Radio ist attraktiv – und es wird intensiv gehört. Das beweisen eindrucksvoll die Zahlen der halbjährlich veröffentlichten Mediaanalyse. Verstärkt hält sich Radio fit für den Wettbewerb der Medien. Moderne Sender nutzen zunehmend neue Kontaktmöglichkeiten wie Twitter oder Facebook, Bewegtbilder und Zusatztexte im Netz. Per Web wird kommentiert, gevotet, gespielt, diskutiert. Die Radio-Community wächst um eine weitere Bindung zum Hörer. Der konsumiert nicht nur, im besten Fall gestaltet er mit. Warum sich also um die Zukunft des Radios sorgen?
Es ist das Anerkennungsdefizit, unter dem das Radio leidet. Belächelt als Nebenbei-Medium. Verdrängt auf der Beliebtheitsskala von Internet und Fernsehen. Von Feuilleton und Medienseiten wenig beachtet. Aufmerksamkeit aber ist in Zeiten wachsender Reizüberflutung ein immer kostbareres Gut.
Die Misere ist nicht nur fremdverschuldet. Die Radiobranche hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten selbst nahezu bewusstlos optimiert. Aus Moderatoren wurden auswechselbare Phrasendrescher, Programmchefs klebten an wöchentlich schwankenden Zahlenkolonnen. Ein Programmrelaunch jagte den nächsten, immer mit dem Hinweis auf die neuesten Researchergebnisse. Mithilfe von Beratungsunternehmen verschwanden Ecken und Kanten, wurden die kleinsten Lokalsender „positioniert“: Jingles, Promos, Verpackungselemente klingen jetzt wie beim großen amerikanischen Radio-Network.
Und jetzt die Gegenbewegung? Zunehmend verzichten Radiosender auf Musikbetten, aufwändige Jingles und Schreihals-Gewinnspiele: Das Sound-Bild wird reduziert, um den heutzutage reiz- und informationsüberfluteten Hörer nicht zu nerven.
Wenn Radio „leiser“ wird, wie wird es sich neu profilieren? Wie wird ihm in Zeiten komplexer Medienangebote genügend Aufmerksamkeit zuteil? Relevante Inhalte, neues Storytelling, abwechslungsreichere Darstellungsformen, Audio-Slideshows im Netz, gekonntes Engagement in Social Media und smarte Aktionen in Verbindung mit dem Internetangebot können ein Weg sein, für mehr Relevanz lokal wie regional zu sorgen.
Die Themen
- Abgehört – abgeschaltet – abgemeldet? Wo liegt die Relevanz des Radios? Warum wird es so oft unterschätzt?
- Aufmerksamkeit ist ein immer kostbareres Gut: Wie „verkaufen“ wir besser unsere Stärken und stärken die Marke?
- Darf’s ein bisschen weniger sein? Neue Trends bei Auswahl und Einsatz von Verpackungs- elementen
- Die Darstellungsformen im Radio erschöpfen sich zunehmend in Kollegengesprächen und Mod mit O-Tönen. Lernen wir wieder spannende Geschichten abwechslungs- reich zu erzählen!
- „Und jetzt die Nachrichten“: Verlautbarungsjournalismus oder öfter mal eigene Nachrichten setzen?
- Wie sieht die Markt- und Medienforschung die nahe Zukunft des Radios? Was zählen noch Erfahrung und Bauchgefühl?
- „Aktiv im Netz? Na klar! Bloß kosten darf es nichts …“ Attraktive und interaktive Radiopräsenz im Internet, auch ohne große Budgets.
- Quelle, Kommunikationskanal oder Spielwiese? Strategisch ran ans Social Web und immer an die Netiquette denken.
Veranstalter
- Bundeszentrale für politische Bildung/bpb
- Fachbereich Multimedia /Journalistenprogramm
- Akademie für Politische Bildung Tutzing
Seminarleitung und Team
- Dr. Michael Schröder, Akademie für Politische Bildung Tutzing
- Berthold L. Flöper, Bundeszentrale für politische Bildung/bpb
- Prof. Axel Buchholz, Johannes-Gutenberg-Universität Mainz
- Martin Knabenreich, Chefredakteur Radio Bielefeld
- Sandra Müller, Freie Hörfunkjournalistin, Tübingen
- Inge Seibel-Müller, freie Journalistin und Medienberaterin
- Florian Schwinn, Hessischer Rundfunk
- Marcus Schuler, Bayerischer Rundfunk
- Andrea Stullich, Chefredakteurin Radio RST
Zielgruppe
Programmverantwortliche, RvDs und CvDs, erfahrene Reporter/innen und Redakteure/innen in privaten und öffentlich-rechtlichen Sendern
Konzept
Der dreitägige Workshop der Bundeszentrale für politische Bildung und der Akademie für Politische Bildung in Tutzing richtet sich an Programmmacher/innen in privaten und öffentlich-rechtlichen Sendern. Die Tutzinger Radiotage fungieren als eine offene Redaktionskonferenz mit Experten, Diskussionen und Best-Practice-Beispielen für einen praxisnahen Erfahrungsaustausch – vorbereitet und entwickelt von Radiomacher/innern für Radiomacher/innen.
Kosten
Die Tagungsgebühr beträgt 80 Euro und ist am Anreisetag zu bezahlen. Die Kosten für Unterkunft und Verpflegung übernimmt der Veranstalter. Fahrtkosten werden nicht erstattet. Beginn am Sonntag, 18. September, um 14.00 Uhr und Ende der Tagung am Dienstag, 20. September, um 12.30 Uhr
Tagungsort
Akademie für Politische Bildung Tutzing Buchensee 1 82323 Tutzing Telefon: +49 (0)8158 256-0 www.apb-tutzing.de
Hinweis
In den Gästezimmern der Akademie gibt es Internetanschluss, aber keine Radios. Bei Bedarf bitte mitbringen. Mehr Details zum Workshop, den Tagungsablauf, Informationen zu den Referenten/innen und aktuelle Nachrichten rund um die Digitalisierung des Hörfunks finden Sie unter www.hoerfunker.de