Barbara Schöneberger im Interview: „Radio ist für mich ein ganz tief verankertes Zu-Hause-Gefühl“

BARBARADIO Waffel Credit Yves Sucksdorff bigSie ist Deutschlands beliebteste Moderatorin, hat kürzlich ihr viertes Musikalbum veröffentlicht, geht 2019 auf Tournee und gibt jeden Monat eine neue Ausgabe ihrer Zeitschrift „BARBARA“ heraus – und jetzt macht sie auch Radio. Seit 24. Oktober ist Barbara Schöneberger mit barba radio als Internetangebot auf Sendung! Mit dem Radiounternehmen REGIOCAST als Kooperationspartner ist die Entertainerin nun unter die Radiomacher gegangen und komplettiert damit einen in Deutschland sicher einzigartigen Medienverbund. Das Ganze findet auf einer digitalen Plattform statt und ist unter barbaradio.de empfangbar. Hinzu kommt eine eigene barba radio-App sowie ein Skill für Amazon Smart Speaker. 

An der inhaltlichen Gestaltung von barba radio, das täglich rund um die Uhr ausgestrahlt wird, ist Barbara Schöneberger maßgeblich beteiligt. Sie nimmt redaktionell Einfluss und moderiert weite Strecken des Programms. Der Hörfunksender fängt da an, wo Fernsehen und Zeitschrift aufhören. Es geht, laut Angaben ihrer Agentur, „um Musik, die das Leben ‚schöneberger‘ macht. Um ein Lebensgefühl, das von Humor und Entspanntheit geprägt ist. Um emotionale Tagesbegleitung und um direkte Interaktion.“ Barbara Schöneberger ist im neuen Audioangebot nahbar und direkt erreichbar wie in kaum einem anderen Medium. Für HörerInnen ebenso wie für prominente Gäste.


Vier Wochen nach Sendestart sprach RADIOSZENE Mitarbeiter Michael Schmich mit dem Multi-Tasking-Talent über Programminhalte und ersten Reaktionen auf barba radio.

Barbara Schoeneberger macht barbaradio (Bild: ©REGIOCAST)
Barbara Schoeneberger macht barbaradio (Bild: ©REGIOCAST)

RADIOSZENE: Vor 10 Jahren hieß es über Sie – passend zum Titel des ersten Albums – „Jetzt singt sie auch noch“. 2018 lautet die Schlagzeile „Jetzt macht sie auch noch Radio“.  Dazwischen haben Sie ein vielbeachtetes eigenes Printmagazin auf den Markt gebracht. Und im TV sind weiter sehr aktiv präsent … Wie viele Stunden hat bei dieser Vollauslastung Ihr Arbeitstag? Sie müssen über ein sehr ausgeklügeltes Zeitmanagement verfügen …

Barbara Schöneberger: Ich glaube ja, dass es immer nach mehr klingt als es tatsächlich ist in meinem Leben. Denn es ist alles sehr gut ausgeklügelt. Ich versuche immer in meinen Arbeitstag ganz viel reinzupacken und möglichst bis 15 Uhr fertig zu sein, damit ich danach frei habe für die Familie. Das funktioniert meistens relativ gut. Ich achte bei allen Projekten schon bei den Absprachen und Verträgen darauf, dass – wenn möglich – alles in Berlin gemacht wird – jedes Foto, jede Promotion, jedes Interview, alles was wir im Radio machen, Termine mit Kunden. Fast alles davon kann in Berlin gemacht werden und deshalb klappt das auch ganz gut.

