NRW: Zweiter Lokalsender für Düsseldorf?

LFM frequenzen big

Beim Ortsverein Düsseldorf des Deutschen Journalistenverbandes (DJV) glaubte man zunächst an einen Aprilscherz. Was da am 1. April der Faxer ausspuckte, las sich erst mal wie tagesbezogene Satire. Da wurde zur Gründungsversammlung für eine Veranstaltergemeinschaft (VG) eines zweiten Düsseldorfer Lokalsenders eingeladen. Junge Medienunternehmer aus der Region der NRW-Landeshauptstadt hatten offenbar das Frequenzgutachten der Medienanstalt LfM genau gelesen und entdeckt, dass da mit Blick auf eine zukünftige landesweite Ballungsraum-Radiokette eine Frequenz aus der Schublade geholt worden war, die für den Düsseldorfer Raum vorgesehen ist.

Frequenztechnisch hat das Vorhaben also schon einen realen Hintergrund. Aber ohne das berüchtigte Zweisäulenmodell als rechtlich verpflichtende Grundlage eines NRW-Lokalsenders geht es dann doch nicht. Deshalb gingen denn auch Einladungen heraus an die sog. gesellschaftlich relevanten Kräfte der Region, die sich in der besagten VG zusammenfinden müssen.

Und so ergab es sich, dass beim ersten Treffen dieser möglichen neuen VG auch Vertreter der Veranstaltergemeinschaft auftauchten, die den bisherigen Lokalsender „Antenne Düsseldorf“ betreibt. Da das Gesetz bindend vorschreibt, dass der Gründungsinitiative auch Vertreter der lokalen Zeitungsverleger anzugehören haben, war natürlich auch die mögliche Konkurrenz gleich mit von der Partie. Und die hätten sofort erhebliche Bedenken geäussert, berichtet der Emissär des Deutschen Journalistenverbandes, Andreas Vollmert. Wo wäre der Mehrwert eines solchen Senders? Die Verlagsgruppe der „Rheinischen Post“ habe gar ins Feld geführt, der Düsseldorfer Markt würde einen zweiten Sender vom Werbeaufkommen her gar nicht tragen.

Nun streben die Initiatioren des Projekts offenbar auch nicht an, mit den lokalen Verlags-Mogulen zusammen eine dem Mediengesetz nach erforderliche Betriebsgesellschaft zu gründen. Denn in einer weiteren Sitzung der Senderpioniere wurde die rheinland-pfälzische „Radio Group“ als möglicher Investor präsentiert. Ein bisher fehlendes Programmkonzept wurde erst von dieser Seite eingeführt. Ein innovatives Format sei aber dabei nicht erkennbar gewesen, so DJV-Vertreter Vollmert. „Das las sich sehr beliebig. Das war von allem etwas drin, etwas für Jüngere, etwas für Ältere. Das war wohl das Radiogroup-Konzept – etwas auf Düsseldorf umgeschrieben“, vermutet der Journalistenvertreter.

Rechtliche Bedenken, wonach das Gesetz keinen zweiten Lokalsender zulasse, seien hinweggefegt worden. Da gebe es Lücken im Paragraphenwerk. Möglicherweise sei auch ein reines Stadtradio nicht unbedingt vorgesehen, so Vollmert weiter. Eventuell unter Nutzung einer zweiten Frequenz am Standort Mülheim könne gar ein Regionalradio dabei herauskommen.

Die von den Initiatoren beschworene Vorrangigkeit eines Lokalsenders bei der Frequenzvergabe gegenüber der künftigen landesweiten Kette, zieht Vollmert in Zweifel. „Da hatte sich einer von der LfM verplappert: Die Präferenzen der Landesanstalt für ein Nutzungskonzept der neuen Frequenzen gehen jetzt schon eindeutig hin zu einer landesweiten Jugendwelle“. Deshalb übe man seitens des DJV im HInblick auf das Düsseldorfer Lokalprojekt erstmal zurückhaltende Neutralität.

Nun wartet man in Düsseldorf auf den Nikolaus. Am 6. Dezember soll die nächste Sitzung des Initiativ-Gremiums statffinden.

Links
Neue UKW-Kette in NRW: Doch mehr als sieben Frequenzen
Neue NRW-Kette: Doch noch mehr Frequenzen?
Neue UKW-Frequenzen in NRW: Anhörung geplant
LfM eröffnet Konsultationsprozess
„Neue Optionen für private Anbieter denkbar“
NRW: Frequenz-Bescherung im November?