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Was Radio in Zukunft am grundlegendsten beeinflusst

Medientage München: Was Radio in Zukunft am grundlegendsten beeinflussen wirdIn genau einer Woche, vom 24. bis 26. Oktober 2017, diskutieren viele Köpfe der nationalen und internationalen Radiobranche bei den MEDIENTAGEN MÜNCHEN über alle Themen, die Radiomacher derzeit bewegen: wie wird das Radio in Zukunft aussehen?. Die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) gestaltet die Audioschiene an allen drei Veranstaltungstagen und ist auch Kooperationspartnerin in der Digital Media-Schiene und beim Europatag.

Im Fokus stehen die gewaltigen Veränderungen in der Medienlandschaft: Mit „Innovate now!“ rüttelt Laura R. Walker, President & CEO New York Public Radio, am Dienstag, 24. Oktober, die Branche auf. Der Audiogipfel am Mittwoch, 25. Oktober, steht unter dem Motto „Eine Branche erfindet sich neu“. „Mehr Radio“ verspricht das DAB+-Panel von Digitalradio Deutschland und der BLM am 24. Oktober. Und die Rolle von Podcasts wird bei der Präsentation des Webradiomonitors 2017 diskutiert, zu der BVDW, VPRT und die BLM am 25. Oktober einladen.

Um einen kleinen Überblick über die Vielfalt der Radiothemen auf den Medientagen München zu bekommen, haben wir vorab schon mal einige Radiomacher gefragt, was das Radio in Zukunft ihrer Meinung am grundlegendsten beeinflussen wird.

 

Was Radio in Zukunft am grundlegendsten beeinflussen wird

Klaus Schunk rund200„Die größte Herausforderung für das Radio ist die digitale Transformation seiner Verbreitung. Hier müssen wir einen Weg finden, mit dem die Refinanzierung der privaten Angebote, die heute zu 100 Prozent von ihrer UKW-Verbreitung abhängen, in diesem Prozess jederzeit sichergestellt ist. Und wir müssen gewährleisten, dass das duale Radiosystem sich digital so entwickelt, ohne dass dabei die schon bestehende Schieflage durch eine weitere Expansion der ARD-Hörfunkangebote zu Lasten der privaten Angebote weiter voranschreitet. Radio ist das täglich am meisten genutzte Medienangebot. Das oberste Ziel muss es sein, dass die regionale und lokale Angebotsvielfalt im Hörfunk, bei der die Privaten einen wesentlichen Beitrag zur Information der Menschen in diesen Verbreitungsräumen leisten, erhalten bleibt und auch wirtschaftlich im Digitalen eine sichere Zukunft hat.“ 

(Klaus Schunk, Vorsitzender des Fachbereichs Radio und Audiodienste im Verband Privater Rundfunk und Telemedien e.V. (VPRT) und Geschäftsführer von Radio Regenbogen)


ina tenz antenne bayern 200rund

„Die Qualität einer guten 360°-Strategie wird das Radio grundlegend beeinflussen. Storytelling über Audio, Video und Social Media, gut miteinander vernetzt und präsentiert von authentischen Personalities wird das Radio zum spannendsten Begleitmedium der Welt machen.“

(Ina Tenz, Programmdirektorin ANTENNE BAYERN)

 


Nathalie Wappler Hagen rund200

 

„Was das Radio in Zukunft am grundlegendsten beeinflussen wird? – Die Herausforderungen der Gleichzeitigkeit von linearen und nicht-linearen Angebotsstrukturen.“

(Nathalie Wappler-Hagen, Vorsitzende der ARD-Hörfunkkommission)

 


Willi Schreiner rund200„Die größte Herausforderung, aber auch zugleich Chance, ist die Digitalisierung unserer Alltags- und Lebenswelten. Der Hörfunk wird sich auf neue Herstellungsprozesse und differenzierte Kommunikationswünsche einstellen müssen. Technologisch ist für mich der hybride Ansatz, die digital-terrestrische Verbreitung für Audio als „Basisversorgung“ und zusätzlich der zusätzliche Reichweitengewinn über das Internet, die große Herausforderung und Chance.