RADIOSZENE: barba radio ist seit Ende Oktober on air. Erläutern Sie uns Ihre Intention Radio zu machen – ein Medium, das von vielen als altbackenes Auslaufmodell gesehen wird …

Barbara Schöneberger: Wer die Zahlen kennt, der weiß, dass Radio überhaupt kein Auslaufmodell ist, sondern eben aktueller denn je. Radio hat eben die Möglichkeiten, auf alle Digitalisierungsprozesse schnell zu reagieren. Und das machen wir ja auch. Wir sind im Internet. Und ich freue mich, dass ich hier einen weiteren Kanal habe, wo ich mich ungebremst und ohne Chef verbreiten kann. Wir machen hier mit dem Team der REGIOCAST echtes Work in Progress. Wir haben jetzt angefangen mit einem großartigen Musikprogramm, mit lustigen Rubriken und mit einem großen Interview, das dann auch am Stück am Samstag und Sonntag gehört werden kann. Alles in allem entsteht so ein unterhaltsamer Tag, den man mit uns verbringen kann. Aber ich arbeite daran, es so weiter zu entwickeln, dass irgendwann gar kein Platz mehr für Musik ist, sondern nur noch ich den ganzen Tag rede – noch bin ich aber die einzige, die von dieser Idee überzeugt ist.

RADIOSZENE: Über welche redaktionellen Inhalte dürfen sich die Hörer freuen?

Barbara Schöneberger: Wir haben viele abwechslungsreiche redaktionelle Rubriken, die sich durch das Tagesprogramm ziehen und auch tagesaktuell mit der Interaktion der Nutzer erstellt werden. Ich finde gerade diesen Austausch toll, da ich immer ganz gespannt bin, die Meinung und Wünsche meiner HörerInnen zu erfahren und diese dann mit meiner eigenen Meinung zu vergleichen. Radio ist ja ein sehr direktes Medium und da geht das ganz einfach. Daneben haben wir aktuell zwei Leuchtturm-Sendungen am Wochenende, die aus dem klassischen barba radio-Format ein bisschen ausbrechen: Einmal liegt der Fokus auf Musik und die zweite Rubrik ist ein intensives Interview mit wechselnden Gästen aus Kultur, Medien, Sport usw., bei dem ich die Gäste mit selbstgebackenen Waffeln besteche, damit sie sich öffnen.

 

„Unsere Zielgruppe sind Menschen, die nicht alles so ernst nehmen und das Leben eher positiv sehen wollen – es gibt Leute, die sagen, dass ich dieses Lebensgefühl verkörpere“

 

RADIOSZENE: Und an wen richtet sich das Programm, setzen Sie da gezielte Schwerpunkte?

Barbara Schöneberger: Unsere Zielgruppe sind Menschen, die nicht alles so ernst nehmen und das Leben eher positiv sehen wollen – es gibt Leute, die sagen, dass ich dieses Lebensgefühl verkörpere. Die entscheiden sich dann bewusst, sich von mir akustisch durch den Tag begleiten zu lassen. Und wir haben festgestellt, dass es sich dabei nicht ausschließlich um Frauen handelt. Natürlich ist meine Stimme über den Tag am meisten zu hören, aber ich lasse mich auch sehr gerne von tollen Kollegen wie Micky Beisenherz unterstützen. Micky antwortet zum Beispiel in unserer Rubrik „Expedition ins Bierreich“ mit der ungeschminkten Haltung des smarten, witzigen, gleichberechtigten Mannes auf Fragen, die unsere Hörerinnen so interessieren.

Barbara Schöneberger (Bild: ©Yves Sucksdorff)
Barbara Schöneberger (Bild: ©Yves Sucksdorff)

RADIOSZENE: Wie stark sind Sie persönlich in die Programmarbeit eingebunden? Wie viele Mitarbeiter sind für barba radio tätig?

Barbara Schöneberger: Es gibt eine super Redaktion, die die Themen vorbereitet. Tolle Redakteure, Produzenten, Musikredakteure, Social Media Leute, Videoreporter etc. Insgesamt so viele Leute, dass ich die gerade so bei mir zuhause an den Esstisch bekomme, wenn wir mal ein Teamkochen machen. Die Redaktion plant und denkt vor. Und ich schaue dann, was ich draus mache. Kann sein, dass es dann genau so wird, wie die Redaktion es sich gedacht hat. Kann aber auch sein, dass es ganz anders wird, weil mein Gast und ich eben plötzlich über ganz andere Dinge sprechen. Dann bekommt so ein Gespräch auch mal eine tolle Wendung, die keiner voraussehen konnte. 

