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Radio braucht Bilder, aber bitte keine antiquierten mehr!

James Cridland's Radio Futrure

Es gibt eine Menge Klischees, die man vermeiden sollte, wenn man über Radio schreibt. Zuallererst: die abgenutzte Schlagzeile aus dem Buggles-Song von 1979: „Video killed the radio star“. Diese Unwahrheit wird heute immer noch so oft wiederholt, dass es wahrhaftig kein Wunder ist, dass viele Menschen sie für wahr halten. Unserer Branche tut sie damit aber keinen Gefallen. Mit monotoner Regelmäßigkeit bildet diese Floskel die Überschrift vieler Artikel zum Thema Radio.

 

Aber mir fällt noch ein weiteres Radio-Klischee auf: die Verwendung von Fotos antiker Radio-Empfänger – aus reiner Bequemlichkeit. Radiogeräte  aus den späten 1940er Jahren sind zweifellos schön anzusehen. Sie wurden gebaut, um nicht nur ein Möbelstück, sondern das Herzstück des Wohnzimmers zu sein: Poliertes Nussbaumholz versehen mit Bakelit -Reglern und toll erleuchteter Skala.

(Bild: @suti / 123RF Lizenzfreie Bilder)
(Bild: @suti / 123RF Lizenzfreie Bilder)

So verwundert es kaum, dass Artikel über die heutige Radio-Branche auf Webseiten und in Zeitungen ganz bequem mit einem Abbild eines antiken Radios versehen werden. Was auch immer der Bericht über die heutige innovative und moderne Radio-Industrie berichtet – er wird von einem Bild begleitet, das uns Radiomacher als altmodische Ölgötzen dastehen lässt. Dazu fällt mir nur ein, was Werbeguru Giff Gifford zu sagen pflegte: „Repetition Builds Reputation“, also in etwa „Stete Wiederholung sorgt für den steten Ruf“.

Besonders im Internet verlangen heutige CMS-Masken normalerweise zu jeder Geschichte mindestens ein passendes Bild – wie verlockend ist es doch dann, zu einem alten eindrucksvollen Foto eines Radios aus Opas Zeit zu greifen. Ich habe es auch getan, denn wie auch ihr habe ich nicht genug anständige Radio-Fotos. (Das hier zeigt ein altes australisches Autoradio, falls es Dich interessiert – aber wahrscheinlich nicht.)

Antikes australisches Autoradio, ausgestellt bei ABC Brisbane (Foto: ©James Cridland)
Antikes australisches Autoradio, ausgestellt bei ABC Brisbane (Foto: ©James Cridland)

 

Und so können wir das Dilemma meiner Meinung nach gut beheben:

  1. Sucht nach ein paar schönen Motiven neuer, moderner Radioempfänger! Investiert eine geringe Summe des Marketing-Budgets in einige großartig aussehende Radio-Sets, stellt sie auf eure Station ein und macht so viele Fotos wie möglich. (Dies funktioniert am besten, wenn das RDS auch den Sendernamen anzeigt)!
  2. Informiert alle eure Journalistenfreunde über diese Fotos! Lizenziert sie für kostenlose Nutzung! Speichert sie, wo sie leicht zu finden sind – im Presse-Center sowieso, schön und gut, aber auch auf irgendwelchen Seiten wie flickr, die die meisten Journalisten noch immer verwenden, um Bilder zu finden! Links zu diesen Bildern sollten am Schluss jeder einzelnen Pressemitteilung stehen.
  3. Lasst auch mich wissen, wo ich diese Fotos finde und ich verspreche euch, dass ich so viele Links setze, wie ich kann.

Gemeinsam können wir die Welt von – aus reiner Faulheit – verwendeten Fotos antiker Radiogeräte befreien und damit zumindest unterschwellig kommunizieren, dass Radio kein Medium von gestern ist.

 

james-cridlandDer „Radio-Futurologe“ James Cridland beschäftigt sich mit neuen Plattformen und Technologien und ihre Wirkung auf die weltweite Radiobranche. Er spricht auf Radio-Kongressen über die Zukunft des Radios, schreibt regelmäßig für Fachmagazine und berät eine Vielzahl von Radiosendern immer mit dem Ziel, dass Radio auch in Zukunft noch relevant bleibt. Sein wöchentlicher Newsletter (in Englisch) beinhaltet wertvolle Links, News und Meinungen für Radiomacher und kann hier kostenlos bestellt werden: james.cridland.net.

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