hinweis, sondern ein Abbild der Realität in deutschen Städten. Wir werden im Business-Kontext, aber auch im öffentlichen Raum immer internationaler, und die Sprache ist Englisch. Und zwar ein europäisches, kein britisches oder amerikanisches Englisch. Unsere ModeratorInnen sprechen mit Akzent, mischen mal Deutsch und Englisch, und zwar ganz bewusst. Das ist die Realität da draußen, und diese Realität bildet Beats Radio ab. 

RADIOSZENE: Sind weitere Programminhalte jenseits der Musik geplant?

Richard Goerlich: Nicht nur geplant, sondern bereits on air. Von 8.00 bis 12.00 Uhr vormittags bringt Larissa Bothor täglich die Beats Radio-Nation „In The Flow“, und von 17.00 bis 19.00 Uhr kommt Anja Schneider täglich mit den Berlin Beats in die Drive Hour.

beats radio: "Your-Kitchen-Is-A-Discotheque"

RADIOSZENE: Mit den „Berlin Beats“, moderiert von DJ Anja Schneider, findet sich auf dem Sendeplan in der Tat eine tägliche DJ-Show. Werden weitere folgen? Etwa auch die damals bei Klassik Radio so beliebten Mixshows von bekannten DJs wie Schiller und Kollegen …

Richard Goerlich: Wir sind selbst überrascht, wie viele Anfragen wir von Künstlern, DJs und Produzenten haben, die unbedingt etwas auf Beats Radio machen wollen. Wir sind in der schönen Lage, nur mit den Besten arbeiten zu können. Das werden wir Schritt für Schritt aufbauen, aber nicht überfrachten. Im Vordergrund steht einfach nur die gute Beats Radio Musik.

Beats Radio hofft auf 100.000 Hörer pro Stunde

RADIOSZENE: Welche Reichweitenziele haben Sie sich gesetzt?

Richard Goerlich: Wir glauben daran, dass sich der Sender mit einer Reichweite von über 100.000 Hörern pro Stunden etablieren kann. Der Sender soll sich – und tut das bereits – vor allem word-to-mouth verbreiten. Uns erreichen unglaublich positive, fast schon euphorische Nachrichten auf allen Kanälen. Wir glauben daran, dass Beats Radio einen Nerv trifft und im Marketing von uns vor allem über Social Media und szenespezifische Portale verbreitet wird. 

RADIOSZENE: Die Startphase scheint geglückt. Wie sehen Ihre weiteren Pläne mit Beats Radio aus?

Richard Goerlich: Tag für Tag am Format feilen – und in ein bis zwei Jahren rentabel sein. Dann haben wir unser erstes Etappenziel erreicht.

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