RADIOSZENE: Wie viele Synergien übernehmen Sie aus Ihren sonstigen Medienaktivitäten mit ins Radio?

Barbara Schöneberger: Jedes Projekt hat seine eigenen Regeln und Gesetze. Und Macher. Denn selbst wenn man ein Thema wie Weihnachten nimmt, das in jeden Medium wohl im November und Dezember auf der Tagesordnung steht – es wird mit meinen Kolleginnen der Printmagazin-Redaktion von BARBARA etwas vollkommen anderes daraus werden als mit meiner Audioredaktion von barba radio. 

RADIOSZENE: Die Musik ist sicher ein sehr maßgeblicher Teil des neuen Senders. Nach welchen Überlegungen ist das Musikformat ausgerichtet?

Barbara Schöneberger: Wir wollten etwas machen, das modern klingt, abwechslungsreich – aber eben nicht nach dem ganz klassischen privaten Formatradio. Bisschen akustischer, souliger, ja, echter sollte es sein. Und natürlich fröhlich. Alles andere passt nicht zu mir.

Barbara Schöneberger macht maedelsabend radio (Bild: ©Yves Sucksdorff)
Barbara Schöneberger macht maedelsabend radio (Bild: ©Yves Sucksdorff)

RADIOSZENE: Die HörerInnen haben die Wahl zwischen diversen kuratierten Musikstreams. Welche Angebote stehen zur Auswahl und wer stellt die Musikprogramme zusammen? Sie selbst?

Barbara Schöneberger: Wir haben uns überlegt, Musikkanäle für bestimmte Situationen am Tag oder in der Woche zu entwickeln, bei denen man sich sagt: Jetzt Musik und es wäre noch besser – oder erträglicher. Je nach Tätigkeit. Und die ersten Feedbacks zeigen, dass wir da gar nicht so falsch liegen. Viele Hörerinnen melden sich zum Beispiel zu unserem Sportkanal „Ich hasse Sport“ und sagen, dass sie echt motiviert sind, damit Sport zu machen, auch wenn sie sich nur schwer aufraffen können. Wie alles bei barba radio ist es auch beim Thema Musik immer ein Zusammenspiel zwischen der Redaktion und mir. Wir überlegen uns was zusammen, diskutieren und am Ende gibt es dann eine gemeinsame Entscheidung für oder auch gegen einen neuen Musikstream.

 

„Ich arbeite daran, das Programm so weiter zu entwickeln, dass irgendwann gar kein Platz mehr für Musik ist, sondern nur noch ich den ganzen Tag rede – noch bin ich aber die einzige, die von dieser Idee überzeugt ist“

 

RADIOSZENE: Ein Highlight ist das interaktive Musikspecial „Thema sucht Titel – Barbaras Mixtape der Woche“. Was versteckt sich dahinter?  

Barbara Schöneberger: Diese Idee hatten wir schon ganz am Anfang als wir angefangen haben barba radio zu planen, denn Interaktion mit den Hörern ist uns sehr wichtig. Gemeinsam mit den Hörern stellen wir jede Woche zu einem anderen Thema ein Mixtape in Form einer Sendung zusammen. Dabei kann es thematisch um Songs gehen bei denen man an den Ex-Partner denkt bis hin zu Liedern gegen die Herbst-Depression. Unter der Woche trudeln die Vorschläge ein, ich selbst mache auch einige. Und am Wochenende ist es dann so ein gemeinschaftliches Event, sich das auch anzuhören. Halloween zum Beispiel war eine ziemlich schräge Mischung.

