Um herauszufinden, wie in Deutschland aktuell und zukünftig Musik entdeckt, gekauft und konsumiert wird, haben die GEMA und bedeutende musikwirtschaftliche Verbände eine dreijährige Studie in Auftrag gegeben. Seit August 2018 werden dafür halbjährlich Personen zu ihrer Musiknutzung befragt. Inzwischen liegen die Ergebnisse der siebten und letzten Befragungswelle vor.
Im Juni 2021 gaben 1.487 in Deutschland lebende Menschen im Alter von 16 bis 70 Jahren in einem Online-Fragebogen wieder Auskunft darüber, wie sie Musik nutzen. Die Befragung erkundigte sich unter anderem nach der Nutzung von Musik-Streaming und Playlists, dem Verhalten bei Suche, Kauf und Hören von Musik sowie der Einstellung zu Live-Events und Musikvideos. Aber auch nach Musikgeschmack und technischer Ausstattung wurde gefragt.
Die wichtigsten Ergebnisse
Vor allem bei der Betrachtung, wie viel Geld monatlich für Live-Musikevents ausgegeben wird, hat Corona nach wie vor ein gehöriges Wörtchen mitzureden. Sowohl die Ausgaben für Konzerte als auch für Festivals sanken im Befragungshalbjahr um 74 bis 83 Prozent, was sicherlich stark damit zusammenhängt, dass in der Pandemie die Gelegenheiten für solche Events fehlten. Aber auch insgesamt saß das Portemonnaie bei Musikausgaben nicht besonders locker.
Lediglich beim Streamen von Musik waren die Befragten recht spendabel: Es nahm um 29 Prozent zu im Vergleich zum Sommer 2019. Physische Tonträger wie CD-Alben befinden sich hingegen im Abwärtstrend.
Musiknutzung sinkt weiterhin
Interessant ist, dass während der Pandemie die Nutzung von Musik insgesamt rückläufig war. Und dies, obwohl die Menschen in Lockdown-Zeiten viel mehr Zeit zu Hause verbracht haben als sonst. Seit Beginn der Studie im August 2018 sank der wöchentliche Musikkonsum um 15 Prozent – das sind umgerechnet drei Stunden und 15 Minuten. Und natürlich stehen auch hier Live-Events mit einem Rückgang von 68 Prozent ganz oben im Ranking. Ebenfalls gesunken ist die Beliebtheit des herkömmlichen Radios, und zwar um 23 Prozent. Dieser Trend wurde allerdings etwas abgemildert durch Zuwachsraten von 56 Prozent beim Online-Radio.
Doch woran liegt die generelle Abnahme in der Musiknutzung? Als mögliche Ursachen nennen Experten die Zunahme von alternativen Unterhaltungsformaten, wie Podcasts oder Video-Streaming. Die Reichweite von Streaming-Plattformen wuchs zwar nämlich auf 32 Prozent, allerdings wird dort die Zeit zu zehn Prozent mit dem Hören von Podcasts und zu acht Prozent mit Hörbüchern verbracht. Eine weitere Erkenntnis: Einzelne Songs werden von 46 Prozent der Befragten lieber konsumiert, als ganze Alben, die nur 16 Prozent bevorzugen.
Online-Trends bei Live-Events
Wie bereits angesprochen ist der Live-Sektor immer noch am heftigsten von den pandemiebedingten Restriktionen des öffentlichen Lebens betroffen. Nach wie vor finden Veranstaltungen mit Publikum nur eingeschränkt statt und sind schwer planbar. Vielen Menschen fehlt es offenbar noch an Vertrauen in die Hygienekonzepte der Veranstalter. Doch dies könnte sich in Zukunft ändern: Zwei Drittel würden inzwischen Konzerte mit Sitzplätzen und AHA-Regeln besuchen und sich auch von Test- oder Impfnachweispflichten nicht abschrecken lassen.
Rund ein Drittel der Befragten hat trotz Corona nicht ganz auf den Live-Genuss verzichtet und mindestens einmal die Live-Übertragung eines Musikevents im Internet genutzt. Knapp 60 Prozent würden dies auch nach der Pandemie wieder tun, vor allem in dewn Wintermonaten – und dafür Beträge von im Schnitt 7,50 Euro bezahlen. Die Investitionsbereitschaft verdoppelt sich sogar auf 15,40 Euro bei denjenigen, die so ein Online-Event schon einmal selbst erlebt haben.
Zurück zum privat genutzten Musikgenuss: Bei der technischen Ausstattung machen vor allem Smart Speaker gerade von sich reden. 20 Prozent der Befragungsteilnehmer haben so ein Gerät bereits im Einsatz – und damit mehr als doppelt so viele wie zu Beginn der Studie im August 2018.
Auftraggeber der Studie sind:
- Bundesverband der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft e. V. (BDKV)
- Bundesverband Musikindustrie e. V. (BVMI)
- Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (GEMA)
Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten (GVL) - Live Musik Kommission – Verband der Musikspielstätten in Deutschland e. V. (LIVEKOMM)
SOMM – Society Of Music Merchants e. V. (SOMM) - Verband unabhängiger Musikunternehmer*innen e. V. (VUT)
- Unterstützer und Förderer:
- Behörde für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg
Initiative Musik gGmbH - Wissenschaftliche Leitung:
- Prof. Dr. Michel Clement, Inhaber des Lehrstuhls für Marketing & Media am Institut für Marketing der Fakultät für Betriebswirtschaft an der Universität Hamburg.
Methodik: halbjährliche repräsentative Panelbefragung in sieben Wellen