Mirijam Trunk im Webtalk: Kommt der Podcast-Overkill?

Knappe Hörzeit, schwierige Finanzierung, unendliches Audioangebot / Viktor Worms trifft Mirijam TrunkViktor Worms Mirijam Trunk fb

„Wer hört das eigentlich alles?“,  das fragte sich die Chefin der Bertelsmann Audio Alliance, Mirijam Trunk, unlängst in Ihrer MEEDIA-Kolumne und bezog sich dabei auf fehlende Mess-Standards bei Podcasts. Beim 8. kostenlosen Live-Webtalk der FM Online Factory wollte Viktor Worms diese Frage gemeinsam mit Mirijam Trunk weiter aufbohren. Wo soll die Hörzeit der Nutzer herkommen, um die zahllosen Podcasts, Streams, Hörbücher, aber auch vorhandenen Radiosender zu hören? Kannibalisiert sich Audio dadurch selbst und macht sich so vielleicht sogar unfinanzierbar? Wie steht es um den deutschen Audiomarkt? Welche Auswirkungen hat Corona auf die Audiowelt Deutschland?

 

„Du kämpfst nicht um ein Stück vom Kuchen, Du kämpfst darum, dass der Kuchen größer wird“

 

Mirijam Trunk, Geschäftsführerin der Bertelsmann Audio Alliance  hat sich im neunten Live-Webtalk der FM Online Factory begeistert über die aktuelle Zeit der Entwicklung bei Podcasts gezeigt: „Wir sind noch in einer Phase des Rumprobierens, eine schöne Zeit, die so irgendwann beendet sein wird.“ Im Augenblick würden erst ein Drittel der Deutschen Podcasts hören und somit gäbe es für das Medium Podcast noch zwei Drittel zu erobern. Mit erfolgreichen Podcast-Formaten wie „Das Sommerhaus der Stars“ oder „Wickert trifft“ gelänge dies.

Die Entwicklung solcher Formate sei ein Ergebnis ihrer Arbeit zu Beginn der Audio Alliance gewesen. „Im ersten Jahr habe ich strategisch nur geschaut, welche Zielgruppen sprechen wir mit bestehenden Marken bei Bertelsmann an, wer hört davon schon Podcasts an und wo sind die Lücken.“  Ihre Eltern habe sie z.B. über das Talk-Format mit Ulrich Wickert „Wickelt trifft…“ erreicht. In der ersten Folge traf er den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder und da war „im Hause Trunk“ ein Grundkurs Podcast fällig: „Da habe ich meine Eltern die Audio Now-App runtergeladen und erkärt, das kannst Du nicht anschauen und Du brauchst Kopfhörer.“ Für sie auch ein klarer Hinweis darauf, dass viele Menschen das Medium Podcast noch gar nicht kennen bzw. dass die Höhe des (technischen) Zugangs gerade für ältere User noch häufig zu hoch sei.

Einem Kannibalisierungseffekt von Podcasts in Richtung klassisches Radio widersprach Mirijam Trunk im Talk mit Viktor Worms. Eher würden Podcasts mit dem Buch um die Aufmerksamkeit der Nutzer ringen, weil Podcasts vorrangig tagsüber und abends genutzt würden. Gleichzeitig wünschte Trunk den Radiomachern aber mehr Podcastfeeling: „Ich habe das Gefühl, dass die Radio-Verantwortlichen im eigenen Lockdown sind, zu sehr am Alten festhalten und dann von Angst getrieben zahlen-basierte Entscheidungen treffen.“ Der spielerische Freiraum des Podcastings würde da an der ein oder anderen Stelle helfen.  Sollten Radiomacher allerdings zu Podcastern werden, müssten diese – das hätte sie selbst erfahren – erst einmal „das Radio machen aus dem Kopf kriegen“, um sich auf das Medium Podcast mit langen Wortstrecken, mit einem erlaubten „Äh“ und mit viel weniger Schnitten einzulassen. Die Aufzeichnung des gesamten Talks kann auf der Homepage der FM Online Factory angeschaut werden –> https://bit.ly/35Lxhaa. 

„Das war ein inhaltsstarker und charmanter Neustart unserer beliebten Talkreihe mit unserem Gastgeber Viktor Worms nach der längeren Sommerpause,“ sagte  Michael Mennicken, Geschäftsführer der FM Online Factory und Ideengeber bzw. Initiator des Webtalks. Er kündigte gleich den nächste Talk an – am 19. November – 18 Uhr – kommen die RMS Geschäftsführerin Marianne Bullwinkel und der RMS Geschäftsleiter für digitale Medien Frank Bacher ins virtuelle Talkstudio von Viktor Worms. Interessenten können sich einfach per Mail an mennicken@fm-online-factory kostenlos anmelden. 

Webtalk10

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