club.radio stürmt Webradio-Charts 

club.radio - good musicAls der deutsche Jazzspezialist Tom Glagow am 4. September 2020 mit seinem club.radio erstmals on air ging, sagten ihm nicht wenige ein schnelles Ende seines ambitionierten Projektes voraus. Ausschließlich in der Blase Internet einen Publikumserfolg zu landen gilt in der Radiowelt als schier aussichtsloses Unterfangen. Dazu noch mit einem Jazz-orientieren Format, für das sich angeblich ohnehin nur sehr wenige Hörer interessieren. So kann man sich irren: ein gutes halbes Jahr nach Sendestart hat Glagow das Feld der Mitbewerber von hinten aufgerollt. Derzeit rangiert club.radio in den „Phonostar Jazz & Blues“-Charts bereits auf Rang 2. Knapp hinter der alt-ehrwürdigen ORF-Welle Ö1. Aber vor Radio Swiss Jazz, BBC Radio 3, SRF 2 Kultur oder Bremen Zwei. Im Ranking der beliebtesten Stationen (immerhin über 20.000 Sender) steigt das Programm des Münchner Radiomachers in der vergangenen Woche von Platz 34 auf 24. Nicht schlecht für ein reines Internetradio, das nur mit Bordmitteln wie die sozialen Medien oder Mund-zu-Mund-Propaganda auf sich aufmerksam machen kann. Neben der erstaunlichen hohen Hörerreichweite kann club.radio laut Phonostar zudem auf eine überdurchschnittlich lange Hördauer verweisen.

Tom Glagow (Bild: Club.Radio)
Tom Glagow (Bild: Club.Radio)

Selfmademan Tom Glagow hat offenbar eine Nische gefunden, die in dieser Form bislang kaum besetzt wurde. Jazz (Glagow definiert sein Musikformat eher als „Good Music“) ist im Radio heute generell unterrepräsentiert. Spezialsendungen wie auf club.radio, in denen – einem „roten Faden“ folgend – vertiefend auf Jazz- und Funkmusik eingegangen wird, sind allerdings auch in der deutschen UKW-Welt rarer geworden. Oder finden sich abgeschoben auf Randzeiten (meist mitten in der Nacht). Schade eigentlich, die Jazzgemeinde innerhalb der Bevölkerung ist größer und Hörfunk-affiner als gemeinhin angenommen. Auch weit weniger elitär „verkopft“ wie Radiomacher uns hin und wieder gerne weismachen. Es kommt eben immer auf die Mischung bei der Musikauswahl an – und auf die Art wie überzeugend sie den Hörern per Moderation motiviert wird. Offenbar trifft der neue Sender mit seinem Konzept bereits nach kurzer Zeit den Nerv eines Publikums, das „seine“ Musik – statt seelenlos auf Streaming-Diensten vorgegeben – lieber mit Bedacht zusammengestellt vom Moderator persönlich präsentiert haben möchte.

Tom Glagow (Bild: club.radio)
Tom Glagow (Bild: club.radio)

Tom Glagow gilt in der Radio- und Musikszene als ausgewiesener Jazz-Experte. Bevor er 1992 zu Universal Music wechselte und dort für die Jazz-Abteilung verantwortlich zeichnete, arbeitete er als Moderator und Redakteur fünf Jahre beim Hamburger Stadtsender Radio 107 (aus dem später Alsterradio 106!8 hervorging).

Bei seiner Station als Geschäftsführer der Global Chrysalis Musikverlage in München arbeitete Glagow mit Künstlern wie den Crusaders, Herbie Hancock, Till Brönner, Sebastian Studnitzki, Nils Wülker oder Lee Ritenour. 

2008 gründete er die C.A.R.E. Music Group. Bis heute hat das Label 40 Alben veröffentlicht – von Tower Of Power, Chuck Loeb bis zu Dave & Don Grusin. Seit 1998 ist Tom Glagow Mitglied und stimmberechtigtes „Votingmember“ der amerikanischen Institution NARAS (National Academy of Recording Arts and Sciences), die jährlich die begehrten US-“Grammy-Awards“ vergibt. Von 2009 bis 2018 war er Jurymitglied für den “Echo Jazz“.

Vor seinem Start mit club.radio war Glagow sieben Jahre lang beim PopStop-Radio von Frank Laufenberg mit einer eigenen Show tätig.

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