Webradio mit Promi-Effekt: Ray Cokes auf QUU.FM

Maik Nöcker und Ray Cokes
Maik Nöcker und Ray Cokes

Am 28. Mai 2008 startete ein Internetsender in Deutschland, der vor allem wegen seiner Moderatoren auffällt. Neben Dr. Michel Friedman (HR), Minh-Khai Phan-Thi (Kabel 1), ist seit kurzem auch Bärbel Schäfer (RTL) mit dabei. Am kommenden Montag wird nun auch der frühere MTV-Star Ray Cokes seine Premierensedung live von der IFA Berlin moderieren. Grund genug nachzufragen, welches Konzept hinter QUU.FM steckt. Ulrich Köring sprach mit QUU.FM-Programmdirektor Maik Nöcker.

RADIOSZENE: Es gibt ja bereits tausende Internetradios in Deutschland, was unterscheidet denn QUU.FM von anderen Webradios?

Nöcker: In jedem Fall unser Programm! Und das bauen wir in den nächsten Wochen stetig aus. Unsere Musikfarbe finde ich sehr besonders. Aber vor allem sind wir kein Einbahnstrassen-Medium, bei dem man mal an einem Gewinnspiel teilnehmen kann. Bei uns kann jeder die Inhalte selbst mitgestalten oder ergänzen. Für Leute, die Moderator werden wollen, oder Stand-Up Comedian oder Reporter ist QUU.FM die richtige Bühne. Einfach in der Community anmelden, iQUU werden und die selbstgemachten Stücke hochladen. Nehmen Sie iQUU Clark, der hat eine eigene Comedy entwickelt. „Die Leiden des jungen Werbers“. Hochgradig lustig und mittlerweile fester Bestandteil in unserem Programm. Wir verändern die Nutzungsoberfläche Radio und das ist sehr spannend.

RADIOSZENE: Wenn man sich das QUU.FM-Moderatorenteam anschaut mit u.a. Bärbel Schäfer, Michel Friedmann und ab Montag der Ex-MTV-Star Ray Cokes, scheint es das erste deutsche Promi-Webradio zu sein. Fällt es Ihnen so leichter, auf sich aufmerksam zu machen auch in der Werbebranche?

Nöcker: Wir sind ein Webradio, das von Menschen gemacht wird, die Radio lieben. Das ist entscheidend. Und dazu zählen auch Prominente, die ja teilweise beim Radio angefangen haben. Aber es stimmt schon, dass man mit prominenten Menschen mehr Aufmerksamkeit bekommt. Wer weiss, ob wir uns hier unterhalten würden, wenn Ray Cokes am Montag nicht starten würde. Ob es uns in der Werbebranche leichter fällt, kann ich nicht beurteilen, weil ich die Situation bei den übrigen Sendern nicht kenne. Ich bin aber mit der Anzahl der Kontakte und auch mit der Qualität zufrieden.

RADIOSZENE: Welche Rolle spielt die Musik bei QUU.FM? (Spartenkanäle bis zu individuellem Radio wie last.fm gibt es ja auch jede Menge…)

Nöcker: Musik spielt eine große Rolle. Radio und Musik gehören zusammen. Ich finde im Übrigen nicht, dass man Webradios und last.fm vergleichen kann. Ich empfinde das auch nicht als Radio. Last.fm ist eine gut gemachte Technik, eine Juke-Box, so wie ein gut gefüllter MP3 Player, bei dem man den Geschmack einstellen kann. Egal welchen. Bei uns arbeiten Musikredakteure, die mit viel Leidenschaft und Fachverstand an die Musikauswahl gehen und einen ganz besonderen Stil entwickelt haben. Wir nennen das QUU Style Music.

RADIOSZENE: Kann man schon etwas über die Zahl der Hörer bis jetzt sagen, wie viele sind technisch möglich?

Nöcker: Das Potential ist laut letzter Studie rund 4 Mio User in Deutschland. Wir senden jetzt seit 3 Monaten, da ist dieses Potential natürlich noch nicht ausgeschöpft.

RADIOSZENE: Worin besteht das Finanzierungsmodell, sind neben klassischer Bannerwerbung oder auch Audio-Werbespots im Programm geplant?

Nöcker: Wir gehen hier völlig andere Wege. Keine Spots, keine klassischen Banner. Wir verstehen uns als Entertainment Plattform. Da gibt es kreativere Lösungen als 30 Sekunden Spots. Wir binden unsere Partner individuell und exklusiv bei QUU.FM ein. Nehmen Sie unseren Partner Philips. Wir liefern das Programm und Philips die Endgeräte. Dafür haben wir dann eine gemeinsame Kommunikationsstrategie entwickelt. Angefangen bei uns im Programm, über die Website bis hin zu Kooperationspartnern, gemeinsamen Auftritten im Handel oder der Ray Cokes Premiere am Montag live von IFA Stand von Philips.

QUU.FM-Geschäftsführer Harald König, Ray Cokes, Programdirektor Maik Nöcker
QUU.FM-Geschäftsführer Harald König, Ray Cokes, Programdirektor Maik Nöcker

RADIOSZENE: Bekommen die Moderatoren ein Gehalt oder arbeiten sie (noch) ehrenamtlich?

Nöcker: Arbeiten Sie ehrenamtlich, weil Sie für ein Magazin arbeiten, das im Internet verbreitet wird?

RADIOSZENE: Sind in Zukuft neben dem Internet noch andere Ausspielwege (DVB-H, Kabel, Satellit) geplant?

Nöcker: Unsere Strategie heißt web, web @ home und web 2 go. Also im Job mit dem Computer, zuhause mit computerunabhängigen Netzwerkspielern und unterwegs mit dem Handy. Dann bin ich überall zu empfangen und das reicht mir.

RADIOSZENE: Welche Moderatoren wünschen Sie sich noch auf QUU.FM?

Nöcker: Wenn es nach mir geht, hätte ich gerne den jungen Thomas Gottschalk direkt aus Malibu. Aber wichtiger wäre mal ein neues Talent. Ein neues Gesicht oder eine neue Stimme für Deutschland. Jemand mit Kopf, Kreativität und einem Wortschatz von mehr als 200 Wörtern.

RADIOSZENE: Wie sehen Sie die Zukunft von Webradio im Vergleich zu den klassischen Sendern auf UKW?

Nöcker: Ich glaube immer an Fortschritt. Im vorletzen Jahrhundert wurde mal prognostiziert, dass die Strassen von London in Pferdemist ersticken werden, wenn die Entwicklung der Pferdekutschen so rasant weiter geht. Vor einen Jahr wurde ich noch gefragt, wie man Webradio eigentlich empfangen kann und vor vier Wochen hat Philips den NP1100, einen Netzwerkspieler herausgebracht, mit dem Sie in 15 Sekunden QUU.FM hören, völlig unabhängig vom Computer. Und beim Mobilfunk hat die Entwicklung gerade erst angefangen. Und schon bald werde ich mich mit dem gleichen Komfort zwischen einem Sender, der vor meiner Haustür sendet oder einem nationalen oder gar globalen Lifestyle Produkt entscheiden können. Ob dieser dann über UKW oder WWW sendet, wird völlig egal sein.

RADIOSZENE: Herr Nöcker, vielen Dank für das Gespräch.

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QUU FM