Radio muss auch weiterhin ein kostenloses Produkt für den Hörer sein, deshalb ist der digital-terrestrische Verbreitungsweg über DAB+ wichtig und sinnvoll. Radio muss vor allem in der Fläche immer und überall empfangbar sein. Der eigene terrestrische Verbreitungsweg, den die Hörer ohne zusätzliche Kosten überall und jederzeit nutzen können, ist für jeden Veranstalter lebensentscheidend, Rundfunk benötigt deshalb die eigene Infrastruktur.

Digitalität erfordert auch, dass der Hörer von seinem Sender „mehr bekommt“. Manches muss auch schneller angepackt werden, denn wer beispielsweise auf das alte ARI-Verkehrssystem vertraut, hat wahrscheinlich längst übersehen, dass andere Anbieter aus dem Internet dies schneller und besser machen. Die alte Radiowelt ist vorbei, manche wollen es aber nicht glauben.“

(Willi Schreiner, Geschäftsführer Absolut Digital und Antenne Deutschland)


Jonas Bedford Strohm 200„Mit intelligenten Sprachassistenten wie Alexa und Google Home entwickelt sich gerade eine neue Gerätegattung, die das Potenzial hat, das alte Radiogerät weitgehend zu ersetzen. Der Markt für die Geräte steckt hierzulande noch in den Kinderschuhen, aber der Erfolg in den USA verspricht auch für Deutschland eine disruptive Entwicklung in den nächsten fünf Jahren. Angst machen muss das Radiomachern aber nicht – im Gegenteil! Alexa und Co bieten spannende neue Möglichkeiten, kreativ und partizipativ Radio fürs 21. Jahrhundert zu machen.“

(Jonas Bedford-Strohm, Team Lead Alexa, Bayerischer Rundfunk)


Armin Braun rund200BDer Nutzer. Im wachsenden Wettbewerbsumfeld stellt sich mehr und mehr die Frage: Wie stellen wir unsere User zu 100% zufrieden. Zufriedenheit entsteht immer durch das Übertreffen einer Erwartungshaltung. Diese wird durch die Digitalisierung nach oben geschraubt, also müssen wir besser werden! Dazu brauchen wir die maximale Kenntnis über unsere Hörer (Hörerdaten, aber auch persönliche Insights)  Und kreative, innovative Ideen, die sie überraschen, begeistern und emotional bewegen.Diese finden wir nicht durch Daten, sondern durch schlaue Köpfe und Mut!

Armin Braun (Prokurist, Programmleiter & Geschäftsführer, TOP Radiovermarktung, 94,3 rs2, Berliner Rundfunk, KISS FM)


florian meyer hawranek rund200

„Gerade ist eine großartige Zeit, um Audio-Journalismus zu machen: Der Podcast-Boom belebt guten Journalismus im Radio. Das zeigen neue Formen und Formate, aufwändige Dokus und emotionale Erzählungen, aber auch ein gewachsener Anspruch der Hörer weg vom Lean-Back zum Lean-Forward-Listening. Da kommt noch viel Spannendes.“

(Florian Meyer-Hawranek, Head of Content, PULS)


fluxfm mona ruebsamen rund200„Die Mediennutzer, Jugendliche und Erwachsene gleichermassen, entwickeln zunehmend eine selbstverständliche Erwartungshaltung an Medien: Verfügbarkeit auf dem Gerät ihrer Wahl, zu einem indiviuellen Zeitpunkt abrufbar, auf individuelle Bedürfnisse zugeschnitten, kommunikativer Rückkanal inklusive. Die Herausforderung für Radio ist es, den durchaus geschätzten Komfort der linearen Programme, über alle eigenen sozialen Plattformen sowie Kooperations-Partner auditiv und visuell auch in Auszügen erlebbar zu machen. Außerdem muß das Ziel sein, sich trotz der explodierenden Audio-Landschaft weiterhin bei den Hörern in dem täglichen Medienmix als „trusted filter“ zu verankern.“

(Mona Rübsamen, Geschäftsführerin, FluxFM / Flux Music GmbH)


Klaus Goldhammer rund200„Neben all den anderen wichtigen Entwicklungen dürften Sprachsteuerung und digitale Assistenten das Radio in Zukunft stark beeinflussen: Über 40% der Online-Audioanbieter in Deutschland sagen, dass Alexa und Co. künftig eine besonders wichtige Rolle spielen werden. Dies und vieles mehr, z.B. auch beim Boomthema Podcasts, wird beim neuen Webradiomonitor auf den Medientagen München diskutiert.“

