Von Dr. Ernst Swoboda
Im April dieses Jahres soll DAB+ auch in Österreich (vorerst als „Testbetrieb“) starten. Und schon tauchen auch bei uns Überlegungen zu einer künftigen Abschaltung von UKW auf – sei es auch nur als Vortrag über den „Schweizer Weg“ auf einer RTR-Veranstaltung. Nun weiß zwar jeder mit Markt und Medium Vertraute, dass sich die heutige UKW-Nutzung aus vielen Gründen (Verzichtbarkeit, Zahl der Geräte pro Haushalt et cetera) nur zu einem Bruchteil in eine (terrestrisch) digitale Nutzung verschieben lassen wird und dass es anders als im TV-Bereich für frei werdende UKW-Kapazitäten keine sinnvolle Alternativnutzung gibt. Aber wer die Möglichkeiten von DAB+, mehr Programme zu deutlich niedrigeren Kosten als UKW zu transportieren, nutzen will – seien es neue Anbieter, die nur via DAB+ verbreitet werden, oder bestehende Anbieter, die zwecks Kosteneinsparung von UKW auf DAB+ wechseln wollen (wie etwa die werbefreie und daher von den Reichweiten kommerziell unabhängige SRG in der Schweiz) – würde sich natürlich gerne die reichweitenstärkere UKW-Konkurrenz vom Hals schaffen und den Markt auf DAB+-Niveau downgraden.
Ein zwar verständlicher, aber geradezu absurder Ansatz: Angebotsvielfalt verlangt nicht nach Abschaltung bestehender, sondern nach Aufmachen zusätzlicher, neuer Verbreitungswege; und die Kostenthematik regelt der Markt: Wer sich die höheren UKW-Kosten leisten möchte, soll dies tun, und solange sich genug solche finden, wird der Betrieb des UKW-Netzes auch für den Betreiber sinnvoll sein. Wenn das einmal nicht mehr der Fall sein sollte, dann wird UKW ohne jeden Zwang auslaufen.
Bis dahin bietet aber gerade die Parallelität von UKW und DAB+ eine einmalige Chance, einen entscheidenden Schritt zu einem echten dualen Rundfunk zu schaffen. Derzeit hat der seinerzeitige Monopolist ORF noch immer über 74 Prozent Marktanteil, vor allem weil er über vier nationale Bedeckungen verfügt, die Privaten hingegen nur einen nationalen Sender und via regionale Sender eine weitere nationale Bedeckung haben. Zudem liegen die weitaus besten und stärksten Übertragungskapazitäten beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk.
Diese ungleichmäßige Aufteilung der UKW-Übertragungskapazitäten kann via DAB+ ins Lot gebracht werden: Nämlich durch einen gesetzlichen Auftrag an den ORF, mit einer nationalen Bedeckung von UKW in DAB+ zu wechseln; diese frei werdende nationale UKW-Bedeckung könnte dann an einen neuen privaten Anbieter vergeben werden. Das würde dem ORF erhebliche Verbreitungskosten sparen, ohne dass er Einnahmenausfälle befürchten müsste (da ja nur die Werbeeinnahmen von Ö3 auf Reichweiten angewiesen sind). Der private Sektor würde hingegen mit einem zweiten nationalen Sender einen großen Schritt nach vorne machen – und der duale Rundfunk wäre mehr als nur ein Stückchen nähergerückt. Es wäre geradezu fahrlässig, diese wirklich große, historische Chance für einen ausgewogenen Rundfunkmarkt zu verpassen.
Dieser Gastkommentar von KRONEHIT-Geschäftsführer Dr. Ernst Swoboda erschien am 09.02.2015 bei horizont.at