DJV NRW-Recherchepreis für Tobias Fenneker von Radio Hochstift

Bei Radio Hochstift, dem Lokalradio für die Kreise Paderborn und Höxter, ist Tobias Fenneker für die Recherchen zuständig – und zum zweiten Mal hintereinander hat er die Jury des Audiopreises der Landesanstalt für Medien NRW (LfM) mit seiner Arbeit überzeugt und den vom DJV-NRW gestifteten Audiopreis in der Kategorie Recherche gewonnen. Insgesamt vergab die LfM gestern (22.09.23) in Düsseldorf neun Preise im redaktionellen und zwei im Werbebereich.

Tobias Fenneker im RADIOSZENE-Interview (Bild: © Christopher Deppe)
Tobias Fenneker im RADIOSZENE-Interview (Bild: © Christopher Deppe)

Fenneker legte sich gemeinsam mit der Wochenzeitung DIE ZEIT mit dem Traktor- und Mähdrescherhersteller Claas aus Harsewinkel an, einem Big Player auf seinem Gebiet. Der Vorwurf: Die mögliche Umgehung von EU-Sanktionen im Ukraine-Krieg. Claas hat ein Werk in Paderborn, ein Hinweisgeber von dort wendete sich an Fenneker. „Der Mann hatte deshalb Vertrauen zu mir, weil ich vergangenes Jahr den Recherchepreis der LfM gewonnen habe“, erklärte Fenneker bei der Preisverleihung in Düsseldorf. Radio Hochstift wandte sich an DIE ZEIT, um mit einer Kooperation dem Thema mehr Aufmerksamkeit zu geben. „Ohne uns als lokales Medium vor Ort wäre aber auch DIE ZEIT bei den Recherchen nicht weiter gekommen“, verdeutlichte Fenneker die Relevanz des Lokalradios. Folgen der Berichterstattung: Andere Medien griffen die Vorwürfe auf, ein internes Compliance-Verfahren bei Claas wurde aufgesetzt und eine EU-Parlamentarierin stellte eine dringende Anfrage an die EU-Kommission.

DJV-NRW-Geschäftsführer Volkmar Kah (Bild: djv.de)
DJV-NRW-Geschäftsführer Volkmar Kah (Bild: djv.de)

„Hier zeigt sich, dass die Berichterstattung eines Lokalradios Folgen haben kann, die über das eigene Sendegebiet hinausgehen. Das geht aber nur, wenn eine Redaktion dafür auch genügend Beschäftigte und zeitliche Spielräume hat“, betont Volkmar Kah, Geschäftsführer des DJV-NRW die Bedeutung ausreichend ausgestatteter Redaktionen vor Ort. „Dann können die Lokalradios in NRW qualitativ auch mit Medien wie der ZEIT mithalten.“

Bereits im vergangenen Jahr hatte Fenneker den Audiopreis in der Kategorie Recherche erhalten für die Idee, ein Online-Formular aufzusetzen, über das anonym Hinweise an die Redaktion von Radio Hochstift gegeben werden können. „Mit meiner Arbeit will ich Missstände aufdecken und etwas verändern, deshalb ist Recherche wirklich mein Ding!“ sagte Tobias Fenneker.

„Die Auszeichnung mit dem Audiopreis ist auch ein Zeichen an kleinere Redaktionen: Recherche ist extrem wichtig, einzigartige Inhalte sind wichtig, Mut ist wichtig – macht weiter so bei Radio Hochstift!“, urteilte die Jury, zu der auch zwei Landesvorstandsmitglieder des DJV-NRW gehören: die Landesvorsitzende Andrea Hansen und Schriftführerin Andrea Donat, Chefredakteurin von Radio Bochum.

Mehr Infos über die mögliche Umgehung von EU-Sanktionen durch das Unternehmen Claas sind auf dieser Sonderseite von Radio Hochstift zu finden.


Seit 1992 vergibt die Landesanstalt für Medien NRW jedes Jahr mehrere Preise für herausragende redaktionelle Beiträge und Werbung im privaten Audiobereich in NRW. Bis 2019 war es eine „Hörfunkpreisverleihung“ ausschließlich für den NRW-Lokalfunk, inzwischen können sich auch andere Audioanbieter aus NRW bewerben. Die Preise sind jeweils mit 2.500 Euro dotiert. Der DJV-NRW stiftet nun zum zehnten Mal den Preis in der Kategorie „Recherche“.