(Dr. Klaus Goldhammer, Geschäftsführer, Goldmedia)


Christian Bollert rund200„In Zukunft werden, nach allem was wir heute wissen, intelligente Lautsprecher eine entscheidende Rolle für Radio- und Podcastmacher spielen. Die Erfolge von Amazon Echo oder Google Home in den USA sind ein Fingerzeig in diese Richtung. Das könnte dazu führen, dass Webradios noch einmal stärker wachsen und alte Technologien wie UKW ernsthaft angreifen. Zumindest sehen wir von detektor.fm das auch bei unseren Tests mit diesen Geräten. Steht ein intelligenter Lautsprecher in einem Raum mit mehreren Leuten, haben wir häufiger eine Webradionutzung als Podcast-Hören beobachtet.“

(Christian Bollert, Geschäftsführer detektor.fm)


Walter Schmich rund200

„Radio muss sich in Zukunft sicherlich  noch stärker mit der „gattungsfremden“ Konkurrenz auseinandersetzen, z.B. mit weiteren Angeboten aus dem Netz oder Playern, die bis dato noch nicht auf dem klassischen Radiomarkt tätig waren. Hinzu kommt, dass wir mit unseren Angeboten immer mehr  Ausspielwege bedienen müssen, um auch bei den jüngeren Zielgruppen attraktiv zu bleiben oder wieder zu werden.“  

(Walter Schmich, Leiter Programmbereich, Bayern 1, Bayern 3 & Puls)


tim torno rund200„Radio muss sich nicht neu erfinden, sondern darauf besinnen was schon immer seine Stärken waren. Die junge Zielgruppe für das Radio zu begeistern ist eine der Hauptaufgaben der Zukunft. Nicht nur um neue Hörer zu gewinnen, sondern auch um junge Talente für unser Medium zu begeistern. Denn ohne Entertainer kein Entertainment.“

(Tim Torno, Programmdirektor ENERGY Berlin & Deutschland)


Martin Deitenbeck rund200„Aus meiner Sicht wird die Digitalisierung den Hörfunk am Grundlegendsten beeinflussen. Ein Blick in die Nachbarländer zeigt, dass die Digitalisierung für die Gattung eine große Chance sein kann, wenn sich die Akteure auf ein gemeinsames Vorgehen verständigen können. Leider ist dies in Deutschland immer noch nicht der Fall.“  

(Martin Deitenbeck, Geschäftsführer SLM)

 


Lars Peters rund200„Automatisierung und Daten. Diese Mega-Trends machen auch um die Radio-Vermarktung keinen Bogen. Während die ersten Schritte bei der Automatisierung der Buchung und Abwicklung bereits getätigt worden sind, bleibt für das analoge Radio die Nutzung von Daten zur besseren Zielgruppenansprache aufgrund der Verbreitungsart begrenzt. Im Internet übertragene Radio-Angebote haben hier viel mehr Möglichkeiten, wobei wir hier trotzdem immer noch ziemlich am Anfang stehen.“  

(Dr. Lars Peters, Peters Media Consulting)


Joerg Sunnus rund200„Die Digitalisierung erfasst immer größere Bereiche der Mediennutzung und somit auch der Audiowelt. Webstreams von Radioangeboten verzeichnen insbesondere in den werberelevanten Zielegruppen kontinuierliche Steigerungsraten, die Radionutzung über das Internet ist längst Teil des Alltags vieler Radiohörer. Der dadurch ermöglichte Wettbewerbseintritt neuer Radioangebote und die Aktivitäten von Streamingdiensten in Richtung einer radionahen Portfolioerweiterung erhöhen die Wahrscheinlichkeit der weiteren Fragmentierung der Hörerschaften. Diese Konstellation wird für viele Radioanbieter inhaltliche und wirtschaftliche Herausforderungen darstellen. Es ist zu erwarten, dass die Einführung von 5G diese Prozesse noch einmal deutlich forciert.“

(Jörg Sunnus, Teamleiter Media & Communication, IFAK Institut Markt- und Sozialforschung)

 

Weiterführende Informationen
MEDIENTAGE MÜNCHEN 2017

XPLR: MEDIA Radio-Report