Prof Dr. Klaus Goldhammer ist sich da sicher: UKW-Abschaltung kommt absehbar nicht. In einem Gutachten sollte er für die Medienanstalt NRW das Szenario auffächern, wie die Zukunft des Hörfunks im bevölkerungsreichsten Bundesland aussehen wird. Mit einer Fülle von Zahlen und Tabellen vermittelte er auf einer Infoveranstaltung in Düsseldorf die zugegeben nicht ganz neue Erkenntnis: digital gewinnt, analog verliert.
Immerhin 1,3 Millionen Haushalte hören in NRW Radio über DAB+, im Vergleich zu anderen Bundesländern noch wenig, aber schon jetzt „nicht zu verachten“, sagt Goldhammer. Im Endausbau sieht er für DAB+ Marktchancen von 13 Prozent im Vergleich zu anderen Verbreitungswegen.
Hohe Bedeutung misst der Berliner Medienwissenschaftler der Online-Verbreitung zu. Schon 38 Prozent der 14 bis 69-jährigen im Land nutzen Musikkanäle wie Youtube ein- bis zweimal wöchentlich. Im Bereich kostenpflichtige Musikstreaming-Dienste veranschlagt er gar einen Markt von 150 Millionen Euro. „Verdammt viel“, wenn man jetzt schon 7 Prozent Online-Musikabos in NRW annehme, so Goldhammer.
Da das Gutachten als Entscheidungshilfe für Landesanstalt NRW dazu dienen sollte, wie es in Zukunft mit Radio in NRW weitergeht, gab dann der Chef der Medienanstalt NRW, Tobias Schmid, das erste Fazit der Medienwächter aus dem Papier bekannt. In Zukunft alleine auf UKW zu setzen, sei also falsch. Man wolle vielmehr eine Chance für eine möglichst vielfältige Radiolandschaft in NRW einräumen. Man wolle aber sehen, ob nun tatsächlich dafür DAB „d i e Sensationstechnik sei oder nicht“, so Schmid.
Der weitere Fahrplan der Medienanstalt sieht nun so aus: Ab 1. Oktober 2018 wird eine spezielle Formular-Seite freigeschaltet, auf der Interessenten einem „Call for Interest“ folgen und eintragen können, was sie möglicherweise planen. Man sei vorerst offen , ob sich das auf landesweiter oder regionaler Basis abspiele, so Schmid.
Aus den Antworten wolle die Landesanstalt NRW dann Rückschlüsse zu technischer Machbarkeit und weiterem Vorgehen ziehen. Bei der Frage nach den Kosten für ein mögliches neues DAB-Sendernetz erging sich der Tobias Schmid in Vermutungen: sechs bis neun Millionen kämen auf die Veranstalter zu. Sicher sei nur eines: Subventionen gäbe es nicht.
Weiterführende Informationen
Kurzfassung des Gutachtens: „Zukunft des Hörfunks in Nordrhein-Westfalen 2028“ (PDF)
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