Aufwertung für die Musikeinsätze der deutschen Radiosender! Denn Airplay ist ab der 50. Woche 2020 Teil der “Offiziellen Deutschen Single-Charts“. Dies gaben der Bundesverband Musikindustrie (BVMI) und GfK Entertainment als Auftraggeber beziehungsweise Ermittler des wöchentlichen Branchenbarometers heute bekannt.
So werden seit dem 4. Dezember neben physischen Verkäufen, Downloads und Premium-Musik-Streams auch die “Offiziellen Deutschen Airplay-Charts“ in die Single-Auswertungen integriert. Grundlage sind die erzielten Airplay-Chartpunkte der 300 Toptitel binnen einer Woche. Diese werden von Erlanger Monitoring-Spezialisten MusicTrace ermittelt.
Ziel der “Offiziellen Deutschen Charts“ ist es, die Vielseitigkeit der Musiknutzung möglichst umfassend widerzuspiegeln. Basis der Hitlisten sind die Verkaufs- beziehungsweise Nutzungsdaten von über 2.800 Händlern der Absatzwege stationärer Handel, E-Commerce, Download und Musik-Streaming. Mit dem Radio-Segment wird nun ein weiterer zentraler Weg der Musiknutzung dargestellt.
Zwischen 1989 und 2001 waren Radio-Plays schon einmal in den “Offiziellen Deutschen Charts“ integriert – damals aber nur im Rahmen der Plätze 51 bis 100.
Mit Spannung darf man nun die erste Airplay-inkludierte Ausgabe und deren Auswirkungen auf das Ranking der Charts erwarten. In den letzten Jahren hatte sich vor allem das Nutzungsverhaltung von Streaming sehr nachhaltig auf die Platzierungen niedergeschlagen – und die Single-Rangliste mit einer großen Zahl an Songs aus den Bereichen deutscher Rap und HipHop geflutet.
RADIOSZENE Mitarbeiter Michael Schmich sprach mit Georg Sobbe, Leiter Marktforschung & Entwicklung beim BVMI, über die Beimischung der Radioeinsätze bei der Erhebung der Single-Charts.
„Die Einbindung des Radios als reichweitenstärksten Mediums ist ein bedeutender Baustein unseres Konzepts“
RADIOSZENE: Welche Ziele verknüpfen Sie mit diesen Änderungen?
Georg Sobbe: Es ist unser Bestreben, in den Top 100 Singlecharts die Musiknutzung in all ihren Facetten abzubilden, um möglichst ein umfassendes repräsentatives Bild der Musiknutzung über alle Hörer- und Käufergruppen aufzuzeigen. Somit ist die Einbindung des Radios als reichweitenstärksten Mediums ein folgerichtiger und bedeutender Baustein unseres Konzepts.
RADIOSZENE: Wie sieht diese Einbeziehung der Rundfunkeinsätze konkret aus?
Georg Sobbe: Die aus der von MusicTrace vorgenommenen Ermittlung der wöchentlichen Airplaycharts resultierenden Chartpunkte werden von der GfK Entertainment den “Offiziellen Deutschen Top 100 Singlecharts“ hinzugefügt. Der Wert eines Airplaychartpunktes errechnet sich dabei aus dem durchschnittlichen aktuellen Wert einer Sendeminute multipliziert mit der durchschnittlichen Einsatzdauer der Titel. Da der Radio-Hörer in der Regel keinen direkten Einfluss hat, welche Musik im Radio gespielt wird, berücksichtigt die Kalkulation des Chartwertes für einen Airplaychartpunkt diese Passivität der Nutzung zusätzlich.
RADIOSZENE: Sind weitere Veränderungen bei der Ermittlung der “Offiziellen Single Top 100“ geplant?
Georg Sobbe: Die BVMI-Gremien durchdenken in einem laufenden Procedere mögliche Weiterentwicklungen der “Offiziellen Deutschen Charts“. Im Rahmen wertbasierter Charts werden auch weitere Nutzungskanäle hinsichtlich einer Integration in die “Offiziellen Single Top 100“ geprüft. Sobald konkrete Neuerungen entschieden und ausgearbeitet sind, werden diese jeweils zu gegebener Zeit verkündet.
Parallel zur Integration der Top 300 Airplay-Chartpunkte fließen seit dem 4. Dezember auch die Daten des Musikstreaming-Services Amazon Prime Music in die “Offiziellen Deutschen Charts“ ein. Der Schwester-Dienst Amazon Music Unlimited ist bereits seit Ende 2016 Teil der Top 100.