Barbara Schöneberger macht knickknack radio (Bild: ©Yves Sucksdorff)
Barbara Schöneberger macht knickknack radio (Bild: ©Yves Sucksdorff)

RADIOSZENE: Apropos, welchen Stellenwert hat Musik generell für Sie? Sie haben in diesem Jahr Ihr viertes Album veröffentlicht … 

Barbara Schöneberger: Ich liebe natürlich Musik, aber nicht jede. Wenn man mal längere Zeit Songs anhören musste, die einem nicht so zusagen, weiß man es umso mehr zu schätzen, wenn die Musik gespielt wird, die zu einem passt. Und genau das versuchen wir mit barba radio. Wir versuchen, den speziellen Geschmack unserer Hörerschaft, die meist weiblich und zwischen 30 und 65 Jahren alt ist, zu treffen und sie auch mit den Moderationen, Rubriken und längeren Talkformaten direkt anzusprechen. Das Feedback zeigt uns, dass das schon ziemlich gut gelingt. Und wer weiß, vielleicht haben wir ja in einem Jahr die absolute Erfolgsformel gefunden! 

RADIOSZENE: Gibt es bereits ein erstes Feedback auf das Programm in Form von Klickzahlen oder sonstiger Hörerresonanzen?

Barbara Schöneberger: Für die Startphase, in die wir sehr bewusst ohne große Marketingaktivitäten gegangen sind, sind wir sehr zufrieden. Mit dem Feedback der HörerInnen sowieso. Meine Kolleginnen und Kollegen aus der barba radio Redaktion haben mir vermittelt, dass das Feedback was bei uns jeden Tag eintrudelt, deutlich wahrnehmbarer und positiver ausfällt, als sie es aus ihren bisherigen Radioberufen bei UKW-Radiosendern kennen. Das freut mich natürlich!

RADIOSZENE: Welche ersten persönlichen Erinnerungen haben Sie eigentlich an das Radio? Welche Sender und Moderatoren haben Sie damals beeinflusst und geprägt?

Barbara Schöneberger: Ich bin ja in Bayern aufgewachsen und habe deshalb immer Günther Jauch und Thomas Gottschalk gehört. Immer wenn ich nach Hause kam, dann lief das, um 14 Uhr. Dann habe ich das mit meiner Mutter angehört. Deshalb ist Radio für mich immer verbunden mit „Wir machen etwas zusammen in der Küche“. Meine Mutter hat dann in der Küche gewirbelt und nebenher lief das Radio – das ist übrigens bis heute noch so. Das ist also für mich ein ganz tief verankertes Zu-Hause-Gefühl.

 

„Ich entwickle mit dem Team von REGIOCAST ja keinen Radiosender, sondern eine Audioplattform. Das digitale Radioangebot ist erst der Anfang“

 

RADIOSZENE: Wie bewerben Sie barba radio in der Öffentlichkeit und wer übernimmt die Werbevermarktung?

Barbara Schöneberger: Die digitalen Radioprogramme werden von den Vertriebsteams der REGIOCAST direkt beziehungsweise mit Partnern wie der RMSi vermarktet. Die Bewerbung läuft auf allen bekannten Wegen, wie Radio, Print, Online-Marketing aber natürlich auch sehr viel PR.

Barbara Schöneberger macht Strandbar Radio (Bild: ©Yves Sucksdorff)
Barbara Schöneberger macht Strandbar Radio (Bild: ©Yves Sucksdorff)

RADIOSZENE: Wie Sie ja wissen, ist Radio ein Langstreckenlauf, es braucht Zeit und Geduld für die Etablierung eines neuen Senders – auch in der digitalen Welt. Haben Sie sich hier mit Ihrem Partner REGIOCAST ein zu erreichendes Ziel an Hörerzahlen gesteckt?

Barbara Schöneberger: Natürlich haben wir im Vorfeld Pläne gemacht. Ziemlich realistische Pläne, wie ich finde, weil wir eben nicht davon ausgehen, dass ich einmal in ein Mikrofon spreche und sofort alle Menschen in Deutschland ihr Hörverhalten ändern. Ich entwickle mit dem Team von REGIOCAST ja keinen Radiosender, sondern eine Audioplattform. Das digitale Radioangebot ist erst der Anfang, wir arbeiten parallel schon an den nächsten Produkten. Und das ist insgesamt alles sehr langfristig angelegt. Passt zu mir. Die NDR-Talkshow mache ich ja auch schon ein Weilchen.