Radio Sales Weekly: Montague empfiehlt Privatradios TV-Kooperationen

Der Ex-NRJ Deutschland-Chef Christophe Montague empfiehlt in der Radio Sales Weekly Conf. am 1.10. 2020 den deutschen Privatradios Kooperationen mit dem Fernsehen. Er zitiert dabei – nicht weiter erstaunlich – eine Kooperation zwischen der französischen Privatfunkkette NRJ mit dem privaten TV-Anbieter TF 1. Beide organisieren und strahlen gemeinsam den NRJ Music Awards aus. Weitere Zusammenarbeiten bestehen bei dem Format The Voice zwischen TF1 und Lokalsendern bei unseren Nachbarn. Zu einer Selbstverständlichkeit gehört bei dem Anbieter Radio RMC das Betreiben eines nationalen TV-Kanals mit dem Namen RMC BFMTV, der im Großraum Paris Marktführer ist und im Bewegtbild regelmäßig kontroverse und national beachtete Diskussionen aus der Politik veranstaltet.

NRJ Music Awards (Bild: offremedia.com)
NRJ Music Awards (Bild: offremedia.com)

Insgesamt hält Montague, jetzt CEO der 5 M Venture in Paris,  die deutsche Konstruktion von 15 – eigentlich 14 Medienanstalten – für „Schwachsinn“, denn somit würden keine nationalen Privatfunkangebote möglich, wie sie im europäischen Ausland verbreitet sind. Die bei dem Radio Sales Chat anwesenden Experten aus Programm, Marketing und Vertrieb nickten heftig bei der Forderung nach einem deutschen TALK-Radio, das auf sich warten lässt. Montague erklärt seinen internationalen Gesprächspartnern immer wieder gerne, dass es ein weit verbreitetes nationales Radio in Deutschland in einer nicht rühmlichen Epoche zwar gab. Die Aufsichtsbehörden aber schon deshalb eine hohe Sensibilität bei der Prüfung politischer Inhalte der Sender zeigen. Solche Instanzen gibt es regional in Frankreich natürlich auch. Nur sind sie dort als CTAs wesentlich kleiner aufgestellt als die hiesigen. Das Jahresbudget der leitenden Behörde CSA beträgt bescheidene 40 Mio. € pro Jahr. Im Vergleich dazu erfreuen sich die vierzehn deutschen Medienanstalten eines Jahresbudgets von etwa 600 Mio. € laut KEF.

Screenshot der Online-Konferenz: Alexander Zeitelhack, Helmut Poppe, Jan Ostheimer, Fritz Iversen, Jürgen Mirbach und Christophe Montague
Screenshot der Online-Konferenz: Alexander Zeitelhack, Helmut Poppe, Jan Ostheimer, Fritz Iversen, Jürgen Mirbach und Christophe Montague

Alexander Zeitelhack, Radiopionier, Dozent und Hörfunk-Marketingexperte zeigte in einer der Konferenzen, wie es zu der immer noch anzutreffenden Zielgruppensegmentierung 14 bis 49 Jahre in den frühen Jahren des Privat-TVs kam und weiterhin fortbesteht. Seinerzeit boten die Sample-Points einfach nicht die technischen Voraussetzungen zur Messung. Er ist gespannt auf folgende Themen der Konferenz wie Big Data im Umgang mit Hörern und Call-ins, Reichweitenmessungen mit Plattform-übergreifenden portablen Geräten.

„Werbegelder sind das ‚Lebens-Elixier‘ privater Stationen“, so die Aussage von Andreas Sprengart (Radio Kaiserslautern), „insofern ist die Vorbereitungsphase im Verkauf enorm wichtig.“ Und die Kunden sind immer daran interessiert, was es an neuen Entwicklungen im Sender gibt. Der Research bietet hierzu zahlreiche Anhaltspunkte. Der Kaiserslauterner Radio-Marketingleiter setzt im Verkauf auf Hybridangebote aus Hörfunkwerbung ergänzt und verstärkt in ihrer Reichweite und Wirkung durch sendereigene Social Media- und … Bewegtbildauftritte. Hierbei treten ihm zufolge bewusst Nicht-Radio-Personalities auf.

Fritz Iversen, ex-(Werbe-)Texter einer internationalen Frankfurter Kommunikationsagentur dachte bei der Konferenz laut über zielgruppengenau erzeugten Content nach. Auch hier stellt sich neben der immer wieder auftauchenden Frage nach Content-Bots diejenige nach Mess-und Einsatzinstrumenten zur Ansteuerung spezieller Hörerschaften.

Die beiden Radio-Neustarter mit dem Webangebot J7-Radio Jürgen Mirbach und Jan Ostheimer, beide betreiben eine mittelständische Event-Agentur und sind auf dem Weg einer erfolgreichen Diversifizierung des Angebots. Sie legen Wert auf eine ausgesprochene Vielfalt der Musikauswahl. Am frühen Morgen gibt es schon Klassik in ihrem Webradio. Auch ein Punkt, über den es sich lohnt nachzudenken.  Beiden wurde empfohlen, über eine Programmierung und Verbreitung eines nationalen TALK-Angebots nachzudenken. Denn, um eine altes Zitat von Cato abzuwandeln „Und übrigens finde ich, dass es höchste Zeit ist für ein nationales engagiertes TALK-Radio in Deutschland.“ Zeitelhack meint hierzu „Aber bitte nicht mit Journalisten. Das funktioniert erwiesenermaßen nicht.“


Helmut PoppeHelmut Poppe gehört zu den Privatradiopionieren in Deutschland und hat früh den Blick über den Tellerrand gewagt. Er war in der RTL-Gruppe (seinerzeit IPA) und bei Studio Gong für Vertrieb und Marketing leitend für den Vertrieb des Werbeinventars verantwortlich und kennt auch das Lokalgeschäft durch seine Vertriebstätigkeit u.a. bei Radio RPR. Schon 1999 war er bei dem Entstehen des Webradios “Radio germany.net” beteiligt. Mit seinem Mediaforschungs- und Marketinghintergrund berät er Agenturen, Start-Ups und Audioanbieter in Fragen der Strategie und Markenbekanntheit.